Papier ist geduldig

Papier ist geduldig (Teil I)

Peraine 1037 BF

Im gesamten, altehrwürdigen Herzogtum am Großen Fluss verbreitete ein einfaches Stück Papier große Unsicherheit. Ist die Feder mächtiger als das Schwert? Vermag ein Pamphlet, welches die Herrschaftsansprüche des Geschlechts vom Großen Fluss über das Herzogtum Nordmarken anzweifelt, ein Stolperstein für das Haus zu werden? So rief der Allwasservogt, von Nah und Fern Getreue der Nordmarken herbei, um dem schändlichen Treiben ein Ende zu bereiten.

Wider die Finsternis!

Höret, höret, höret! Ein finsterer Tyrann sitzt auf dem Hirschenthron, umgeben von einer ehrlosen Meuchlerbande!

Hartuwal Gorwin II. vom Großen Fluss schimpft sich der Tyrann - rechtmäßiger Herzog glaubt er zu sein! Koradiner schimpfen sich die Meuchler, die ihn umgeben - ehrbare Ritter glauben sie zu sein!

Das Haus vom Großen Fluss ist eine Familie der Mörder, Verräter, Räuber, Diebe, Lügner, Eidbrecher und Heuchler! Der Glaube an den Herrn PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, den die Mitglieder des Hauses vom Großen Fluss vor sich hertragen, um den stinkenden Fisch auf ihrem Wappenschild zu überstrahlen, ist nurmehr ein Deckmäntelchen, das jetzt jedoch nichts mehr zu verbergen vermag.

Hartuwal Gorwin II. ließ seinen Vater Jast Gorsam morden, dieser seine eigene Gattin - wie es schon dessen Vater Hartuwal Gorwin I. vor ihm tat. Und zusammen versuchten Vater Jast und Sohn Hartuwal, das Raulsche Reich zu vernichten und damit die ZWÖlfgöttlichen Lande HEILIG! HEILIG! HEILIG!, den Mächten der Finsternis preiszugeben. Dreimal Schande über das ganze Haus vom Großen Fluss, auch über Frankwart und Hagrobald Guntwin, Schande auch über alle schon toten und alle noch nicht geborenen Träger des Barsch-Wappens! Schande über alle Koradiner, denn nichts als Mörder und Handlanger von Mördern sind sie! Aber auch Schande über die Geweihten der Gemeinschaft des Lichts HEILIG! HEILIG! HEILIG!, die wider besseres Wissen nichts gegen das Treiben eines Jast, eines Frankwart und eines Hartuwal unternahmen, sondern die üblen Taten dieser verderbten und den ZWÖlfen HEILIG! HEILIG! HEILIG! höhnenden Familie durch ihr Tun und ihr Unterlassen, durch ihr Lügen und ihr Heucheln doch erst ermöglichten!

Einzig das gleißende Licht des Herrn PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG! vermag die Nordmarken noch zu retten. Einzig der Herr PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, König der Götter und Gott der Könige, Herr der Gefilde Alverans, Himmlischer Richter, vermag uns noch den Weg aus der Finsternis zu weisen!

O Herre PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, erhöret unser erbärmliches Flehen, erhöret unser unwürdiges Bitten! Schenket uns Eure gerechte Gnade und erlöset die Nordmarken vom Haus vom Großen Fluss und den Koradinern!

O Herre PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, möge Euer Bannstrahl all' die treffen und vergehen lassen, in deren Herzen nicht Reinheit und Wahrheit und Licht, sondern Verderben und Falschheit und Finsternis wohnen!

Elenvina, auf der Veste Eilenwïd-über-den-Wassern

„Habt Dank, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid.“ Gorfang Reto vom Großen Fluss und von Brüllenfels, der herzögliche Allwasservogt, schob einige Papiere zu einem sauberen Stapel und lehnte sich bequem in den gepolsterten Sessel hinter seinem wuchtigen, mit schönen Schnitzereien verzierten Schreibtisch auf der Herzogenfeste Eilenwïd. Aus den Butzenglasfenstern zu seinen beiden Seiten hatte man einen weiten, wenn auch etwas verwaschenen Blick über die umtriebige Stadt am Großen Fluss.
Der Mittfünfziger musterte seine Gäste aus wachen, hellbraunen Augen und strich sich über seinen akkurat getrimmten Vollbart, vom gleichen Dunkelbraun wie sein dichtes Haupthaar.
Eine interessante Schar hatten seine Leute zu ihm gebracht – meistenteils kräftige junge Ritterinnen und Ritter aus dem Herzogtum, und, so wurde ihm versichert, von wachem Geiste und bestens geeignet für das, was der Vetter des aktuellen Herzogs mit ihnen beabsichtigte.
„Ich will nicht lang um den heißen Brei herumreden. Ich weiß, wer ihr seid, und ihr wißt bestimmt, wer ich bin. Und ich brauche Eure Unterstützung in einer delikaten Angelegenheit, die dem Herzogtum dient. Wollt ihr mir helfen?“

Meinrich Meinrich von Kropfenhold hatte sich im vornherein etwas über Gorfang vom Grossen Fluss informiert. Der Name war ihm zwar bekannt, doch hatte er nicht genau gewusst, wer dahinter steht. Ein Vetter des verstorbenen Herzogs Jast Gorsam und als Allwasservogt oberster Befehlshaber über die Flussgaleeren auf dem Grossen Fluss war er, hatte Meinrich herausgefunden. Gorfang schien zwar zu wissen, wer sich hier in seinem eindrucksvollen Arbeitszimmer versammelt hatte, doch Meinrich kannte keinen der anderen Anwesenden, noch den genauen Grund, weshalb sie alle hier versammelt waren.
Der 28 Winter zählende Ritter hatte bei einem Besuch auf Burg Grötz davon erfahren, dass die Praioskirche fähige Leute sucht. Im Edlengut Erlengrund, wo er herkam, lag momentan einiges im Argen, besonders mit seinem Vater. So dachte sich Meinrich, dieser Aufruf wäre eine Gelegenheit dem Zank zu Hause etwas Luft zu verschaffen und wurde in Elenvina vorstellig. Diesen Morgen noch hatte er sich bei einem Barbier seine rotbraunen Haare kurz scheren und sich rasieren lassen. Schliesslich stand er jetzt einem Mitglied der herzöglichen Familie gegenüber. Doch leider kam er nicht dazu sich passend einzukleiden, war er doch wegen seines spontanen Aufbruchs bloss in seiner Reisekleidung angereist. So beobachtete Meinrich aus den Augenwinkeln zurückhaltend die anderen Anwesenden und wartete darauf, dass jemand das Wort ergriff.

Basin Ein langer Weg lag hinter Basin. Wenn die Praiosscheibe am Himmelszelt stand war es angenehm warm gewesen, doch des Nachtens und in der Früh herrschte noch immer eine unangenehme Kälte. 'Wieso genau reise ich eigentlich nach Elenvina?' und 'Was erwartet mich dort?' hatte er sich immer wieder gefragt und dennoch keine Antwort erhalten.
Wie oft hatte er diese Feste von der Stadt aus bewundert? Einen jeden Praioslauf seines Besuchs im Rechtsseminar. Und wie oft hat er sie bereits betreten? Nie!
Doch jetzt war er soweit. Sie alle standen vor dem Allwasservogt um ihrer Heimat behilflich zu sein. Doch wobei? Unentwegt war der Blick seiner grünen Augen durch den Raum, über die Anderen und immer wieder durch die Fenster in die Ferne gewandert, stets bemüht nicht allzu auffällig zu sein. Mit einem Lächeln auf seinen schmalen Lippen antwortete Basin als es ihm günstig erschien. "Basin Ucuriad von Richtwald Euer Exzellenz." Kurz verneigte er sich, eh er fort fuhr. "Ist es nicht eines jeden aufrechten Nordmärkers Pflicht seiner Heimat zu Diensten zu sein? Und ist es nicht im Besonderen Recht und Pflicht des Adels?" Diesmal ließ er den Blick fragend über die Anwesenden schweifen.

Traviard Ein hochgewachsener junger Mann mit widerspenstigen braunen Locken trat einen Schritt nach vorn. Traviard von Lerchentrutz strich mit der rechten Hand über die rechte Seite seines Kriegerschnauzbartes und blickte in die Runde. Sein stolzer Blick heftete sich schließlich an den Allwasservogt. Ein Blick der im Widerspruch zu seiner reichlich heruntergekommenen Kleidung stand. Traviard hatte sich bereits gewundert, dass man ihn in diesem Aufzug bis in die Schreibstube vorgelassen hatte, aber offenbar war man am Hof des Herzogs durchaus dazu in der Lage, den Wert eines Mannes nicht allein an der Neuheit seiner Kleidung zu messen. Den Wappenrock der Gänseritter auch nach der Auflösung des Ordens zum Schutz von Heim und Herdfeuer zu tragen, zeigte schließlich, dass der Träger seine Prinzipien nicht einfach so schnell ablegte. Dies zumindest sagte Traviard sich immer wieder, seit er das erste Mal auf die anderen jungen Adelsleute getroffen war.
Er räusperte sich einmal und setzte dann zu sprechen an: "Ich stimme voll und ganz zu. Ich stehe hier, Eure Exzellenz, da es mir eine heilige Pflicht ist, meiner Heimat zu Diensten zu sein."

Raidri Rechts neben dem Gänseritter nickte Raidri von Wernhag bedächtig. Der kräftig gebaute Mittzwanziger mit dichten, braunen Haaren trug als Ritter von Rodaschquell das Wappen der Baronie, das Einhorn schräg über der Feste, auf dem Wams über dem Kettenhemd. Er war bereits mehrfach mit der Baronin zu Gast in der Stadt gewesen, in der Herzogsfeste aber noch nicht. Normalerweise würde er in diesen Wochen auf dem heimatlichen Gut Wernhag die Arbeiten der Bauern beaufsichtigen, jetzt hatte die Baronin aber seinem Bitten nachgegeben und ihm erlaubt, dem Herzogenhaus direkt bei einer wichtigen Angelegenheit zu helfen. Ruhig schloss er sich seinem Vorredner an: "Wenn die Kirche des Herrn Praios und eure Exzellenz rufen, ist es selbstverständlich, dass wir zur Hilfe kommen."

Tsalinde Von ihrem Platz in der hintersten Ecke des Raumes aus, beobachtete Tsalinde die Menschen im Raum. In ihrer dunkelgrünen Kleidung und den rotbraunen Haaren viel sie hier im Schatten kaum auf. Sie versuchte ab zu schätzen, wer in diesem Raum hier war um die Wahrheit zu finden und wer nur deshalb dem Ruf gefolgt war um sich selbst einen Namen zu machen. Im Grunde mißbilligte sie es, dass der herzögliche Allwasservogt eine so große Gruppe mit der Aufgabe betrauen wollte, denn die Wahrheit zu finden würde deutlich schwerer sein, je mehr danach suchten.
Kurz flackerte ein Gedanke in ihr auf: Würde nicht allein die Nennung ihres Namens zeigen, wer von den Anwesenden bereit war die Wahrheit hinter der Geschichte zu finden? Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Solch düstere Gedanken würden ihr wohl kaum weiter helfen.
Sie beschloss weiter zu warten und zu beobachten.

Meinrich Mit solch einem Selbstverständnis sicherten die bisherigen Wortergreifer dem Allwasservogt ihre Unterstützung zu, dass Meinrich beinahe glaubte der Einzige zu sein, der nicht wusste worauf er sich hier einliess. Natürlich war er bereit dem Herzogtum zu dienen, schliesslich hatte er genau das bei seiner Schwertleite vor rund sieben Jahren geschworen. Und die Worte waren ihm immer noch präsent. Doch wenn er jetzt noch halbherzig das Wort ergreifen würde sähe das gezwungen aus, dachte er sich. So schwieg er und beobachtete das Geschehen weiter.

Ein leises Lächeln legte sich über die Züge des alternden Allwasservogtes. Gekommen waren sie auf seine Ladung alle – nun ja, fast alle. Aber gefragt, weshalb er sie hatte rufen lassen, hatte bislang noch keiner.
„Ich habe euch hierhergebeten, da ihr als aufrechte, den Nordmarken treue und frische Köpfe geltet.“ Er ließ seinen Blick über die frischen und unverbrauchten Gesichter gleiten und seine Miene verhärtete sich aprupt.
„Was wißt Ihr von den schändlichen Pamphleten, die vor kurzem im Herzogtum kursierten?“

Lares Still sein, sollte er. Zumindest hatte man ihm das gesagt. Sich nicht hervortun. Eine einfache Aufgabe, dachte Lares von Mersingen und lauschte den Treueschwüren der anderen Anwesenden. Heuchler, dachte er. Wer vor den Anwesenden wollte sich tatsächlich zu Herzog und Herzogtum bekennen, wer von ihnen hegte andere Absichten?
Warum hatte seine Schwertmutter nur eingewilligt, ihn hierher kommen zu lassen? Er war viel zu jung, viel zu unerfahren, um in die Dienste des Herzogs oder des Allwasservogts zu treten. Faszinierend, dass er gerade dazu berufen wurde, hier zu erscheinen. Scheinbar war Not am Mann im Haus… Still lauschte er den Ausführungen des Allwasservogts, darauf bedacht, so wenig wie möglich aufzufallen – immer ein jungenhaftes Lächeln auf den Lippen.

Basin Etwas unschlüssig fuhr sich Basin durch sein kurzes schwarzes Haar, zerzauste es dabei unabsichtlich und dachte über die Wortes des Gastgebers nach. 'Wäre ich nur zu Hause geblieben, dann hätte ich nie von diesen Hetzschriften erfahren. Wieso nur habe ich dieses an das Tor genagelte Schreiben gelesen? Praiosstaat! Haus von Großen Fluss nicht würdig das Herzogtum zu führen! Dabei ist unter Herzog Hartuwal wieder Frieden eingekehrt und weder seinem Bruder noch seinen Befürwortern scheint er nachtragend zu sein. Verbrannt gehörte es und das sofort.' Nachdem sich noch immer niemand der Anderen dazu geäußert hatte, wandte er sich erneut an den Allwasservogt. "Euer Exzellenz. In Schnakensee kam mir diesbezüglich nichts zu Ohren, doch durchsuchten in mehreren Orten die Wachen das Gepäck Reisender. Der Zufall wollte es, dass ich erfuhr das sie nach einem Schmähschreiben gegen die praiosgewollte Ordnung und das Haus vom Großen Fluss suchten. Ist dieses Hetzwerk der Grund für dieses Zusammentreffen?"

Gorfang musterte den schwarzhaarigen Ritter und nickte. „Glücklicherweise scheinen diese Schmierereien doch nicht überall aufgetaucht zu sein. Setzt Eure Begleiter bitte darüber in Kenntnis, von Richtwald.“
Der Allwasservogt stützte die Ellbogen auf seinen Schreibtisch und wartete, interessiert, wie der junge Adlige, der sich langsam zum Wortführer zu mausern schien, dies angehen würde.

Basin Blitzartig schossen Basin das Bild einer auf seine Stirn klatschenden Hand durch den Kopf und dazu ein einfacher Gedanke. ‚Neunzehn Götterläufe alt und noch immer nicht in der Lage die Klappe zu halten.‘
„Oh, nun. Soweit ich dies hörte Exzellenz. Handelt es sich um ein von Grund auf lästerliches Schreiben, dessen Wiedergabe bereits die Ehre eines aufrechten Nordmärkers knicken würde. Es soll angeblich das Ehrenschild des Herzogengeschlechts auf schlimmste beschmutzen und seine Mitglieder verschiedenster Verbrechen beschuldigen. Durch das Urteil des Götterfürsten selbst, sollen all jene gestraft werden welche Täter und Helfershelfer jener Taten waren.“

Lares Na das war ja mal eine Wendung der Ereignisse. Beschmutzung der Ehre des Herzogenhauses durch Bezichtigung? Dieser Basin schien tatsächlich eine ehrliche Seele zu sein. Vielleicht hatte er noch weitere Informationen.
„Herr von Richtwald, könnt ihr die Vorwürfe genauer schildern, die dem Herzogenhaus gemacht werden? Ihr scheint diesen schändlichen Machwerken offensichtlich ziemlich vertraut. Ich bin mir sicher, ihr könntet für mich und andere hier noch etwas Licht ins Dunkel bringen.“

Basin ‚Verdammt, Nerek! Noch nie mochte er die Stadt. Schon immer zog er es vor sich zur Jagd in die Wälder zu Flüchten. Es wird eine wichtige und gute Erfahrung für dich sein, hatte er gesagt. Als ob! Jetzt soll der Knappe erzählen welche Schmähungen irgendwelche Unbekannten über das Herzogengeschlecht verbreiten. Aber wenn es denn sein soll versuche ich sie halt von der Niedertracht dieses Wichs zu überzeugen und zugleich nicht mit mehr Details aufwarten kann.‘ Durch diesen Entschluss bestärkt drückte Basin sein breites Kreuz durch und richtete sich an den unbekannten Fragesteller. „Verzeiht doch leider sind mir selbst keinerlei genaueren Informationen bekannt. Ich selbst hörte nur das was ich soeben wiedergegeben habe und auch nur weil ich zufällig mein Pferd sattelte als sich um die Ecke Gerüstete darüber unterhielten.“ Entschuldigend zuckte er mit den Schultern und schaute fragend die anderen Anwesenden an. „Hat denn sonst Niemand etwas davon gehört? Doch selbst wenn denke ich wird seine Exzellenz im Bilde sind, denn wie mir scheint sind wir deshalb hier.“

Raidri Vor einigen Monden waren die ersten Gerüchte den Rodasch heraufgekommen, erinnerte sich Raidri. Irgendjemand hatte wohl schlicht behauptet, das Herzogenhaus säße zu Unrecht in Amt und Würden. Haltlose Behauptungen, aber in den falschen Ohren vielleicht sogar gefährlich.
"Bei uns in Rodaschquell kamen nur einige Gerüchte an, von Schmähschriften und Behauptungen war die Rede. Um welche Details es aber ging oder wer hinter diesen Schriftstücken steckt, das ist nicht berichtet worden. Es wäre aber gut, wenn man mehr darüber in Erfahrung bringen könnte."

Praiobert Ein großer, breitschultriger Mann von vielleicht knappen 30 Jahren, der sich bislang dezent im Hintergrund gehalten hat, tritt nun auch ein wenig nach vorne.
Er hat einen ganz eindeutig südländischen Einschlag mit seiner dunkleren Haut, den fast schwarzen Haaren und seinem im almadanischen Stil gehaltenen Spitzbart. Seine Kleidung allerdings ist nordmärkischer Machart, wenn auch von besonders gutem Sitz.
Seine strahlend blauen Augen wandern über die Anwesenden.
„Mehr Wissen könnte in der Tat hilfreich sein.“ Er wendet sich höflich dem Gastgeber zu. „Praiobert Bernward von Winterspitz, zu Euren Diensten, Euer Exzellenz.“ stellt er sich mit einer knappen, militärischen Verbeugung dem Allwasservogt und mit respektvollem Nicken in die Runde, vor.
„Ich befürchte, ich habe die letzten Wochen auf dem Land verbracht. Finsterbach liegt doch recht weit ab vom Schuss. Ein solches… Pamphlet… ist mit nicht untergekommen. Wenn es aber darum geht, herauszufinden, wer ein solches Schmähwerk verbreitet, dann – bei allem Respekt – wäre es schon hilfreich zu wissen, was genau alles an Vorwürfen erhoben wird.
So ekelerregend es sein mag: es kann wichtige Hinweise geben. Nicht nur über denjenigen, der offensichtlich solchen Hass auf das Herzogenhaus empfindet, sondern möglicherweise auch, wie man es hergestellt hat und wie es verbreitet wurde. Ihr habt nicht zufällig ein solches „Machwerk“ hier? Das könnte die Dinge vereinfachen.“

„Diese Pamphlete haben nicht nur die Städte getroffen, von Winterspitz. Das ist es, was sie so unberechenbar macht. Und genau darum interessiert es mich, wer von Euch bereits mit Ihnen in Kontakt geriet – und wo dies geschah.“
Langsam tauten die jungen Leute auf. Gut so. Gorfang lehnte sich zurück, bequem die Ellbogen auf seinen Tisch gestützt.

Traviard Tsalinde trat einen kleinen Schritt vor, gerade genug, dass die einfallenden Lichtstrahlen die Schatten auf ihrem Gesicht vertrieben und erhob die Stimme. „Die Zwölfe zum Gruße, werte Herrschaften. Mein Name ist Tsalinde von Kalterbaum.“ Sie versuchte nicht auf die Reaktionen der Anwesenden zu achten. Hatten sie von der Geschichte ihrer Familie gehört? „Auf meiner Reise hierher sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen. Gerede des einfachen Volkes darüber, dass nicht der wahre Herzog auf dem Throne sitzt.“ Sie lässt ihren Blick über die Anwesenden schweifen. „Genau in diese Kerbe scheinen die Pamphlete zu schlagen. Mir stellt sich die Frage was zuerst da war, die Gerüchte oder die Schreiben.“

Meinrich Das war also der Grund des Aufrufs. Das hiess, diese Schriften wurden nicht nur in Fuchsgau gefunden... Möglicherweise hatte diese Geschichte grössere Ausmasse als Meinrich bisher angenommen hatte! Der immer etwas mürrisch dreinschauende Ritter wagte, nachdem das Eis von seinen Vorrednern gebrochen wurde, auch zu sprechen. „Mein Herr, Meinrich von Kropfenhold.“ begann Meinrich mit rauher Stimme um der Höflichkeit genüge zu tun und da er nicht davon ausging, jemand würde ihn kennen. Knapp verbeugte er sich in Richtung des Allwasservogts. „Auch in Fuchsgau sollen diese Pamphlete kursieren. So sind mir in Waldengrötz die ersten Gerüchte zu Ohren gekommen. Ausserdem sind anscheinend in Meusbach einige dieser Schmähschriften beschlagnahmt worden, wie Hochgeboren Leodegram von Starkenrast mir gegenüber bemerkte. Dieselben ungeheuerlichen Verleumdungen, wie sie die Herrschaften und die Dame bereits erwähnt haben, sollen darüber verbreitet worden sein.“ Meinrich blickte in die Runde und versuchte die Reaktionen der Anwesenden auf seine kurze Rede einzuschätzen.

Fedora Fedora und Loriann hatten ebenfalls etwas abseits gestanden und der bisherigen Diskussion gelauscht. Woher auch immer ihr Vater diesen Zettel gehabt hatte, auf dem jene lästerlichen Schriften niedergedruckt standen, sie selbst hatte das Schriftstück vor ihrer Abreise an Loriann weitergegeben. Die Einladung des Allwasservogtes sich an der Queste zu beteiligen, hatten sie bereits vorlegen müssen, wann würde Loriann wohl mit dem Pamphlet herausrücken? Leicht stupste sie die neben ihr stehende Loriann an...

Basin "Wenn ich das so höre, so scheinen mir die vermehrten Durchsuchungen, auf meinem Weg bis zum Galebra um Flussabwärts zu fahren, einen möglichen Grund in der Verbreitung dieser Schriften zu haben." Etwas unwirsch zog er seine Weste, aus weichem Leder mit aufgesetzten Wappen, zu Recht und zupfte einen Fussel von seinem grünen Hemd. Um seine Hände zur Ruhe zu bringen, legte er die Linke auf den Knauf seines Knappen-Schwerts, während die Rechte weiterhin, wenn auch unbewusst, über die, zur Weste passende, Hose strich. "So wie es klingt sind die Urheber dieser Schmähung äußert umtriebig."

Loriann In einer hinteren Ecke des Raumes räusperte sich nun eine der beiden Frauen die dort beisammen standen, als würden sie sich schon kennen, und dem Gespräch bisher lediglich wortlos gefolgt waren. Erst räusperte sie sich verhalten, dann, als ihr die ersten Blicke von den Umstehenden zuflogen, noch einmal lauter. Vielleicht, um die Stimme vorzubereiten. Die junge Frau mit dem zu einem strengen Pferdeschwanz gebundenen langen, dunkelblonden Haare fuhr sich einmal mit der Hand über den Kopf, schaute in die Runde aufmerksamer Zuhörer, ehe sie einen Schritt nach vorn und aus der Schweigsamkeit machte. Eine Weile hatte sie gewartet, ob der Vogt nicht doch selbst ein Exemplar zücken würde, nachdem jemand ihn darauf angesprochen hatte. Sie hatte sich, bei den Götter, keinesfalls vordrängeln wollen. Aber nun, fand sie, war ein Punkt erreicht, an dem es genug der Fragen und der ich-habe-lediglich-gehört-dass Aussagen war. Zumindest nach ihrer Meinung. Und die war die, nicht mehr länger um den heißen Brei herum zu reden, sondern dem bösen Ding die 'Heiligkeit' zu nehmen, in dem man die Maske des verstörenden Unwissens durch die - in diesem Fall eben - bittere Realität ersetzte.
"Verzeihung, Euer Exzellenz, werte Damen und Herren Wohlgeboren... ich glaube, ich kann etwas Licht in das Dunkel um den Wortlaut der Schmierzettel bringen...bevor wir uns hier in wilden Spekulationen ver-, hm, -zetteln,"
Bei diesem Wortspiel schmunzelte die Frau, die Ende 20, Anfang 30 sein musste, ein wenig und entfaltete vor aller Augen ein Stück mit vielen Zeilen bedrucktes Papier. Bist du und die Baroness wirklich die einzigen hier, die eins davon zu Gesicht bekommen haben? Vom Vogt mal abgesehen. Na, dann wird einigen Herrschaften bestimmt gleich schwindelig werden...
"Ist es gewünscht, dass ich zur Erkenntnis aller hier im Raum den genauen Inhalt verlese?..oder soll ich nur das Wichtigste zusammenfassen?"
fragte die Frau höflich, aber sehr direkt und selbstbewusst. Sie hielt offenbar eben eine jener Schmähschriften in der Hand. Und das, ohne Scheu vor etwaiger Strafe, die auf einen wartete, wenn man ein solches Blatt im Besitz hatte.
"Loriann Varaldyn zu Reussenstein ist mein Name, ich bin Junkerin aus dem Firnholz und, bitte verzeiht meine Direktheit, aber ich finde, dass es an diesen Schriften nichts zu verherrlichen gibt, also lese ich sie zur Information für alle gerne vor, damit das Unwissen ein Ende hat. Denn wir sollten alle hören, welcher Worte sich die Verfasser bedienen."
fügte die junge Frau noch hinzu, bevor sie aufmerksam auf Reaktionen wartete. Sie machte nicht den Anschein, sich für ihre Meinung oder diesen mutigen Auftritt zu schämen.

Gorfang Reto vom Großen Fluss musterte die junge Dame vom Scheitel bis zu den Zehen. Zumindest auf den Mund gefallen war diese hier nicht, und sie traute sich offentsichtlich einiges. Warum also nicht? "Lest es vor, Wohlgeboren, auf dass jeder weiß, wovon wir hier reden.“

Loriann Loriann nickte dem Allwasservogt zu, bevor sie auf das Blatt Papier sah und folgendes mit lauter Stimme vorlas, dass es auch jeder im Raum gut verstehen konnte:
"Das Werk ist überschrieben mit: Wider die Finsternis!
Höret, höret, höret! Ein finsterer Tyrann sitzt auf dem Hirschenthron, umgeben von einer ehrlosen Meuchlerbande! Hartuwal Gorwin II. vom Großen Fluss schimpft sich der Tyrann – rechtmäßiger Herzog glaubt er zu sein! Koradiner schimpfen sich die Meuchler, die ihn umgeben – ehrbare Ritter glauben sie zu sein!
Das Haus vom Großen Fluss ist eine Familie der Mörder, Verräter, Räuber, Diebe, Lügner, Eidbrecher und Heuchler! Der Glaube an den Herrn PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, den die Mitglieder des Hauses vom Großen Fluss vor sich hertragen, um den stinkenden Fisch auf ihrem Wappenschild zu überstrahlen, ist nurmehr ein Deckmäntelchen, das jetzt jedoch nichts mehr zu verbergen vermag."
An dieser Stelle machte die junge Edle eine Pause, um ihren Blick in die Runde schweifen zu lassen, bevor sie fortfuhr:
"Die Mitglieder der Herzogenfamilie werden nun namentlich genannt. So heißt es: Hartuwal Gorwin II. ließ seinen Vater Jast Gorsam morden, dieser seine eigene Gattin – wie es schon dessen Vater Hartuwal Gorwin I. vor ihm tat. Und zusammen versuchten Vater Jast und Sohn Hartuwal, das Raulsche Reich zu vernichten und damit die ZWÖlfgöttlichen Lande den Mächten der Finsternis preiszugeben. Dreimal Schande über das ganze Haus vom Großen Fluss, auch über Frankwart und Hagrobald Guntwin, Schande auch über alle schon toten und alle noch nicht geborenen Träger des Barsch-Wappens!"
Wieder eine kurze Pause. Damit die perfide Dreistigkeit und der Fluch, der diesen Worten innewohnte, in den Köpfen der Zuhörer wirken konnte.
"Schande über alle Koradiner, denn nichts als Mörder und Handlanger von Mördern sind sie! Aber auch Schande über die Geweihten der Gemeinschaft des Lichts HEILIG, HEILIG, HEILIG!, die wider besseres Wissen nichts gegen das Treiben eines Jast, eines Frankwart und eines Hartuwal unternahmen, sondern die üblen Taten dieser verderbten und den ZWÖlfen HEILIG! HEILIG! HEILIG! höhnenden Familie durch ihr Tun und ihr Unterlassen, durch ihr Lügen und ihr Heucheln doch erst ermöglichten!
...Bis hier eben die Anschuldigungen, die Ihr auch vielleicht als besagte Gerüchte kennt,"
erklärte Loriann und leiert den Rest etwas schneller herunter.
"Und dann hat der Verfasser auch schon eine Lösung: nämlich Praios' goldene Gerechtigkeit. So heißt es:
Einzig das gleißende Licht des Herrn PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG! vermag die Nordmarken noch zu retten. Einzig der Herr PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, König der Götter und Gott der Könige, Herr der Gefilde Alverans, Himmlischer Richter, vermag uns noch den Weg aus der Finsternis zu weisen! O Herre PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, erhöret unser erbärmliches Flehen, erhöret unser unwürdiges Bitten! Schenket uns Eure gerechte Gnade und erlöset die Nordmarken vom Haus vom Großen Fluss und den Koradinern! O Herre PRAios HEILIG! HEILIG! HEILIG!, möge Euer Bannstrahl all' die treffen und vergehen lassen, in deren Herzen nicht Reinheit und Wahrheit und Licht, sondern Verderben und Falschheit und Finsternis wohnen!"
Loriann schloss mit einem tiefen Seufzen. Allein der Baroness Fedora war klar, dass dieses Seufzen auch andere Gründe hatte. Loriann sah auf und in die Umstehenden.
"Der Verfasser hat sein, hm, Werk nicht unterschrieben. Aber zumindest auf diesem Flugblatt ist immer das gleiche Satzzeichen, das 'sch' fehlerhaft. ... Ich weiß nicht, ob das kein Hinweis sein könnte."
Sie hielt das Blatt so zur Menge, dass es ein anderer ihr zur eigenen Ansicht aus der Hand nehmen konnte, falls Bedarf bestand.

Traviard Der Gänseritter tat einen weiteren Schritt nach vorn. Mit der rechten Hand griff er nach dem Schriftstück, während er sich mit der linken erneut den Schnauzbart glattstrich. Er warf nur einen kurzen Blick auf das Pergament, bevor er die anderen Adligen im Raum ansah. „Interessant, das Schriftstück einmal in seiner kompletten, widerwärtigen Gänze betrachten zu können und nicht nur die Ausschnitte zu hören, welche das Volk hinter vorgehaltener Hand murmelt. Es ist erschütternd, ansehen zu müssen, wie der Name des Herrn Praios hier missbraucht wird, um derartige Anschuldigungen ohne jeden Beweis oder Nennung der eigenen Identität vorzutragen. Wo wir gerade von Identitäten sprechen: ich bin Traviard von Lerchentrutz und stamme aus Tommelsfurt, wo mir zwar keines der Schriftstücke begegnete, aber beängstigend viele Durchreisende mich auf das Schreiben ansprachen.“
Traviard reichte das Schriftstück weiter in die Runde, während er angestrengt nachdachte. Wollte der Allwasservogt, dass sie herausfanden, wer dieses Flugblatt verbreitet hatte? Oder war dies schon lange bekannt und es ging nur darum, den Schurken ausfindig zu machen und zu stellen?
Wobei das Wort Schurke vielleicht falsch gewählt worden war – nach allem, was Traviard in den letzten Jahren erlebt hatte, war er sich nicht sicher, ob die Herzogsfamilie vielleicht einfach genau so gestrickt war, wie seine eigene. Und hätten diese Anschuldigungen die Familie von Lerchentrutz betroffen, so hätte Traviard zumindest gezögert, sie als falsch abzutun. Andererseits ging es hier um die Familie vom Großen Fluss – und diese war über solche Zweifel erhaben.

Lares Lares musste ein Würgen unterdrücken. Den Namen der Herrn PRAios für solch lästerliche Zwecke zu missbrauchen, entfachte rechtschaffenen Zorn in ihm, der seinen Weg an die Oberfläche suchte.
„Eure Exzellenz, Lares von Mersingen, Ihr habt nach mir schicken lassen, so möchte ich einen Beitrag leisten, Eurer Sache zu dienen.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Ich habe gelernt, dass Fragen häufig der schnellste Weg sind, die Wahrheit zu Tage zu bringen. Entschuldigt also meine Dreistigkeit, wenn ich Euch direkt mit des Pudels Kern konfrontiere.
Ich wage zu unterstellen, dass Ihr den Übeltäter, wäre er denn bekannt, der solch ein Schreiben veranlasst hätte, bereits seiner gerechten Strafe zugeführt hättet. Ich schließe daraus, dass der Täter wohl noch nicht bekannt sei.
Wie Loriann Varaldyn zu Reussenstein, deren Ehrenhaftigkeit niemals durch das Aussprechen dieser unwürdigen Worte beschmutzt werden solle, vortrug, scheint ein Setzstein der Druckerei, die dieses Pamphlet erzeugt, fehlerhaft zu sein. Sollte man also diese Druckerei identifizieren können, so wäre man den Abgründen dieses Falles einen Schritt näher. Es fragt sich also, wie identifiziert man diesen Hort der Schande?
Zwei Möglichkeiten erscheinen mir naheliegend:
1. Gibt es Anzeichen, dass in einer gewissen Region unserer wunderbaren Heimat dieses Krebsgeschwür besonders wild wuchert? Wir durften von den hier Anwesenden bereits vernehmen, dass sich der Text wohl schon – sei es verkörpert oder als Gerücht – weit verbreitet hat, jedoch wäre es möglich, dass eine Region besonders belastet sei? Ausgehend von einer Druckerei wäre der schnellste Weg natürlich das direkte Umland, dieses sollte besonders betroffen sein.
2. Sind Euch oder irgendeinem Anwesenden bereits andere Texte aufgefallen, die selbigen Fehler tragen? Vielleicht eine Gazette, ein Schreiben, irgendetwas? Mit solch unverfänglicher Schrift sollten wir das Haus viel schneller finden, als über den Aushang selbst.“

Loriann Sollte Lares von Mersingen bei seinen wohlwollenden Worten zu ihr hinüber blicken, würde Loriann ihm ein dankbares Lächeln zunicken. Ein anständiger Kerl, dieser Lares, aber noch recht jung. Und folgend würde sie ihn eingehender mustern. Von Mersingen...Hm, wie ein typischer mersinger 'Schwarzer ' sieht er aber nicht aus.
"Euer Exzellenz. Wer kann uns sagen, über wieviele Druckereien wir in dem Fall sprechen?"
griff Loriann die Idee des Mersingers auf, den sie ganz sympathisch fand. Zumindest was den ersten Blick und sein Auftreten ihr gegenüber betraf.

Tsalinde Tsalinde lässt sich das Schriftstück reichen und betrachtet es genau. „Wie ich es sehe sind alle anderen Buchstaben von gutem, klarem Bild. Da frage ich mich, ob dieser defekte Buchstabe vielleicht Absicht ist. Ein Erkennungszeichen vielleicht?“ Sie blickt sich kurz im Raum um und fügt dann hinzu: „Ich denke wir sollten vorsichtig damit sein jemandem etwas zu unterstellen und damit vielleicht die wahren Täter zu warnen oder uns von ihnen in eine Falle locken zu lassen. Es sind eher nicht die Worte eines einfachen Mannes. Im Moment sehe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ist es eine Gruppe, die aus Wesen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten besteht, oder es ist jemand mit einer Menge Einfluss und Geld. Schließlich kann es sich nicht jeder leisten eine solche Menge an Schriftstücken anfertigen und heimlich in der Stadt verteilen zu lassen. Letzterer würde wohl kaum dafür bezahlen, wenn seine Arbeit nicht gründlich ausgeführt wurde, denn die Reparatur oder Herstellung eines einzelnen Buchstaben ist kein Hexenwerk.“ Sie schaut dem herzöglichen Allwasservogt tief in die Augen und fügt hinzu: „Was vermutet ihr, wer dahinter steckt und was erwartet ihr von uns?“

Basin Schon während des Verlesens des Schreibens hatte Basin nicht mehr richtig zugehört und seine Gedanken geordnet. Als dann eine scheinbare Pause eintrat begann er seine Gedanken langsam und etwas abwesend auszuführen. „Ich denke wir können einige Annahmen treffen, deren Wahrscheinlichkeit recht hoch, aber nicht gesichert ist. Wir können davon ausgehen, dass der Verfasser dieses Schreibens dem Herren Praios aufs äußerste zugetan ist, bis hin zum Fanatismus. Wir können davon ausgehen, dass der Verfasser durchaus von Hesindes Gaben profitiert, denn die Verbreitung über das gesamte Herzogtum ohne die direkte Umgebung zu überschwemmen deutet von einer gewissen Gerissenheit. Wir können ebenfalls davon ausgehen, dass die Unbekannten über ein weit ausgebreitetes Netz an Helfen verfügt, denn sonst könnte die schnelle und großflächige Verbreitung dieser Schreiben sich nicht erklären. Somit ist die einzige Spur die bei dieser Jagd zu erkennen ist, dieser eine Fehler in der Zeichensetzung.“

Der Allwasservogt ließ seinen Blick der Reihe nach über Lares, Loriann, Tsalinde und Basin streifen. Inzwischen war das Eis gebrochen – und die Fragen der jungen Edelleute gemahnten an eine Pfeilwolke.
„Der Reihe nach. Von Mersingen, wir haben keine Hinweise, dass in einer Region diese Pamphlete vermehrt kursierten. Und was einen ähnlichen Fehler angeht, so wurde uns dieser aus dem 'Volksthümlichen Gesangbuch für das niedere Volk' gemeldet.
(MI: siehe http://www.wiki.nordmarken.de/bin/view/Nordmarken/NordmaerkerNachrichten33)
Und nein, wir haben die Druckerei bislang nicht offiziell durchsuchen lassen.“
Mochten die Edlen daraus machen, was sie wollten. Gorfang schmunzelte. Er wandte sich an die hübsche junge Frau.
"Von Reussenstein, es gibt drei Druckereien in Elenvina. Das 'Gesangbuch' wurde im Haus Garoschax und Tochter gedruckt.“
Wohlgefällig ließ der Allwasservogt seinen Blick über die beiden jungen Frauen in der ersten Reihe streichen. Auch die Kalterbaumerin war nichts, was sein Auge beleidigte – weit gefehlt.
„Von Kalterbaum, ich erwarte, dass Ihr und Eure Begleiter mir den Verantwortlichen für diese Schmierereien bringt. Und seine Hinterleute, so es solche gibt. Vorzugsweise lebendig, und, wenn es sich um Angehörige des Adels handelt, ohne ungebührliches Aufsehen.“ Er erhob sich und stützte sich auf seinen Schreibtisch, ehe er jeden ins Auge fasste. „Und ohne ungebührliches Säumen. Eure Überlegungen, von Richtwald, gehen gewißlich nicht in die falscheste Richtung.“ Er schnaufte und fuhr fort. „Und nun, sagt mir, welche Dinge Ihr noch benötigt.“
Jetzt wurde es spannend. Der Herr über Fluss und Galeeren unterdrückte ein Lächeln.

Loriann Loriann ging, als der Allwasservogt sie 'von Reussenstein' nannte, kurz der Mund auf. Sie war aus einem Reflex heraus versucht, das Missverständnis sofort zu lösen, hatte sie doch den Namen ihres Mannes aus gutem Grund angenommen, weswegen sie sich fortan ja auch nur noch simpel 'zu Reussenstein' nannte. Sie mahnte sich aber, dass dies mitten im Redefluss des hohen Herrn sehr unhöflich sei und wartete deshalb ab, bis der Vogt fertig war und das Wort wieder an sie und die anderen wendete. Sie fasste deutlich mehr Mut zusammen, als für ihren eher praktisch orientierten Vorschlag, das Pamphlet zu verlesen, denn mit der Richtigstellung ihres Namens würde sie sich den ungeliebten westlichen Nachbarn zugehörig zeigen, und das konnte im Kreis ihrer neue Mitstreiter vielleicht Unmut auslösen. Allerdings: jener Unmut wäre etwas, mit dem sie gut leben konnte - auf diesem Gebiet war sie ja bereits einiges andere gewohnt. Mit was sie allerdings nicht leben wollte, war, als jemand betrachtet zu werden, der sie nicht - zumindest nicht mehr so wie vielleicht vermutet - war. Sie hatte eben nun mal in ein albernisches Edlengeschlecht eingeheiratet, der Liebe wegen, und trug daher den Namen ihres Mannes auch nach seinem Tod zu seinen Ehren weiter vor ihrem Geburtsnamen, wenn auch "nur" mit dem Zusatz 'zu' statt einem 'von'. Und dafür schämte sie sich nicht. Deshalb sagte sie nach einem kurzen erneuten Räuspern mit einem freundlichen Lächeln, damit der Tadel höflich, nett und keinesfalls verärgert klang:
"Euer Exzellenz, ihr wisst es sicher nicht, daher bin ich euch nicht böse, aber der Familienname meines verstorbenen Ehegatten und seit Heirat auch mein Rufname lautet 'Varaldyn'... von den edlen Varaldyns westlich von Udenau... Ich habe aber generell nichts dagegen, wenn ihr mich mit meinem Mädchennamen ansprecht, weil ich um die Schwierigkeit weiß, die wir hier in den Nordmarken mit, nun ja, hm, ...albernischen... Dingen haben."
Loriann lächelte und blickte kurz vom Vogt weg in die Runde, um zu sehen wie auch die anderen mit dieser ehrlichen Offenlegung umgingen. Na, heute sorgst du aber ganz schön für Wirbel!. Die Baroness Fedora von Firnholz wusste ja schon Bescheid. Dass diese hinter ihr stand und auch die wenig schöne Vergangenheit kannte, tat Loriann in diesem Moment gut. So gestärkt und innerlich zufrieden, das Ganze nun schon so früh"gestanden" zu haben, kam Loriann zurück zum Thema.
"Ich persönlich würde mir gerne erst in der Druckerei ein Bild machen - falls Ihr, euer Exzellenz, nicht schon Nachforschungen anstellen habt lassen, ob es vielleicht Hinweise auf den Auftraggeber dort gibt. Ich meine, dort ist man ja sicherlich nicht einfach so auf die Idee gekommen, eine Schmähschrift herzustellen. Um auf Eure Frage zurück zu kommen: Es wäre hilfreich, wenn ihr uns," dabei deutete Loriann mit einer kreisförmigen Armbewegung in die Runde ihrer Mitstreiter, "eine schriftliche Vollmacht oder andere Befähigung an die Hand geben könntet,... damit alles seine Ordnung hat."
Letzteres hängte Loriann Varaldyn zu Reussenstein, die gerade offengelegt hatte, mit einem Albernier verheiratet gewesen zu sein, noch schnell hinterher.

Basin Mit einem gedanklichen Hieb ignorierte Basin die Familiären Verwicklungen seiner Vorrednerin, denn stünde ihre Loyalität zum Herzogtum in Frage wäre sie nicht geladen worden. „Eure Exzellenz, wenn ich das richtig betrachte, ist dies hier eine Jagd. Die Fährte wurde aufgenommen und nun ist an uns, den Jägern, ihr zu folgen. eh sie erkaltet. Aus diesem Grund pflichte ich meiner Vorrednerin voll und ganz bei. Ausgestattet mit dem entsprechenden Jagdwerkzeug, rechtlicher Grundlage, guten Ross, geschärften Instinkt und wachem Verstand sollte das Wild schnell und schonend gestellt werden. Für den Fall mangelnder Möglichkeiten…“ Kurz klopfte er auf seinen Schwertknauf. „… muss leider ein solches einem jeden beistehen. Selbstverständlich alles ohne den gesamten Wald oder das Herzogtum, aufzuschrecken“ Sein Blick wanderte einmal über die Versammelten und verhaftete dann erneut auf dem Allwasservogt. „Ich würde zudem anraten, besagte Vollmacht mehrfach zu erstellen, nur für die Eventualität das sich die Jagdgesellschaft bei der Suche aufteilen muss. Ansonsten würde ich mich nur noch gern Rüsten, für den Fall der Fälle wäre ich gern vorbereitet.“

Lares Innerlich führ Lares zusammen. Die Worte der schönen zu Reussenstein hatten ihn deutlich mehr tangiert, als er sich würde eingestehen wollen. Er hatte sie niemals für so alt gehalten, bereits einen Ehemann verloren haben zu können. Noch dazu einen Albernier. Für ihn war klar, ihre Loyalität stand außer Frage. Wer sich so ehrlich dem Zorn der Anwesenden aussetzen würde, der hatte nichts zu verbergen – im Gegensatz zu den Vielen, die immer im Namen des Reiches oder des Herzogtums tätig wurden und mit ihrer Unehrlichkeit den Wappenschild des Herzogenhauses befleckten. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Wie viele hier waren von diesem Schlag?
Sein Blick blieb bei Loriann hängen. Ein ungekanntes, warmes, eindringliches Gefühl des … was war es eigentlich … Mitleids keimte in ihm auf, ein Gefühl, das er schon einige Jahre nicht mehr kannte. Er wandte sich ab; beschämt, irritiert, verwirrt?
Er musste sein Fassung wiedererlangen.
„Eure Exzellenz, ich würde vorschlagen, bereits hier drei Gruppen zu bilden, die sich separat einen Einblick in die Druckerzeugnisse aller Elenviner Druckereien verschaffen sollten. Nach Euren Ausführungen erscheint mir das Haus der Garoschax jedoch als Herstellungsort dieser Schmierereien am Wahrscheinlichsten. Ich denke, man sollte diese Örtlichkeit unter gesonderte Beobachtung stellen – dabei andere Optionen nicht aus den Augen verlieren.
Ich bin insofern über Eure Angaben verwundert, Eure Exzellenz, als mir der Name dieser Druckerei bisher nur aus meinen juristischen Studien bekannt ist. Zumindest einmal hatte ich ein Werk dieses Hauses zur Hand genommen und dieses ließ eine besondere Treue zu unserem Herrn PRAios …….. oh, Moment….“

Raidri Raidri lächelte nur kurz, als die Dame Varaldyn zu Reussenstein ihre familiären Verbindungen nach Albernia erwähnte. Der Krieg und die Aufständischen in den Wäldern hatten für viel böses Blut gesorgt, aber vom Gut Wernhag aus waren es nur zwei Wegstunden zur Grenze und die gesamte Familie seiner Mutter stammte aus dem Westen.
Gerade hatte der junge Rosenhainer einen weiteren guten Gedanken ausgesprochen. Raidri überlegte kurz und schloss sich dann an: "Wir sollten nicht vergessen, dass es Aufmerksamkeit erregen könnte, wenn wir uns als geschlossene Gruppe zum Druckhaus Garoschax begeben. Zwar war ich bisher nicht in der Situation, irgendetwas dort in Auftrag zu geben und kenne die Gebräuchlichkeiten nicht, aber wenn bei uns ein halbes Dutzend junger Adliger gemeinsam ein Geschäft betritt, schaut das Volk zweimal hin.
Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber braucht man zum Drucken nicht diese Lettern aus Metall? Wenn es dort eine markante Kennzeichnung gibt ist so etwas doch sehr schwer zu fälschen oder kann man das einzeln entwenden? So etwas lässt sich vermutlich auch nicht auf die Schnelle zusammenstellen, was bedeuten würde, dass ein Kundiger der Druckkunst freiwillig oder unfreiwillig an der Erstellung beteiligt war. Vielleicht gab es einen sehr gut zahlenden Auftraggeber? Vielleicht gab das Druckhaus die Pamphlete auf eigene Faust heraus, was mich ehrlich gesagt wundern würde. Es könnte aber auch sein, dass einer der Helfer von Meister Garoschax ohne Zustimmung seiner Herren gehandelt hat."
Er nickte zu Loriann und meinte "Wohlgeboren Varaldyn hat ganz Recht, wenn Sie eine diskrete Untersuchung der Druckerei mithilfe einer Vollmacht empfiehlt. Es scheint mir die am wenigsten kalte Fährte zu sein"

Traviard Traviard von Lerchentrutz hatte angestrengt nachgedacht, während Loriann ihre familiären Verwicklungen offen vor den Anwesenden ausgebreitet hatte. Auch wenn er sich der politischen Situation durchaus bewusst war, hatte er bereits anständige Albernier getroffen, genau wie auch Nordmärker, die diese Beschreibung ganz und gar nicht verdienten. Von den hier Anwesenden machte jedoch jeder, Loriann Varaldyn, ob nun von oder zu Reussenstein eingeschlossen, zumindest den Eindruck, anständig zu sein. Sonst hätte der herzögliche Allwasservogt sie ja auch nicht eingeladen.
Mit einem Räuspern verschaffte er sich Gehör. „Wir sollten zusätzlich zur Untersuchung der Druckerei auch in Betracht ziehen, diese zu beobachten und zu umstellen. Für den Fall, dass die Befragung Meister Garoschax' weniger diskret abläuft, als wir uns dies wünschen, wäre es möglich, dass jene Angestellten der Druckerei, die etwas über den Urheber und den Inhalt des Schriftstücks wissen, die Flucht ergreifen. Auf diesen Fall sollten wir vorbereitet sein.“

Meinrich M einrich hörte sich die Diskussion in Ruhe an und seine grünen Augen musterten die sich Beredenden. Sein erster Eindruck von den versammelten Herrschaften und Damen war zwiegespalten. Wie kam der Allwasservogt nur darauf, die hier Versammelten (und damit meinte er sich selbst eingeschlossen) für diese Aufgabe vorzusehen. Zwei Knappen, die dachten sie müssen das Wort an sich reissen und den älteren Semestern vorkauen was zu tun sei. Aber sie schienen ehrlich zu sprechen, so beschloss Meinrich sie machen zu lassen. Von Lerchentrutz mit seinem eindrucksvollen Schnauzer und dem Wappenrock der Gänseritter machte einen rechten Eindruck auf Meinrich. Ebenso von Wernhag und von Winterspitz. Bei der Dame von Kalterbaum war er jedoch noch nicht sicher, was er von ihr halten sollte. Aber diese Albernierin... Nach allem was Meinrich wusste konnten auch diese Reichsverräter hinter dieser Unverschämtheit stecken. Immer noch schmerzte Meinrich der Verlust seines Bruders, der in der Schlacht am Grossen Fluss ums Leben kam. Auch sein Vater war nicht mehr derselbe seither. Das Leben auf Gut Erlengrund hatte sich seit dem Krieg sehr gewandelt, und von der unbeschwerten Stimmung seiner Kindheit und Jugend, an die sich Meinrich manchmal erinnerte, war nicht mehr viel übriggeblieben.
Doch heute war er hier, weil das Herzogtum gerufen hatte. Die vorgelesenen Worte des Pamphlets schockierten Meinrich mehr als er erwartet hätte. Diese unerhörten Schriften durften auf keinen Fall weiterhin im Herzogtum zirkulieren, oder gar ihren Weg ins Ausland finden! Denn die Flussgarde in Meusbach hatte anscheinend bei zwei Händlern, die über die Eisenstrasse Richtung Almada reisen wollten, einige dieser Zettel gefunden. Wer weiß wohin sie sonst noch verbreitet wurden. Jeder Mensch mit klarem Verstand konnte den Worten zwar keinen Glauben schenken, doch gab es auch einfältige Narren, die das gedruckte Wort als Wahrheit schlechthin verkannten. Nach Raidri von Wernhags Bemerkung musste auch Meinrich das Wort erheben und zur Sprache bringen was ihm durch den Kopf ging, seit Loriann Varaldyn die lästerlichen Sätze verlesen hatte. Er war sehr erstaunt, hatte bisher noch niemand davon gesprochen.
„Hochgeboren von Wernhag, ihr habt Recht. Eine Fährte ist dies allewohl und auch die bisherigen Vorschläge zur Verfolgung unterstütze ich. Doch mich dünkt eine weitere Spur befindet sich hier in diesem Zimmer. Und bisher kann ich nicht einschätzen wie warm sie denn ist.“
Mit seiner während der ganzen Versammlung unverändert mürrisch gebliebenen Miene wandte sich Meinrich zu Loriann Varaldyn um: „Frau Varaldyn“, begann er in neutralem, gerade noch als höflich geltendem Ton und blickte der Dame in die Augen. „Wie seid ihr in Besitz dieses unseligen Werkes gelangt?“

Loriann Bislang hatten sich die anwesenden Herren wie gehofft recht wohlwollend geäußert. Das freute Loriann. Was dieser Meinrich aber mit seiner seltsamen Bemerkung sagen wollte, und vor allem warum er es so tat ...? Die Augen skeptisch ein wenig verengt musterte sie den Kropfenholder. Käme sie charakterlich ganz nach ihrem werten Herrn Vater, würde sie die Worte, nein, den versteckten Vorwurf, hinter Meinrich von Kropfenholds Worten nicht so stehenlassen, würde auf ihn zumarschieren und wohl schon gleich beleidigt Satisfaktion fordern. Aber sie war nicht so. Es störte sie schon, was man an ihrem kühlen Blick und dem zusammengepressten Kiefer sehen konnte, aber sie fuhr nicht aus der Haut. Noch nicht.
"Entschuldigung, euer Name ist mir entfallen, aber vielleicht klärt ihr mich und alle anderen doch mal auf, was ihr damit andeuten wollt?"
antwortete sie mit vorsichtigem, auf Höflichkeit bedachten Tonfall, der allerdings nicht verschleierte, dass sie die Andeutung verstanden hatte. Blöd war sie ja nicht. Sie sah kurz zu der blonden Frau hinter ihr, welche das Firnholzer Wappen der Baronie Firnholz und den Kopfring einer Baroness trug, bevor sich Loriann wieder dem Sprecher zuwandte und dabei auch dem Allwasservogt einen Blick schenkte. Sie fühlte sich zu Unrecht so angesprochen und hatte nun das Gefühl sich für etwas rechtfertigen zu müssen, was auf alten Vorurteilen gründete und nichts weiter. Sie behielt aber die Fassung.
"ich habe das Schreiben von Ihro Hochgeboren Baroness Fedora von Firnholz, hier anwesend, und diese wiederrum bekam es von ihrem Vater, dem Altbaron Bodar, mit der dringenden Bitte, sie und ich mögen sich um die Aufklärung dieses Falls bemühen und unverzüglich der Einladung Eurer Exzellenz nach Elenvina folgen. Was wir hiermit getan haben und weswegen wir, die werte Baroness und ich, hier sind!"

[MeinrichVonKropfenhold][Meinrich]] "Meinrich von Kropfenhold“ wiederholte der fuchsgauer Ritter seine Vorstellung. Nie im leben käme ihm in den Sinn auszusprechen was ihm vorher durch den Kopf ging. Eher wollte er schauen wie die Dame auf seine Frage reagierte. Ganz gelassen schien sie es nicht zu nehmen. Jetzt nahm er auch die blonde Baroness im hinteren Teil des Zimmers wahr und gemahnte sich, sich vorsichtiger auszudrücken. Denn schliesslich legte er es nicht darauf an hier eine Szene zu veranstalten. So beantwortete er die Frage der Dame Varaldyn, dass er auch sein anderes Anliegen zur Sprache bringen konnte.
„Was ich damit sagen möchte - verehrte Dame - ist folgendes.“
Die nächsten Worte richtete er an Gorfang vom Großen Fluss. „Exzellenz, wie viele dieser Schmähschriften wurden allein in Elenvina sichergestellt? Zweifelsohne habt ihr die Träger festgesetzt und ... ausfragen lassen woher sie dieses Sündengut haben. Mein Gedanke ist dieser: wenn wir also nicht nur schauen wo die Schriften aufgetaucht sind, sondern auch deren zurückgelegte Spur durch Befragung der Festgesetzten rückverfolgen, gäbe uns das möglicherweise wertvolle Hinweise auf Verbreitungsart oder gar Herkunft der Pamphlete.“ Eine kurze Pause folgte, in der Meinrich sich wieder zum Rest der Gruppe wandte. Seine Rede ließ jegliche Gestik vermissen, und anscheinend beherrschte der Ritter nur einen Gesichtsausdruck.„Die beschlagnahmten Exemplare in Meusbach beispielsweise, die ich vorhin erwähnte, fanden sich im Gepäck zweier Händler, die über die via Ferra nach Almada reisen wollten. Anscheinend sind sie in Elenvina selbst in deren Besitz gelangt.“ Meinrich schaute auf das Schriftstück, das mittlerweile den Weg auf den Schreibtisch des Allwasservogts gefunden hatte „Eine dieser Schriften könnte uns zum Übeltäter führen. Und wenn wir also zusätzlich zur Untersuchung der Druckerei diesen Hinweisen nachgehen, dann könnten wir den Faden von beiden Enden her aufrollen.“ Erneut wandte er sich zu Loriann um „In diesem Sinne fragte ich euch wie ihr zu der Schrift gekommen seid.... Und gestattet mir die Frage anders formuliert auch an euch zu richten, Hochgeboren. Wisst ihr welchem Übeltäter euer Vater dieses Schreiben abgenommen hat?“

Loriann Die Worte des Kropfenholders waren keine Entschuldigung, sondern lediglich ein Winden in Ausflüchte und Ablenkungen, aber das letzte was Loriann wollte, war eine peinliche Auseinandersetzung, die ihr im Übrigen mehr schaden als nutzen würde - und das wegen wegen persönlicher Empfindungen, die nichts mit der Sache ansich zu tun hatten. Daher hob sie nur entsprechend das Kinn an, blickte dem Ritter wissend entgegen, senkte es dann zu einem langsamen, entschuldigenden Nicken. Und beließ es dabei.
"Dann habe ich wohl unglücklich zugehört," sagte sie, bevor Meinrich sich an Fedora wandte. Aber insgeheim dachte sie Kerl, ich weiß genau, was du gesagt hast und zwar war das, dass es hier, im Raum, eine Spur gäbe und dabei hast du mich gemeint, ich hab das schon kapiert. Loriann nahm sich vor, diesen Meinrich im Auge zu behalten. Nur für alle Fälle. Was dieser wohl dazu sagen würde, wenn er erfuhr, dass sie mit einem Albernier nach Elenvina gekommen war?

Fedora „Verzeihung, ich wollte Eure Überlegungen nicht stören, wie man an die Jagd nach den Übeltätern dieser Schmähschrift herangehen könnte, und einige der Ideen sind bisher sehr gut. Solche Gedankengänge sollte man nicht stören, denn die besten Einfälle kommen manchmal ganz spontan. - Dann stutzte Fedora aber, trat noch einen Schritt vor und fuhr fort: „Auch ich möchte mich noch einmal in aller Form vorstellen: Fedora Madalin zu Eberswalde, Baroness von Firnholz. Und wie meine Begleiterin schon sagte, bin ich im Auftrag meines Vaters des Altbarons Bodar vom Firnholz hier. Er sandte mir dieses „Schriftstück“- wobei sie deutlich angewidert die Mundwinkel verzog und die Augen verdrehte- „...mit einem Boten. Aber mein Vater ist ein alter Mann, und sandte mir lediglich das Schreiben Seiner Excellenz Gorfang Reto vom Großen Fluss mit dem Auftrag, uns hier einzufinden mit dem Boten mit. Sein persönliches Schreiben an mich enthielt leider keine genaueren Informationen. Aber Eure Gedankengänge sind durchaus richtig: Wenn man herausbekäme, wie die Verteilung dieser Schreiben passierte, so würde man sicherlich den Herstellern und den Auftraggebern dieses Pamphletes bald habhaft werden. Wie nun speziell dieses Schreiben allerdings nach Firnholz gelangt ist, entzieht sich leider, beim besten Willen, meiner Kenntnis.“

Lares „Baroness von Firnholz, es ist traurig, dass Ihr keine weiteren Kenntnisse über die Herkunft eurer Ausgabe habt, doch kann man nichts verrücken, was als Fakt feststeht. So hielte ich es für erwägenswert, dem Vorschlag des Herrn von Kropfenhold auf anderem Wege nachzugehen.“ Mit kindlich-unschuldiger Miene, dabei einem teuflischen Grinsen innerlich, fuhr Lares fort: „Herr Kropfenhold, Ihr hattet zurecht vorgeschlagen, die Wurzeln dieses Gestrüpps von seinen Ästen her zu finden. Es scheint mir, man sollte Vertreiber dieser Schriften finden. Dass diese als Handzettel verteilt werden, scheint mir jedoch äußerst fraglich – zu groß ist die Gefahr der Entdeckung. Ich denke eher, die Leute reißen sie schlicht von Bäumen oder anderen Örtlichkeiten ab, an die sie zuvor angeschlagen wurden. Man sollte solche und ähnlich geeignete Stellen vielleicht überwachen, am Besten des Nachts. Ihr scheint gewillt, diesen Pfad einzuschlagen, Herr von Kropfenhold?“ Wer zynisch mit seinen Mitmenschen umging, verdiente keine andere Form der Behandlung. Lares machte sich einen gedanklichen Vermerk – einem innerlichen Fahndungsplakat gleich. Dieser Kropfenhold war ein misstrauischer Zeitgenosse. Vielleicht hatte er allen Grund, vorsichtig zu sein? Die unanständigen Unterstellungen gegenüber Loriann schienen an Lares Geduldsfaden zu zupfen. Nur weshalb?

Tsalinde „Ich glaube nicht, dass wir die Wurzel des Übels finden werden, indem wir von den Ästen und Zweigen anfangen. Wenn wir jetzt mit Schreiben des werten Allwasservogtes durch Elenvina laufen und Fragen stellen wird der Initiator dieses Schriftstück alle Verbindungen zu diesen Ästen, um im Bilde meiner Vorredner zu bleiben, kappen und sich still verhalten bis Gras über die Sache gewachsen ist oder er wird sich einen anderen Weg suchen um dieses oder ähnliche Schreiben herzustellen und in Umlauf zu bringen.“ Sie räusperte sich und versuchte ihre Wut aus der Stimme zu halten als sie hinzufügt: „Was nutzt es uns und dem Haus vom großen Fluss, wenn wir ein paar arme Schlucker festsetzen und verurteilen, die sich vielleicht haben erpressen oder bezahlen lassen dies Schriften zu verbreiten? Wie viele dieser Menschen wissen vielleicht nicht einmal, was auf den Papieren steht die sie an Bäume oder Hauswände anschlagen?“ Sie lässt den Blick über die versammelten Edelleute schweifen. „Meiner Meinung nach müssen wir heraus finden wer davon profitiert, wenn das Haus vom großen Fluss in Verruf gerät. Geht es um die Verbreitung von etwas, dass der Initiator für wahr hält oder ist es erfunden?“ Die folgenden Worte richtet sie direkt an den Allwasservogt und schaut ihm dabei tief in die Augen. „Ihr habt meine Frage nicht beantwortet, werter Allwasservogt. Was glaubt ihr, wer hinter all dem steckt?“

Der Allwasservogt fasste den Kropfenholder genauer ins Auge. „In Elenvina haben wir knapp zwei Dutzend dieser Schmähschriften sicherstellen können. Wir fanden sie als Anschläge an Türen, Bäumen und Wänden. Bedauerlicherweise gelang es uns nicht, die Schmierfinken auf frischer Tat zu ertappen. Die Torwachen, mit der Überwachung der Reisenden beauftragt wurden gleichfalls nicht fündig – was aber im Fall der Fälle lediglich bedeuten dürfte, dass der Schmierfink seine Pamphlete gut verborgen hat.“ Gorfang Reto schüttelte leicht den Kopf und wandte sich an die junge Klaterbaumerin. „Um auf Eure Frage zurückzukommen, Wohlgeboren: ich vermute einen Urheber in den Reihen des Bürgertums, der Gelehrten oder des Adels – aber wer und wo dieses Lästermaul sich verbirgt ... wüßte ich es, dann wärt ihr alle jetzt nicht hier. Es reicht ein verwirrter Kopf, um all diesen Schmutz zu werfen. Um so wichtiger ist es, dass Ihr seiner habhaft werdet, ehe er noch weitere Kreise zieht.
Die Vollmacht, dass Ihr in meinem Auftrage handelt und euch von Seiten der Stadtbüttel und –bediensteten sämtliche Unterstützung zu gewähren sei, werde ich euch ausstellen lassen, ebenso ein Geleitschreiben mit der Bitte an jeglichen Untertan der Herzogenkrone, euch nach bestem Wissen und Vermögen zu unterstützen. Diese werdet ihr von meinem Sekretär erhalten, wenn Ihr die Eilenwïd verlasst.“ Er strich sich über seinen sauber geschnittenen Vollbart, in dem sich bedauerlicherweise schon sehr deutlich weiße Strähnen abzeichneten, und schrieb eine kurze Notiz auf das vor ihm liegende Blatt. Er betrachtete die emsigen jungen Leute. „Die Vollmacht ist auf einen Mond beschränkt – ihr solltet Euch also eilen mit Eurer Aufgabe. Wie Ihr die Ermittlungen in der Druckerei gestaltet, werde ich Euch überlassen.“ Seine Augen blitzten. Der Zusatz ‚und macht mir keine Schande- wenn ihr Schindluder treibt mit den Ermächtigungen, werde ihr mir Rede und Antwort stehen – und zwar persönlich!“ verkniff er sich. Die jungen Leute waren intelligent genug, dies zu wissen – oder sie würden es lernen. Er schmunzelte. „Sonst noch etwas?“

Traviard Mit einem Räuspern strich sich Traviard erneut über den Schnauzer und erwiderte dann mit ruhiger, aber fester Stimme. „Wie Eure Exzellenz uns allen bereits geraten hat – Eile ist von Nöten. Ich denke, dass wir genug wissen, um eine erste Durchsuchung dieser Druckereien und eine eingehendere Befragung der Druckermeister vornehmen können. Weitere Schritte, die uns eventuell in weiter entlegene Gebiete des Herzogtums führen können wir vielleicht besser planen, wenn wir diesen ersten Schritt unternommen haben.
Er warf einen abschätzenden Blick in die Runde, musterte sowohl die redseligeren als auch die schweigsameren Zeitgenossen einen Moment lang und fragte dann mit einem höflichen Lächeln. „Wer ist willens, mich zum Druckhaus Garoschax zu begleiten? Und wer untersucht die anderen Druckereien?“

Lares Na endlich einer, der einen Schlussstrich zieht, denkt sich Lares und nickt. „Ich gehe mit Euch!“

Basin ‚Endlich hatte diese Farce ein Ende, wie kann man sich in einer solchen Situation nur derart kindisch benehmen?‘ Mit diesem Gedankten wandte sich Basin an die Gruppe. „Ich würde Euch ebenfalls gern begleiten, zudem wenn auch Offensichtlich, sind wir neun Jäger für drei Ziele. Aus diesem Grund würde ich vorschlagen, dass wir uns entsprechend aufteilen und zeitgleich den Druckereien einen Besuch abstatten. Außerdem wäre es ratsam das vorab dafür gesorgt wird das die Fluchtwege versperrt sind.“ Als er geendet hatte fragte er sich ob einer der Edlen etwas auf die Worte eines Knappen gäbe oder ob sie sich für Besseres hielten. Dann gesellte er sich zu Traviard und Lares und verfolgte ob sich die Anderen auf seinen Vorschlag hin zu zwei anderen Gruppen formierten.

Gorfang strich sich abermals über den Bart. „Für Eure Untersuchungen werdet ihr vielleicht noch Unterstützung benötigen. Diese wartet am Ausgang bei meinem Sekretär auf euch. Darüber hinaus bitte ich euch zu bedenken, dass mehrere Augen mehr sehen als vier oder sechs – achtet nach Möglichkeit darauf, euch nicht zu weit aufzuteilen.“ Der Allwasservogt war merklich gespannt darauf, wie die Gruppe diese Aufgabe lösen würde. „Was ihr genau tut, dies mögt Ihr unter euch besprechen.“ Er erhob sich, ein mehr als deutliches Zeichen, dass diese Audienz ihrem Ende entgegenging.

Praiobert Er hatte sich mit Absicht etwas zurück gehalten bisher.
Die genannten Punkte waren ja bisher schlüssig genug gewesen, dass er kaum widersprechen konnte und es brachte schließlich nichts, das bereits Gesagte noch einmal durchzukauen, nur, damit er auch einmal den Mund aufgemacht hatte.
Und in irgendwelche möglicherweise vorurteilbehafteten Argumentationen über die Herkunft der Anwesenden würde er sich schon gleich dreimal nicht einmischen.
Dass er fremdes Blut in den Adern hatte sah man ihm ohnehin an. Er mochte viel von seinem durch und durch nordmärkischen Vater geerbt haben - das Aussehen hatte er nunmal von der almadanischen Seite seiner Mutter. Und was die anderen davon hielten und wie sie damit umgehen wollten, das würde sich schon früh genug zeigen.
Nun wollte er aber doch endlich ein wenig aktiver werden, nachdem der Allwasservogt zum Aufbruch bließ und die Gruppeneinteilung ohnehin schon begonnen hatte.
"Nun, der Vorschlag, uns zumindest ein wenig aufzuteilen scheint mir durchaus vernünftig zu sein.
Der direkte Hinweis weist uns auf die Druckerei Garoschax hin. Soweit klar. Aber die beiden anderen Druckereien haben vielleicht ebenfalls Exemplare dieser verflixten Schmiererei in die Finger bekommen und haben sich mittlerweile ihren eigenen Reim darauf gemacht. Schauen wir uns doch einmal an, was die Konkurrenz dazu zu sagen hat." Er blickt sich in der Runde um. "Die Aufteilung können wir ja dann draußen besprechen, wenn wir unsere Unterstützung noch dazu geholt haben."
Er blickt sich fragend um, ob dazu noch jemand etwas hinzufügen möchte oder ob das nun den allgemeinen Aufbruch einläutet.

Meinrich I nteressiert und skeptisch zugleich, äusserlich aber nach wie vor ungerührt, hörte Meinrich den Ausführungen der Baroness von Firnholz zu. Er schien sich mit der Antwort vorerst zufrieden zu geben. Auch durch die freche Aufforderung des Mersingers, die darauf folgte, liess sich Meinrich nicht aus der Ruhe bringen. 'Jaja Knabe, nenn du mich nur Kropfenhold und schieb mir die Drecksarbeit zu.' dachte sich der Ritter. Dieser Umgang des alten Adels mit seiner Familie musste er sich oft gefallen lassen. Und längst hatte er sich daran gewöhnt.
Er war froh hatte Traviard von Lerchentrutz dem hin und her der Beratung über das beste Vorgehen ein Ende gesetzt. Dass die beiden Knappen erneut keine Zurückhaltung zeigten, liess Meinrich rätseln wo sie wohl ihre Pagenzeit verbracht haben.
Auf das Erheben des Allwasservogts hin war klar, dass dieser für sich die Sache als abgeschlossen ansah. Und nachdem Praiobert gesprochen hatte, nickte Meinrich diesem zu, wandte sich ein letztes Mal zu Gorfang vom Grossen Fluss um und deutete eine Verbeugung an. „Exzellenz, es ist mir eine Ehre bei der Aufklärung dieses Verbrechens teilzunehmen.“ Er liess seinen Blick über die Versammelten schweifen und fügte noch hinzu: „Ich hoffe bei den Göttern, wir werden euch nicht enttäuschen.“ Damit machte sich Meinrich daran das Arbeitszimmer zu verlassen.

Raidri Während sich alle zum Aufbrechen bereitmachten, verabschiedete sich Raidri förmlich mit dem rondrianischen Gruß, der Schwertfaust über dem Herzen, und einer kleinen Verbeugung vom Allwasservogt und begab sich zur kleinen Gruppe an der Tür.
Nachdem er sich zu den Abreisebereiten gestellt hatte, wandte er sich an diese: "Seine Exzellenz hat durchaus recht, mehr Augen sehen mehr als vier oder sechs. Auch wenn ich eine unauffällige Aufspaltung zum Ausspähen und Untersuchen bevorzugen würde, sollten wir uns einer möglichen Durchsuchung mit ganzer Kraft stellen.
Daher schlage ich vor, dass wir uns in kleineren Gruppen für, sagen wir zwei Stunden, die Standorte der Druckereien und mögliche Fluchtwege für entweichende Übeltäter anschauen. Anschließend können wir uns gemeinsam an den harten Teil der Aufgabe machen.
Leider kenne ich mich in Elenvina zu wenig aus. Kennt jemand einen ruhigen Platz, wo man sich wieder treffen und die Ergebnisse austauschen könnte?"

Loriann Loriann war einverstanden mit der Beendigung des Gesprächs. Ihr Anliegen war es gewesen, eine Vollmacht für all ihre Taten im Zusammenhang mit diesem Auftrag zu bekommen. Nun, diese Bitte wurde entsprochen. Einen Moment lang hatte Loriann noch die Frage auf den Lippen getragen, in wie weit die Gruppe auf Mithilfe der Zwölf Kirchen zurück greifen können würde, aber dann hatte sich die Zusammenkunft schneller aufgelöst als sie dachte und da wollte sie dann nicht noch etwas hinterher schreien. Es würde sich zeigen, ob diese Hilfe von Nöten wäre. Zur Not hatte Loriann keine Scheu, auch ohne die "Erlaubnis" des Vogts dort Dinge zu erbeten, die die Gruppe voranbringen konnten. So ging sie nach einer kurzen Abstimmung mit Fedora nur noch kurz zum Allwasservogt an dessen Tisch, bat lächelnd und mit einer ehrvollen Verbeugung um das von ihr verlesene, ihr und der Baroness vom Altbaron von Firnholz überlassene Pamphlet, das während der Unterhaltung den Weg auf den Schreibtisch des Hochgeboren gefunden hatte und steckte es beim Hinausgehen sorgsam ein.
Draußen im Kreis der anderen wieder angekommen, seufzte Loriann erst einmal, weil irgendetwas von ihr abfiel.
"Falls wir das Schriftstück brauchen...also ich hab es mitgenommen. Wer weiß, ob es uns nicht mal nützt. Und sei es nur, um Druckwerke anhand der Lettern zu vergleichen," erklärte sie und klopfte zur Verdeutlichung auf die Brusttasche ihrer Jacke.
"Was ist erst mal mit Treffpunk Tempel des Goldenen? Den findet jeder von uns. Und dann sehen wir immer noch weiter, ob wir nicht ein aufrichtiges nettes Gasthaus finden..." streute Loriann ihre Idee bezüglich der Frage nach einem Versammlungsort in die Runde. Bei dem Gedanken an ein Gasthaus, das auch den etwas betuchteren Herrschaften hier in der Runde gut genug sein würde, wurde ihr zwar schlecht, denn ihr eigener Geldbeutel enthielt zu viel Luft, um sich teuer irgendwo einquartieren zu können, aber sie wollte sich erst einmal überraschen lassen. Vielleicht waren die anderen Edelleute auf den zweiten Blick ja auch nicht so verpicht darauf, ihr Geld mit vollen Händen auszugeben. Was die beiden Knappen anging, die sollten hierbei am wenigsten Ansprüche stellen. Loriann erinnerte sich an viele Male, in denen ihr Bruder während seiner Zeit als Knappe ihres Vaters im Stall schlafen musste, um Demut vor den Niederen und ein Gefühl für Entbehrung zu bekommen. Ihr selbst waren solche Nächte auf der Akademie erspart geblieben, denn man hatte dort andere Methoden gehabt.

Basin In einer fließenden Verbeugung hatte sich Basin verabschiedet, eh er mit federnden Schritten den Raum verließ und sich zu den Anderen gesellte. 'Wenn das weiterhin derart rasant voranschreitet, wird die Befristung auf einen Mond nicht ausreichen.' dachte er sich im Stillen und musste darüber Schmunzeln.
"Ich würde das Tulamidische Teehaus empfehlen. Die Räumlichkeiten bieten genug Platz für eine Gruppe unserer Größe und ist zugleich ausreichen separiert um ungestört reden zu können.'

Praiobert Nachdem der allgemeine Aufbruch eingeläutet war verbeugte er sich mit zackigem Gruß vor dem Allwasservogt: "Exzellenz." ... und schloß sich den anderen an, die bereits draußen standen. Wie schon zuvor stellte er sich bequem daneben und musterte die Anderen recht offen.
Nach Lorianns Erwähnung des Praiostempels lächelt er. "Ja, die Wehrhalle ist eine ganz ausgezeichnete Idee. Die kann man kaum verfehlen.
Ich wollte ohnehin vorschlagen, dieselbe demnächst aufzusuchen. Allein schon, um uns dort schlau zu machen, ob die Kirche nicht ebenfalls bereits Schritte in unserer Sache unternommen hat.
Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass die Geweihten des Götterfürsten alles andere als erbaut sind über diese Schmähschriften und ebenfalls handeln wollen."

Am Ausgang der Veste Eilenwïd-über-den-Wassern wartete wie versprochen der Secretarius auf die jungen Edlen und händigte diesen die Bestätigungsschreiben des Allwasservogtes aus.

Neben diesem wartete ein Mann von untersetzter, dicklicher Statur stand vor dem Schreibtisch auf die Adligen. Der lange Stab aus Walnußholz, gekrönt mit einer rötlich schimmernden Kristallkugel, zeugten ebenso von seinem Stande wie auch die schneeweiße Robe, welche mit einer goldenen Borte verziert wurde. Ein dunkler, lederner Gürtel mit etlichen Taschen und weiche Lederstiefel vervollständigten das Bild des Magus. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, eingerahmt von einem rötlichen Kriegerbart, der von Bartperlen gebändigt wurde. Er strich sich durch sein braunes Haupthaar und deutete dann eine Verbeugung an. „Praios zum Gruße, ich bin Magister Lukardis Praiostan von Grauningen von der Academia domiationis Elenviniensis. Seine Exzellenz fand es für ratsam bei ihrer Spektabilität um magische Unterstützung für diese Unternehmung nachzusuchen. So werde ich euch begleiten und in beratender Funktion tätig sein.“

Loriann Mein Reden, dachte sich Loriann bei den Worten des Ritters Praiobert und schmunzelte im Hinausgehen. Weil das ja genau das war, was auch ihr in den Sinn gekommen war. Aber mit dem Teehaus konnte sie auch leben. Sie war noch nie in einem gewesen, hatte aber schon davon gehört und war gespannt, ob die Geschichten darüber - z.B. dass man auf Kissen auf dem Boden sitzen und immerzu süßes Naschwerk futtern konnte - wohl stimmten. Gleichzeitig meldete sie aber auch Bedenken an.
"Wie, hm, sicher, ist denn so ein Teehaus? Ich meine, was den Austausch an Informationen angeht. Nicht, dass wir neben uns noch das Gesammelte mit Leuten tauschen, die vielleicht besser nicht davon wissen sollten. ... Hat dazu jemand, naja, Erfahrungswerte? Ich bin noch in keinem gewesen."
Dass es sich bei dem "Geschenk" des Allwasservogts um einen Magister der Magie handelte, führte bei Loriann zu Überraschung. Aber außer mit einem grüßenden Kopfnicken in Richtung des Magisters und einem etwas irritierten Blick kommentierte sie diese Neuigkeit nicht. Sie hatte schließlich keine Lust, sich das Maul zu verbrennen. Abgesehen davon würde der Magister ihnen bestimmt eine Hilfe sein können.

Fedora Als Fedora den Magister sah und sich an ihre Abenteuer mit der Magistra Circe ter Greven erinnerte,
war ihr zwar unbehaglich, da im Firnholz das durch ihren Bruder aufrecht erhaltene Magieverbot weiterhin galt,
aber sie sah dem Ganzen gelassen entgegen, hatte sie inzwischen doch gelernt,
dass nicht alle Magie etwas Böses oder Schlechtes war...
“Werter Magister, Fedora von Firnholz mein Name, ich nehme an, ihr wurdet über den Grund unserer Untersuchungen bereits unterrichtet.
Ich hörte von 3 Druckereien in Elenvina und obgleich die Herstellung des 'Volksthümlichen Gesangbuch für das niedere Volk'
in der Druckerei Garoschax den naheliegenden Schluss zulässt, auch die schmutzigen Pamphlete kämen aus der dortigen Druckerpresse,
würde ich gerne wissen, welches die anderen Druckereien sind, die seine Excellenz der Allwasservogt bei unserer Beratung soeben erwähnte.
Wisst ihr vielleicht, welche das sind, und wo wir sie finden?
Vielleicht habt ihr auch eine Art Karte von der Stadt, damit sich Unkundige nicht verlaufen,
und zurück zur Wehrhalle des Höchsten finden, für die ich als Treffpunkt ebenfalls plädiere.”
Sie hatte jetzt also alles gesagt, und wartete die Reaktionen der anderen ab, oder die Antwort des Magisters.

Basin Noch bevor sich Basin richtig ihrer Unterstützung zuwandte, sprach er kurz zu Loriann. „Werte Dame. Meiner Erfahrung nach sorgen die gute, ausgelassene Stimmung und die bauliche geschaffene Privatsphäre dafür, dass Gespräche sich schnell im allgemeinen Brei der Geräusche verschwinden. Somit müsste sich ein geneigter, aber unerwünschter Zuhörer sich auffällig nahe an den Rednern niederlassen.“ Erst jetzt nahm er Magister Lukardis von Grauningen richtig wahr und musterte diesen mit einem erstaunten und interessierten Blick. Sein Versuch diesen angemessen zu begrüßen, ging jedoch in einem, durch Verschlucken verursachten, kleinen Hustenanfall verloren.

Tsalinde Beim Hinausgehen wendet Tsalinde sich noch einmal an den herzöglichen Allwasservogt. „Ich werde alles tun, was in meiner Macht liegt, um die Wahrheit aufzudecken, Herr. Mögen die Zwölfgötter mit euch sein.“ Dann folgte sie den anderen hinaus und nimmt verwundert die Gabe des Vogtes zur Kenntnis. Im stillen fragte sie sich, wie der Magier ihnen wohl helfen sollte. Für sie war ein Geständnis unter dem Einfluss von Magie ebenso aussagekräftig wie eines unter der Folter. Gar nicht. Doch sie beschliesst nichts weiter dazu zu sagen und geht statt dessen auf die Vorschläge zu einem geeigneten Treffpunkt ein. „Ich habe mich schon öfters in dem besagten Teehaus aufgehalten und kann diesen Vorschlag nur begrüssen. In dem tulamidischen Teehaus kann man sich nicht nur unbeachtet unterhalten, sondern erregt auch keine Aufmerksamkeit wenn man am helligten Tage dort erscheint und sich über längere Zeit an nicht alkoholischen Getränken gütlich tut.“ Sie mustert die Versammelten und fügt hinzu: „Ich schlage vor, dass wir uns erst einmal dorthin begeben und noch einmal genau besprechen wie wir vorgehen wollen. Jetzt überstürzt zu handeln wäre meines Erachtens falsch und außerdem, so muss ich gestehen, würde ich gerne etwas zu mir nehmen und mich frisch machen bevor wir ans Werk gehen.“

Lukardis Innerlich schmunzelnd beobachtete der Magister die Reaktionen der jungen Adligen auf seine Person. Er war schon weit unhöflicher empfangen worden. Von der Baroness von Firnholz angesprochen, richtete er seine Aufmerksamkeit nun auf diese. „Es ist mir ein Vergnügen, Wohlgeboren. Seine Exzellenz hat mich bereits umfassend über diese Angelegenheit informiert.Neben der Druckerei Garoschax gibt es noch die Druckereien Beyerle und Geissler. Alle drei lassen sich innerhalb der Mauern unserer schönen Herzogenstadt finden.“ Die freundliche Miene und Tonfall beibehaltend sprach Lukardis weiter. „An dieser Stelle möchte ich allerdings folgendes klarstellen, Wohlgeboren. Ich bin als Berater hier und nicht als Laufbursche, der Euch sämtliche Arbeit abnimmt. Wenn Ihr also eine Karte von Elenvina wünscht, so bittet doch den Sekretär seiner Exzellenz darum.“ Mit der Linken deutete er in die Richtung des Schreibtischs.

Der Allwasservogt betrachtete die Tür, die sich hinter den jungen Leuten geschlossen hatte, atmete tief auf und sortierte die Papiere auf seinem Schreibtisch zu zwei großen Stapeln. Er lehnte sich zurück und klingelte nach seinem Diener, der ihm, wie immer um diese Zeit, ein Tablett mit Wein, Tee und Gebäck brachte. Nun war es an den jungen Edlen, die Hintermänner diese Schmierfinken auszuräuchern – und Gorfang war neugierig, wie merklich sich die Spur iher Ermittlungen durch die Lande ziehen würde. Er lachte leise, hob seinen Weinkelch in Richtung der Türe und genoss einen Schluck des leichten Weißweins. Die folgenden Wochen würden höchst kurzweilig werden.

weiter bei Papier ist geduldig (Teil II) ---

Kategorie: Briefspielgeschichte

-- Main.IseWeine - 26 Nov 2014