Papier ist geduldig2

Papier ist geduldig (Teil II)

Instruiert und im Auftrag des Allwasservogtes nehmen getreue Gefolgsleute des Herzogtums die Fährte der schändlichen Anstifter auf. Keiner weiß wie lang schon die Schmäher des Herzogen Hauses und Befürworter einer nordmärkischen Praiokratie ihre sinisteren Pläne schmieden. Nur eine einzige Spur, ein kleiner Druckfehler, muss den wackeren Nordmärkern genügen um die Täter ausfindig zu machen. Werden sie neue Hinweise finden oder verfangen sie sich im Gespinst der Hintermänner?

Im Teehaus

Meinrich Meinrich war noch nie in besagtem Teehaus gewesen. Ja, er war noch nie in irgendeinem Teehaus gewesen. Aber da er die Herzogenstadt nur schlecht kannte, hatte er mangels ihm bekannte Alternative nichts zu dem Vorschlag einzuwenden. Er war verdutzt als sich der Magister vorstellte und hielt sich zurück. Warum nur stellte man ihnen einen Magier zur Seite? Er hätte vielmehr einen Geweihten des Praios erwartet. Die Kirche hatte schliesslich auch ein Interesse daran, dass der Name des Götterfürsten nicht mehr für die Rechtfertigungen des ketzerischen Blattes missbraucht wird.
Während die Gruppe von der Eilenwid herunterstieg vertiefte sich Meinrich in seinen Gedanken und liess sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen. Die Bemerkung Tsalinde von Kalterbaums hallte in seinem Gedächtnis nach: Wer hatte ein Interesse daran dieses Blatt in Umlauf zu bringen? Diese Person -oder steckten mehrere dahinter?- mussten dadurch irgendwie profitieren... 'Eindeutig wird bezweckt den Ruf der Herzogenfamilie zu schädigen. Auch der Anspruch der Famillie vom Grossen Fluss auf den Herzogenthron wird aberkannt. Glaubt etwa sonst jemand Anspruch darauf zu haben?' Meinrich wurde aus seinem Grübeln nicht schlauer, hatte er sich doch nie besonders für die Politik des Hochadels interessiert.
Als man schliesslich das Teehaus erreichte und betrat war Meinrich überrascht von den ungewohnt aromatischen Düften, die den Raum erfüllten. Auch die niederen Tischchen fielen dem Ritter merkwürdig auf. 'Da kann man ja gleich am Boden essen und trinken...' dachte er sich. Als er aber sah wie sich der Rest der Gesellschaft auf den Kissen niederliess, versuchte er es ihnen gleichzutun. Sichtbar steif liess er sich auf eines nieder, veränderte anschliessend ein halbes Dutzend Mal seine Position ehe er eine einigermassen bequeme Stellung innehatte und hörte sich mit nur einem Ohr die noch unbedeutende Plauderei zwischen seinen Begleitern an, bis man wieder auf ihren Auftrag zu sprechen kam.
Dank der frühen Stunde war noch nicht allzuviel Betrieb in dem schmucken Raum der eher kleinen Teestube. Von den dunklen Deckenbalken hingen bunte Glaslichter an kunstvoll ziselierten Metallhängern, und ein Teil der Decke war mit einem großen Tuch abgehängt, so dass man den Eindruck erhielt, sich in einem Zelt zu befinden. In einer Ecke verglühten duftende Kräuter über schwelenden Kohlen und verbreiteten einen lieblichen Geruch. Als sich die Gruppe niederlies, kam ein junger, aranisch gekleideter Mann auf die Leute zu, servierte ungefragt eine große Schale mit Lavendelgebäck und fragte nach den Wünschen, erläuterte die Tees, die heute ausgeschenkt wurden und zog sich, nachdem er die Bestellung erhalten hatte, wieder diskret zurück.

Basin Nach dem Verlassen der Burg hatte Basin schweigend gelauscht und ohne Probleme den Weg zum Teehaus wiedergefunden. Auch wenn seit seinem letzten Besuch schon diverse Monde vergangen waren, hatte sich hier überhaupt nichts geändert, selbst der Kellner war noch immer der Gleiche. Belustigt verfolgte er einige Experimente auf der Suche nach einer bequemen Sitzhaltung, während er selbst geschmeidig niedersank, das linke Bein unterschlug und das rechte so anwinkelte, dass er bequem seinen Arm darauf ablegen konnte und seine bevorzugte Bestellung aufgab. Nachdem alle Wünsche aufgenommen waren und der Bedienstete sich zurückgezogen hatte, wartete der junge Knappe noch einige Augenblicke ab und überprüfte die nähere Umgebung. Erst als er die Gruppe ungestört wähnte erhob er, mit ruhiger Stimme, das Wort. "Verzeiht das ich das Wort einfach ergreife, doch weder mein Schwertvater noch mein Vater schätzen es, wenn man etwas unnötig hinausschiebt oder um den heißen Brei redet." Kurz ließ er seinen Blick über die Gesichter der Anwesenden schweifen, prüfend wer sich an seiner Aussage stören möge. "Falls sich diesbezüglich jemand über mich beschweren möchte, so möge er oder sie dies tun. Ich bin Basin Ucuriad von Richtwald und mein Schwertvater ist Nerek von Schnakensee." Innerlich musste er in diesem Moment lachen, denn ging er doch fest davon aus, dass derartige Beschwerden seinem Schwertvater egal wären. "Magister von Grauningen, ich bin sehr erfreut darüber, dass Ihr uns zur Seite steht, ist es mir doch auf diese Weise vergönnt einen Magier einmal in Aktion zu erleben. Was unsere Jagd angeht, so hoffe ich, dass wir nach einer ersten Sondierung und anschließender Überprüfung der Lokalitäten genügend Hinweise erhalten um neue Spuren aufzutun." Alles was er im Anschluss wollte, war sein bestellter Tee und dass die Planung in Schwung käme, würde doch alles Hadern nur die Fährte abkühlen lassen.

Lukardis Lukardis kannte das Teehaus nur zu gut. Ab und an, so es seine Unterrichtsvorbereitung zulies, kam er hierher um ein wenig zu entspannen. So machte er es sich auf den Sitzkissen bequem und lehnte seinen Stab gegen eine Wand. „Nun“ wandte er sich an den jungen Knappen aus der Baronie Schnakensee, „es freut mich jemanden zu treffen, der so aufgeschlossen gegenüber der magischen Kunst ist. Allerdings werde ich Eure Erwartungen wahrscheinlich enttäuschen müssen, meine Magie ist nur in den seltensten Fällen wirklich auffällig oder spektakulär. Aber Ihr dürft mir gerne über die Schulter schauen, wenn es soweit ist.“ Der Magus lächelte vergnügt und nahm sich ein Stück des Gebäcks.

Lares Ein Teehaus, merkwürdiger Ort für weitergehende Planungen. Umso seltsamer, als dass die Gemeinschaft ihren Tisch auch noch mit einem Magier teilen sollte. War es wirklich sinnvoll, sich in einer solch ungewohnten Umgebung der Verderbnis eines Magiers auszusetzen? Konnte das nicht den Widerstand des Geistes mindern? Er beäugte den Magister skeptisch und hielt die ganze Zeit gebührenden Abstand. Aber man musste sich insoweit auch mal fügen können, nicht wahr?
Lares versuchte, sich den Weg zwischen Feste und Teehaus einzuprägen, doch er scheiterte an dem Gewirr der Gassen der großen Herzogenstadt. Umso mehr bemühte er sich, alle Eindrücke aufzusaugen, die im Teehaus selbst auf ihn warteten. Diese Pseudozeltstadt in einem Gebäude erschien ihm denklogisch absurd – warum nur sollte man ein Zelt aufspannen, wenn man ein festes Dach über dem Kopf hatte.
Er versuchte es Basin gleich zu tun, als er sich niedersinken ließ. Diese unnatürliche Sitzhaltung widersprach allen Vorstellungen von Bequemlichkeit, aber zumindest erlaubte es Stabilität trotz fehlender Lehnen. A propos Lehne. Man könnte sich doch anlehnen, dachte er und versuchte sich an einer Wand in seinem Rücken. Erfreulicherweise hatte er Sorgfalt walten lassen, denn die Wand hätte seinen doch ziemlich leichten Körper trotz allem nicht getragen. Er stand auf und beäugte die Wand skeptisch.

Raidri Während sich die Gemeinschaft mehr oder weniger geübt auf den Kissen niederließ, musste Raidri an seinen Bruder Connar denken, der als Fernhändler jedes Jahr in die tulamidischen Lande zog. 'So also schaut es dort aus', dachte er sich, während er sich im Schneidersitz die Stube genauer ansah und die Schale mit den Lavendelgebäcken an ihm vorbeigereicht wurde.
Ein weiterer Blick ging hinüber zum Magus, der einen sehr würdevollen Eindruck machte. Der Magister von der Elenviner Akademie wirkte wie jemand, der mit sich selbst im Reinen war und seine Macht und Möglichkeiten einzuschätzen wusste. Was hatte er noch von den Magiern hier gehört? Praiosgefällig sollten sie sein, sofern das einem Magier überhaupt möglich war, und dazu noch bewandert in ihrem Wissen um den menschlichen Geist und dessen Gewissen. Einmal hatte ihm einer der Händler daheim von einem Prozess in Elenvina berichtet, bei dem ein Magister durch seine bloße Anwesenheit einem der Angeklagten ein Geständnis entlockt hatte.
Etwas grübelnd darüber wandte er sich an den Magus. "Magister von Grauningen, bitte klärt mich auf, da ich von der Magie nur wenig mehr weiß als das gemeine Volk. Nach allem was ich gehört habe, müsste es reichen euch einen Verdächtigen zu bringen und ihr könntet ihm alle Antworten auch zu den bestgehüteten Geheimnissen entlocken. Dieser Weg erscheint mir aber als zu einfach, ansonsten wäret ihr ihn schon lange gegangen.
Braucht ihr für eine solche Untersuchung eine spezielle Erlaubnis oder braucht ihr handfeste Beweise um eine solche Prozedur zu rechtfertigen? Würde es euch helfen, wenn wir zunächst mit unseren Möglichkeiten alle Spuren verfolgen oder würde es euch helfen wenn wir alle Verdächtigen für eine Befragung festsetzen?
Bisher hatten wir überlegt, die drei Druckereien der Stadt getrennt und unauffällig zu begutachten und danach gemeinsam bei der Druckerei Garoschax, da sie uns als am Verdächtigsten erscheint, mit einer Befragung zu beginnen."

Loriann Den Tempel des Lichts hätte sie zwar passender gefunden, aber das Teehaus mir seinem sonderlichen Flair machte einen zumindest wesentlich gemütlicheren Eindruck, auf den ersten Blick gab es nichts gegen diese Wahl auszusetzen... und einige neue Erfahrungen oben drauf. Loriann fühlte sich wie in eine andere Welt versetzt. Sie hatte sich nach dem Vorbild der Teehaus-Kenner in der Gruppe auch mit verknoteten Beinen nieder gesetzt und war wieder einmal froh über eine bequeme Hose statt einem Rock, den man in dieser Position erst noch hätte drapieren müssen. Auf den weichen Kissen fand ihr von ungewohnt langen Ritt schmerzendes Sitzfleisch wohltuend Platz. Herrje, nie hätte sie gedacht, dass sie so aus der Übung sei, und Loriann fürchtete, dass sie Roric, ihren Begleiter, in nächster Zeit um ein paar Übungseinheiten bitten musste, um den anderen adligen Herrschaften, die sicher keine 10 Jahre hinter kahlen Burgmauern sondern im freien, echten Leben verbracht hatten, nicht nach zu stehen. Vielleicht würde sie auch mit ihm - oder der Baroness Fedora - mal einen Abstecher in das Haus der Löwin machen. Vorerst aber hatte sie ihren albernischen Begleiter unter einem Vorwand allein in die Stadt geschickt, damit er für die beiden Mädchen, die auf dem Reussenstein auf die Rückkehr ihrer beiden Firnholzer Mütter warteten, ein kleines Andenken aus der Hauptstadt besorge. Loriann hatte Roric, der während der Besprechung des Allwasservogts mit Fedoras Begleiter im Burghof bei den Pferden gewartet hatte, diese Order erteilt, noch bevor sich die Gruppe Adliger zum Teehaus aufgemacht hatte. Die Reaktionen auf ihre angeheirateten Verbindungen nach Alberia waren zwar nicht ganz so schlecht gewesen, aber den "reinblütigen" Albernier, den sie im Gefolge und auch hier in Elenvina mit dabei hatte, wollte Loriann vorerst niemandem in der Gruppe "zumuten". Jetzt, da sie so außergewöhnlich gemütlich auf dem Boden lümmeln und in lockerer Atmosphäre leckeres Gebäck schnabulieren konnte, musste sie an den treuen Freund denken. Sie würde ihm etwas von dem Gebäck mitbringen.
Zu Trinken orderte Loriann aus Unwissenheit einen ziemlich herben Kräuteraufguss, der ihr nicht schmeckte, aber indem sie etwas von dem Gebäck eintauchte, konnte man die Brühe halbwegs zu sich nehmen. Nebenbei lauschte sie den Ansprachen der anderen. Zuerst die des Knappen, wobei sie dabei lächelnd in die Runde sah, weil sie wissen wollte, wer sich an Basins direkten Worten aufrieb. 'Von Schüchternheit keine Spur...das kann Vorteil, aber auch Nachteil sein', notierte sie sich gedanklich zu dem jungen Richtwalder, dessen Art, einfach frei heraus zu sprechen, sie mutig und daher irgendwie sympathisch fand.
Die Worte des Wernhager Ritters unterstützte sie vom Grundsatz her mit einem Nicken. Wenn sie Loriann auch etwas säuerlich aufstießen, denn in der Magie gab es ja, wie allgemein bekannt war, viele Richtungen. Während die einen Bilder lebendig werden lassen konnten - wie sie am Beispiel ihrer Tochter sehen konnte -, waren andere ambitionierte Kämpfer, die auf den Feld auch ohne Klinge böse austeilen konnten. Von der finsteren Magie, mit der sich Köpfe manipulieren ließen, ganz zu schweigen. Loriann wusste nicht, ob es daher so gut war, alle Magier über den gleichen Kamm zu scheren, wie es Raidri ihrer Meinung nach, wahrscheinlich aus Unwissen, getan hatte. Es war zwar das erste Mal, dass sie einem Magus so direkt begegnete, aber konnte man doch überall hören, dass diese recht eigen und leicht zu kränken waren. 'Er trägt ein weißes Gewand, also ist er von der rechtschaffenen Sorte', ging Loriann durch den Kopf, während sie den Magister musterte, welcher unter ihnen allen saß als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Die von dem Ritter angedeutete Verhörmethode leuchtete Loriann durchaus ja ein, aber sie war nun mal eben der Meinung, dass man - in dem Falle Raidri - das nicht so hätte sagen bzw voraussetzten müssen. Zumindest nicht gar so direkt. Eine Folter konnte Loriann nicht gut heißen, ob nun magisch oder nicht, ganz klar. Für sie war allerdings im Moment eher interessanter, welche von den vielen möglichen Gaben dieser von Grauningen besaß! Ob nun später er oder jemand von den anderen adligen Herrschaften dann die Befragungen - eine ordentliche Befragung wohlbemerkt! - führen würde, müsste man sehen. Zuerst galt es abzuklopfen, ob der Magus durch Raidris Worte vielleicht nun etwas pikiert war. Sie räusperte sich und warf dann Raidri einen schnellen Blick zu, während sie dessen Worte vorsichtig, zaghaft aufgriff:
"Werter Magister, Loriann Varaldyn zu Reussenstein ist mein Name. Ich glaube, was der geschätzte Herr von Wernhag damit meinte war: über welche magischen,... hm, sagt man 'Gaben'?... verfügt ihr denn? Wir, nun ja, möchten euch nicht von vornherein unterstellen, magische Methoden fürs Verhören inne zu haben,... Mal unabhängig davon, ob wir jemanden verhören werden oder ob es nicht vielleicht erst andere Möglichkeiten gibt Dinge heraus zu finden...." Damit gab sie auch schon gleich ihre Meinung darüber in die Runde. "Ich hoffe, wir erwecken auch nicht den Eindruck, dass wir jetzt, da ihr uns zur Seite steht, uns allein auf Eure magischen Fertigkeiten stützen wollen. ... Aber na ja, seht es uns nach, wenn wir, was magische Dinge angeht, unbedarft, unwissend und daher vielleicht auch etwas, hm, voreilig sind." Gerade das letzte versah Loriann mit einem mädchenhaften Lächeln und strich sich dabei unbewusst, aber ganz passend an dieser Stelle, ein Haar aus dem Gesicht.

Lukardis Der Magister sah den Ritter von Wernhag nachdenklich an, als er über seine Antwort nachdachte. Gerade als er zu einer Erwiderung ansetzte, begann die Junkerin von Reussenstein zu sprechen. Daraufhin musste Lukardis seine Worte ein weiteres mal überdenken. Schließlich beugte er sich etwas vor und räusperte sich. „Nun, vielleicht sollte ich damit beginnen, dass ich mein Studium der arkanen Künste hier in Elenvina absolvierte. Später habe ich die Möglichkeit eines Zweitstudiums in Rommilys wahrgenommen. Derzeit lehre ich Magica clarobservantia und Magica controllaria an der Academia dominationis Elenviniensis. Meine Gaben, wenn man es so nennen mag, liegen klar in diesen beiden Bereichen.
Tatsächlich bin ich durchaus befähigt magisch gestützte Verhöre zu führen und in diesem Fall auch ausdrücklich dazu berechtigt. Allerdings wären auf diese Weise erbrachte Geständnisse vor einem Gericht nicht zulässig, was wir wiederum gerne verhindern möchten. An einer normalen, nichtmagischen Befragung werden wir hier nicht vorbeikommen, damit meine ich ausdrücklich eine normale Befragung, keine Folter. Nach der eigentlichen Befragung werde ich allerdings die Ergebnisse bei Bedarf nochmals mit Magie überprüfen.
Aber um es noch einmal klarzustellen. Magie ist kein Spielzeug, das man leichtfertig einsetzt. Sie kann ein äußerst präzises Werkzeug sein, aber auch eine grauenvolle Waffe. Je nachdem wer sie einsetzt und zu welchem Zweck. Ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und ein fester Glaube an die Zwölfgötter sind dabei unumgänglich.“
Lukardis atmete kurz durch. Auch wenn er in einem ruhigen, sanften Tonfall begonnen hatte, war er letztendlich doch merklich in den für seine Schüler reservierten Unterrichtston verfallen. Er lächelte entschuldigend seine Gesprächspartner an und fuhr dann fort,
„Ich bitte um Entschuldigung, da sind die Pferde wohl etwas mit mir durchgegangen, wie man so sagt. Meine Aufgabe wird es sein Euch und eure Mitstreiter bei dieser Queste zu unterstützen so gut es geht. Sei es mittels meiner“ – er schenkte Loriann ein Lächeln – „magischen Gaben oder aber durch guten Rat.“ Damit lehnte sich der Magister wieder etwas zurück und nahm einen Schluck seines Tees.

Loriann Unter den Erklärungen des Magisters waren einige Worte, die Loriann nicht verstand, weil sie aus der Gelehrtensprache stammten. Ein bisschen konnte sie sich zusammenreimen: Dingens Controllia hieß irgendetwas mit Kontrolle und observantia konnte mit observieren, beobachten zu tun haben - auch wenn sie keine Ahnung hatte, was er vor allem mit letzteren meinte. Der Magister legte dann ja auch offen, wie er das mit der Befragung sah. Hier horchte Loriann auf. Aber der Gelehrte schien eine ganz vernünftige Einstellung zu haben. Und das war gut.
"Euer Rat, werter Magister, ist uns immer willkommen. Bitte scheut euch nicht, uns vor... Dummheiten... zu bewahren", erwiderte sie das Lächeln mit einem eigenen und tunkte ihrerseits das Gebäck erneut in ihrer Teetasse, um sich mit der Ausführung des Magiers zufrieden zu zeigen. Sie spielte kurz mit dem Gedanken, ihn noch etwas zu fragen, etwas persönlicheres, etwas, was wahrscheinlich nur für Loriann von Interesse war, aber sie ließ es vorerst bleiben und nahm sich stattdessen vor, den Magister zu einem anderen Zeitpunkt unter weniger Zuhörern darauf anzusprechen.

Lukardis Dieser nickte ihr kurz zu und trank noch einen Schluck Tee.

Loriann "Ich würde übrigens auch gerne zur Druckerei Garoschax mitgehen. Wir haben ja schließlich etwas zum Abgleich. Oder als Druckmittel, falls man sich dort weigert oder alles abstreitet." sprach Loriann in die Runde und zog für den Moment das gefaltete Pamphlet aus der Jackentasche. "Dieses Gesangbuch, das den gleichen Druckfehler enthält, hat nicht zufällig jemand von uns im Gepäck, hm? Oder weiß jemand, wo wir es auf die Schnelle herbekommen? Als Beweis und Vergleich bräuchten wir es doch fast auch. ... Oder wie denkt ihr darüber?" stellte sie die Frage in den Raum, um nicht wieder den Magister ansprechen zu müssen. Sie hatte nämlich noch in Erinnerung, wie pikiert er Fedora auf ihre Frage nach eine Stadtplan geantwortet hatte. Notfalls müsste man sich durchfragen, wo man ein Exemplar davon kaufen konnte.

Lares „Ich kann leider nicht selbst mit einer Ausgabe des Gesangbuchs dienen, jedoch dürfte dieses Werk in der Wehrhalle zu finden sein, schließlich ist es PRAiosgefällige Literatur. Es ist nicht unüblich, die Werke zumindest kurze Zeit auszuleihen, soweit man einen adäquaten Leumund hat; alle anderen müssen sich mit dem Lesesaal begnügen.“, meinte Lares und lehnte sich gegen die Wand, die er noch vor einigen Momenten so skeptisch betrachtet hatte. „Ich meine auch, dass der Vergleich sich lohnen würde. Ich würde mich gerne bereit erklären es zu holen, wenn nicht die Gesamtheit vorhat, der Priesterschaft einen respektvollen Besuch abzustatten.
Ansonsten denke ich, wir sollten einen konkreten Plan fassen, wie wir die Druckerei untersuchen wollen. Kennt jemand möglicherweise die Örtlichkeit? Weiß irgendjemand, ob die Druckerei einen versteckten Eingang hat, womöglich einen Lieferanteneingang oder einen Keller?“

Praiobert Wieder einmal hatte sich Praiobert zurückgehalten. Er war zwar schon hin und wieder in einem Teehaus gewesen, dieses spezielle kannte er allerdings noch nicht. Er ließ die Umgebung auf sich wrken und beobachtete nebenher, wie die anderen sich damit anzufreunden versuchten.
Interessiert lauschte er dem Magier. Er fragte sich, ob dieser seine kleine Schwester wohl kannte? Aber das musste man nicht hier ausbreiten. Dafür würde sich sicherlich noch das ein oder andere Gespräch ergeben. Immerhin hatte er von Vater den Auftrag erhalten, wenn er schon in Elenvina war, gleich ein Auge auf die beiden “Mädels” zu werfen.
Bei Lares' Worten lächelte Praiobert daher erfreut.
“Also wenn ihr nichts dagegen einzuwenden habt, würde ich euch in die Wehrhalle begleiten. Meine Schwester Auriane dient dort und kann uns hier sicher weiterhelfen. Und nebenbei könnte ich dann vielleicht sogar schon herausfinden, was die Geweihtenschaft unternehmen möchte – oder es bereits tut. Meine Schwester wird mir sicher Auskunft geben können.”

Lares „Na, das bietet sich tatsächlich an – das ist ein noch besserer Kontakt, als nur meine flüchtige Bekanntschaft mit der Bibliotheksleitung, wenn ich mal wieder die Nacht in der Lesehalle verbrauchte! Wenn Eure werte Schwester tatsächlich dort dient, dann sollten wir vielleicht durch die Hintertür Geheimnisse erfahren können, die uns ansonsten nicht offen stünden. Auch die Geweihtenschaft des Lichts hat ihre Verschwiegenheitsgründe, so rein sie auch seien.“

Praiobert Praiobert lächelte leicht. “Nun, ihr habt natürlich recht: ein persönlicher Kontakt macht im Normalfall vieles einfacher. Falls man allerdings Auriane zur Verschwiegenheit verpflichtet hat, wird Sie auch mir nichts sagen.
Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, warum die Geweihtenschaft potentielle Hilfe ablehnen sollte – selbst wenn sie wie in unserem Fall eher indirekt sein wird. Letztendlich wird unsere Untersuchung schließlich auch der Kirche dienen. Jedenfalls wenn wir in der Lage sind, den Schuldigen auszumachen – wovon ich selbstverständlich ausgehe. Denn das wird diese unselige Geschichte ja hoffentlich beenden und die Wahrheit ans Licht bringen. Wie auch immer diese ausfallen mag...
- Nun, wir werden sehen, ob wir etwas erfahren oder nicht.”
Seinen Blick ließ er kurz über die anwesende Runde schweifen, um Lares dann allerdings noch einmal direkt anzusehen.
“Ich bin sicher, meine Schwester wird sich freuen, Eure Bekanntschaft zu machen.” Dann wandte er sich an die Runde. “Möchte uns noch jemand begleiten? Für diesen kleinen Botengang werden wir zwar kaum Mannschaftsstärke benötigen, aber ich möchte selbstverständlich niemanden von einem Tempelbesuch abhalten.”
Er ließ das für einen Moment im Raum stehen.
“Ansonsten würde ich vorschlagen, dass der Rest sich währenddessen schon einmal die Druckerei von außen ansieht. Hinterausgänge oder andere Fluchtwege abprüft und vielleicht kann man ja auch bereits in Erfahrung bringen, wieviele Angestellte vor Ort sind.
Ich bin leider nicht im Bilde, wann in einer Druckerei die meiste Arbeit und die meiste Kundschaft ansteht. Ich würde ungern da hinein platzen, wenn viele Kunden vor Ort sind. Wir dürfen keinesfalls Unschuldige in Gefahr bringen, falls es doch eskaliert.
Falls sich also jemand bereits mit dieser Materie befasst hat: Nur heraus damit! Ich befürchte, da muss ich passen. Im Zweifel müsste man auch das noch in Erfahrung bringen.”

Traviard Traviard war der Gruppe schweigend ins Teehaus gefolgt. Wie es schon in der Schreibstube des Allwasservogts begonnen hatte, bestimmten nun also wieder lange Reden die Tagesordnung.
Seine Gedanken begannen langsam abzuschweifen und er spielte ernsthaft mit dem Gedanken, einfach aufzustehen, die beiden eifrigen Knappen mitzunehmen und bei der Druckerei an die Tür zu klopfen.
Andererseits würde er damit den redebedürftigeren Zeitgenossen in der Runde wohl ordentlich auf die Füße treten, und so verwarf er den Gedanken wieder. Zumal der Magier, den der Allwasservogt ihnen mitgesandt hatte, keine Anstalten zu machen schien, ein rascheres Vorgehen gutzuheißen. Und Traviard hätte nichts ferner gelegen, als in irgendeiner Form gegen die Interessen seines Auftraggebers oder eines seiner Gesandten zu agieren.
Also trank er mit einem leisen Seufzen von seinem Tee und lauschte mit einem Ohr den Ausführungen und Plänen seiner Mitstreiter. Wie sehr sehnte er sich zurück in die Traviamark, Seite an Seite mit seinen Ordensbrüdern. Blicke hatten gereicht, um sich mit ihnen zu verständigen und stets hatte jeder gewusst, was zu tun war. Das waren Zeiten gewesen...
Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als Praiobert endlich ebenfalls tatendurstig zu werden schien. Mit einem Lächeln räusperte er sich. „Nun, wenn dann alles geklärt ist... machen wir uns auf den Weg.“

Loriann "Einverstanden. Treffen wir uns anschließend wieder hier? Zum Austausch?"
Das war mehr eine Feststellung als eine Frage und ging mit der allgemeinen Aufbruchsstimmung sowie auch der Geste einher, mit der Loriann ihre Teetasse von sich wegstellte, abmarschbereit. Selbige enthielt noch einen 'Anstandsrest'. Mittlerweile abgekühlt und umso bitterer brachte sie kein Tröpfchen mehr davon hinunter. Loriann wunderte sich ein wenig über sich selbst. Es war sonst nicht ihre Art, mit den Allerersten vor zu preschen und eine Sache so voran zu treiben. Aber sie spürte den Tatendrang ihrer Mitstreiter, von dem sie sich wehrlos anstecken ließ...ging es doch hier für sie persönlich um etwas mehr als nur die Erledigung einer Aufgabe. Sie wollte, nein, musste sich beweisen und zeigen, dass sie es wert war, dass man ihr von den oberen Stellen hinab Vertrauen schenkte. Und das erforderte nun mal Initiative. Das war ihr klar. Gemütlich im Teehaus die Seele baumeln lassen, ja, dafür würde immer noch Zeit sein, wenn sie schon ein paar mehr Erkenntnisse hätten. Die mussten aber erst einmal erarbeitet werden und wer wusste schon, ob dies so einfach wäre, dass sie nun schon Zeit vertrödeln durften. Daher beugte sich Loriann nach einem kurzen, verbindenden Blick zur Firnholzer Baroness Fedora aufbruchbereit mit dem Oberkörper vor und warf neben ihrem Pferdeschwanz über den Rücken auch ein aufforderndes Lächeln in die Runde.
"Dann trinkt aus und lasst uns gehn. Wir haben doch einiges vor."
Loriann hatte zwar ein 'Dann trinkt aus FREUNDE' auf den Lippen gehabt, aber erst einmal darauf verzichtet. Wenn sich alle hier ein bisschen besser kennengelernt hatten, bestand ja immer noch die Möglichkeit dazu, sagte sie sich, wobei ihr dazu auch ein Gedanke kam, den sie dann einfach mal hinterher warf:
"...Ähm, übrigens, weil mir der Gedanke gerade so kommt: ...wollen wir uns vielleicht bei unseren Namen nennen? Also ich will niemanden hier in der Runde brüskieren und wer es nicht möchte, der soll sich bitte nicht gezwungen fühlen! Ich fände es nur irgendwie, hm, praktischer, schöner, wenn wir die trockenen Förmlichkeiten bei unserer Zusammenarbeit mal hinten angestellt lassen und uns mit unseren Vornamen ansprechen. Wir sind schließlich, wie es aussieht, zumindest nahezu alle...?..."
Loriann warf allen nacheinander einen Blick zu, auch den beiden Knappen und dem Magister. Zuletzt ihrer Freundin, der Baroness.
"...von gleichem Stand. Mit Ausnahme von euch, Fedora. - Naja. Es ist, wie gesagt, nur ein Vorschlag..."
'Hm Loriann, entweder machst du dir nach der Beichte zu deinem Familiennamen jetzt restlos Feinde,... oder eine Handvoll Freunde. Wobei davon ein paar schön wären, viele hast du hier ja noch nicht ' dachte sie sich, und ging sogleich mit offenem Herzen und gutem Beispiel voran, um das eventuelle Eis zu brechen, das nun vielleicht die eine oder andere überraschte Zunge lähmte.
"Ihr dürft mich gerne Loriann nennen. Wir verbringen schließlich intensiv Zeit miteinander. Ich werde jedenfalls nicht darauf bestehen, 'Euer Wohlgeboren Varaldyn' genannt zu werden."
Dabei schmunzelte die Firnholzer Junkerin vom Reussenstein und sah ihrer Mutter darin unheimlich ähnlich.

Basin In seiner provokativ entspannten Sitzhaltung und genüsslich von seinem Tee trinkend war er ein wenig enttäuscht. Zum einen würde beim Wirken des Magiers das erhoffte Spektakel ausbleiben, aber dennoch war er diesbezüglich gespannt. Zum anderen hatte sich trotz seines mutwilligen Affronts niemand dazu hinreißen lassen einmal etwas Leben, etwas Leidenschaft zu zeigen. Was die Idee mit den Erkundigungen bei der Geweihtenschaft des Götterfürsten anging, war er nicht abgeneigt, bezweifelte allerdings dessen Nutzen. Was sollten sie noch erfahren was der Allwasservogt nicht erfahren hätte? Und wieso hätte dieser ihnen eventuelle Erkenntnisse vorenthalten sollen?
Als Lorianns Blick, nach ihrem Vorschlag, durch die Runde schwenkte lächelte er ihr mit einem Nicken freundlich zu. Doch als sich dann, Phex seis gedankt, endlich Aufbruchstimmung einstellte und die Anderen sich langsam erhoben. Stellte er seine Tasse, mit Resten eines trüben Bodensatzes, wieder auf das niedrige Tischchen und legte seine Bezahlung auf den Rand der Untertasse. Dann ergriff sein Schwert und erhob sich in einer fließenden Bewegung, gürtete die Waffe und zog die Kleidung wieder glatt.
Mit ruhiger Stimme sagte er dann an Traviard gewandt: „Noch immer würde ich Euch gern zur Druckerei Garoschax begleiten und würde mich über einen baldigen Aufbruch sehr freuen.“ In Richtung Loriann sagte er dann etwas leiser: „Es wäre mir eine Ehre Wohlgeboren, … äh, Loriann, sind wir doch auch entfernt Nachbarn. Nennt mich also bitte Basin.“ Und deutete dabei eine Verbeugung an.

Fedora „Also gut, wer würde mich denn zum Hause Geissler begleiten, damit wir auch dort einmal sehen, wie die Durckerzeugnisse aussehen, und ggf. einige Exemplare mitnehmen, zum späteren Vergleich... „ sie schaute erwartungsvoll in die Runde...
„Und jemand müsste auch zum Hause Beyerle gehen, wer kümmert sich darum? - Teilen wir uns doch schnell auf, je eher sind wir mit Ergebnissen zurück.“
Auch Fedora stand auf, stellte ihren Mokka beiseite und schob sich das letzte Krümelchen Gebäck in den Mund. Sie faltete den Stadtplan auseinander, suchte den Punkt mit der Druckerei Geissler, und als sie soweit war, fragte sie: „Also- wer begleitet mich?“

Tsalinde Ein bisschen betrübt nahm Tsalinde die allgemeine Aufbruchsstimmung zur Kenntnis. Sie liebte dieses Teehaus und war während ihrer Zeit in der Rechtsschule regelmäßig hier zu Gast gewesen. Mit einem kleinen Seufzer stellte sie die leere Tasse ab und richtete sich an Praiobert und Lares. „Ich würde euch gerne begleiten, vielleicht könnten wir im Anschluss an unseren Besuch in den Wehrhallen auch die Rechtsschule besuchen. Dort gibt es jemanden, der stets ein Ohr am Puls dieser Stadt hat. Vielleicht kann er uns von Dingen berichten, die in Kreisen des Adels nicht bekannt sind.“ An alle anderen fügte sie hinzu: „Der Tag ist noch jung und ich denke es wäre nicht logisch sich in all zu viele Gruppen zu teilen. Was haltet ihr davon, wenn die eine Gruppe sich die Druckereien ansieht während die andere Nachforschungen anderer Art betreibt. Alles natürlich mit höchst möglicher Diskretion. Wir könnten uns zum Sonnenuntergang wieder hier treffen und dann sehen, was wir erreicht haben und was eventuell für den oder die nächsten Tage noch bleibt. Bei aller Eile die geboten ist, denke ich dass es sinnvoll ist, wenn möglichst viele Augen und Ohren zusammen bleiben, damit uns keine Hinweise entgehen.“

Lukardis Ein wenig mühsam stemmte sich Lukardis von seinem Sitzplatz hoch. Seufzend fegte er mit seiner Linken ein paar verirrte Krümmel von seiner Robe, dann richtete er seinen Blick auf Tsalinde. „Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass wir zusammenbleiben sollten. Wir wissen nichts über unsere Kontrahenten, also auch nicht welche Gefahr sie darstellen oder über welche Mittel sie gebieten.“ Lukardis lies seinen Blick über die versammelten Adligen schweifen. „Zwei Gruppen sind meiner Meinung nach das Äußerste und der Vorschlag eine Gruppe zur Druckerei und eine zur Wehrhalle zu schicken erscheint mir gut. Tsalinde, wenn ich Euch so nennen darf, sagt, wer ist euer Kontakt in der Rechtsschule?“ Die letzten Worte waren wieder direkt an Tsalinde gerichtet worden.

Tsalinde „Werter Magister, es wäre mir eine Ehre wenn ihr und alle anderen in dieser Gruppe mich Tsalinde nennt.“ Sie griff in ihren Geldbeutel und legte einige Münzen neben ihre Teetasse. „Mein Kontakt heißt Tolpan. Er ist, so zu sagen, die Seele der Rechtsschule, kümmert sich um alle einfachen handwerklichen Tätigkeiten und hat immer ein Ohr für verzweifelte Schüler.“ Sie lächelte bei der Erinnerung an den alten Mann, mit dem sie so viele, philosophische Zwiegespräche geführt hatte. „Ich bin sicher, er wird uns helfen, wenn es in seiner Macht liegt.“

Lukardis Der Magister verneigte sich vor der Edlen. „Habt Dank, Tsalinde.“ Er sah auf und machte eine einladende Geste, welche alle Anwesenden einschloss. „Wenn ihr mögt, könnt ihr mich gerne mit Lukardis ansprechen.“ Die Worte wurden von einem breiten Lächeln begleitet. „Diesen Tolpan würde ich gerne kennenlernen. Wenn niemand Einwände erhebt, schließe ich mich der Gruppe an, die sowohl die Wehrhalle als auch die Rechtsschule besucht.“

Raidri Nachdem die Runde mit dem heißen Tee das Eis gebrochen und man sich erneut vorgestellt hatte, wurden die Teetassen abgestellt und die Gewänder zum Aufbruch gerichtet. Die beiden Gruppen, die getrennt auf Erkundung zum Druckhaus und zur Wehrhalle gehen wollten, versammelten sich vor dem Teehaus.
Nach einigem Überlegen schloss sich Raidri der Gruppe an, die die Wehrhalle besuchen wollte. "Verzeiht meine Neugier, aber ich werde euch ebenfalls begleiten. Bisher hatte ich keine Gelegenheit, diese Einrichtungen hier in der Stadt zu besuchen und möchte mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen."

Basin „Dann hoffe ich, dass unsere Suche von PRAios beschienen wird und es uns somit glückt die Hintermänner aus den Schatten hinaus unter das rechtschaffende Antlitz des Herren PRAios zu befördern." An das Grüppchen mit dem er gemeinsam die Druckereien aussuchen wollte gewandt, fügte er hinzu: "Sofern niemand etwas dagegen hat, würde ich mich anbieten, uns schnellen und sicheren Fußes zu den Druckereien zu bringen. Auch wenn meine Zeit hier nur wenige Monde andauerte, sollten mir die Wege wohl vertraut sein."
Ein junger Mann hielt zielstrebig auf die Gruppe zu. Schwer atmend kam er vor den Adligen zum stehen. "Verzeiht, Hohe Herrschaften, ich habe eine wichtige Botschaft für Seine Wohlgeboren, den Ritter von Kropfenhold." Meinrich trat einen Schritt nach vorne. "Ich bin Meinrich von Kropfenhold." Der Bote verbeugte sich abermals und überreichte die Nachricht an den Ritter. Dieser besah sich kurz das Siegel, brach es dann und las die kurze Botschaft. Der Ritter wandte sich seinen Gefährten zu. "Entschuldigt, aber ich muss mich sofort um diese Sache kümmern." Dabei hob er kurz den Zettel hoch. "So die Zwölfe es fügen, werde ich später wieder zu euch stoßen." Damit wandte er sich ab und folgte dem Boten durch die Gasse.

Die Druckerei Garoschax

Die Druckerei Garoschax und Tochter war ein kleines, weißgekalktes Fachwerkhaus in der Karrengasse, unweit der Herzogenpromenade im Handwerkerviertel, das sich zwischen der Wehrhalle, Herzogenpromenade und Kaiserallee erstreckte. Die Karrengasse lag zwei Häuserzeilen abseits der Allee, war jedoch fein säuberlich gepflastert, die Unratsrinnen waren gefegt und der Putz der schmucken Fachwerkhäuschen, die sich über einem massiven Bruchsteinsockel wie Spielzeuge rechts und links der Straße aufreihten und ihre Giebelseiten zur Straße streckten, leuchtete in der Sonne.
Über dem Eingang der Druckerei baumelte ein kunstfertig gearbeitetes schmiedeeisernes Schild, dass eine neumodische mechanische Druckpresse zeigte und mit geschlagenem Blattgold und geschwärztem Metall geziert war. Die dunkelbraun gestrichenen Fensterläden waren ordentlich aufgeklappt und aus dem Gebäude drangen laute, zankende Stimmen.

Basin Endlich kamen sie zu etwas und all dieses vermeidliche Planen und Taktieren fand ein Ende. Zugegeben Basin zog dieses Vorgehen in der Regel vor, doch gab es bisher einfach noch nichts was es rechtfertigen würde. Da ein Streit aus der Druckerei zu hören war, erwachte zudem seine Neugier und förderte ein erhitztes Gemüt nicht unbedachte Äußerungen?
"Wollen wir erst noch nach weiteren Zugängen schauen?" frage er dann etwas unschlüssig in die Runde, ehe er nachsetzte. "Sonst würde ich vorschlagen, lassen wir uns als möglicher Kunde erst einmal durch die Druckerei führen, um so Einblick zu erhalten, ohne dass gegen uns Position bezogen wird. Sollte sich der Verdacht nicht erhärten, würden wir auch keinen Schaden anrichten. Generell sollten wir möglichst wenig Staub aufwirbeln, nicht das unsere Beute noch scheu gemacht wird."
Unwillkürlich hatte er während er selbst noch redete die Ohren gespitzt, in der leisen Hoffnung etwas aufschnappen zu können. Auch wusste er, dass sein erneutes Vorpreschen ihn ungestüm oder gar respektlos erscheinen lassen könnte, aber es half nichts. Er wollte eine Fährte, etwas mit dem sie planen konnten.

Fedora "Wie wäre es, wenn Loriann und ich uns einmal hinterm Haus umsehen, und schauen, ob es weitere Ausgänge gibt. - Ich würde vorschlagen, während ihr auf unsere Rückkehr wartet, ein wenig auf die Geräusche von drinnen zu lauschen, manchmal verrät ein solch leidenschaftlich geführtes Streitgespräch dem aufmerksamen Zuhörer mehr, als die Informationen, die man dem eintretenden Kunden anträgt, meint ihr nicht?" dann sah sie mit dem von ihr gemachten Vorschlag zu Loriann und sagte: "Geht ihr in die eine Richtung, ich gehe hier herum, und wir treffen uns hinten wieder, sollte ja nicht allzu lange dauern."

Traviard Traviard schenkte Fedora ein kurzes Kopfnicken. "Eine gute Idee. Verschaffen wir uns einen Überblick über die Örtlichkeiten." Mit einem Schmunzeln nickte er Basin zu. "Da Ihr es ja anscheinend kaum erwarten könnt, bester Basin... warum geht ihr nicht ein wenig näher heran, während ich hier die Lage im Auge behalte?" Mit diesen Worten lehnte er sich an die Wand des Hauses gegenüber, holte einen Apfel aus einem ledernen Beutel an seinem Gürtel hervor und begann, vom Geschehen in der Gasse anscheinend vollkommen unbeeindruckt, den Apfel zu verspeisen. Seine doch recht schäbige Gänseritterrobe sorgte dafür, dass ihn wohl kein Passant als Teil der Gruppe von Adligen wahrgenommen hätte, die zudem durch den Aufbruch von Loriann und Fedora gerade um noch zwei Köpfe schrumpfte. Heimlichkeit mochte zwar den Augen Praios' nicht zwingend gefällig sein, aber Traviard war inzwischen pragmatisch genug um zwischen einer verdammenswerten Heimlichtuerei und einer notwendigen Heimlichtuerei zu unterscheiden. Er wartete gespannt darauf, ob der junge Basin etwas herausfinden würde...

Basin Da sich ihre kleine Gruppe soeben für eine erste Inspektion auflöste und er sich explizit dazu aufgefordert sah, begab sich Basin, nach einen spitzbübischen Lächeln in Richtung Traviard, außerhalb des Sichtbereichs der offenen Fensterläden, etwas näher heran. In geübt leichtfüßiger Weise eines Jägers verringerte er die Distanz bis er die lauten Stimmen eindeutig vernahm. Scheinbar hochgradig von der Machart der Fachwerkhäuser und der Kunstfertigkeit des Tors vereinnahmt, lauschte er, rein zufällig, dem Streit und hoffte inständig, dass die wenigen Brocken Rogolan die er beherrschte, nicht getestet werden würden.

„Raxaschna grom anwalosch! Noxosch mor!“ zerschmetterte eine aufgebrachte Frauenstimme seine Hoffnungen. Irgend etwas mit ‚nicht mehr’ und ‚leichtfertig’. Oder so. Eine zweite Stimme, die einem jungen Mann gehören mochte, hielt entgegen. „Aber Herrin, ich tu’ doch schon, was ich kann. Scheltet mich doch nicht so laut. Ich lauf’ ja schon.“ Die Stimmen im Haus verstummten, und nur noch leises, emsiges Klappern und Rascheln drang aus dem Fenster, nebst einem leisen brummeln. „Hätt’ sie es nicht verbummelt. Immer heißt es, ich hätte es verräumt. Dabei stimmt das doch gar nicht. Und außerdem ist es doch nicht möglich, so ein Riesending ... .“ Das unglückliche Maulen verstummte schließlich.

Loriann Loriann nickte Fedora zu, schaute auch noch kurz in die kleine Runde, ebenfalls nickend, und ging dann fort, als wäre sie eine ganz normale Passantin ohne Absichten. Das Ende der Hausfront war schnell erreicht. Nach einem aufmerksamen Blick die Straße hinab, bog sie rasch in die kleine Gasse ein, die zwischen der Druckerei und ihrem Nachbargebäude klaffte. Ein Pfad für den Weg zu Fuß oder vielleicht noch zum Bereiten, aber nicht für einen Wagen, außer, dieser wäre nur so breit wie eine Schubkarre. Eine Rinne verlief in der Mitte, das Pflaster war längst nicht mit dem vorn an der Straße zu vergleichen. Wahrscheinlich gingen hier sonst nur Einheimische entlang. Es roch auch ein wenig wie nach Abfall. Wieder einmal froh über die Hose, die sie trug, umschiffte sie mit langen Schritten ein paar dreckgefüllte Stolperfallen im Boden, in denen sich der Saum eines Kleides wohl schnell besudelt hätte. Bei einem dunklen Umhang, der sowieso nicht mehr der schönste war, machte das weniger aus. Selbigen zog sie vorsorglich zu, um als Dame von Stand nicht ganz so schnell erkannt zu werden und auch, um ihren Anderthalbhänder erst einmal darunter verschwinden zu lassen. Loriann sah sich nach Fenstern und Türen um, die von der Druckerei und dem Nachbarhaus in der kleinen Gasse mündeten. Ihr Blick schweifte auch nach oben, die Seitenwände hinauf zu den Dachgiebeln. Oftmals gab es ja Möglichkeiten, über die Dächer zu entkommen, oder sich von oben über Lastenaufzüge abzuseilen. Sogar nach kletterbaren "Tritten" in der Hauswand, wie hervorstehende Simse oder unachtsam verputztes Fachwerk hielt Loriann Ausschau. Erst recht konnte sich Loriann vorstellen, dass es Leute geben mochte, die über diesen schmalen Hohlweg einfach drüberweg sprangen. In der Not, um nicht geschnappt zu werden - warum nicht? Loriann versuchte auch zu beurteilen, ob man sich in dieser Gasse ungesehen aufhalten konnte, etwa, um Flüchtende abzufangen, auf welche Art auch immer, oder um sich in einen Hinterhalt mit schändlicherem Ziel zu legen, um sich die Flucht erst zu ermöglichen. Praiosgefällige Aufrichtigkeit hin oder her. Wenn es um den eigenen Kragen ging, konnten selbst ordentliche Personen die windigen Schatten des Fuchses bevorzugen. Die beiden Hauswände links und rechts schluckten jedenfalls einiges an Licht.

In der schmalen Seitengasse zeigte sich das Gebäude längst nicht mehr so schmuck und gepflegt. Im obersten Stockwerk bauchte sich die Gefachung aus und der abgeblätterte Putz zeigte die zutage tretenden Lehmwickel zwischen dem Fachwerk. Ein geschickter Kletterer fände hier gewiß einen Weg über die Fassade, ebenso wie zwischen den Ziegeln auf’s Dach. Ein leises Fiepen seitlich von Loriann lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein pelziges Vierbein, das sich empört pfeifend in ein Loch im Fundament der Druckerei flüchtete. Der Mief in der schmalen Zwischengasse ließ vermuten, das auch der eine oder andere Nachttopfinhalt hier sein Ziel fand. Hier ging wahrlich niemand freiwillig vorbei. Hinter dem Haus verlief eine schmale Gasse, die für einen einzelnen Karren, aber nicht für viel mehr, ausreichende Breite bot. Hier reihten sich rechts und links die Hinterfronten der Gebäude dicht an dicht, und die Keller streckten ihre Hälse in die sowieso schon schmale Gasse. Auch jeder Lieferanteneingang ging auf diesen Hinterweg hinaus. Wer hier das Haus verlassen wollte, konnte dies die allermeiste Zeit unbemerkt tun.

Loriann Ist ja praktisch, dachte sich Loriann und meinte eigentlich eher 'interessant' damit, denn sofern die Tür zum Hintereingang auch nachts unverschlossen wäre, hätte der Verfasser der Schmähschriften sich auch einfach ohne Wissen des Inhabers in der Druckerei verlustieren können. Zumindest hätte er - oder sie - nahezu unbemerkt von hier hinten das Gebäude betreten und etwaiges gedrucktem Material mit einem Wagen fortschaffen können. Loriann nahm sich vor, die anderen auf diese Wichtigkeit hinzuweisen. Und auch dass man fragen sollte, ob in letzter Zeit vielleicht sogar in der Druckerei eingebrochen worden war.
Sie sah sich in der Hinterhofgasse um und warf auch einen Blick auf die umliegenden Gebäude, bevor sie den Hintereingang zur Druckerei in Augenschein nahm - allerdings nur im Vorbeigehen, denn hinter einem der Fenster eines Nachbarhauses hatte sie einen Schatten bemerkt und das letzte, was Loriann wollte, war, dass jemand über ihre kleine Schnüffelei Bescheid wusste und deshalb vielleicht ihr Plan vereitelt wurde. Ihr reichte es vorerst aus, mehr oder weniger im Vorbeigehen zu prüfen, ob sich die Tür zum Hinterhaus öffnete, was zeigen würde, ob man hier zumindest tagsüber einfach hinaus und hinein konnte. Danach machte sie sich zügig auf, das Gebäude weiter zu umrunden, hielt aber die Augen offen. Theoretisch musste sie bald auf Fedora treffen, welche ja das Gebäude von der anderen Seite umrunden wollte.

Fedora Auch Fedora war um das Haus herumgegangen, und ähnlich wie Loriann sah sie sich gründlich um, bemerkte den Unrat in den kleinen Hintergassen, den bröckelnden Putz der Häuser, den Gestank und die Enge die hier herrschten und traf kurz vor dem Hintereingang auf Loriann. Sie nickte Loriann leicht zu, ging aber ohne großen Gruß weiter und direkt auf die Tür zu und prüfte, ob sie sich öffnen ließe. Dabei tat sie es so vorsichtig und leise wie möglich, da bekanntlich alles an so einer Tür Geräusche von sich geben konnte. Selbst Türklinken, Schlösser und Türangeln konnten sich ziemlich quietschend bemerkbar machen, daher prüfte Fedora diesen möglichen Zugang zum Haus mit äußerster Umsichtigkeit. Dazu musste sie die Tür noch nicht einmal weit öffnen, sondern nur feststellen ob es Widerstand gab und notfalls den winzigen Spalt der beim ungehinderten Öffnen entstehen würde, sofort und so leise wie möglich wieder zu schließen. Hineingehen wollte sie nicht, lediglich sehen, ob die Tür offen war oder abgeschlossen.

Mit einem entschiedenen Quietschen bewegte sich die Klinke unter Fedoras prüfendem Griff, und mit einem protestierenden Kreischen bewegte sich die Tür in den Angeln. Der Widerstand der verzogenen Tür war beträchtlich.

Loriann Bevor sie ihr Weg wieder auf die sonnenbeschienene Hauptstraße führte, hielt Loriann an und blieb in der dunklen Gasse stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite lehnte Traviard an der Hauswand. Wo der Knappe hin war konnte sie nicht sehen. Zumindest stand der Ritter drüben allein. Loriann überlegte. Eine Versammlung auf der anderen Straßenseite konnte in der Druckerei gesehen werden. Also winkte sie Traviard aus der Gasse, in der vorher Fedora verschwunden war, zu. Notfalls mit einem kurzen Pfiff zur Unterstützung. Wenn er sie bemerkte und auch verstand, trat Loriann aus dem Schummer des Hohlwegs ins Licht des regulären Verkehrswegs hinaus und ging ein paar Schritte die Straße hinunter, weg von der Druckerei, und wartete dort auf die anderen. Sie konnten sich ja schließlich nicht vor dem Gebäude beratschlagen - wie auffällig war das denn bitte.

Traviard Mit einem leisen Knirschen zerkaute Traviard das Kerngehäuse des kleinen Apfels. Lange hatte er nicht gebraucht, um das kleine, saure Ding zu verspeisen. Und da tauchte ja auch schon wieder Loriann aus der Gasse auf. Er warf einen kurzen Blick zu Basin, der am Fenster stand, versuchte, ihm ein unauffälliges Handzeichen zu geben und spazierte dann, nachdem er den Apfelstiel auf den Boden der Gasse geschnippst hatte, in die Richtung, in die Loriann gerade verschwunden war. Sie hatte entspannt ausgesehen, also war wohl alles in Ordnung, auch wenn die Baroness nicht mehr bei ihr war. Mit einem Schmunzeln schüttelte er den Kopf. Was sollte auch geschehen sein? Hier in Elenvina waren die Gefahren weniger brachial und direkt als er es gewohnt war. Hier spielte sich alles auf einer anderen Ebene ab.

Basin Nachdem das Gespräch verstummt war, hatte Basin das Gehörte immer wieder im Geiste wiederholt. Hoffte er doch, dass einer der Anderen des Rogolan mächtiger war als er. Als er Traviards Handzeichen im Augenwinkel bemerkte, zog er sich still und leise von seinem Platz zurück und folgte ihm schweigend bis zur wartenden Loriann. „Bevor wir uns beratschlagen, wie steht es Eure Rogolankenntnisse? Leider sind mir nur Teile des gehörten verständlich gewesen, bei den Lücken bedarf ich leider etwas Unterstützung.“ Kaum das er fertig geredet hatte, wiederholte er diesmal laut „Raxaschna grom anwalosch! Noxosch mor!“

Traviard Traviard runzelte die Stirn leicht und versuchte, seine wahrhaft bescheidenen Kenntnisse der zwergischen Sprache aus den hintersten Ecken seines Verstandes hervorzukramen. "Nun, es ist wirklich Rogolan, so viel kann ich Euch sagen. Wenn Ihr vielleicht noch einmal..." Er legte die Stirn in Falten und sah kurz zum Himmel empor, während er sich in den Schatten der nächsten Quergasse zurückzog. Hier sah es zumindest so aus, als könne man ungestört beratschlagen und über die Bedeutung der zwergischen Worte nachdenken, die Basin gerade erneut von sich gab.

Basin In ruhigen Worten entgegnete er Traviard: „Soweit ich es verstanden habe, soll irgendetwas nicht mehr und auch nicht leichtfertig getan werden. Doch was kann ich Euch nicht sagen. Dennoch ergeben sich möglicherweise Hinweise aus dem Gemurmel des Gehilfen. Denn etwas sehr großes wurde verlegt und besagter Gehilfe soll daran Schuld tragen. Jedoch wiederhole ich die Worte nochmals gern, könnte ihre Bedeutung doch wichtig sein.“ Nachdem er fertig gesprochen hatte, begann, wie bei einem Vers, das Gehörte erneut vorzutragen.

Traviard Traviard schüttelte mit einem leicht unwilligen Zucken seines rechten Mundwinkels den Kopf. "Nein, so leid es mir tut. Mein Zwergisch bedarf einer dringenden Auffrischung, wie mir scheint. Aber immerhin wissen wir nun, dass offenbar eine gewisse Unruhe im Hause herrscht. Wobei die Frage besteht, ob die Sache irgendetwas mit uns zu tun hat. Es wäre schon ein schöner Zufall, wenn es sich bei dem, was dieser Gehilfe verlegt haben soll, um eine größere Ladung der von uns gesuchten Pamphlete handelt."
Als er den letzten Satz begann, senkte Traviard seine Stimme so weit, dass er sich sicher sein konnte, dass außer Basin und Loriann niemand ihn verstehen würde. Nachdem er geendet hatte, strich er sich den Schnauzer glatt und blickt kurz von links nach rechts. "Wo ist eigentlich die Baroness?" brummte er mit einem fragenden Blick zu Loriann.

Loriann "Ich hab sie in der Gasse hinter der Druckerei getroffen, aber wir wollten keine Aufmerksamkeit erregen, daher sind wir nur aneinander vorbei gegangen. Vielleicht hat sich Fedora die Hintertür näher angesehen. Ich hab sie zumindest im Augenwinkel dort hin laufen sehen." antwortete Loriann, bevor sie von ihren eigenen Ergebnissen berichtete: "Die Gasse jedenfalls wäre ideal, um selbst tagsüber ungesehen durch die Hintertür ein- und awas uszugehen und um etwas herauszu...hm..bringen." Das Wort 'schmuggeln' kommt dabei nicht über ihre Lippen. "Geschweigedenn, nachts würde niemand mitbekommen, wenn jemand von hinten in die Druckerei einsteigt. Wir sollten vielleicht deswegen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Schmähschriften auch ohne Wissen des Inhabers gedruckt worden sein können. ... Hm, was jetzt diese Worte betrifft, die du gehört hast," Loriann sah Basin an und zuckte etwas hilflos mit den Schultern. "Mir wurde zwar mal ein Grundwortschatz beigebracht, weil wir im Osten uns das Koschgebirge mit vielen Angroschim teilen, aber ich gebe zu, dass ich über 10 Jahre lang kein Rogolan mehr gesprochen habe. Also mehr als du, Basin, verstehe ich auch nicht - Außerdem wär das doch schon wirklich ein komischer Zufall, das stimmt." Bei den letzten Worten schmunzelte Loriann und seufzte.

Basin Etwas unschlüssig zuckte Basin mit den Schultern, eh er sich an Loriann wandte. „Mit etwas Glück stößt die Baroness in kürze wieder zu uns und so Phex will, ist es um ihre Rogolan-Kenntnisse besser bestellt als um die unseren.“ Erst danach schaute er Traviard an um auf dessen Vermutung einzugehen. „Was Eure Vermutung angeht werter Traviard. Dem Gehörten entnehme ich das es keine Druckerzeugnisse sind derer man Verlustig gegangen ist, vielmehr würde ich annehmen das es sich direkt um Druckgerät handelt. Falls dem so wäre könnte es sein, dass gezielt Teile entwendet wurden um eine Druckerpresse zu bauen?“ Nicht sicher wie sich das Ganze entwickelte schweifte Basins Blick die Gassen entlang, hoffte er doch auf die baldige Rückkehr der Baroness.

Fedora Fedora ließ die Tür und die Türklinke augenblicklich los, als sich die ersten Geräusche hörbar machten. Sie ließ die Tür sogar den Spalt weit offen, der sich bereits sichtbar machte...
So schnell sie konnte, ließ sie Tür und Türklinke, Hintereingang und Neugier - lief sie aus der Gasse, von der Tür weg, beeilte sich in die Richtung der nächsten Hausecke zu kommen, um nicht mehr gesehen zu werden, sollte jemand innerhalb des Hauses auf die Geräusche aufmerksam geworden sein und nachschauen wollen.
So schnell es in der schmalen Gasse eben möglich war und mit dem Versuch, nicht auch noch auf irgendeinem Unrat auszugleiten, brachte sie sich um die nächste Ecke in Sicherheit. Da es in der Gasse zudem dunkel war, hoffte sie inständig, dass niemand ihren Versuch bemerkt hatte, die Tür zu überprüfen!
Als sie sicher war, dass ihr wirklich niemand folgte, oder etwas bemerkt hatte, versuchte sie ebenso schnell wie unauffällig weiter aus der Gasse auf den Hauptweg zu gelangen, und das Haus vollends zu umrunden. Vorne auf dem Hauptweg gelangte sie wieder zum Eingang zur Druckerei, sah aber niemanden ihrer Gefährten mehr!
Sicher waren sie ein Stück weiter gegangen, um ungestört zu beratschlagen. Langsam ging Fedora weiter, ganz so als wollte sie zu einem Geschäft in der Nähe, als würde sie einen Laden aufsuchen wollen, den Weg nach dem nächsten Laden absuchen oder ein bestimmtes Geschäft aufsuchen zu wollen! Tarnung in der Öffentlichkeit! So tun als ob nichts wäre... Zeitgleich legte sie sich auch notfalls im Kopf schon eine hübsche Erklärung zurecht, falls sie doch noch irgendjemand auf ihr soeben gewagtes Experiment hin ansprechen würde... Nichts passierte! Zum Glück.
Einige Schritte weiter und an der Druckerei vorbei gelangte sie zu einer weiteren Gasse, in der sie trotz des Schattens die Umrisse einer Gruppe Menschen erkennen konnte. Das mussten ihre Gefährten sein. Sie sah sich noch einmal prüfend um, ob ihr auch wirklich niemand gefolgt war, oder sie sonstwie Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte... - dann stellte sie sich zu Basin, lächelte und hörte gerade noch seine letzten Worte. Sie fragte: „Wer baut eine Druckerpresse? - Habt ihr etwas belauschen können?“

Loriann Loriann zog bei Basins Vermutung skeptisch die Augenbrauen zusammen und schüttelte sich. Zeitgleich stieß auch die vermisste Baronin wieder zur Gruppe und Loriann empfing die Freundin mit einem Lächeln und einer Erklärung:
"Da seid ihr ja, Fedora. - Nein, wir hatten gerade davon gesprochen, dass es sein KÖNNTE, dass sich jemand gewisser Dinge in der Druckerei bedient hat, um die Pamphlete anderswo zu drucken. Basin meint, etwas in der Art gehört zu haben. Hört mal, so könnte beispielsweise das mit der fehlerhaften Ligatur passiert sein, ohne dass man bei Garoschax davon weiß."
Loriann spielte darauf an, dass bisher bei der ersten Untersuchungen von Garoschax niemand wirklich verhaftet wurde. Seltsam für eine Druckerei, die sich durch einen Fehler im Druckbild so einfach identifizieren ließ.
"Ich geb zu, die Möglichkeit ist so absurd, dass sie fast schon wieder gut ist. Also, wenn dem wirklich so ist, dann ist nicht nur der Inhalt der Schmähschriften dreister als dreist, sondern auch die Art, wie sie entstanden sind, und derjenige, der dieses, hm, ich sag mal "Verbrechen" begangen hat, ist ein durchtriebener Planer. Oder total verrückt. Oder beides. ...Uh, ich glaube dann wird's noch schwerer werden als angenommen, ihn zu finden. Glaubt ihr das nicht auch? Aber Fedora, erzählt uns doch: was hat es mit der Tür auf sich?"

Fedora „Sie quietscht! Ich hab mich auf und davon gemacht, als es anfing zu quietschen. Ich glaube, sie steht jetzt einen Spalt weit offen, ich hab aber nicht reinschauen können. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob sie wirklich abgeschlossen oder verschlossen ist, aber in dem Moment als ich die ersten Geräusche vernahm, die mich leicht hätten verraten können, habe ich zugesehen, dass ich dort wegkomme.
Ich glaube nicht, dass jemand gemerkt hat, dass ich versucht habe die Tür zu öffnen, aber jeder der es versucht, insbesondere Nachts, wird durch kreischende und quietschende Geräusche verraten! Soviel ist mal sicher!“ antwortete Fedora. Tatsächlich konnte man ihr sogar hier im Schatten der kleinen Gasse ansehen, dass sie ein wenig aufatmete und leicht rot wurde, als sie sich der Haaresbreite bewusst wurde, mit der sie davongekommen war.
„Ihr meint also, jemand hat die Ligatur entwendet, die vorher hier in der Druckerei benutzt wurde, um das Liederbuch zu drucken, und nun fiele der Verdacht auf die Druckerei Garoschax, weil mit der entwendeten Ligatur die Pamphlete gedruckt wurden? -
Das wäre ja... - Dreist! Ihr sagt es. So lenkt man natürlich den Verdacht auf jemanden, der damit eigentlich gar nichts zu tun hat.
Und wenn bei der Durchsuchung der Druckerei die auffällig kaputte Ligatur fehlt! Dann ist es ja eindeutig! „Jemand hat sie verlegt“ wird wohl hier nicht der richtige Begriff sein. Aber wer könnte die Ligatur entwendet haben?“ Fedora versuchte aus all dem schlau zu werden...

Basin ‚Meine Güte meine Theorie wird allzu wahr genommen, dabei sollte erst einmal geklärt werden was dort auf Rogolan erzählt wurde!‘ Mit diesem Gedanken und einem flauen Gefühl in der Magengegend hob er die Stimme an. „Dann scheint es, dass wir die Hintertür ausschließen können. Was allerdings die Vermutung zum Bau einer Druckerpresse angeht, es ist nur eine These meinerseits. Solang keiner die von mir gehörten Worte zu übersetzten vermag.“ Kurz stoppte Basin, atmete zweimal tief durch und wiederholte ein weiteres Mal nach besten Wissen das Gehörte. Nach einem erneuten Luftholen und einem fragenden Blick zu Fedora fuhr er fort. „Bisher weiß ich nur mit Sicherheit, dass eine Zwergin einen Gehilfen bezichtigte ein ‚Riesending‘ leichtfertig verlegt zu haben. Wobei der Gehilfe dies der Schussligkeit seiner Herrin zuschrieb.“ In der Hoffnung auf bessere Vorschläge wanderte Basins Blick über seine Gefährten. „Ansonsten sollten wir uns möglicherweise einfach einmal in der Druckerei umschauen.“

Loriann Loriann machte ein nachdenkliches Gesicht und sprach eher zu sich selbst als zu ihren Mitstreitern: "Hm,... Also ausschließen würde ich eine quietschende Hintertür nicht. Nachts wenn alle schlafen, hört die ja keiner... falls sie nicht abgeschlossen wird. Aber Schlösser kann man knacken. Und wer nen Schlüssel hat kommt auch so rein... Hm..."
Ihre Worte hörten sich gerade so an, als denke du blonde Firnholzerin laut. Sie ließ dabei die Fingerknochen einen nach dem anderen mit der Kraft des Daumens der gleichen Hand knacken - etwas, was sie sich mal angewöhnt hatte und was sie immer tat, wenn sie am Nachdenken war. Sie blickte anschließend wieder aus ihren Gedanken in die Welt und ihre Mit-Rätselnden an.
"Ich glaube wir sollten in der Druckerei mal fragen, ob in letzter Zeit eingebrochen worden ist, und wenn nicht, ob sonst etwas entwendet worden ist, irgendwie, keine Ahnung, vielleicht bekommen wir so heraus, was du da gehört genau hast, Basin. Also ja, gehn wir mal n-- HE!"
Holpernd sprangen zwei Fassreifen über den unebenen Grund, fast direkt vor Basins Füße. Gefolgt wurden diese von vier Kindern, die mit langen Stecken hinterherrannten und durch gezielte Hiebe ihrer Ruten die polternden, rostigen Überbleibsel der einstigen Fracht eines Bierkutschers oder stolzen Flussseglers im Rollen hielten. Wenig scherten sich die Kinder um die Erwachsenen, außer, dass diese im Lauf ihrer Spielzeuge trödelten.

Ein Mann mittleren Alters, den die Bande fast über den Haufen gerannt hatte, stellte einen randvollen Korb mit schmutziger Wäsche ab und schimpfte hinter den ‚Gören, unverschämten!’ her. Irgendwo aus einem Haus hinter den Adligen dran das erboste Gebrüll eines Säuglings, und mit dem unmissverständlichen Klappern von Hufeisen auf Kopfsteinpflaster näherte sich ein von einem in die Jahre gekommenen Gaul gezogener Karren, der vor der Druckerei anhielt. Eine alte, gertenschlanke Frau sicherte die Bremsen, hievte sich vom Bock, band die Mähre an und öffnete die Tür zur Druckerei und beugte sich hinein. „Phex zum Gruß, allerseits! Das Papier ist da!“

Loriann Wie durch diese Abfolge an Ereignissen von Hesinde geküsst, griff Loriann nach dem zusammengefalteten Pamphlet in ihrer Jackentasche, zog es heraus und meinte: "Das Papier!! Vielleicht ist es das gleiche wie dort auf dem Wagen! Das wäre dann noch ein Beweis!"
Ohne Zeit zu verlieren machte sie sich auch schon auf, hinüber zu dem Wagen zu gehen.

Basin Erschrocken war Basin an die hinter ihm befindliche Wand gesprungen, verfluchte innerlich seine Unachtsamkeit und musste erst einmal den Schreck abschütteln. Noch während er dies tat, entfernte sich Loriann forschen Schrittes in Richtung des Wagens mit der frisch eingetroffenen Papierlieferung. 'Eventuell war es ein Zeichen der Götter, dass wir endlich in der Druckerei anfragen sollten?' dachte sich Basin und begrub die Hoffnung vorab die Bedeutung des Gehörten zu enträtseln.
Ein letztes Mal folgte sein Blick den davonrumpelnden Fässreifen und er ermahnte sich erneut zu mehr Aufmerksamkeit, eh' er zum eingetroffenen Wagen huschte und dann zu Traviard und Fedora zurückkehrte. "Ich würde vorschlagen wir folgen Loriann. Auch wenn ich nicht weiß, ob wir das Papier unterscheiden könnten oder ob es sich tatsächlich um einen Beweis handeln würde." Mit einem fast unmerklichen Schulterzucken bot er ihnen dann den Vortritt an.

Fedora Wie um Loriann zu schützen, die bereits dabei war, von dem Wachspapier eine Schicht zu entfernen, um an das eigentliche eingeschlagene Papierbündel zu gelangen, und damit das in der anderen Hand befindliche Stück Pamphlet zu vergleichen, stellte sich Fedora in den Sichtbereich zwischen Heck des Wagens und Tür der Druckerei.
Sobald jemand in der Türe erscheinen würde, um beim Abladen der schwer aussehenden Fracht zu helfen, wollte Fedora Loriann anschubsen und ihr ein Zeichen geben - ob es nun von der Lieferantin bemerkt wurde oder nicht sollte dabei keine große Rolle spielen.
Immerhin konnte Loriann auf diese Art zunächst mal das Papier vergleichen. Auch wenn Fedora nicht davon überzeugt war, dass es auffällige Merkmale enthielte, die um jeden Zweifel erhaben mit Sicherheit belegen konnten, ob es sich hierbei um das gleiche Papier handelte.
In dem Moment als die Lieferantin mit einem Helfer im Schlepptau in der Tür erschien, hustete Fedora laut und vernehmlich und tat so als würde sie glatt das Gleichgewicht verlieren um nach hinten zu fallen und dabei an Loriann anzustoßen!

Loriann Schon eine entsprechende Ansprache auf den kessen Lippen, erreichte Loriann den Wagen just, als die Fuhrfrau mit dem Gehilfen und dem ersten Paket in der Druckerei verschwand, und weil die Gelegenheit günstig war, machte sie sich erst einmal ohne Erlaubnis an einem der Pakete zu schaffen. Schnell hatte sie das Wachstuch an einer Ecke aufgeschlagen und befühlte einen der Papierbögen mit den Fingern, um es mit dem zu vergleichen, das für die Schmähschriften verwendet wurde. Etwas davon abzureißen erschien ihr zu unverschämt. Genug Nervenkitzel war diese Art der Prüfung sowieso schon. Gut, dass die anderen dabei waren.
Das Papier fühlte sich nach rauhem Bütten an – doch fest übereinandergeschlagen und selbstverständlich mehrfach verschnürt waren die Pakete. Schließlich sollten die kostbaren Bögen, vermutlich jeweils 20 Buch pro Paket, auch vor Feuchtigkeit und Schmutz aller Art gut geschützt werden. Loriann schaffte es, ihre Finger unter das dicke Wachstuch zu führen und das Papier zu ertasten, aber viel mehr blieb ihr nicht. Das Wachstuch hätte vielleicht ein schneller Schnitt mit einem scharfen Messer durchtrennt, doch ehe sie dies durchführen konnte, nahten die Schritte aus der Druckerei – die Kutscherin und kam mit dem Gehilfen und einer Angroscha mit langen, geflochtenen Zöpfen, die unter einem rot-weiß karierten Kopftuch hervorragten, wieder zurück.

Basin Eigentlich hatte er beabsichtigt sich Fedora und Loriann anzuschließen, doch als er jetzt die nahenden Schritte hörte, änderte Basin seinen Plan und bereitete sich darauf vor die dümmste Frage seines Lebens zu stellen. Mit raumgreifenden Schritten überwand er den Weg zur Tür der Druckerei und wäre beinahe, was seine Absicht war, in die Gruppe der Druckerei gerannt. Sein breites Kreuz absichtlich mitten im Blickfeld platzierend, sprudelten die Worte aus ihm heraus. „Oh, Entschuldigt. Fast wären wir ineinander gerannt! PRAios zu Gruße, ich bin auf der Suche an der Druckerei ‚Garoschax und Tochter‘, man sagte mir dort würde ich den besten Rat erhalten wenn es um Fragen rund um das gedruckte Wort ginge. Man sagte mir sie soll sich in der Nähe befinden, doch leider konnte ich sie bisher nicht ausfindig machen.“ Während er mit einer ausladenden Gestik jeden Versuch an ihm vorbei zu kommen im Keim erstickte, versuchte er nicht auf das große und äußerst deutliche Schild der Druckerei zu schauen. ‚Hoffentlich reicht den Beiden die Zeit‘ dachte er sich noch und erwartete eine Antwort.
„Angrosch und Phex zum Gruß, werter Herr.“ Die Angroschna stemmte ihre Hände in die Hüften und musterte Basin von oben nach unten und zurück. „Da seid ihr hier gerade richtig. Benötigt ihr einen Vorleser?“ Leichte Falten zeigten sich in ihren Augenwinkeln. Sie wandte den Kopf zu ihren beiden Begleitern. „Und Du, Lantfrit, halt’ keine Maulaffen feil! Ran an die Arbeit! Frau Gunelde will bald weiter!“
Nach diesem Anranzer fand sich Basin wieder im vollen Besitz der Aufmerksamkeit der jungen Dame. „Garaschka groschna Garoschax, zu euren Diensten. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

Fedora Nachdem Fedora noch kunstvoll Loriann angestoßen hatte, und dabei wirklich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, drehte sie sich weg und der Druckerei zu, und machte
ebenfalls einige Schritte vom Wagen weg auf den Eingang der Druckerei zu...
Verblüfft, wegen dem was Basin da gerade tat, konnte sie ein breites Grinsen nicht verbergen, als sie ihn die Worte aussprechen hörte: da über ihm an der Wand das große Schild mit dem Namen der Druckerei prangte...
Sie hoffte inständig, dass Loriann inzwischen ebenfalls von dem Papier auf dem Wagen abgelassen hatte! Mehr konnte auch Fedora im Moment nicht tun.

Loriann Verphext aber auch! Loriann ärgerte sich, dass erstens zu wenig Zeit war, dass sie sich das Papier richtig anschauen konnte, zweitens, dass es zu sehr verschnürt war, um es sich in der Kürze der Zeit anschauen zu können und drittens ärgerte sie sich, dass sie zu lange gezögert hatte bei der Überlegung, ob sie das kleine Eckchen, welches sie ertasten durfte, abreißen und mit sich nehmen sollte oder nicht. Sie hatte sich dagegen entschieden. Und folgte nun Fedoras Beispiel just einen Augenblick später, nachdem diese sie angerempelt hatte. Basins Wortstreich hatte Dummheit und Schläue und Loriann konnte ihn nicht ganz einschätzen. Allerdings schienen ihr auch so zwei Adlige, die direkt hinter dem Fuhrwagen hervorkamen, in den Augen der Leute aus der Druckerei recht merkwürdig. Sie suchte daher nach einer möglichst plausiblen Erklärung, die man notfalls skeptischen Fragen entgegen schmettern konnte. Auf der anderen Seite: waren sie nicht im Auftrag des Herzoghauses unterwegs? Und sollte deswegen nicht alles, was sie taten, um in dieser Sache voran zu kommen, gerechtfertigt und aller Skepsis erhaben sein? Ganz richtig. Hm, wer hatte noch gleich das Befähigungsschreiben eingesteckt? Sie selbst nicht. Zu dumm. Aber rein nach Praios' heiliger Ordnung musste doch das Wort eines Adligen, noch dazu das einer Baroness, mehr Gewicht haben als das einer Fuhrfrau oder eines Druckerei-Inhabers. Was machte sie sich also da nur für absurde, dämliche Gedanken! Schließlich hatten sie gute Gründe, dieses Papier da zu untersuchen.
Loriann ging also recht selbstbewusst um den Wagen herum und gesellte sich zu dem Knappen und der Baroness. Das Pamphlet hielt sie noch immer in der Hand, allerdings nach wie vor mit der Textseite nach innen gefaltet, damit man nicht sehen konnte, dass sie da ein verbotenes Werk bei sich führte.

Basin 'Den hab ich wohl verdient.' dachte sich Basin und ließ den Gehilfen passieren als es diesem Gewiesen wurde. "Einen Vorleser? Wo denkt Ihr hin Verehrteste?" Tatsächlich konnte manihm, mit etwas gutem Willen, anrechnen bei einem Blick in Richtung des Schildes geblendet zu werden, zumindest ein ganz klein wenig.
"Mein Name ist Basin von Richtwald und man empfahl mir Eure Druckerei ob einer ausgezeichneten Fachkenntnis und Qualität. Ich besitze ein Werk, dem leider weder Autor noch herstellender Drucker zu entnehmen ist. Doch würde ich gern den Verfasse konsultieren um mit ihm einige Punkte zu diskutieren, sofern dieser dazu gewillt wäre selbstverständlich."
Kurz stoppte er, hoffte ein wenig das endlich die anderen Aufschließen würden, war aber auch froh scheinbar nichts aus Lorianns Richtung zu hören. "So wäre es nun meine Frage, an den Sachverstand der Mitarbeiter der mir angeratenen Druckerei, ob es Möglichkeiten gibt hilfreiche Anhaltspunkte, welche möglicherweise Rückschlüsse auf den Autor zuließen, allein aus dem Werk zu erlangen?" Ein wenig Stolz auf seine äußert verklausuliert formulierte Frage und darauf den Faden nicht selbst verloren zu haben, war Basin nun gespannt auf die Antwort.
„Dann kommt mit – wir sprechen im Haus, da könnt ihr mir auch Euer Werk zeigen.“ Die junge Angroschna scheuchte den Gehilfen, der unter der Last des letzten Pakets keuchte, in die Druckerei.

Loriann In dem Moment stieß auch Loriann zu der kleinen Gruppe und stellte sich zu Basin. Sie schmunzelte bei dem Redeschwall des Knappen in sich hinein. 'Rechtsgelehrter solltest du mit diesem Zungenschlag werden. Oder Händler.'
"Garoschem Dromedna Angroscha!" Grüßte Loriann die Inhaberin ihrerseits höflich und mit freundlichem Lächeln. "Was der junge Herr hier sagen möchte und weswegen er, ich und Ihre Hochgeboren, die Baroness von Firnholz..." dabei deutete Loriann mit einer Handbewegung in Richtung Fedora, "...hier sind ist: Uns schickt Seine Exzellenz Hochwohlgeboren der Allwasservogt mit einem Anliegen, bei dem wir euer Fachwissen benötigen und etwas von eurer Zeit." Loriann deutete zu dem Wagen. "Und einen Bogen von eurem Papier dort, wenn es möglich ist. Um was es genau geht erläutern wir euch sehr gern dort, wo man sich etwas, hm, ...ruhiger?... unterhalten kann." spielte Loriann darauf an, dass sie mitten auf der Straße standen. Hier draußen wollte sie sicherlich das Pamphlet nicht zeigen, geschweige denn darüber sprechen. Da fiel ihr auch ein, dass man ja die Fuhrfrau fragen könne, ob sie auch noch die beiden anderen Druckereien der Stadt beliefert. Ach egal. Das würden sie auch sicher von Frau Garoschax persönlich erfahren können. Daher stellte Loriann diesen Gedanken hinten an und blickte der Antwort der Zwergin wohlwollend entgegen.

„Ihr seid mir herzlich in meinen emsigen Hallen willkommen.“ Lächelnd deutete die Angroschna auf den Eingang der Druckerei. „Und vom Papier verkaufe ich euch gerne, bedruckt oder blanko, ganz wie Ihr es wünscht.“ Die Augen auf die beiden Menschen gerichtet tat sie einige Schritte auf das Tor zu.

Basin Loriann hatte soeben ihren ersten Trumpf ausgespielt, jetzt galt es abzuwarten welche Reaktion auf das Schreiben selbst erfolgen würde. Basin schaute nochmals kurz über die Schulter zurück, versuchte zu erkennen ob Fedora und Traviard ihnen in die Druckerei folgten, eh er sich der Zwergin anschloss und hinein ging. Insgeheim erwartete er von einer Druckerei farbverschmierte Schürzen, hohe blanke, wie bedruckte Papierstapel, aber vor allem eine Arbeitsplatte mit vielen kleinen Kästchen für die verschiedenen Buchstaben und Gruppen zum setzten der Seiten, darunter, wie er hoffte, auch das fehlerhafte ‚sch‘ . Auf dem Weg zum 'ruhigeren Ort', wanderte sein Blick forschend umher und versuchte ein möglichst genaues Bild des Raums zu erhaschen.
Holz – in vielen Formen und Größen, das war der erste Eindruck des Raumes. Weiß gekalkte Wände, an denen sich offene Regale über einem langen Arbeitstisch spannten, der zwei Wände des Raumes begleitete, leere Setzkästen, auf den Tischen Kästchen mit verschiedenen metallenen Lettern, eine ganze Reihe Holzstangen unter der Decke, von denen Papierbögen hingen, und in der Mitte des Raumes ein hölzernes Gebilde, das Basin und Loriann entfernt an eine mittelgroße Obstpresse erinnerte – auch hier gab es eine hölzerne Vorrichtung, um das Mittelstück mit starkem Druck nach unten zu drehen, nur dass es hier vermutlich keine geschnetzelten Äpfel waren, aus denen Saft gepresst werden sollte.

Garaschka deutete auf ein leeres Stück Werkbank und schob mit dem Fuß einige dreibeinige Holzschemel herbei. "Nehmt doch Platz. Und bitte, erzählt mir genau, worum es euch zu tun ist."

Basin Etwas überrascht darüber wie hell, offen, sauber und vor allem aufgeräumt die Halle war, setzte sich Basin auf einen der angebotenen Schemel. Als auch die Anderen einen Platz gefunden hatten, begann er in einem ruhigen und sachlichen Ton zu sprechen. "Nun Meisterin Garaschka wir sind hier um bei kundigem Sachverstand Rat einzuholen. Wir besitzen ein gedrucktes Werk..." Kurz huschte sein Blick über das von Loriann gehaltenen Schmierwerk und ohne Unterbrechung fortfuhr. "… dessen Inhalt, sagen wir als Diskussionswürdig zu erachten ist. Leider waren weder der Verfasser, noch der Drucker so freundlich einen Hinweis auf ihre Person zu hinterlassen. Da es sich, wie bereits erwähnt, um ein gedrucktes Werk handelt, war es unsere Überlegung das ein Kenner des Fachs die 'Handschrift' seiner Konkurrenz möglicherweise erkennen könnte." Nach einem Augenblick des Wartens, um das Gesagte wirken zu lassen, sprach er weiter. "An diesem Punkt kommt Ihr ins Spiel. Gibt es die Möglichkeit regionale oder gar druckereispezifische Merkmale auszumachen um somit Rückschlüsse auf die Quelle des Werkes zu erhalten? Und wenn ja, welche wären dies?"
Während der ganzen Zeit waren Basins moosgrüne Augen auf sein Gegenüber gerichtet, versuchte er doch jede verräterische Regung der jungen Zwergin zu erfassen.

Die drehte einen ihre Zöpfe zwischen den Händen und betrachtete den jungen Mann und seine Begleiter aufmerksam aus leuchtenden, bernsteinfunkelnden Augen. „Um was für ein Schriftstück handelt es sich dabei? Und könnt ihr beweisen, dass Ihr wahrhaftig im Auftrage des Allwasservogtes unterwegs seid?“ Argwohn gegenüber den ihr jäh ins Haus geschneiten Menschen schlich sich dabei in ihre Stimme.

Basin Mit einem freundlichen Lächeln auf seinen schmalen Lippen, griff Basin in die Innentasche seines Umhangs und zog ein fein säuberlich gefaltetes Stück Papier hervor. ‚Zum Glück hab ich eine der von mir vorgeschlagenen Ausfertigungen eingesteckt.‘ dachte er sich, während er das Schreiben sorgfältig auffaltete und vor sich auf die Arbeitsfläche legte. Unterdessen suchte er den Blick seiner Begleiter und erhoffte ein, sein Vorgehen, bestätigendes Zeichen. „Ich hoffe hiermit kann ich Euch von der Aufrichtigkeit und Rechtmäßigkeit unserer Anfrage überzeugen. Doch bevor wir zum Werk an sich kommen, wärt Ihr so freundlich und nennt uns jene Punkte die Ihr für am geeignetes haltet.“ Das Verhalten der Zwergen weckte Basins Neugierig. War sie Nervös weil sie sich ihrer Schuld bewusst war und befürchtete Entdeckt worden zu sein. Oder war sie Nervös weil ihr plötzliches Auftauchen und übermäßige Aufmerksamkeit mehrerer Adliger Unbehagen bereiteten?

Fedora Auch Fedora war hinter Basin, Loriann und Traviard in die Druckerei eingetreten, und der Zwergin gefolgt, um auf einem der Hocker Platz zu nehmen. Sie war sich bei dem, was Basin im Moment tat nicht ganz sicher, so ganz offensichtlich von dem Pamphlet zu reden und es womöglich auch vorzeigen zu wollen, aber immerhin hatte Basin ja glücklicher Weise das Geleitschreiben von Gorfang Reto vom Großen Fluss eingesteckt, welches von dessen Sekretarius beim Hinausgehen an einige der Adeligen gegeben worden war, und deutlich gesiegelt und unterzeichnet war. Sie wartete allerdings ab, Loriann hatte das Pamphlet eben noch in der Hand gehabt, um das Papier der Druckerei zu prüfen und mit dem des „Machwerks“ zu vergleichen... Sollte sie es zu gegebener Zeit auf den Tisch legen. Derweil sah sich Fedora noch etwas in der Druckerei um...
nicht ohne weiter aufmerksam dem Gespräch zu folgen... sie hatte diese Art und Weise Anwesend zu sein, sich aber im Hintergrund zu halten, und dennoch dem Gespräch zu folgen, fast schon zur Perfektion getrieben.

„Hm ... .“ Neugierig griff sich die Angroschna nach einem Blick auf Basin das Papier, entfaltete es und klemmte sich ein Augenglas vor das rechte Auge, ehe sie die Schrift eingehend studierte.
„Es scheint in Ordnung zu sein.“ Befand sie nach geraumer Zeit. Sie schüttelte sich das Augenglas wieder in ihre Hand, schlug es in ein weiches Tuch ein und schob es in einer unbewussten Bewegung wieder in die Tasche ihrer Schürze.
„Eine Möglichkeit, Schriftstücke einzuordnen, bietet euch das Papier oder das Pergament. Es gibt nur drei große Papiermühlen in den Nordmarken, dafür aber einige Papierschöpfer. Alle haben ihre eigenen Rezepturen und vor allem Wasserzeichen, Muster, die beim Schöpfen in den Papierbrei eingearbeitet werden. Pergament dagegen wird fast überall hergestellt – bei diesem ist die
Herkunftsbestimmung deutlich schwieriger.
Jede Druckerei hat auch ihre eigenen Typen, und nicht jede Druckerei kann jedes Format liefern – mit der Presse der Beyerles zum Beispiel kann man nur Quart- oder kleinere Größen bedrucken, und das Haus Geissler hat gerade eben erst begonnen, auf bewegliche Lettern umzustellen. Und auch die Druckfarben mischt jede Druckerei selbst. Und natürlich hat auch jeder von uns seine eigenen Lettern.
Wenn Ihr mir also sagen wollt, worum es euch genau bestellt ist?“ Ein auffordernder Blick traf den jungen Mann.

Basin „Habt Ihr etwa daran gezweifelt?“ fragte er leichthin und erwiderte den Blick unberührt, so hatte man ihn die Monde im Rechtsseminar oft angesehen. Augenblicke verstrichen, in denen das Schreiben ruhig zusammenfaltet und sorgfältig verstaut wurde. „Nun Meisterin Garaschka wenn Ihr dies so aufzählt, scheint die Erkennung der Quelle auf mannigfaltige Art und Weise möglich zu sein.“ Ein wenig amüsierte es ihn die Zwergin im Dunkeln tappen zu lassen. „Mit den Typen nehme ich an, sind die gedruckten Lettern gemeint? Als wie einzigartig könnten diese eingestuft werden und wäre die Zuordnung dieser, einer Druckerei, in Euren Augen gleichbedeutend mit der Mitwisserschaft des Druckers?“ Während er dies sagte behielt er einen neutralen und sachlichen Klang in seiner Stimme bei und ließ den Blick weiter auf der Druckerin ruhen.

Loriann Loriann hörte sich Basins kunstvolles Gebaren weiterhin mit innerlichem Lächeln an und gab ihm, wenn er zu ihr hin sah, ein aufforderndes Nicken. Sie fand, dass der junge Mann seine Sache gut machte. Gut sprach. Basin bewies nach wie vor Geschick, mit Worten umzugehen. Dumm verplappern würde er sich nicht, dazu kam ihr die Art, wie der Knappe sprach, doch zu geübt vor. Und falls doch etwas schief lief, wirklich schief lief – man wusste ja schließlich nicht, welche Wendungen zu erwarten waren – war der Junge ja nicht allein hier. Und sie letztlich auch nicht. So beruhigte es Loriann, hinter sich noch Fedora und Traviard zu wissen.
Dann sprach Basin von Mitwisserschaft… das klang dann allerdings in Lorianns Ohren etwas verdächtig. Und zwar verdächtig nach Verdächtigung. Daher fand sie Basins letzte Frage etwas zu scharf. Scharf in dem Sinne, als dass manch einer darin vielleicht sogar einen versteckten Vorwurf verstehen konnte – wenn man wöllte. Daher fand sie sich gezwungen einzuhaken und etwas abzulenken.
"Meisterin Garaschka, ihr sagtet gerade, dass jede Druckerei ihre Farben selbst mischt. Nun verstehe ich ja nichts von der Herstellung eines Buches, ich bin nur ein Leser,"
sie sah von der Druckerpresse auf, die sie interessiert umrundet und unter die Lupe genommen hatte, und sah zwischen den senkrechten Balken der Pressenmechanik hindurch zu der Zwergin hin.
"aber heißt das nicht, dass man theoretisch und auch praktisch jedes Werk zu seinem Ursprung zurück-…na…verfolgen könnte, wenn man in der Lage wäre, alle Einzelheiten, aus denen es besteht, zu analysieren? Also die Buchstaben, mit denen gedruckt wurde, die Farbe, mit der gedruckt wurde, das Papier, auf dem gedruckt wurde? Das ist ja faszinierend!!"
Sie stellte sich bewusst etwas blöd und fasziniert. Aber es interessierte sie ja eigentlich wirklich, denn eine Druckerei hatte sie noch nie von innen gesehen. Auch interessierte sie, was ein Gelehrter wie der Magus Lukardis dazu sagen würde. War es denn wirklich möglich, nicht nur das Papier und die Lettern zu vergleichen, sondern auch über die Zusammensetzung der Farben heraus zu bekommen, ob die Schmierschriften im Haus Garoschax entstanden waren? Wenn ja, war ja dann die Frage, wer im Hause Garoschax so frei und einfach über die Druckfarbe verfügen konnte.
"Sagt, könnt ihr uns denn zeigen, welche Stationen ein Werk bei euch im Haus nimmt?"
Loriann hoffte, vielleicht so heraus finden zu können, wie Druckfarbe, Papier und andere Dinge aufbewahrt wurden.

Garaschka blickte von einem zum anderen. „Mitwisserschaft? Wobei denn, edler Herr? Und zurückverfolgen? Ich kann euch meist sagen, woher das Papier kommt und woher meistens die Farbe – aber ehrlich, was würde denn mich oder einen meiner Kollegen daran hindern, irgendwann mal eine neue Rezeptur auszuprobieren?“ Sie schüttelte im Kopf. Nicht unverwirrt waren die Großlinge – würden sie damit herausrücken, worum es ihnen zu tun war, dann hätte sie ihnen vielleicht geholfen. So aber starteten sie ein Ratespiel, dessen Garaschka langsam überdrüssig wurde. Sie wickelte sich einmal mehr das Ende ihres Zopfes um die Hand.
„Sicher kann ich euch das zeigen – kommt mit.“ Sie trat an einen großen Schrank, an dem gerade der wackere Lantfrit dabei war, die neuen Papierbögen einzusortieren. „Hier verwahren wir unser Rohpapier – samt und sonders Foliobögen, die wir dann zuschneiden oder falten können, wie es die Kunden wünschen. Wir sind übrigens neben den Geisslern die einzigen, die dieses Format bedrucken können. Die Druckerpresse der Geyerles ist zu klein dafür, da haben diese Zibebenzähler am falschen End’ gespart. Wir arbeiten hier ausschließlich mit Papier – wer an Pergament festhält, der hat üblicherweise auch einen Schreiber, der es ihm beschreibt. Damit uns keine Mäuse in den Papierschrank kommen – das Hadern wird mit Leim gebunden, das sie ganz gerne anfressen – schließen wir ihn abends ab.
Den Text selbst setzen wir mit beweglichen Lettern – die Typen, hoher Herr,“ Das war an Basin gewandt „sind die metallenen Lettern, also Buchstaben, Zahlen, Satzzeichen und mehr. Diese gießen wir aus einer Mischung aus Blei, Zinn und einigen anderen Metallen in einer geheimem Mischung. Wir haben hier gerade einen Text über einen neuen Erlass des Herrn Ehrwald bezüglich der Anlandestellen des Albenhuser Bundes. Ich habe hier den Entwurf des Textes „ sie schwenkte eine sorgsam beschriebene Papierrolle, „den ihr selbstverständlich nicht lesen dürft. Unsere ‚Buchstaben’ sind diese Metallstücke hier im Setzkasten„ Sie zeigte auf einen Holzkasten mit mehreren Fächern, in dem gleichartig aussehende Metallblöcke lagen. „Sie werden hier angeordnet.“
Die Zwergin wies auf ein auf zwei seiten offenes Kästchen, in dem bereits einige der Metallblöcke so eingesetzt waren, dass die Seite mit den Buchstaben – und auch einige Leerzeichen – nach oben wies.
„Die Texte ordnen wir dann hier auf dem ‚Schiff’, einer größeren Platte, an, die wir dann so verspannen, dass auch dann keine Type herausfällt, wenn wir sie umdrehen. Und dann streichen wir mit diesem Ballen hier die Farbe auf, legen die Seite in die Presse ein, befeuchten das Papier, ehe wir es einspannen, und auf geht’s. Natürlich sind da ein paar Zwischenschritte noch zu beachten – das Zurichten des Papiers ist recht zeitaufwendig, und das Einlegen des Papiers, Zuklappen und Niederlegen von Rähmchen und Deckel, das muß auch noch erledigt werden – aber irgendwann, in zwei, drei Jahren, wird sogar der Lantfrid das gelernt haben.“ Sie grinste.
„Den bedruckten Bogen nehmen wir dann sehr sorgfältig aus der Presse, hängen ihn hier zum Trocknen auf“ – sie wies auf die Holzleisten unter der Decke – „und färben dann die Lettern neu, und legen das nächste Blatt ein.“
Die Druckfarbe, welche die Zwergin den Gästen unter die Nase gehalten hatte, befand sich in einer flachen Dose aus Blech und roch deutlich nach Harz und Leinöl.
„Wir mischen sie jeden Tag neu auf – und auch die wird weggeschlossen, weil ich eines morgens schon mal eine ersoffene Ratte darin gefunden hatte, als ich sie stehen ließ. Das Viehzeug kommt vom Fluss und frisst alles, was nicht niet- und nagelfest ist.“

Garaschka verkniff sich die Frage, wer von den neugierigen Herrschaften denn nun gerne als Lehrling hier anfänge. Gerade in den ersten Monden nach der Eröffnung ihres Vaters Druckerei waren immer wieder Schaulustige und Neugierige unter verschiedensten Vorwänden hierhergekommen, um sich die schwarze Kunst des Bücherdruckens – an der lediglich die Farbe schwarz war, doch hütete sie sich mittlerweile, diesen Begriff noch zu verwenden – zeigen zu lassen. Ihre Geduld hatte sich zumindest einigermaßen ausgezahlt – einige von diesen Neugierigen waren inzwischen regelmäßige Kunden und zahlten recht brav Bier und Brot und sogar Braten der emsigen Arbeiter.

Basin 'Verphext und Zugenäht!' Die Situation war zum Haare raufen. Im Normalfall wäre Basin gradheraus mit seinem Anliegen an die Druckerin herangetreten, doch die praiosgewollte Ordnung sollte gewahrt werden ohne das dieser Schmutz mehr Leser als nötig fand.
Die an ihn gerichtete Frage ignorierte er vorerst und lauschte der Beschreibung. Überlegte ob die besagte Größe der Bögen jener des Pamphlets entspräche. Schaute sich die in einem Kästchen liegenden Typen genauer an und wechselte dabei mehrfach den Sichtwinkel. Dann hieß es auch noch ein Gehilfe vermöge es nicht den Vorgang auszuführen, demnach muss ein Fachmann Hilfe geleistet haben.
"Das klingt sehr Komplex und Aufwendig, zudem nach Nichts das auf die Schnelle entstünde oder von Laien bewältigt würde. Was Eure Fragen betrifft." Entschuldigend zuckte er mit den Schultern und fuhr dann sachlich fort. "Wie ich bereits erwähnte sind wir auf der Suche nach dem Autor eines sehr diskussionswürdigen Werkes, wobei diskussionswürdig auch als aufrührerisch verstanden werden könnte. Aus diesem Grund möchte ich Euer Seelenheil nicht durch des Werkes Inhalt belasten und sehe doch zugleich ein Problem." Mit einer ausladenden Geste, welche den Raum umfasste, unterbrach Basin seinen Redefluß kurz. "All dies, die Geräte, die Mischungen und die Abläufe bedürfen kundiger Hand. Auch wenn Ihr sagt, dass die Typen sich unterscheiden mögen, sehen sie für mich doch gleich aus. Auch wenn Ihr sagt, dass die Tinte sich unterscheiden möge, so ist sie für mich doch ebenfalls gleich. Ein Wasserzeichen, könnte ich womöglich ausfindig machen, jedoch wüsste ich nicht um dessen Bedeutung. Ihr versteht also die Zwickmühle in welcher wir uns befinden?" Während er dies sagte wanderte sein Blick zu den entsprechenden Stationen und endete wie seine Rede mit einem entschuldigenden Lächeln bei der jungen Zwergin.
Basin schätzte, dass aus einem der Bögen, den ihm die Druckerin gezeigt hatte, vermutlich vier Pamphlete geschnitten werden könnten.

Die Angroscha indes bedachte ihn aus einem strahlenden Blick aus geradezu leuchtend bernsteinfarbenen Augen – und schüttelte energisch den Kopf, dass ihre Zöpfe flogen. Ihr Händen hatten sich wie von selbst auf ihre Hüften gestemmt.
„Verzeiht, hoher Herr, aber das verstehe ich nicht. Ich habt also ein Schriftstück, von dem ihr wissen wollt, wer es gedruckt hat – wollt es aber nicht zeigen, auf dass ich euch helfen könnte. Entweder, Ihr entscheidet Euch nun, dass ich etwas für euch tun kann und zeigt es mir, dann will ich euch gerne alles sagen, was ich dazu herausfinden kann – oder aber ihr wahrt Euer Geheimnis, aber dann werde ich euch zur Lösung desselben nicht weiterhelfen können.“ Und stehlt mir bitte nicht länger meiner Zeit, hoher Herr – wir müssen arbeiten, um unser Leben bestreiten zu können, schwang ungesagt zwischen den Zeilen mit. Garaschka schüttelte überlegend den Kopf. Großlinge!
„Das Wasserzeichen seht Ihr als helles Abbild im Papier, wenn ihr es gegen das Licht haltet. Wir beziehen das unsere von der Papiermühle Haderer vor der Stadt – wie die meisten anderen Druckereien hier auch. Das Zeichen der Haderers sind Sense und Schere – seht hier.“ Sie nahm vorsichtig einen der Bögen – etwas mehr als anderthalb auf eindreiviertel Spann mochte er messen – und reichte ihn ihrem Gesprächspartner, auf dass er diese Aussage prüfen könne.

Fedora Fedora platzte bald der Kragen. Die Zwickmühle, in der Basin und sie alle sich befanden, gab es wohl, aber sie waren doch schließlich in die Druckerei gekommen, um Antworten zu finden und das Pamphlet auf seinen Ursprung hin zu untersuchen.
Die Typen-auffälligkeit mit dem „sch“-Satz war ganz eindeutig auf dem Pamphlet zu erkennen, und dazu brauchte man kein Fachmann sein. Gegen das Licht gehalten, sah Fedora ebenfalls das Wasserzeichen, auf dass die Druckerin sie aufmerksam machte. Aber am Ende konnte tatsächlich nur jemand vom Fach, also die Meisterin selbst, ein fachmännisches Urteil abliefern, ob Farbe, Papier und Lettern des Pamphlets aus dieser Druckerei stammten oder von woanders. Sie hatte den Eindruck gemacht, sich auch bei der Konkurrenz gut auszukennen, und es kam in diesem Pamphlet nun wirklich absolut nicht auf den Inhalt an. Selbst wenn die Zwergin das Papier lesen würde, Ärger war wohl kaum zu erwarten, waren sie doch im Auftrag des Allwasservogts hier.
So ergriff sie, nach der Führung, die sie ebenfalls interessiert mitgemacht hatte, und währenddessen sie sich ebenfalls alles mit höchster Aufmerksamkeit betrachtet hatte, das Wort: „Basin, vielleicht sollten wir nun doch auf den Grund des Rätsels gehen.“ dabei drehte sie sich zu Loriann um, die das Pamphlet nach der Audienz wieder an sich genommen hatte- und fragte: "Кannst Du uns das Schreiben zeigen?"
An Meisterin Garaschka gewandt, sprach sie so leise es ging, trotz des Lärmes der Druckerpresse: „Mein Name ist Fedora Madalin vom Firnholz zu Eberswalde, Baroness zu Firnholz, und Edle zu Eberswalde, Malavest und Ingelheim! Dieses Schreiben enthält wahrlich verwerfliche Anschuldigungen, Verdächtigungen und Schmähungen gegen das Haus vom großen Fluss. Ihr wisst, wir sind in seinem Auftrage hier. Ich werde Euch diesen Wisch lediglich zur Untersuchung der Farbe, der Lettern und des Papieres überreichen. Über seinen Inhalt möget ihr Stillschweigen bewahren und Euch mir und dem Allwasservogt Gorfang Reto vom Großen Fluss gegenüber zur absoluten Verschwiegenheit verpflichten über den Inhalt dieses schändlichen Werkes. Seid gewarnt, es warten hohe Strafen auf solch schändliche Reden und deren Verbreitung! Wir wollen lediglich herausfinden, wo dieses Werk gedruckt worden sein könnte. Dazu brauchen wir Euren Rat, der Inhalt hat damit gar nichts zu tun und er hat Euch weder zu interessieren, noch habt ihr irgendeinen Grund den Inhalt zu kennen!“ Eindringlich kam Fedora dabei der Zwergin immer näher, betrachtete sie fast von oben herab, und drohte mit funkelnden Augen und ihr Ton wurde dabei immer leiser, anstatt lauter.
Nachdem sie geendet hatte, fragte sich Fedora allerdings, ob nicht wohl die Meisterin selbst die Verfasserin und Herstellerin dieses Pamphletes sein könnte. Nun – das würde man an ihrer Reaktion sicherlich unzweifelhaft erkennen, dessen war Fedora sich sicher!

Loriann Der Rundgang durch die Hallen der Schwarzen Kunst gestaltete sich wirklich aufschlussreich. Loriann verfolgte die Erklärungen der Zwergin mit großem Interesse, denn diesen Einblick in diese Kunst empfand sie als Privileg. Er wurde ja nicht jedem zuteil. Wann immer etwas weggeschlossen wurde, fragte sich Loriann, wer alles neben der Meisterin über Schlüssel dazu verfügte. Und sie machte sich die Gedankenstütze, Magus Lukardis zu fragen, ob er sehen konnte, wenn ein Schloss mittels Magie geöffnet worden wäre. Es gab zwar noch andere Methoden an die weggeschlossene Farbe, das Papier, die Lettern zu gelangen - füchsische! - aber momentan stand ihnen zur Untersuchung ja nur der Herr
Magus zur Verfügung. Was heiß "nur"... Er sollte ihnen allen bei der Untersuchung helfen, das war doch schon was. Als die Baroness Fedora dann zur Sache kam, die Zwergin direkt und
unverblümt auf das Schriftstück ansprach und selbiges dann auch herzeigen wollte, gab Loriann ihren 'Schatz' nur unter aus der Hand. Er war ja schließlich das einzige Beweis- bzw. Vergleichsstück, das sie besaßen. "Hier, das ist das corpus delicti, um das es hier geht." Sie faltete das
Schriftstück auseinander, während sie zu Fedora und der Meisterin Garaschka trat und hielt das Pamphlet mit der Schrift lesbar vor die Zwergin hin. An einer Ecke hielt sie das Druckwerk weiterhin mit den Fingern fest, bereit, es jederzeit schnell aus den Händen der Zwergin zu reißen, wenn die Situation ungemütlich werden sollte.
„Darf ich?“ Die Zwergin beugte sich über das Pamphlet, holte wieder ihr Augenglas hervor, strich über die Tinte und hielt das Papier gegen das Licht.
Sie strich über eine Ecke des Schriftwerkes. „Hier in der Ecke seht ihr einen Teil des Haderer-Wasserzeichens. Das Papier ist damit wohl von dort – eines ihrer dünnsten und billigsten. Und nur ein angeschnittenes Wasserzeichen deshalb, weil meist zwei bis vier Texte auf einen Bogen gedruckt und diese dann hinterher zugeschnitten werden.
Hmm ... die Druckfarbe ist ein leicht rötliches dunkelbraun. Es glänzt leicht, was auf die Geissler hindeuten könnte. Andererseits ist es leicht erhaben, was bisher dauerhaft nur die Beyerles geschafft haben. Aber es könnte auch einfach sein, dass die Geissler einmal beim Anmischen einmal einen guten Tag hatten und zu wenig Öl verwendeten. Von der Farbe her sind’s aber die Farben der Beyerles. Habt ihr noch weitere Exemplare davon?“

Ein hoffnungsvoller Blick durch ihr Augenglas traf Loriann und Fedora. Interessiert ging Garaschka den Text durch. Auf einmal erbleichte sie, klemmte sich das Augenglas fester ein, hielt das Papier abermals gegen das Licht und brüllte scheinbar ansatzlos ‚Lantfrit!“. Erschrocken kam der Bursche gelaufen.
„Schau da! Und Du, Du Nichtsnutz, Du hast das verbummelt!“ Eine heftige Kopfnuss regnete auf den verdutzten Burschen, als dieser sich vorbeugte, um auf das von der Angroscha gewiesene Zeichen zu blicken. Mit tränenden Augen rieb er sich die schmerzende Stelle.
„Aber Meisterin, das war ich doch nicht! Das seht ihr dann doch – wenn die Type hier auftaucht, kann ich’s nicht gewesen sein.“
„Papperlapapp – hättest Du’s nicht verschlampt!“
Mit inzwischen rotgeflecktem Gesicht wandte sich die Zwergin zu ihren Gästen um. „Das da!“ anklagend stach ihr Zeigefinger auf die leicht verschobene ‚sch’-Ligatur. „Das da war unsere Type! Die kenne ich genau, weil ich mich noch so darüber geärgert hatte, dass sie beim Gießen mißraten war. Manchmal haben wir sie aber trotzdem gebraucht, wenn uns die Typen ausgingen. Und die war in dem ganzen Setzkasten, den Lantfrit hier vor ein paar Monaten verbummelt hat. Hätte der ihn abends an seinen Platz geräumt – aber nein, ich mußte ihn ja mit seinen Saufkumpanen losziehen lassen und hab’ ihn auch noch verabschiedet ... und am nächsten Morgen war dann der gesamte Kasten weg! Mit meinen ganzen Lettern! Ich habe zwar noch drei anderen Schriftarten, aber das waren Wochen, ach was, Monde an Arbeit, die da fehlten!“
„Aber Meisterin, das war doch mein Tsatag und Ihr hattet selbst gesagt ...“
„Das entschuldigt auch keine Schlamperei, wie Du wohl weißt! Mit derlei Unordnung wirst Du noch lange Gehilfe bleiben!“ Ãrgerlich funkelten ihre Augen, als sie sich wieder den Menschen zuwandte.
„So – und jetzt dürfen die Beyerles sich auf etwas gefasst machen! Mir die Lettern zu klauen! Das ist unverschämt, selbst für solche stümpernden Großmäuler!“
Ihr kam noch ein Gedanke. „Wie alt sind die Schriftstücke denn, werte Damen, werter Herr?“

Fedora Ruhig sprach Fedora: „Nun gebt mir zuerst dieses Exemplar wieder, wir wollen doch nicht, dass es in falsche Hände gerät!“ sprach Fedora, nahm der Zwergin das Pamphlet wieder ab, faltete es zusammen und gab es wieder an Loriann zur Verwahrung. Dann meinte sie: „Soweit ich weiß, sind die Schriftstücke kaum einige Monde alt, und es versteht sich wohl, dass alle anderen dieser Schandwerke bei der Praioskirche gesammelt werden und unter Verschluss kommen, damit sie keine weitere Verbreitung finden.“ - dann fragt sie die Meisterin: „Ihr sagt also Euer Gehilfe habe den kompletten Setzkasten verschlampt, aber wenn er doch an diesem Tag früher ging, und ihr die Druckerei als letztes verlasst, wieso habt IHR den Setzkasten dann nicht an seinen Platz geräumt, nachdem Euer Gehilfe das Druckhaus verlassen hatte?- Kann denn hier jeder hereinspaziert kommen und Euch den kompletten Setzkasten stehlen? -
Wann ist Euch denn aufgefallen, dass der Setzkasten fehlte?“ - ihr Tonfall wurde nun etwas lauter...
„Werden denn die Setzkästen nicht, wie auch das Papier und die Tinte, ebenfalls abends eingeschlossen? -
Ihr sagt also, die Tinte sei von den Beyerles, aber vermutlich auch wieder nicht, da es ja Unterschiede aufweist zu ihrer üblichen Mischung.- Es ist aber EUER Setzkasten der hier verwendet wurde- seid ihr Euch ganz sicher dabei, ein anderes Druckhaus dieses Verbrechens zu beschuldigen?“ - Nun merkte man wie stark sich Fedora schon aufregte:
„IHR seid hier die Meisterin, IHR habt also auch die Verantwortung dafür, dass hier nichts abhanden kommt, und nun gar gleich ein ganzer Satz von Lettern! Und wie praktisch auch, dass es sich mit dem Zeitraum deckt, seit dem diese Schriftstücke in den ganzen Nordmarken auftauchen!“
kurz holte Fedora Luft, es gab einfach zu viele Ungereimtheiten in der Aussage der Angroschna...
„Das alles klingt mir doch sehr verdächtig! Vielleicht sollten wir nach der Inquisition schicken lassen, damit diese netten Damen und Herren Euch eingehender befragen?“ Ihre Augen leuchteten, ihre Stimme wurde nun doch laut, und man sah wie sehr sich Fedora ärgerte. Man konnte erkennen, wie aufgebracht sie war, die Röte stieg auch ihr ins Gesicht, und sie wäre auch bereit gewesen, die Zwergin persönlich ins Inquisitionsbüro zu schaffen!!!

Basin Vernehmlich räusperte sich Basin. "Verzeiht Baroness, aber wie mir scheint sollten wir einen klaren Kopf bewahren. Die Täter sind nicht dumm. Möglicherweise stimmt meine vorhin geäußerte These, so abwegig sie doch erscheinen mag, sich nun doch zu bewahrheiten?" Betont ruhig und gelassen gab sich Basin, galt es doch wieder die Gemüter abzukühlen und vor einem zornigen und allzu unüberlegten Wort zu bewahren. "Wie es scheint wurde aus den verschiedenen Druckereien das eine oder andere Merkmal aufgegriffen." Hatte er bis eben noch mit der Baroness gesprochen, wandte er sich jetzt an die Zwergin. "Meisterin Garaschka, was würde ein Dieb benötigen um selbst die Werke zu drucken? Wir wissen er hat Eure Typen verwendet und wir nehmen an er verwendete die Tinte einer der anderen Druckereien. Wäre es denn möglich die nötigen Geräte zu beschaffen? Und etwas was ich noch wichtiger finde, Ihr sagtet das Papier wäre von niedrigster Qualität. Würde eine kompetente Druckerei solches überhaupt verwenden oder müsste dieses Papier direkt bei der Papiermühle beschafft werden?" Beim stellen seiner Fragen geriet Basin etwas in Eile und musste erstmal kurz durchatmen. 'Die Inquisition mag Antworten finden, doch hinterlassen Schwert und Feuer meist nur Schutt und Asche.' dachte er sich und hoffte die Baroness von ihrer Drohung vorerst abgebracht zu haben.
Die Zwergin war auf die Worte Fedoras hin puterrot angelaufen, holte tief Luft und setzt gerade zu einer sichtlich geharnischten Antwort an, als Basin die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Noch immer mit einer pochenden Zornesader an der Schläfe warf die Angroscha der Firnholzerin einen Blick zu, der töten mochte. „Ehe Ihr, Euer Wohlgeboren, mich in meiner eigenen Werkstatt mit der Inquisition bedroht, solltet Ihr Euch einmal mit der Lex Zwergia vertraut machen. Darüber hinaus seid Ihr hier nicht mehr willkommen.“

Kaum besänftigt wandte sie den Blick auf Basin. „Die benötigten Geräte sind die Druckerpressen, Winkeleisen, Preßplatten, Farbbeutel und diverses mehr. Und die Druckerpressen sind derart wuchtig, dass sie sich ohne mehrere Arbeiter nicht bewegen lassen. Also: nein, das ist nicht möglich. Und das dünne Papier – nun ja, das wird oft für Bekanntmachungen und Flugblätter verwendet, die dann später im kleinsten Gemach jedes Hauses enden, wenn Ihr wißt, was ich meine. Das nutzt jede Druckerei für die kleineren und günstigeren Drucke. Aber ich habe nun wirklich zu tun. Wenn ihr mich allesamt entschuldigen wollt - ich wünsche den hohen Herrschaften einen schönen Tag.“ Sie wies mit einer unmißverständlichen Geste auf die Tür, die Lantfrid, der mit großen Ohren gelauscht hatte, eilfertig aufriß.

Loriann Fedoras und auch Basins Worten mochte Loriann zuerst nichts hinzufügen. Dass ihre Freundin da jemanden so wortgewaltig auf den Hemdszipfel treten konnte, hatte auch Loriann überrascht, weil sie die Baroness als besonnener eingeschätzt hatte. Doch die Sache zeigte nur, dass auch die nobel geborenen Persönlichkeiten ihre edle Zurückhaltung zeitweise vergessen konnten. Davon wollte sich Loriann allerdings erst einmal nicht abschrecken lassen, im Grunde machte es Fedora nur noch sympathischer. Ganz zu schweigen davon, dass die Freundschaft zwischen ihr und der Baroness bislang nur auf dem Austausch mütterlicher Sorgen und der Pflichtinformation zwischen Lehnsmann - in Lorianns Fall -frau - und Lehnsherrn basierte und es vom jeweils anderen noch so viel zu erfahren galt. Das Beweisstück verstaute sie wieder in ihrer Brusttasche.
Sie behielt während dem Zank den Gesellen im Auge. Lantfrid war sein Name und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass aus ihm vielleich noch ein paar Dinge heraus zu bekommen waren, vor denen sich seine Meisterin nun verschloss. Schließlich konnte ihm durch seine Schlamperei mit dem verlorenen Setzkasten je nachdem wie man es deutete und maß, eine "Mitschuld" angerechnet werden.
Nach dem Rauswurf fasste sie die erzürnt dampfende Baroness am Arm. "Komm, wir gehen,". Dann wandte sie sich dann doch selbst noch einmal an die Zwergin: "Wir wollten euch nicht beleidigen. Es ist nur eine sehr heikle Sache, in der wir hier ermitteln, wie ihr ja selbst gesehen habt. Es... liegen schon viele Nerven blank deswegen," versuchte sie sehr höflich mit einem schmalen Lächeln Fedoras Auftritt zu entschuldigen und Basins Worte nach einem konstruktiveren Miteinander zu unterstützen. "Wir gehen. Wie gewünscht. Seid im Namen des Allwasservogts dennoch bedankt werte Meisterin, domedna Angroscha, für eure Zeit und die Informationen, sie waren sehr wichtig."
Mit einem Kopfnicken in Richtung der Zwergin drückte Loriann anschließend die Baroness sanft, aber deutlich in Richtung der von Lantfrid flankierten offenen Tür.

Fedora Fedora hatte schon bei Basins Worten ihre Fassung wiedererlangt, da waren wohl die Pferde mit ihr durchgegangen. Vermutlich hatte ihr die Phantasie, dass Meisterin Garaschka gar selbst hinter den Verfassern dieses Pamphletes stecken könne, einen üblen Rat erteilt, so dass sie dies ganz unbewußt sofort für bare Münze genommen hatte und dies die Zwergin deutlich spüren ließ. Zu deutlich, wie sich sofort herausstellte. Diese Tür war zu! Weitere Nachforschungen oder gar Hilfe in dieser Angelegenheit war von dieser Stelle in ihrem Beisein nicht mehr zu erwarten. Sie sagte lieber gar nichts mehr, war Loriann für die entschuldigenden Worte an die Zwergin dankbar und tat so, als wäre sie immernoch zornig, und könne den Gedanken nicht abschütteln, hier sei furchtbarer Frevel im Gange, aber auch Fedora selbst verstand den Rauswurf sehr gut und war innerlich eher über sich selbst wütend und schallt sich selbst einen Esel, so auf die Druckerin losgegangen zu sein.... Es tat ihr selbst leid, aber nun war es zu spät.

„Angrosch anempfohlen.“ Demonstrativ folgte die Angroscha ihren Gästen bis zur Tür, als wolle sie sichergehen, dass dieser unerwünschte Besuch auch endgültig und rasch die Druckerei verließe. Sie nahm dem mit großen Augen und halboffenem Mund dem Spektakel folgenden Lantfrid die Tür aus der Hand und schloss sie nachdrücklich hinter den endlich entschwundenen Edlen.
Erleichtert lehnte sie sich gegen die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was für ein Tag! Jetzt aber genug Maulaffen feilgehalten, weiter mit der Arbeit!“

Fedora Draußen vor der Tür schüttelte Fedora den Kopf und gleichzeitig den Arm, an dem Loriann sie noch immer hielt, legte dann ihre Hand auf Lorianns Hand und sah sie an: „Ich danke Dir, dass Du mich.... hm, ja … entschuldigt hast. Ich konnte nichts mehr sagen, es hätte nur alles noch schlimmer gemacht. Du hast die richtigen Worte gefunden! Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist... ich nahm einen Augenblick wirklich an, sie wäre selbst der Hersteller und Verfasser dieses Pamphlets... Verzeiht mir...“ auch zu Basin und Traviard umgewandt, bat sie um Verzeihung für ihren kleinen Wutanfall... „was ist da nur in mich gefahren, wo sie uns mit den Informationen doch so viel weitergeholfen hat.“ Dann aber kam ihr ein Gedanke: „Was wäre, wenn uns vielleicht der Gehilfe nochwas sagen könnte? Vielleicht finden wir ihn abends in einer der Tavernen wieder. Wie es scheint ist er einem kühlen Trunk nach Feierabend nicht abgeneigt?“ sie stockte kurz: „Aber wenn, dann sollte ihn vielleicht ein anderer befragen, besser er sieht mich vorerst nicht wieder...- bei denen bin ich jetzt unten durch...“ nach einem hörbaren Seufzer, schamvoll, denn sie hatte nun alles zu nichte gemacht, besann sich die Baroness und meinte: „Wir sollten aber erstmal ins Teehaus zurückkehren, und hören, ob die anderen etwas herausfinden konnten...“

Loriann "Das ist eine gute Idee. Mal sehen, was für Neuigkeiten die andern haben," stimmte Loriann der Baroness nickend zu. Mit dem Nicken warf sie der Freundin darüberhinaus noch einen Schon-recht-Blick zu, den sie verstärkte, in dem sie ihre andere Hand in gleicher Weise auf Fedora's legte und selbige kurz verstehend umfasste bevor sich die beiden Frauen wieder losließen.
"Was deine Vermutung angeht..." Loriann wartete, bis sie die Druckerei und mögliche spitze Ohren noch etwas weiter hinter sich gelassen hatten. "...die gute Garascha hat zwar nicht den Anschein gemacht, dass sie es ist, aber wer weiß, ob sie's nicht wirklich war und nur so entrüstet tut. Jemand der so dreist ist, gleich mehrere Fährten zu legen, auch eine zu sich, um von sich selbst abzulenken, der lügt sicher auch recht gut will ich annehmen."
entgegnete Loriann auf die Worte Fedoras zum Verhalten der Zwergin. "Die Idee, dem guten Lantfrid auf den Zahn zu fühlen, teile ich. Ich glaube nämlich auch, dass von ihm noch etwas mehr zu erfahren ist. ... Und seien's nur die Fragen, die wir an die Meisterin nicht mehr loswerden konnten, weil sie dann, hm, warum auch immer, pampig wurde." Loriann grinste und luchste Fedora aus dem Augenwinkel schelmisch an, ehe sie den Aufbruch mit einem aufmunternden Klatschen beschleunigte. "In Ordnung. Schauen wir also, was der Rest herausfinden konnte. Und wir, Fedora, sollten nach unseren beiden Begleitern schicken, die suchen uns sicher schon."
Loriann dachte in erster Linie an ihren Begleiter, den Niederhoninger Roric, den sie in die Stadt geschickt hatte, um zwei kleinen Mädchen ein Geschenk zu besorgen, aber der leider nicht wissen konnte, dass man sich in besagtem Teehaus und nicht in der Feste wieder zusammenfand.

Die Wehrhalle

Der Weg zur Wehrhalle führte die Gruppe rahjawärts die Herzogenpromenade entlang. Zur Linken erhoben sich mehrstöckige Fachwerkhäuser mit weiß getünchten Mauern, die im Licht der Praiosscheibe geradezu strahlten. Auch am 16 Schritt hohen Hlûthardenkmal kamen sie vorbei, welches den Hl. Hlûthar im Kampf gegen einen Dämonen zeigte. Zur Rechten konnte man einen Blick auf den Hafen und die dort vor Anker liegenden Schiffe erhaschen. Beherrscht wird der Hafen zum einen von der Eilenwied und zum anderen von der Hafenwache, einer kleinen Festung. Dort hatten auch zwei Galeeren der Flußgarde festgemacht und man konnte mehrere Gestalten in blau-grünen Wappenröcken erkennen, die dort Wache hielten.
Dann ging es über den Platz des Madamals, vorbei an der großen Markthalle, direkt in Richtung der Stadtwache und des angeschlossenen Kerkers. Auf dem Greifenplatz blieb die Gruppe dann stehen. Vor ihnen erhob sich die aus weißem Marmor errichtete Wehrhalle. Wuchtig und trutzig stand sie da, ihrem Namen alle Ehre machend. Um zu dem großen zweiflügeligen Tor zu gelangen, welches gülden im Licht der Praiosscheibe glänzte musste man drei Stufen heraufsteigen.

Lares Angesichts des gewaltigen Tores, beeindruckendes Mahnmal herrschaftlicher Pracht, schlug sich Lares mit der Faust vor die Brust und neigte sein Haupt. „Niemandem gebührt eine solche Schönheit als dem Götterfürsten darselbst!“, murmelte er. Bedächtig, doch zielstrebig schritt er die Stufen hinauf. Als er oben angekommen war, griff er die mächtigen Beschläge des Portals und wandte sich um. „Na dann, lasst uns holen, weshalb wir hier sind. Herr Praiobert, bitte führt uns doch zu Eurer Schwester. Vielleicht kann Sie unsere Aufgabe ein wenig…verkürzen?“
Er stemmte sich mit seinem mageren Körpergewicht und aller Kraft, die seine Muskeln aufbrachten, gegen einen Türflügel.
Nach einigen Herzschlägen unterbrach er den Versuch das Tor aufdrücken zu wollen, fielen ihm doch die Schleifspuren im Stein vor den Torflügeln auf. Die Tore gingen nach außen auf! Mit frischem Mut zog Lares nun an dem schweren Torflügel und tatsächlich bewegte sich der Torflügel ein kleines Stück.

Lukardis Stumm verfolgte der Magier wie der junge Mersinger sich mit dem Torflügel abmühte. Dieser Lares von Mersingen war gänzlich anders als er erwartet hatte, tatsächlich hatte er eine jüngere Ausgabe Welfert von Mersingens befürchtet. Aber vielleicht waren bei diesem Jungen noch nicht Hopfen und Malz verloren, wie der Riedenburger sagen würde. Lukardis würde den Knappen noch weiter beobachten müssen, bevor er sich sicher sein konnte. "Würde bitte jemand Lares zur Hand gehen? Diese Torflügel sind sehr schwer und normalerweise werden sie von mehreren Novizen am Morgen geöffnet und tagsüber offen gehalten." Wandte er sich an seine beiden Begleiter.

Raidri Beherzt griff Raidri neben Lares zu und gemeinsam bekamen sie den Eingang mit den schweren Türflügeln langsam aber sicher in Bewegung. Aus dem Inneren der Wehrhalle wehte ein Hauch von Weihrauch und anderen Opfergaben, die von den Gläubigen dort als Zeichen der Ehrfurcht dargebracht wurden.
"Weiß jemand zufällig, warum das Tor heute ausnahmsweise geschlossen ist?", brachte Raidri leicht angestrengt hervor. "Ich würde nur ungerne den Herrn Praios stören, wenn es nicht gewünscht ist"

Praiobert Auch Praiobert griff kurzentschlossen zu und damit schwang der schwere Torflügel dann auch auf.
Er wandte sich zu den anderen um, ohne den Tempel schon zu betreten.
Leise, um die Ruhe des Tempels nicht zu stören, meinte er dann: „Das kann ich leider auch nicht beantworten, aber hinein gehen und fragen kostet nichts. Falls man heute ungestört sein wollte wird man uns schon hinauskomplimentieren.
Ich werde in jedem Fall nach meiner Schwester fragen, das wird man mir kaum verwehren. – Dann folgt mir bitte!“ er drehte sich um und betrat das beeindruckende Gebäude. Sein Blick ging sofort suchend umher, ob er eines Dieners des Praios ansichtig wird, ohne sich mit der Betrachtung der Schönheiten des Tempels aufzuhalten. Diesen hatte er oft genug gesehen und dafür war außerdem noch Zeit, falls sie warten mussten.

Lukardis Kälte umfing Lukardis als er aus dem sonnengefluteten Greifenplatz in das Innere der Wehrhalle trat. Die schmalen hohen Fenster, Schießscharten gleich ließen nur wenig Licht in die Wehrhalle. Nicht dass das nötig wäre, sorgten doch die beiden großen Fensterringe in der Kuppel dafür, dass ausreichend Licht die Tempelhalle erleuchtete. Die hohen weißen Wände wurden von goldenen Darstellungen von Greifen, Sonnen und Götterdienern geziert. Sein Blick fiel, wie so oft, wenn er hier war, auf den Lichtaltar der Heiligen Lechmin von Weiseprein. Jener Heiligen, die seit jeher von seiner Familie in hohen Ehren gehalten wurde. Der Magister kniete kurz nieder und sprach ein Gebet auf Bosparano.
Ein junger Novize trat auf die Gruppe zu. Nicht älter als 12 oder 13 Sommer schien er zu sein. Seine roten Haare waren kurz geschoren, wie es für Novizen üblich war, die himmelblauen Augen wanderten von Praiobert zu Lares dann zu Raidri und blieben dann bei Lukardis hängen. "Praios zum Gruße Hohe Herren. Seid willkommen im Hause des Herrn Praios. Was ist euer Begehr?"

Tsalinde Tsalinde versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie traf von dem Jungen ignoriert worden zu sein. Seit dem Tod ihrer Familie war Ignoranz oft noch die freundlichste Art, in der man mit ihr umging, dennoch traf es sie immer wieder. Sie vermutete jedoch, dass der Bursche nicht wusste wer sie war und dass sie zu den Männern gehörte, da sie die Wehrhallen einige Schritte hinter den anderen betreten hatte.
Sie beschloss den Abstand fürs erste bei zu behalten und die anderen zu beobachten.
Lares war ihr etwas suspekt, da sie seine gemurmelten Worte vor der Wehrhalle vernommen hatte. Er klang, als gäbe es für ihn keine anderen Götter neben Praios und das grenzte für Tsalinde fast schon an Ketzerei.
Magister Lukardis schien sich als Führer der Gruppe zu fühlen. Ob nun aus dem Grunde, dass er Magier war, oder ob es ihm einfach in der Natur lag mochte Tsalinde nicht urteilen, aber es war ihr nicht unangenehm dem jungen Mann zu folgen. Blind würde dies jedoch nicht geschehen.
Der junge Raidri gefiel Tsalinde. Er machte den Eindruck als überlege er sich genau was er tat und sagte und war bereit einzugreifen wenn Tatkraft gefragt war. Das erinnerte sie an ihren Bruder Renex. Der Gedanke an ihn machte sie sehr traurig. Renex war ihr immer ein guter Freund gewesen. Leider schien es so, als habe er sich von den Reden ihres Vaters auf falsche Wege locken lassen.
Ihr Blick wurde von den Strahlen Praios eingefangen, sie schaute gebannt zur Decke und sprach in Gedanken ein kurzes Gebet: „Praios, Gott des Lichtes und der Gerechtigkeit, bitte hilf uns die Wahrheit zu finden und gerecht zu urteilen.“ Dann ging sie zum Opferstock, warf einige Münzen hinein und stellte sich in ein paar Schritten Abstand zur Gruppe an eine Wand. Von hier aus konnte sie alles gut sehen und verstehen.

Praiobert „Praios mit Euch.“ grüßte Praiobert höflich zurück. „Ich bin Praiobert von Winterspitz. Ich hatte gehofft meine Schwester: Ihre Gnaden Auriane Praiowinga von Winterspitz anzutreffen.
Meine Begleiter“ er machte eine Handbewegung, die die ganze Gruppe einschloss. „und ich hätten gerne mit ihr gesprochen. Sofern Sie anwesend ist würde ich daher darum bitten, sie über unsere Anwesenheit zu informieren.“

Der Junge lief hochrot an als ihm gewahr wurde, dass er die junge Frau übergangen hatte. Er verbeugte sich vor ihr: "Ich bitte um Verzeihung hohe Dame. Ich dachte, ihr wäret alleine hier."
An die Gruppe gewandt fuhr er fort: "Wenn die hohen Herrschaften es gestatten, werde ich Ihre Gnaden von Winterspitz von eurer Anwesenheit unterrichten." Der Novize blicke nochmal in die Runde und eilte dann davon.

Tsalinde Soviel also zu der Absicht, alles zu beobachten. Tsalinde sah dem Jungen hinterher und gesellte sich dann zu ihren Begleitern. „Bitte entschuldigt, wenn ich euch habe wartenlassen.“

Es dauerte eine kleine Weile, die den Besuchern die Gelegenheit gab, sich noch einmal gründlich umzusehen. Dann näherten sich schnelle Schritte. Eine junge schlanke Frau in der weißen Robe einer Praiosgeweihten näherte sich ihnen flotten Schrittes.
Je näher sie kam, desto offensichtlicher wurde die familiäre Verbindung zu Praiobert. Die Haare mochten von einem helleren Goldbraun sein und auch die Haut hatte nicht jenen dunkleren Olivton, doch die Gesichtsform und vor allem der Ausdruck der Augen war absolut der selbe.
Und wie ihr Bruder legte Sie ganz offensichtlich Wert auf gute Kleidung. Ihre Robe war ausgezeichnet geschnitten, die Haare sehr ordentlich zu einem kunstvollen Knoten hochgesteckt.
Wo allerdings Praiobert bereits einige Kanten und die Ernsthaftigkeit eines Kriegers zeigte, sah man bei ihr noch ein gewisses Maß an Weichheit und jugendlichem Überschwang. Ihre Weihe konnte jedenfalls noch nicht besonders lange her sein.
Jene dunklen Augen begannen nun auch sofort freudig zu glitzern, als sie ihres Bruders gewahr wurde. Dennoch blieb sie ruhig und begrüßte erst die ganze Gruppe.
„Willkommen in der Halle des Götterfürsten! Möge sein Segen auf euch ruhen!“
Dann jedoch trat sie auf Praiobert zu und hüpfte ihm regelrecht in die Arme. „Schön dich zu sehen, Berti! Was machst du denn hier?“

Praiobert Bei seinem Spitznamen genannt zuckte Praiobert ein klein wenig verlegen zusammen, was ihn aber nicht davon abhielt, seine Schwester ebenfalls in eine enge Umarmung zu fassen, und sie auf die Wange zu küssen, um sie dann aber ein kleines Stück von sich wegzuschieben und sie zu betrachten. „Gut siehst du aus Schwesterchen! Das Leben hier bekommt dir!“ Dann ließ es sie ein klein wenig bedauernd los und besann sich der Umstehenden.
„Ich konnte dich leider nicht vorher informieren, dass ich komme, da ich selbst sehr überraschend herbeordert wurde. Aber ich bin nicht alleine hergekommen, wie du siehst.“
Auriane drehte sich bei diesen Worten nun voll der Gruppe zu und lächelte.
„Ja, das ist offensichtlich. Eine solche Runde edler Gäste – sogar ein Magus, wie ich sehe,“ sie nickt dem Magister höflich zu. „das kommt nicht von ungefähr. Ich hoffe, ihr vergebt meine Manieren, aber meinen Bruder sehe ich viel zu selten!“ Sie lächelt entschuldigend in die Runde. „Ich bin Auriane von Winterspitz. Welche Wahrheiten sucht ihr in der Wehrhalle? Wie kann ich Euch helfen?“

Lares „Euer Gnaden, zwei verschiedene Anliegen aus gleichem Anlass führen uns zu Euch“, meinte Lares in andächtigem Ton. „Mein Name ist Lares von Mersingen. Meine Gefährten und ich sind im Auftrag des Herrscherhauses hier. Wir fragten uns, ob Ihr womöglich eine Ausgabe des Werkes ‚Volksthümliches Gesangbuch für das niedere Volk‘ aus dem Hause Garoschax zur Ansicht in Eurer Bibliothek aufbewahrtet. Wir wollten einen Abgleich mit einem anderen Schriftwerk durchführen.
Darüber hinaus möchte ich es wagen, Euch zu fragen, ob Euch womöglich Gerüchte oder gar handfeste Hinweise zu Ohren gekommen seien, ob dieselbe Druckerei, die auch häufiger Druckwerk Eurer Kirche herstellt, zu finsteren Zwecken missbraucht wird. Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verlag und mehreren ehrverletzenden Delikten der letzten Wochen. Euer Bruder“, er nickte schnell in Richtung Praiobert, „sah Euch als vertrauensvolle und rechtschaffene Dienerin den Höchsten, sodass er sich sicher war, Ihr würdet uns ehrliche Auskunft erteilen. Ein Blick in Eure Augen sagt mir, er hatte Recht.“
Ein steinerner Gesichtsausdruck vertrieb jeden Anflug von Lächeln, der Lares Mundwinkel umspielt haben mochte. Steif und leicht nach vorne geneigt musterte er die Dame aus durchdringenden Augen. Die Schatten, die seine Augenhöhlen immer ausfüllten, vergrößerten sich und verfinsterten seinen Blick. Man konnte den Eindruck gewinnen, er würde versuchen, seriös zu wirken. Stattdessen zeugte sein gesamtes Auftreten von Misstrauen.

Tsalinde Verwundert registrierte Tsalinde den Gesichtsausdruck mit dem Lares die junge Frau musterte. Wollte er sie einschüchtern, so grummelig wie er schaute? Oder hatte er latente, magische Fähigkeiten mit denen er hoffte direkt in ihren Kopf schauen zu können? Sie hatte geglaubt, Lares wäre ein so Gläubiger Anhänger des Sonnengottes, dass er nicht einmal zu denken wagt, eine nicht vertrauenswürdige Person könnte in seinem Haus Geweihte werden.
Lares von Mersingen schien noch so einige Überraschungen für sie bereit zu haben.
Mit Wohlwollen nahm sie zur Kenntnis, dass sich die Geweihte keineswegs einschüchtern ließ und dem Mann offen und fest in die Augen schaute. Das Mädchen, oder besser, die junge Frau, war sehr hübsch und vielleicht gerade weil sie noch nicht ihre ganze Jugend abgestreift zu haben schien, gefiel sie Tsalinde gut.
Lächelnd ging sie einen kleinen Schritt auf Auriane von Winterspitz zu und deutet eine leichte Verbeugung an. „Praios zum Gruße, mein Name ist Tsalinde von Kalterbaum. Ich bin sicher, ihr werdet das in euch gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen.“ Sie schaute Lares an und hoffte, er würde ihr die Einmischung nicht übel nehmen. „Denkt ihr, wir könnten uns in einen der Diskussionsalkoven nahe der Bibliothek setzen und uns in Ruhe unterhalten? Vielleicht könnten wir dort dann auch Einblick in die neuesten Schriftstücke bekommen, die von der Druckerei Garoschax zur Zeit in der Bibliothek zur Verfügung stehen.“, wandte sie sich erneut an die Geweihte.
Tsalinde wusste aus ihrer Zeit an der Rechtsschule, dass diese kleinen Räume von den Besuchern der Bibliothek jeder Zeit genutzt werden durften um kleineren Gruppen das gemeinsame Lernen und Diskutieren mit Schriften zu ermöglichen, die nicht verliehen wurden. Oft hatte sie mit anderen Schülern der Rechtsschule dort über alte Gesetzestexte diskutiert und fiktive Gerichtsverhandlungen vorbereitet.

Auriane blickte Lares einen Moment durchdringend an. Ob das nun an seiner Anfrage lag oder seinem seltsamen Blick, war nicht zu sagen. Dennoch wurde auch ihr Blick für einen Moment kühler.
Von Tsalinde angesprochen wendete Sie sich allerdings dieser zu und ihr Blick wurde sofort freundlicher. „Sehr erfreut Frau von Kalterbaum! Selbstverständlich können wir uns zurückziehen. Eine ausgezeichnete Idee.“ Sie nickte der Dame noch einmal zu und meinte dann allgemein in die Runde. „Einen Moment bitte.“
Sie entfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe und winkte einen der Novizen hinzu, dem sie in verhaltenem Tonfall die Anweisung gab, ihr das gewünschte Buch zu bringen und weiterhin in der Bibliothek nach den neuesten Drucken der Druckerei Garoschax zu fragen und diese ggf. ebenfalls zu bringen.
Dann nickte Sie der Gruppe zu. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?“ Und ging Ihnen gemessenen Schrittes voraus in Richtung der Bibliothek, während der Novize weit schneller ebenfalls in diese Richtung eilte.
Es dauerte auch nicht lange, dann erreichten Sie den Bibliotheks-Trakt und ein leerer Raum war ebenfalls bald gefunden.
Die junge Geweihte machte eine einladende Bewegung und hieß alle, sich zu setzen, bevor sie sich selbst setzte. „Nun?“ Sie blickte fragend in die Runde. „Sprecht frei heraus: um was genau geht es hier?“

Raidri Die Tür zu dem ruhigen Lesezimmer war geschlossen und die Runde hatte sich um den schweren Tisch gruppiert. Der Novize würde sicherlich noch einen Moment brauchen, überlegte Raidri, und was wäre ein besserer Ort für eine ungestörte Besprechung als das Haus Praios. Zumal die Geweihte offensichtlich als Familienmitglied von Praiobert ihrer guten Sache besonders eifrig helfen würde.
"Euer Gnaden, verzeiht dass ich mich noch nicht vorgestellt hatte, mein Name ist Raidri von Wernhag. Wir ersuchen eure Hilfe und Verschwiegenheit in einer Angelegenheit des Herzogenhauses.
Wie bereits in der Halle gesagt, geht es um eine Untersuchung von Schriftzeichen. In den letzten Monden sind Pamphlete aufgetaucht, die das Haus vom Großen Fluss verhöhnen und wir beteiligen uns an der Wahrheitsfindung. Leider gibt es keine Hinweise auf einen möglichen Herausgeber außer einer Kleinigkeit im Text. Soweit ich das als jemand sagen kann, der selten gedruckte Bücher in Händen hat, scheint es bei den verwendeten Handwerksmaterialien oder Lettern oder Buchstaben eine charakteristische Fehlstelle zu geben, die in ähnlicher Form wohl auch im erwähnten Gesangbuch aufzufinden sein soll. Hätten wir ein solches Buch hier, könnte man die Schmähschrift damit vergleichen und herausfinden, ob beide aus der gleichen Quelle stammen."
Nach einer kurzen Pause wandte er sich zerknirscht an den Rest der Gruppe.
"Mir fällt leider gerade etwas ein... Hat jemand von uns ein Exemplar der Schmähschrift bei sich? Das Blatt, das wir gesehen haben befindet sich leider bei Loriann, vermute ich."
Er kratzte sich ein wenig am Bart, dann hellte sich sein Gesicht wieder auf und er fuhr fort.
"Euer Gnaden, habt ihr von diesen Vorgängen vielleicht selber schon gehört und könnt uns vielleicht sogar sagen, ob der Tempel einige Blätter an sich gebracht hat?"

Auriane nickte bei diesen Worten ein paar Mal vor sich hin.
Da sich keine große Überraschung auf Ihrem Gesicht zeigte, war unschwer zu erkennen, dass sie die erwähnten Schriftstücke offensichtlich durchaus kannte.
Als Raidri geendet hatte, sammelte sie sich einen Moment, bevor sie sprach.
„Nun, zu meinem Leidwesen habe ich tatsächlich von jenen unsäglichen Pamphleten gehört. Etliche besorgte Gläubige haben uns diese Schriftstücke bereits zur Verwahrung in den Tempel gebracht.“ Ihre Stimme klang leicht angeekelt und Sie hielt einen Moment inne. Als sie weitersprach hatte ihre Stimme eine gewisse Härte, die die Ernsthaftigkeit der Sache noch unterstrich.
„Ich kann und möchte Euch keines dieser Schmierstücke aushändigen. Zum einen wurden diese allesamt den Brüdern und Schwestern der Inquisition übergeben, wo sie mit Sicherheit am Besten aufgehoben sind und zum anderen möchte ich nicht daran teilhaben, diese zu verbreiten.“ Den kommenden Wiederspruch bereits ahnend erhob Sie die Hand, um eventuelle Einwände direkt zu unterbinden.
„Ich verstehe durchaus, worum es Euch geht. Es ist gut zu wissen, dass das Herzogenhaus die Sache ernst nimmt und ebenfalls eine Untersuchung anstrebt. Da ihr allerdings – wie ihr bereits erwähnt habt – ein solches Schriftstück bereits besitzt, auch wenn ihr es gerade nicht hier habt, benötigt ihr von mir sicherlich kein weiteres. Dieses eine muss ausreichen.“
Etwas versöhnlicher fügt Sie dann hinzu. „Was allerdings jene andere Schrift angeht, die ihr haben wolltet, so sollt ihr sie erhalten, sofern noch ein Exemplar in der Bibliothek vorhanden ist. Ich habe den Novizen angewiesen, es ggf. in meinem Namen für Euch auszuleihen.“

Lares Lares Mundwinkel zuckten nur leicht – diese Unterhaltung lief in eine gute Richtung. Da nun auf jeden Fall schon einmal feststand, dass die Kirche von dem widerwärtigen Vorgang wusste, musste man nur noch etwas nachbohren.
„Sehr erfreulich! Wir bedanken uns vielmals für Eure Großzügigkeit, Euer Gnaden. Ihr spracht von einigen besorgten Gläubigen, die euch diese Schmierereien bereits zutrugen. Könntet Ihr uns mehr berichten? Woher kamen die Leute in Eure hohen Hallen? Berichteten sie womöglich von einem Verdacht, wer diese Pamphlete aufhing? Haben womöglich die Ehrenwerten Brüder und Schwestern der Heiligen Inquisition des Höchsten Herrn eine Ermittlung eingeleitet, deren Ergebnisse man mit uns zu teilen gewillt und befugt wäre? Jeder Schritt zur Festnahme und Bestrafung der Missetäter ist ein Großer auf dem Weg zur Gerechtigkeit.“
Eine Augenbraue hob sich leicht – ein erzwungenes Lächeln schien Lares nicht vollständig auf seine Gesichtszüge pressen zu können. Wie schwer konnte Vertrauen sein? Wo es sich doch zugleich um die Schwester eines Mitstreiters und eine Geweihte des Herrn PRAios selbst handelte…

Die junge Geweihte faltete die Hände vor sich und lächelte Lares leicht an. „Viele Fragen habt Ihr da für mich, Herr von Mersingen. Leider kann ich Sie Euch nur unzureichend beantworten.
Als diese Schriftstücke auftauchten, gab es klare Richtlinien für uns, wie wir uns zu verhalten haben. Alle ankommenden Gläubigen wurden samt der Schriftstücke direkt ans Inquisitionsbüro verwiesen, wo man Ihre Aussagen aufgenommen und schriftlich fixiert hat. Außerdem wurden wir zum Stillschweigen über jene Aussagen verpflichtet.
Ich könnte aber ohnehin keine Aussage treffen, die einer Ermittlung sachdienlich wäre, da bei mir direkt keines dieser Pamphlete abgegeben wurde, ich habe also selbst nie mit einem unserer Gläubigen über diese Sache gesprochen.
Wohl habe ich – wie wahrscheinlich die meisten meiner Brüder und Schwestern – dieses Schriftstück einmal gelesen. Aber da Ihr das Schreiben selbst kennt, hilft euch das auch nicht weiter. Zumal auch der Inhalt – Ihr ahnt es wahrscheinlich schon – nicht weitergegeben werden soll.“ Sie lächelt dabei erneut leicht entschuldigend in die Runde.
„Ich möchte Euch daher ans Herz legen, selbst die Inquisition aufzusuchen und um Auskunft zu bitten. Wenn, wird man Euch nur dort weiterhelfen können und dürfen.“

Tsalinde Tsalinde erbleichte. Die Inquisition. Man kannte sie dort. Würde man ihr dort so ohne weiteres Auskunft erteilen oder wäre ihre Anwesenheit ein Gefahr für das Unternehmen? Die junge Frau atmete tief ein und schloss kurz die Augen. Erinnerungen an die Befragungen zogen in ihrem Geist auf. Damals war sie noch sehr jung und hatte die Ängste eines kleinen Mädchens ausgestanden, deren Bruder bereits im Kerker einsaß. Man hatte sie von jedem Verdacht freigesprochen, doch blieb ein Schatten der Angst zurück.
Tsalinde wusste, die Inquisition war nur das ausführende Organ und es kam auch auf die Richter bei der Verhandlung an. Sie selbst hatte schon zu Gericht gesessen und unzähligen Verhandlungen beigewohnt. Daher wusste sie, dass jeder Richter anders dachte und urteilte, doch für viele war man automatisch schuldig, wenn man auch nur in den Verdacht gekommen war etwas Unrechtes getan zu haben.
Würde sie gezwungen sein ihren Mitstreitern von der düsteren Vergangenheit ihrer Familie zu erzählen? Kurz überlegte sie, sich zumindest einem von ihnen an zu vertrauen, verwarf den Gedanken aber so gleich wieder. Zu tief waren die Wunden, die man ihr mit falschen Verdächtigungen und Vorurteilen geschlagen hatte.
Mit einem erzwungenen Lächeln wandte sie sich an die Geweihte: „Das sind sehr interessante Informationen, habt Dank dafür.“ Sie überlegte kurz wie weiter vorzugehen war. „Ist es möglich, dass wir eines der Schriftstücke, die ihr für uns entliehen habt, für eine weitere Analyse mitnehmen?“
Dann schaute die Herren in der Runde an: „Bevor wir uns an die Inquisition wenden würde ich gerne mit Meister Tolpan sprechen und die Entscheidung, ob wir die Inquisition einbeziehen erst treffen, wenn wir mit den anderen Rücksprache gehalten haben.“

Lares „Ja, ich teile Eure Meinung! Lasst uns die Anderen kontaktieren.“
Was wurde Tsalinde so bleich? Was hatte sie so aufgeschreckt? Lares würde das im Hinterkopf behalten. Sein Kopf neigte sich wie von selbst leicht nach rechts.

Praiobert „Mit Verlaub, hier möchte ich nun aber widersprechen!“ Praiobert lehnt sich deutlich irritiert vor und blickt Tsalinde und insbesondere Lares mit gerunzelter Stirn an. „Soeben noch wart ihr voller Fragen und nun wollt ihr erst zurück zu den anderen laufen ohne die Antworten dazu auch wirklich zu erhalten? - Die Räumlichkeiten der Inquisition sind mit Sicherheit nur wenige Schritte entfernt, so dass wir keine Zeit verlieren werden, wenn wir dort ebenfalls noch anfragen.“ Er warf einen kurzen fragenden Blick zu seiner Schwester, die bestätigend nickte und die bei Tsalindes und Lares‘ Worten ebenfalls beide zuerst irritiert und dann sehr nachdenklich angeblickt hat.
Noch einigermaßen beherrscht fügt Praiobert noch hinzu: „Bei allem Respekt, aber das macht ja nun überhaupt keinen Sinn! Wir sind im Auftrag des Herrscherhauses hier und haben eine Aufgabe zu erledigen!
Die Inquisition ist nicht dafür bekannt, zu schludern! Das werden also mit Sicherheit fundierte Antworten sein, die uns womöglich einiges an Arbeit sparen werden. Zumindest könnten wir damit ein deutlich klareres Bild über die tatsächliche Verbreitung dieser Schmierstücke erhalten, was ja wohl nur in unserem Sinne sein kann!“ er blickt die übrigen Beiden an, die sich noch nicht dazu geäußert haben. „Seht ihr das etwa wie die anderen?“

Raidri Mit einem kurzen Kopfschütteln quittierte Raidri die direkte Frage. "Nein, ich halte esfür eine gute Idee, die Inquisition hinzuzuziehen. Sicher haben sie schon seit langerZeit in dieser Sache ermittelt. Die Frage ist nur, ob sie bereit sind, ihr Wissen zuteilen. Wir sind zwar alle Leute von Stand und von tadellosem Ruf, sonst hätte dasHerzogenhaus uns nicht ausgewählt, aber die Inquisition des Herrn Praios ist sehrdiskret soweit ich weiß." Er wandte sich wieder an Auriane. "Euer Gnaden, kennt ihr die Inquisitorenpersönlich? Gibt es dort vielleicht jemanden, der es uns übelnehmen könnte an einerSache weiter zu forschen, bei der die Inquisition nicht zu einem Ergebnis gekommenist? Oder würde man uns als Diener der Ordnung und ehrliche Wahrheitssucher nachKräften unterstützen?"

Lukardis Als Auriane die Beteiligung der Inquistion erwähnte, schloss Lukardis kurz die Augen und seufzte götterergeben. Für ihn waren das engstirnige Frauen und Männer, die ohne jede Rücksicht auf Leib und Leben von Verdächtigen agierten. Mit Grauen dachte er zurück an die Vorfälle in dem Spielhaus und die Opfer der eindringlichen Befragungen. Seinen massiven und ungehörigen Einsatz von Magie zum Zwecke der Befragung oder Wahrheitsfindung wie er es damals nannte aber eigentlich hatte ihn der Anblick der Toten dazu verleitet. Er wollte potentiellen Verdächtigen die Folter ersparen.
Die Aufforderung von Praiobert, seine Meinung kund zu tun holte ihn zurück in die Gegenwart. Noch bevor die Geweihte antworten konnte, ergriff Lukardis das Wort. "Ihr möchtet also ohne Rücksprache mit den anderen geschätzten Mitgliedern unserer kleinen Gruppe zur Inqusition gehen, sie über unsere Ermittlung unterrichten und dann hoffen, dass sie ihre Ergebnisse mit uns teilen?" Der skeptische Blick des Magiers wanderte von Praiobert zu Raidri. "Mit Verlaub, die Inquisition ist nicht gerade dafür bekannt Informationen mit anderen zu teilen. Aber natürlich steht es euch frei zu tun was euch beliebt." Dann fiel sein Blick auf Tsalinde. "Auch wenn ich mich schon sehr auf die Begegnung mit Tolpan gefreut habe, so würde ich ob der vorherrschenden Dringlichkeit den Besuch bei ihm verschieben und unverzüglich zu den anderen zurückkehren. Sie sollten schnellstmöglich erfahren, dass auch die Inquisition Ermittlungen anstellt." Lukardis lehnte sich zurück und breitete die Arme aus, so als wolle er alle Anwesenden einschließen. "Aber bitte, versteht meine Worte nur als einen gutgemeinten Rat. Egal wie ihr euch entscheidet, ich werde euch folgen."

In diesem Moment kam der Novize zurück, allerdings hielt er nur ein einzelnes kleines Büchlein in Händen und nicht, wie gedacht, einen Stapel Schriftstücke. Er atmete schnell und stoßweise, so als sei er gerannt und die rote Gesichtsfarbe unterstützten die Annahme. Er überreichte Auriane das Büchlein und flüsterte schnell und eindringlich etwas in Aurianes Ohr.

Praiobert Bei Lukardis Worten strafft sich Praiobert. „Unsere Anfrage wäre ja wohl in jeder Form legitim. Ob die Inquisition uns antwortet, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Ich kenne bislang keinen der Inquisitoren und weiß infolgedessen nicht, wie…“ er sucht kurz nach dem richtigen Wortlaut „…offen derjenige uns gegenüber sein wird. Aber wenn alle dieser Meinung sind beuge ich mich der Mehrheit.“

Auriane hat bei Lukardis Worten lange den Blick auf ihm ruhen lassen. Immerhin wird hier in Ihrer Anwesenheit über Brüder und Schwestern im Glauben gesprochen und das nicht unbedingt im positiven Sinne…
Als der Junge hereinkommt unterbricht sie den Blickkontakt jedoch und spricht kurz leise mit ihm. Dann schickt ihn hinaus. Das Buch legt sie vor sich auf den Tisch und wartet, bis aller Augen auf ihr ruhen.
„Ihr seid in die Halle des Herrn Praios gekommen, um Wahrheit zu erfahren. Ich kann Euch diese nicht geben, da ich sie nicht kenne. Die Inquisition mag Euch Antworten haben. – Ob Sie sie Euch auch gibt – das werdet ihr nur herausfinden wenn ihr fragt.
- Ich weiß sehr wohl, dass meine Brüder und Schwestern im Glauben oft Wege gehen, die hart und unbequem sein mögen und vielen nicht verständlich sind, aber stets der Wahrheitsfindung dienen.“ Ihre Miene nimmt dabei durchaus einen geübt undurchdringlichen Ausdruck an. Ganz offensichtlich will sie in keiner Weise ihre Meinung dazu durchblicken lassen.
„Ich vermute dass der zuständige Inquisitor in diesem Fall Gorm von Borstenfeld sein wird. Er ist ein glühender Anhänger des Herrn Praios und bekannt dafür, nichts unversucht zu lassen, die Wahrheit zu finden.“ Sie lässt das kurz wirken. „Ob er Euch Eure Fragen beantworten wird oder nicht, vermag ich nicht zu sagen.“
„ - Immerhin kann ich Euch in einer anderen Kleinigkeit aushelfen.“ Sie hält das eben gebrachte Buch hoch und lächelt nun wieder. „Hier ist das erbetene Buch. Ich leihe es zu Euren treuen Händen aus. Ich möchte es allerdings in einer Woche wieder zurück.
Weitere Schriftstücke aus derselben Druckerei konnte der Junge im Übrigen nicht besorgen, die Inquisition hat diese angefordert…“

Raidri "Danke für eure freundliche Hilfe, Euer Gnaden. Wir werden besonders aufmerksam darauf achten, dass es unbeschadet bleibt". Unter einer kleinen Verbeugung nahm Raidri das Buch an sich, warf einen Blick auf den Einband um den Titel zu erhaschen und reichte es an Praiobert weiter. "Würdet ihr das Buch verwahren, Praiobert? Mir scheint, es wäre am besten, wenn es in der Familie bleibt."
Zur Gruppe gewandt sprach Raidri nachdenklich weiter. "Vielleicht sollten wir wirklich zunächst allen Hinweisen nachgehen und nicht mit leeren Händen den Herrn Inquisitor aufsuchen. Es wäre wahrlich unhöflich von der Inquisition zu erwarten, dass sie unsere Probleme löst. Wenn wir herausgefunden haben, woher die Schriftstücke kamen, wird Ehrwürden von Borstenfeld sehr zufrieden sein.
Ich schlage vor, wir nehmen das geliehene Buch und bringen es zu den anderen. Vielleicht können wir mit ihren Erkenntnissen die Quelle etwas weiter eingrenzen."

Lares „Gut gesprochen, Raidri. Ich halte es für unabdingbar, weitere Informationen einzuholen, bevor wir die heilige Inquisition mit unseren Fragen belästigen. Insbesondere halte ich es für harsches Vorgehen, hierbei den Anderen keine Möglichkeit der Entscheidung einzuräumen. Womöglich könnte jemand etwas gegen die Beteiligung der Inquisition haben?“
Lares schielte zu Tsalinde hinüber, dann sah er den Magus direkt an, auch wenn er in der Sache mit Raidri sprach.
„Doch, reicht mir bitte noch einmal kurz das Buch herüber. Ich würde gerne überprüfen, ob besagter Druckfehler tatsächlich nachweisbar ist.“
Als er das Buch von Raidri erhielt, schlug er es auf und blätterte es durch, um eine geeignete Stelle zur Überprüfung zu finden.

Tatsächlich lies sich das fehlerhafte ‘sch‘ mehrfach in dem kleinen Büchlein finden.

Bei Lares Worten ruht Aurianes Blick auf ihm. Besonders bei den Worten „Womöglich könnte jemand etwas gegen die Beteiligung der Inquisition einzuwenden haben“ wird ihr Blick starr und ihr Mund verzieht sich unwillig. Offenbar hat da jemand nicht zugehört!
Trotzdem hält sie den Mund. Unbelehrbare müssen ihr Lehrgeld dann eben bei einem anderen zahlen!
Als das Buch wandert und der junge von Mersingen zu blättern anfängt, hält sie es für geboten, die Runde aufzuheben.
„Nun, offenbar ist das Meiste gesagt, Ich denke ihr solltet nun Eure Gefährten treffen.“ Sie erhebt sich.
„Ein paar letzte, abschließende Worte vielleicht noch:“ Sie wartet, bis Lares zu blättern aufhört und sich erneut die Augen auf sie richten.
„Ich mag wenig genug über diese Sache wissen, eines jedoch ist selbst mir klar: ihr stochert hier in Dingen, die höchst schwerwiegende Konsequenzen haben können. Für die Familie vom Großen Fluss, für denjenigen, der Verantwortlich ist und für diejenigen, die in dieses Wespennest hineinstoßen!" Sie blickt einmal in die Runde und jedem dabei kurz in die in die Augen. Seid vorsichtig, und seid um Praios' Willen DIPLOMATISCH! Ihr Blick führt wie von selbst zu von Mersingen. Jedenfalls diplomatischer, als ihr es mir gegenüber wart! Ich betrachte es jetzt einfach mal als Vertrauensbonus, den ich offenbar bei Euch habe, dass ihr hier so offen Eure Meinung geäußert habt. Wo wenn nicht in einem Praiostempel sollte man auch die Wahrheit sprechen dürfen? Dennoch: Diplomatie hat noch niemandem geschadet! Und es sei euch gesagt: den Klerus als nicht vertrauenswürdig zu bezeichnen, wenn eine Geweihte des selben Klerus' anwesend ist, ist zum Beispiel ALLES ANDERE als diplomatisch!
Egal wie es gemeint war oder wie schusselig es ausgedrückt wurde: ein anderer hätte Euch deswegen des Tempels verwiesen!
Und macht euch bewusst: ob ihr nun die Inquisition in eure eigene Untersuchung einbinden wollt oder nicht: ermitteln wird sie in jedem Fall! Und ich kann euch nur dringend raten lieber mit der Inquisition als GEGEN sie zu arbeiten.“ Sie atmet kurz ein und beruhigt sich. Ist sie doch etwas lauter geworden. Ganz offensichtlich hat sie die Sache etwas verärgert. Allerdings scheint sie gut darin zu sein, sich wieder zu fassen, denn ein paar wenige Atemzüge genügen und sie fährt deutlich gemäßigter fort: „Ich wäre an sich verpflichtet, die Inquisition über dieses Gespräch zu informieren. Wie gut, dass Ihr mir dies alles im Vertrauen erzählt habt. Das war doch die Intension, nicht wahr?“ Sie blickt mit hochgezogener Augenbraue in die Runde.
Ihr Bruder – seine Schwester gut kennend – antwortet sofort: „Aber natürlich, deshalb haben wir dich ja gebeten in ein Separee gehen zu können.“
Sie wartet noch das Nicken der anderen ab, bevor sie selbst zufriedengestellt nickt.
„Gut, dann würde ich sagen, bleibt mir nur noch, Euch alle herzlich zum Gottesdienst nächsten Praiostag einzuladen, sofern ihr in der Stadt weilt. Ich würde mich freuen, Euch alle – und natürlich auch die noch unbekannten Gefährten – hier begrüßen zu dürfen.“ Sie lächelt und erhebt die Hände zur Segenspose:
„Möge Praios euer Licht sein und Euch den rechten Weg durch die Dunkelheit weisen, möge er seine Hand schützend über Euch halten und Euch die Wahrheit gewähren, die ihr sucht. So sei es!“

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