Nilsitz Jagd Jagdmeister

Kapitel 1: Der Jagdmeister

Der Jagdmeister

Autoren: RekkiThorkarson und VonRichtwald

Efferd/Travia 1041 B.F. ---

An seine Hochgeboren Basin Ucuriad von und zu Richtwald, Baron von Vairningen und herzoglichen Jagdmeister

10. Efferd des Jahres 1041 B.F., Senalosch in der gräflichen Vogtei Nilsitz

Eure Hochgeboren, ich schreibe Euch diesen Brief da ich Eure Hilfe benötige.

Wie ihr vielleicht schon vernommen habt, entsteht derzeit in der Vogtei Nilsitz ein historischer Neubau eines jener Gebäude in denen zu früheren Zeiten die Lex Zwergia zwischen Vertretern meines Volkes und derer des Raulschen Reiches ausgehandelt wurde.

Die sogenannte Nilsitzer Jagdhütte steht in meinen Augen somit nicht nur für die Geschichte der Angroschim, sondern auch für die friedvolle Koexistenz unserer beider Völker.

Da ich der Überzeugung bin, dass die anhaltende, politische Isolation Isnatoschs nur zu neuen Missverständnissen und letztlich Groll führt, denke ich meine Rolle als Mittler zum Mogmarog ernst zu nehmen. Jetzt, wo die Streitigkeiten über eben jenes Gesetzeswerk zwischen seiner Hoheit, dem Herzog und meinem Lehnsherren, dem Grafen des Isenhag beigelegt sind, worüber selbst der Aventurische Bote berichtete, sehe ich die Zeit als günstig das Heft des Handelns in meine Hände zu nehmen.

Die Nilsitzer Jagdhütte wird im kommenden Frühjahr fertiggestellt werden und ich möchte schon im Sommer die Adliges des Herzogtums in die tiefen Wälder Nilsitzs zur großen Jagd einladen, um den Isenhag endlich dorthin zu rücken, wo er hingehört, in die Mitte der Nordmarken.

Wie ihr Euch sicher vorstellen könnt, verstehe ich als Angroschim und Urenkel des Mogmarog sicher etwas von Bergbau und Politik, ganz sicher aber nichts von Firuns Handwerk, oder gar der Organisation einer Jagd. Da ich jedoch kein solcher Vertreter meines Volkes bin, welcher sich nur wohl fühlt, wenn er massiven Fels über sich weiß und im Gegenteil dazu die tiefen Wälder meiner Heimat liebt, kann ich Euch versichern nicht ganz verloren zu sein, wenn ich mich in die Wildnis begebe. Und dennoch, für das geplante Unterfangen benötige ich Euren Beistand und Rat.

So bitte ich Euch mir zu schreiben, wo und wann ich Euch zu einer persönlichen Unterredung antreffen kann.

gezeichnet- Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Vogt von Nilsitz

---

Gegeben am 20. Praioslauf des Efferd-Mondes im 1041. Götterlauf nach dem Falle des vieltürmigen Bosparans, auf der Vairnburg in der Baronie Vairningen.

An seine Hochgeboren Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Vogt von Nilsitz

Die Jagd gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Anlässen des Adels und biete stets allen Beteiligten die Möglichkeit zum Austausch und für Übereinkünfte. Aus diesem Grund freut es mich sehr von Euch zu erfahren, dass Ihr eben eine solche Gelegenheit schaffen wollt. Da Ihr meinen Beistand für die Ausrichtung erbittet nehme ich an das Ihr zum jetzigen Zeitpunkt über keine weiterreichenden Kenntnisse bezüglich der gesellschaftlichen Jagd oder in diesem Gebiet erfahrene Vertraute verfügt. Gern stehe ich Euch ab der zweiten Hälfte des Tsa-Mondes in Elenvina mit Rat zur Verfügung, sowohl im Anwesen des vairninger Baronsgeschlechts als auch am Herzogenhof wird man Euch über meinen Aufenthaltsort informieren können.

Bis zu unserem, hoffentlich baldigen, Treffen solltet Ihr Euch jedoch noch über die Art der Jagd, sofern dies nicht bereits geschehen ist, Gedanken machen. Über welche Arten von Wild verfügt das Gebiet rund um die Jagdhütte. Welche Form der Jagd wollt ihr Abhalten?

Hochachtungsvoll

Basin Ucuriad von und zu Richtwald

herzoglicher Jagdmeister der Nordmarken, Baron von Vairningen, Junker von Richtwald, Edler von Effertingen und Ritter von Schnakensee
---

Elenvina, 16. Travia 1041 B.F.

Aufgeregt seine Handflächen massierend wartete Borax darauf in die Amtsstube des Jagdmeisters eingelassen zu werden. Eigentlich wäre der gräfliche Vogt von Nilsitz lieber hin und her gelaufen auf dem breiten Gang der Herzogenburg. Da das jedoch vermutlich keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen hätte, saß er und allein die Nähe Boindils, der zu seiner rechten Stand wie eine Steinskulptur, beruhigte ihn zumindest etwas. Der Sohn des Borintosch begleitete ihn auf Schritt und Tritt, war gleichzeitig rechte Hand und Bedeckung.

In Gedanken ging Borindarax noch einmal die Punkte durch, die er mit dem Baron von Vairningen besprechen wollte, als unvermittelt die doppelflüglige Tür geöffnet wurde und ein nobel gekleideter Hofbediensteter nur mit einer wohl einstudierten Geste dazu einlud näher zu treten. Borax stand auf und straffte sowohl seine Haltung, wie auch den Sitz seiner edlen, moosgrünen Tunika mit dem kunstvoll aufgesticktem goldenen, steigenden Gebirgsbock auf der Brust. Erst dann trat er in die Amtsstube des Jagdmeisters.

Diese war spartanisch eingerichtet und verfügte dennoch über eine schlichte Eleganz. Zwei bequem aussehende Sessel standen vor einem großen Schreibtisch auf dem das schwarze Langschwert des Jagdmeisters lag. Links neben dem Tisch befand ich ein gut gefülltes Bücherregal, während auf der rechten Seite ein Waffenständer mit verschiedenen Jagdwaffen stand. An den Wänden hingen einfarbige Karten der nordmärkischen Grafschaften, Farbtupfer markierten dabei die herzoglichen Jagdgüter. Nur ein einzelnes Bild schmückte den Raum, das Gemälde eines stolzen Zwölfenders auf einer Sonnendurchfluteten Lichtung.

Das Licht der Fenster im Rücken, stand Basin hinter seinem hohen, geschnitzten Stuhl und blickte abwartend seinen Besuch an. Sobald die Zwerge an den Sesseln angekommen waren, kam er hinter seinem Schreibtisch hervor um sie mit festen Händedruck zu begrüßen. „Die Zwölfe zum Gruße die Herrn.“ Und genauso wie der Raum, war auch der Jagdmeister verhältnismäßig schlicht gewandt – in Kleidung wie sie für die Jagd angebracht war.

Der Vogt von Nilsitz strahlte über beide Ohren als sie eintraten. Enthusiasmus und Tatendrang sprach aus seiner Stimme. „Firun und seine milde Tochter zum Gruße Eure Hochgeboren. Es freut mich Euch zu sehen und dass ihr offenbar gewillt seit meiner Bitte zu entsprechen.“

Sein Begleiter hingegen lächelte fast ein wenig verlegen und blieb stumm, schüttelte die ihm gereichte Hand jedoch mit kräftiger Hand.

„Nehmt doch Platz, kann ich Euch und Eurem Begleiter etwas zu trinken anbieten? Aber um bereits jetzt auf Eure Frage einzugehen – die Jagd ist für mich der Dienst an Firun und somit mein Beitrag nicht der Rede wert.“

Nickend wies Bordindarax seinem Gefährten sich zu setzen und tat es ihm sodann gleich bevor er antwortete. „Nein, vielen Dank für das Angebot, aber wir hatten ein ganz ausgezeichnetes Frühstück. Ich genieße es wieder in Elenvina zu sein.“

Sein Blick huschte ein zweites Mal über die schwarze Klinge während er sich setzte und diesmal hielt sie seine Augen gefangen. Er erkannte sie. “Ganz zweifellos Meister Thygraxs Werk. Seine Verzierungen sind wie eine eigene Handschrift, ebenso einzigartig und unverkennbar.” Er hob den Blick in Richtung des Baron. “Ist dies das Schwert von dem der Greifenspiegel berichtete?”

Behutsam strichen Basins Finger über die Schwertscheide und die drauf abgebildete ‚Wilde Jagd‘. „Im Gegensatz zu Jagdwaffen…“ Beiläufig deutete er auf den Waffenständer der neben seinem Bogen und Köcher auch Jagdmesser, Saufeder und andere Utensilien hielt. „… so führe ich nur eine Klinge. Vermutlich gibt es nur Wenige die über eine solche Kunstfertigkeit verfügen und aus diesem Grund bin ich Meister Thygrax besonders Dankbar.“ Doch war ihm bewusst, dass er dies einem Zwerg vermutlich nicht erzählen musste. „Aber wieso erzählt Ihr mir nicht mehr über Eure Pläne?“

Borax riss sich vom Anblick der Waffe los und hob den Blick. Er richtete noch einmal seine Tunika und lehnte sich dann in den bequemen Sessel zurück.

„Ich habe mich ein wenig belesen. Was ich nicht möchte ist eine Treibjagd. Dies ist in meinen Augen weniger Firun-gefällig. In den Wäldern von Nilsitz gibt es so viel Wild, dass es seit langem einen Erlass gibt, der es der Landbevölkerung erlaubt kleinere Tiere zu jagen.

Mir schweben zwei Jagdgesellschaften vor. Die erste soll auf Schwarzwild ausgerichtet sein. In dieser Gruppe sehe ich vorwiegend Vertreter meines Volkes. Die zweite soll es hingegen auf Rotwild anlegen. Hier sehe ich eher euer Volk in der Überzahl. Wir werden daher mindestens zwei erfahrene Fährtenleser benötigen.

Aufmerksam folgte der Jagdmeister den Gedanken des Vogtes und nickte anerkennend als dieser einer Treibjagd eine Abfuhr erteilte. Von der Jagd durch das einfache Volk hielt er jedoch sehr wenig, tatsächlich handelte es sich genau bei diesem Thema um ein andauerndes und sehr leidiges Streitthema zwischen den Junkern des Richtwalds und den Baronen von Schnakensee. Er hatte nichts dagegen wenn ein Bursche einen Hasen erlegte der seinen Weg gekreuzt hat, doch wer auf die Jagd ging begegnete womöglich Raubtieren denen er nicht gewachsen war und am Ende vom Lied hätte er verletzen, verkrüppelten oder gar toten Leibeignen.

Mit Bedacht gewählten Worten ging er nach einer kurzen Bedenkzeit jedoch auf die Ideen seines Gastes ein: „Ohne genau zu wissen mit wie vielen Jägern Hochgeboren rechnen, werdet Ihr so oder mehrere Fährtenleser aufbieten müssen. Das Niveau unter den Jägern wird sicherlich variieren, doch sollten Eure Jagdhelfer das Gebiet nach Möglichkeit kennen gelernt haben und in ausreichender Zahl vorhanden sein um ein zerfasern der Gesellschaft kompensieren zu können.“ Hatte er sich bisher interessiert vorgebeugt und mit den Unterarmen auf dem Schreibtisch abgestützt, lehnte er sich nun in seinem Stuhl zurück und sah Borax mit einem Funkeln in den Augen an. „Was die Aufteilung der Jagdgesellschaft angeht würde ich Euch jedoch dazu raten diesen Gedanken nochmals zu überdenken. Natürlich können die Jagdhelfer die jeweilige Gesellschaft zu seiner Beute führen, doch würdet Ihr damit nicht den eigentlichen Nutzen dieser Zusammenkunft untergraben?“ Erneut gab Basin seinem Besucher einen Augenblick um über das Gesagte nachzudenken, eh er fortfuhr. „Natürlich geht es bei diesem Treffen um die Jagd, doch stellen die Gäste nicht nur dem Wild nach. Nein, sie erneuern und knüpfen Kontakte. Treffen Absprachen, versöhnen sich oder lassen alte Fehden wiederaufleben. Eure Gäste werden unter dem Vorwand der Jagd das schützende Bollwerk, den Zusammenhalt des nordmärkischen Adels, erneuern.“ Und wieder ließ er seine Worte für einen Moment sacken. „Wäre es da nicht wider den von Euch gewählten historischen Ort und zugleich fatal wenn Angroschim und Menschen entzweit agieren würden? Wäre es nicht viel besser, wenn sie gemeinsam jagen würden, wenn sie gemeinsam am abendlichen Lagerfeuer sitzend von ihren Begegnungen berichten könnten?“

Zugegeben zeigte sich bei diesem Gedanken besonders deutlich welche Ambitionen den Richtwalder schon auf dem Hoftag zu Beilunk und während der Verhandlungen zum Friedensvertrag zwischen den Reichen angetrieben hatten. Ja er versuchte seinem Haus mehr Geltung zu verschaffen, jedoch nicht um jeden Preis. Basin von Richtwald tat dies Diplomatisch, stets auf das Wohl von Herzogtum und Reich bedacht- und was half den Nordmarken mehr als ein wiederauflebendes Band zwischen Adel und heimischen Zwergen?

Die Miene des Zwergen zeigte ein verschmitztes Grinsen, als der Jagdmeister die Aufteilung der Gruppen ansprach, aber er nickte dennoch zustimmend, während der Rede des anderen.

„Natürlich muss ich Euch in diesem Punkt uneingeschränkt Recht geben euer Hochgeboren. Aber! Bedenkt bitte das sture, manchmal gar starrsinnige Wesen meiner Artverwandten. Ich muss ihnen zumindest die Chance geben für sich zu sein und einige werden dies ohne Zweifel tun, weil die Angst sich die Blöße zu geben für sie größer ist als das innige Bedürfnis des Austausches der Völker.

Was ich Euch aber versichere ist, dass ich in bereits in meinen Einladungen und auch später in meiner Rede am Abend vor der Jagd zu mutigem Handeln und Kontaktfreude gegenüber dem jeweils anderem anregen ja aufrufen werden. Und natürlich werde ich mit gutem Beispiel vorangehen. Dies wird hoffentlich viele inspirieren es mit gleich zu tun.

Versteht das ich in diesem Punkt kein Risiko eingehen möchte. Diese Jagd soll eine Instanz im Kalender beider Völker werden und da ich gedenke lange zu leben, möchte ich allen Beteiligten die notwendige Zeit geben sich… anzunähern.“

Nur zu gut konnte er die Sorge seines Gegenübers verstehen, doch wusste er um die Realität besser als dieser es tat. „Macht Euch darum keine Sorgen. Die Hälfte derer die die Jagd besuchen werden diese als Möglichkeiten für ungestörte Absprachen nutzen und ist froh, wenn sie die Armbrust in die richtige Richtung abfeuern. Also bereitet eine entsprechende Option vor, macht sie aber nicht allzu Bekannt denn spätestens nach den ersten Vorbereitungen am Gerät wird die Angst verflogen sein.“

"Was die Zahl der Gäste betrifft so kann ich Euch lediglich sagen, dass ich mit knapp zwanzig meiner Brüder und Schwestern rechne. Die Einladungen an sie sind bereits erfolgt. Wir Angroschim brauchen oft etwas mehr Zeit uns mit einer solchen Reise anzufreunden.“ Wiederum grinste Borax. „Wer aus dem Adel der Nordmarken kommen wird, wage ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Ich gedenke aber die kommenden Tage bei der Landthauptfrau vorstellig zu werden und sie diesbezüglich um Rat zu fragen. Eine entsprechende Anfrage hat ihre Amtsstube schon erreicht.“

„Dann rechnet lieber mit mehr Gästen. Auch wenn sie hoffentlich ausreichend Fleisch zum Braten jagen, so werden sie sich sicherlich an ausreichend befeuchteten Kehlen erfreuen.“

Nachdem die Begleitumstände geklärt waren, ging es nun wieder um das tatsächliche Geschäft und so beugte sich Basin nun wieder, auf den Schreibtisch gestützt, vor. „Nun ich denke was die Gästezahl angeht können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weitergehenden Planungen anstellen, doch können wir über die Jagdhelfer sprechen. Sicherlich könnte ich Euch, mit Einverständnis des Herzogs, einige der seinen zur Verfügung stellen, doch wenn Ihr diese Jagd dauerhaft etablieren wollt würde ich Euch die Ausbildung eigener Männer und Frauen ans Herz legen.

Wenn Ihr ihre Ausbildung zeitnah veranlasst, hätten wir ausreichend Zeit um ihnen das wichtigste Beizubringen. Sicherlich verfügt Nilsitz über erfahrene Jäger, denen das Handwerk in Mark und Bein übergangen ist und nur noch die Notwendigkeiten rund um die Jagd durch den Adel zu vermitteln wären. Und auch bei der Schaffung einer Hundemeute kann ich Euch die richtigen Kontakte vermitteln.“

Borindarax nahm sich einige Momente Zeit über das gesagte nachzusinnen. Dann nickte er und legte sich seine Worte zurecht. Alles was der Baron sagte ergab Sinn.

„Ich habe in Nilsitz vier Männer die sich um die Forstwirtschaft kümmern, also den Holzfällern sagen welche Bäume gelegt werden dürfen und sich gleichzeitig auch um Aufforstung sorgen. Jäger habe ich lediglich zwei in meinen Diensten.

Es gibt nicht viele Menschen die sich tief in die Wälder trauen. Sie machen dem einfachen Volk Angst. Es gibt dort nicht nur viele, wilde Tiere. Nein auch anderen, ungewöhnlichen Gefahren und Bewohnern soll man dort begegnen können. Sichtungen von Waldschraten sind in den letzten Jahren recht häufig. Darüber hinaus gibt es viele Mythen und Geschichten. Ich tue dies meist als Aberglaube ab, doch Schrate, Sumen und Geoden existieren ganz ohne Zweifel.“

Der Vogt gab sich sichtlich einen Ruck. „Doch das nur am Rande.

Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mit der von Euch ausgeführten Bitte an den Herzog herantreten würdet und darüber hinaus eine entsprechende Ausbildung weiterer Waidmänner in Nilsitz organisieren könntet.

Hunde benötigen wir dann nur zum Aufspüren der Beute, richtig? Welche Rasse eignet sich hierfür am besten und könntet Ihr mir solche Tiere beschaffen?“

Ein wenig machte Basin die stutzig wie unbeschwert der Zwerg über die Gefahren in seinen Wäldern sprach, doch ließ er sich dies nicht anmerken. Der Wald rund um die Jagdhütte sollte ja hoffentlich gepflegt und somit zumindest bar der meisten aufgezählten Unwägbarkeiten sein. Doch war auch dies zum jetzigen Zeitpunkt egal, denn er würde sich zu einem späteren Zeitpunkt selbst ein Bild davon machen und eventuelle Maßnahmen einleiten können.

„Ich werde dem Herzog Eure Bitte antragen und bin guter Hoffnung sein Wohlwollen erringen zu können. Bei den Hunden würde ich Euch anraten eine kleine Meute von Vorsteh- und Schweißhunden in Nilsitz zu beheimaten. Die Vorstehhunde werden Euren Fährtenlesern und somit den Jägern das Aufspüren von Wild erheblich erleichtern, während die Schweißhunde die Verfolgung von waidwundem Wild beschleunigen werden. Ich kenne einige gute Züchter, aber ich werde versuchen Euch auch Tiere aus der herzoglichen Zucht in Haduraldsruh zu erstehen – mit ihnen hatte ich bisher die beste Erfahrung gemacht.“

Persönlich jagte er nicht mit Hunden, zu sehr liebte er die Herausforderung selbst die Fährte aufzunehmen, ihr zu folgen und seine Beute zu stellen. Allerdings hatten ihn die gemeinsame Zeit mit seiner Gattin und seine diplomatischen Auftritte gelehrt wie wertvoll Gefälligkeiten sein konnten. Was lag also näher als sich bei dieser Gelegenheit einigen der adligen Züchter eine solche zu erweisen und sie später an ihre Schuld erinnern zu können.

Wiederum nickte der Vogt bedächtig und machte sich einige gedankliche Notizen zum gehörten.

„Habt Dank Eure Hochgeboren. Euer Rat und mehr noch Eure tatkräftige Unterstützung geben mir das Gefühl, dass dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt seien wird.“

Borindarax griff an seinen breiten Gürtel und holte einen kleinen, klimperten Sack aus einer Tasche daran. Er lehnte sich kurz vor und legte das Beutelchen auf den Schreibtisch vor sich.

„Dies sollte fürs erste reichen Eure Ausgaben in meinem Namen zu decken. Bitte schreibt mir rechtzeitig, wenn ihr mehr benötigt.

Gibt es sonst noch etwas was ihr mir mit auf den Heimweg geben könnt?“

Gedanklich einer Liste folgend zählte der Jagdmeister einige im Vorfeld relevante Punkte auf. Dinge die es jedes Mal aufs Neue zu überprüfen oder vorzubereiten galt. Als er alle Punkte genannt hatte und keine weiteren Fragen mehr bestanden erhob er sich von seinem Stuhl und verabschiedete sich von seinem Besuch.

„Es war mir eine Freude von Euren Absichten zu hören Wohlgeboren und ich hoffe sehr, dass Ihr eine wohlgelungene Jagd abhalten werden könnt. Vorerst werde ich das Einverständnis seiner Hoheit einholen, einige Hunde beschaffen und Euch darüber auf dem Laufenden halten. Sobald hier belastbare Fakten geschaffen worden werde ich Euch vermutlich besuchen kommen um weitere Pläne schmieden zu können.“

Borindarax schenkte dem Jagdmeister einen festen und warmen Händedruck. Der Vogt strahlte, er schien sehr zufrieden über den Verlauf des Gespräches.

„Ich freue mich auf euren Besuch Hochgeboren! Glaubt mir, Isarnon, mit seiner Aussicht, hoch oben über dem Rest Senaloschs wird euch gefallen.“

Mit festem Händedruck verabschiedete er die beiden Angroschim, froh über die Aussicht, dass hier versucht wird eine möglichst firungefällige Jagd auszurichten. Keine Treiber und erst recht keine Fallen.

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Kategorie: Briefspielgeschichte

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Kapitel 1: Der Jagdmeister

Der Jagdmeister

Autoren: RekkiThorkarson und VonRichtwald

Efferd/Travia 1041 B.F. ---

An seine Hochgeboren Basin Ucuriad von und zu Richtwald, Baron von Vairningen und herzoglichen Jagdmeister

10. Efferd des Jahres 1041 B.F., Senalosch in der gräflichen Vogtei Nilsitz

Eure Hochgeboren, ich schreibe Euch diesen Brief da ich Eure Hilfe benötige.

Wie ihr vielleicht schon vernommen habt, entsteht derzeit in der Vogtei Nilsitz ein historischer Neubau eines jener Gebäude in denen zu früheren Zeiten die Lex Zwergia zwischen Vertretern meines Volkes und derer des Raulschen Reiches ausgehandelt wurde.

Die sogenannte Nilsitzer Jagdhütte steht in meinen Augen somit nicht nur für die Geschichte der Angroschim, sondern auch für die friedvolle Koexistenz unserer beider Völker.

Da ich der Überzeugung bin, dass die anhaltende, politische Isolation Isnatoschs nur zu neuen Missverständnissen und letztlich Groll führt, denke ich meine Rolle als Mittler zum Mogmarog ernst zu nehmen. Jetzt, wo die Streitigkeiten über eben jenes Gesetzeswerk zwischen seiner Hoheit, dem Herzog und meinem Lehnsherren, dem Grafen des Isenhag beigelegt sind, worüber selbst der Aventurische Bote berichtete, sehe ich die Zeit als günstig das Heft des Handelns in meine Hände zu nehmen.

Die Nilsitzer Jagdhütte wird im kommenden Frühjahr fertiggestellt werden und ich möchte schon im Sommer die Adliges des Herzogtums in die tiefen Wälder Nilsitzs zur großen Jagd einladen, um den Isenhag endlich dorthin zu rücken, wo er hingehört, in die Mitte der Nordmarken.

Wie ihr Euch sicher vorstellen könnt, verstehe ich als Angroschim und Urenkel des Mogmarog sicher etwas von Bergbau und Politik, ganz sicher aber nichts von Firuns Handwerk, oder gar der Organisation einer Jagd. Da ich jedoch kein solcher Vertreter meines Volkes bin, welcher sich nur wohl fühlt, wenn er massiven Fels über sich weiß und im Gegenteil dazu die tiefen Wälder meiner Heimat liebt, kann ich Euch versichern nicht ganz verloren zu sein, wenn ich mich in die Wildnis begebe. Und dennoch, für das geplante Unterfangen benötige ich Euren Beistand und Rat.

So bitte ich Euch mir zu schreiben, wo und wann ich Euch zu einer persönlichen Unterredung antreffen kann.

gezeichnet- Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Vogt von Nilsitz

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Gegeben am 20. Praioslauf des Efferd-Mondes im 1041. Götterlauf nach dem Falle des vieltürmigen Bosparans, auf der Vairnburg in der Baronie Vairningen.

An seine Hochgeboren Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Vogt von Nilsitz

Die Jagd gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Anlässen des Adels und biete stets allen Beteiligten die Möglichkeit zum Austausch und für Übereinkünfte. Aus diesem Grund freut es mich sehr von Euch zu erfahren, dass Ihr eben eine solche Gelegenheit schaffen wollt. Da Ihr meinen Beistand für die Ausrichtung erbittet nehme ich an das Ihr zum jetzigen Zeitpunkt über keine weiterreichenden Kenntnisse bezüglich der gesellschaftlichen Jagd oder in diesem Gebiet erfahrene Vertraute verfügt. Gern stehe ich Euch ab der zweiten Hälfte des Tsa-Mondes in Elenvina mit Rat zur Verfügung, sowohl im Anwesen des vairninger Baronsgeschlechts als auch am Herzogenhof wird man Euch über meinen Aufenthaltsort informieren können.

Bis zu unserem, hoffentlich baldigen, Treffen solltet Ihr Euch jedoch noch über die Art der Jagd, sofern dies nicht bereits geschehen ist, Gedanken machen. Über welche Arten von Wild verfügt das Gebiet rund um die Jagdhütte. Welche Form der Jagd wollt ihr Abhalten?

Hochachtungsvoll

Basin Ucuriad von und zu Richtwald

herzoglicher Jagdmeister der Nordmarken, Baron von Vairningen, Junker von Richtwald, Edler von Effertingen und Ritter von Schnakensee
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Elenvina, 16. Travia 1041 B.F.

Aufgeregt seine Handflächen massierend wartete Borax darauf in die Amtsstube des Jagdmeisters eingelassen zu werden. Eigentlich wäre der gräfliche Vogt von Nilsitz lieber hin und her gelaufen auf dem breiten Gang der Herzogenburg. Da das jedoch vermutlich keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen hätte, saß er und allein die Nähe Boindils, der zu seiner rechten Stand wie eine Steinskulptur, beruhigte ihn zumindest etwas. Der Sohn des Borintosch begleitete ihn auf Schritt und Tritt, war gleichzeitig rechte Hand und Bedeckung.

In Gedanken ging Borindarax noch einmal die Punkte durch, die er mit dem Baron von Vairningen besprechen wollte, als unvermittelt die doppelflüglige Tür geöffnet wurde und ein nobel gekleideter Hofbediensteter nur mit einer wohl einstudierten Geste dazu einlud näher zu treten. Borax stand auf und straffte sowohl seine Haltung, wie auch den Sitz seiner edlen, moosgrünen Tunika mit dem kunstvoll aufgesticktem goldenen, steigenden Gebirgsbock auf der Brust. Erst dann trat er in die Amtsstube des Jagdmeisters.

Diese war spartanisch eingerichtet und verfügte dennoch über eine schlichte Eleganz. Zwei bequem aussehende Sessel standen vor einem großen Schreibtisch auf dem das schwarze Langschwert des Jagdmeisters lag. Links neben dem Tisch befand ich ein gut gefülltes Bücherregal, während auf der rechten Seite ein Waffenständer mit verschiedenen Jagdwaffen stand. An den Wänden hingen einfarbige Karten der nordmärkischen Grafschaften, Farbtupfer markierten dabei die herzoglichen Jagdgüter. Nur ein einzelnes Bild schmückte den Raum, das Gemälde eines stolzen Zwölfenders auf einer Sonnendurchfluteten Lichtung.

Das Licht der Fenster im Rücken, stand Basin hinter seinem hohen, geschnitzten Stuhl und blickte abwartend seinen Besuch an. Sobald die Zwerge an den Sesseln angekommen waren, kam er hinter seinem Schreibtisch hervor um sie mit festen Händedruck zu begrüßen. „Die Zwölfe zum Gruße die Herrn.“ Und genauso wie der Raum, war auch der Jagdmeister verhältnismäßig schlicht gewandt – in Kleidung wie sie für die Jagd angebracht war.

Der Vogt von Nilsitz strahlte über beide Ohren als sie eintraten. Enthusiasmus und Tatendrang sprach aus seiner Stimme. „Firun und seine milde Tochter zum Gruße Eure Hochgeboren. Es freut mich Euch zu sehen und dass ihr offenbar gewillt seit meiner Bitte zu entsprechen.“

Sein Begleiter hingegen lächelte fast ein wenig verlegen und blieb stumm, schüttelte die ihm gereichte Hand jedoch mit kräftiger Hand.

„Nehmt doch Platz, kann ich Euch und Eurem Begleiter etwas zu trinken anbieten? Aber um bereits jetzt auf Eure Frage einzugehen – die Jagd ist für mich der Dienst an Firun und somit mein Beitrag nicht der Rede wert.“

Nickend wies Bordindarax seinem Gefährten sich zu setzen und tat es ihm sodann gleich bevor er antwortete. „Nein, vielen Dank für das Angebot, aber wir hatten ein ganz ausgezeichnetes Frühstück. Ich genieße es wieder in Elenvina zu sein.“

Sein Blick huschte ein zweites Mal über die schwarze Klinge während er sich setzte und diesmal hielt sie seine Augen gefangen. Er erkannte sie. “Ganz zweifellos Meister Thygraxs Werk. Seine Verzierungen sind wie eine eigene Handschrift, ebenso einzigartig und unverkennbar.” Er hob den Blick in Richtung des Baron. “Ist dies das Schwert von dem der Greifenspiegel berichtete?”

Behutsam strichen Basins Finger über die Schwertscheide und die drauf abgebildete ‚Wilde Jagd‘. „Im Gegensatz zu Jagdwaffen…“ Beiläufig deutete er auf den Waffenständer der neben seinem Bogen und Köcher auch Jagdmesser, Saufeder und andere Utensilien hielt. „… so führe ich nur eine Klinge. Vermutlich gibt es nur Wenige die über eine solche Kunstfertigkeit verfügen und aus diesem Grund bin ich Meister Thygrax besonders Dankbar.“ Doch war ihm bewusst, dass er dies einem Zwerg vermutlich nicht erzählen musste. „Aber wieso erzählt Ihr mir nicht mehr über Eure Pläne?“

Borax riss sich vom Anblick der Waffe los und hob den Blick. Er richtete noch einmal seine Tunika und lehnte sich dann in den bequemen Sessel zurück.

„Ich habe mich ein wenig belesen. Was ich nicht möchte ist eine Treibjagd. Dies ist in meinen Augen weniger Firun-gefällig. In den Wäldern von Nilsitz gibt es so viel Wild, dass es seit langem einen Erlass gibt, der es der Landbevölkerung erlaubt kleinere Tiere zu jagen.

Mir schweben zwei Jagdgesellschaften vor. Die erste soll auf Schwarzwild ausgerichtet sein. In dieser Gruppe sehe ich vorwiegend Vertreter meines Volkes. Die zweite soll es hingegen auf Rotwild anlegen. Hier sehe ich eher euer Volk in der Überzahl. Wir werden daher mindestens zwei erfahrene Fährtenleser benötigen.

Aufmerksam folgte der Jagdmeister den Gedanken des Vogtes und nickte anerkennend als dieser einer Treibjagd eine Abfuhr erteilte. Von der Jagd durch das einfache Volk hielt er jedoch sehr wenig, tatsächlich handelte es sich genau bei diesem Thema um ein andauerndes und sehr leidiges Streitthema zwischen den Junkern des Richtwalds und den Baronen von Schnakensee. Er hatte nichts dagegen wenn ein Bursche einen Hasen erlegte der seinen Weg gekreuzt hat, doch wer auf die Jagd ging begegnete womöglich Raubtieren denen er nicht gewachsen war und am Ende vom Lied hätte er verletzen, verkrüppelten oder gar toten Leibeignen.

Mit Bedacht gewählten Worten ging er nach einer kurzen Bedenkzeit jedoch auf die Ideen seines Gastes ein: „Ohne genau zu wissen mit wie vielen Jägern Hochgeboren rechnen, werdet Ihr so oder mehrere Fährtenleser aufbieten müssen. Das Niveau unter den Jägern wird sicherlich variieren, doch sollten Eure Jagdhelfer das Gebiet nach Möglichkeit kennen gelernt haben und in ausreichender Zahl vorhanden sein um ein zerfasern der Gesellschaft kompensieren zu können.“ Hatte er sich bisher interessiert vorgebeugt und mit den Unterarmen auf dem Schreibtisch abgestützt, lehnte er sich nun in seinem Stuhl zurück und sah Borax mit einem Funkeln in den Augen an. „Was die Aufteilung der Jagdgesellschaft angeht würde ich Euch jedoch dazu raten diesen Gedanken nochmals zu überdenken. Natürlich können die Jagdhelfer die jeweilige Gesellschaft zu seiner Beute führen, doch würdet Ihr damit nicht den eigentlichen Nutzen dieser Zusammenkunft untergraben?“ Erneut gab Basin seinem Besucher einen Augenblick um über das Gesagte nachzudenken, eh er fortfuhr. „Natürlich geht es bei diesem Treffen um die Jagd, doch stellen die Gäste nicht nur dem Wild nach. Nein, sie erneuern und knüpfen Kontakte. Treffen Absprachen, versöhnen sich oder lassen alte Fehden wiederaufleben. Eure Gäste werden unter dem Vorwand der Jagd das schützende Bollwerk, den Zusammenhalt des nordmärkischen Adels, erneuern.“ Und wieder ließ er seine Worte für einen Moment sacken. „Wäre es da nicht wider den von Euch gewählten historischen Ort und zugleich fatal wenn Angroschim und Menschen entzweit agieren würden? Wäre es nicht viel besser, wenn sie gemeinsam jagen würden, wenn sie gemeinsam am abendlichen Lagerfeuer sitzend von ihren Begegnungen berichten könnten?“

Zugegeben zeigte sich bei diesem Gedanken besonders deutlich welche Ambitionen den Richtwalder schon auf dem Hoftag zu Beilunk und während der Verhandlungen zum Friedensvertrag zwischen den Reichen angetrieben hatten. Ja er versuchte seinem Haus mehr Geltung zu verschaffen, jedoch nicht um jeden Preis. Basin von Richtwald tat dies Diplomatisch, stets auf das Wohl von Herzogtum und Reich bedacht- und was half den Nordmarken mehr als ein wiederauflebendes Band zwischen Adel und heimischen Zwergen?

Die Miene des Zwergen zeigte ein verschmitztes Grinsen, als der Jagdmeister die Aufteilung der Gruppen ansprach, aber er nickte dennoch zustimmend, während der Rede des anderen.

„Natürlich muss ich Euch in diesem Punkt uneingeschränkt Recht geben euer Hochgeboren. Aber! Bedenkt bitte das sture, manchmal gar starrsinnige Wesen meiner Artverwandten. Ich muss ihnen zumindest die Chance geben für sich zu sein und einige werden dies ohne Zweifel tun, weil die Angst sich die Blöße zu geben für sie größer ist als das innige Bedürfnis des Austausches der Völker.

Was ich Euch aber versichere ist, dass ich in bereits in meinen Einladungen und auch später in meiner Rede am Abend vor der Jagd zu mutigem Handeln und Kontaktfreude gegenüber dem jeweils anderem anregen ja aufrufen werden. Und natürlich werde ich mit gutem Beispiel vorangehen. Dies wird hoffentlich viele inspirieren es mit gleich zu tun.

Versteht das ich in diesem Punkt kein Risiko eingehen möchte. Diese Jagd soll eine Instanz im Kalender beider Völker werden und da ich gedenke lange zu leben, möchte ich allen Beteiligten die notwendige Zeit geben sich… anzunähern.“

Nur zu gut konnte er die Sorge seines Gegenübers verstehen, doch wusste er um die Realität besser als dieser es tat. „Macht Euch darum keine Sorgen. Die Hälfte derer die die Jagd besuchen werden diese als Möglichkeiten für ungestörte Absprachen nutzen und ist froh, wenn sie die Armbrust in die richtige Richtung abfeuern. Also bereitet eine entsprechende Option vor, macht sie aber nicht allzu Bekannt denn spätestens nach den ersten Vorbereitungen am Gerät wird die Angst verflogen sein.“

"Was die Zahl der Gäste betrifft so kann ich Euch lediglich sagen, dass ich mit knapp zwanzig meiner Brüder und Schwestern rechne. Die Einladungen an sie sind bereits erfolgt. Wir Angroschim brauchen oft etwas mehr Zeit uns mit einer solchen Reise anzufreunden.“ Wiederum grinste Borax. „Wer aus dem Adel der Nordmarken kommen wird, wage ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Ich gedenke aber die kommenden Tage bei der Landthauptfrau vorstellig zu werden und sie diesbezüglich um Rat zu fragen. Eine entsprechende Anfrage hat ihre Amtsstube schon erreicht.“

„Dann rechnet lieber mit mehr Gästen. Auch wenn sie hoffentlich ausreichend Fleisch zum Braten jagen, so werden sie sich sicherlich an ausreichend befeuchteten Kehlen erfreuen.“

Nachdem die Begleitumstände geklärt waren, ging es nun wieder um das tatsächliche Geschäft und so beugte sich Basin nun wieder, auf den Schreibtisch gestützt, vor. „Nun ich denke was die Gästezahl angeht können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weitergehenden Planungen anstellen, doch können wir über die Jagdhelfer sprechen. Sicherlich könnte ich Euch, mit Einverständnis des Herzogs, einige der seinen zur Verfügung stellen, doch wenn Ihr diese Jagd dauerhaft etablieren wollt würde ich Euch die Ausbildung eigener Männer und Frauen ans Herz legen.

Wenn Ihr ihre Ausbildung zeitnah veranlasst, hätten wir ausreichend Zeit um ihnen das wichtigste Beizubringen. Sicherlich verfügt Nilsitz über erfahrene Jäger, denen das Handwerk in Mark und Bein übergangen ist und nur noch die Notwendigkeiten rund um die Jagd durch den Adel zu vermitteln wären. Und auch bei der Schaffung einer Hundemeute kann ich Euch die richtigen Kontakte vermitteln.“

Borindarax nahm sich einige Momente Zeit über das gesagte nachzusinnen. Dann nickte er und legte sich seine Worte zurecht. Alles was der Baron sagte ergab Sinn.

„Ich habe in Nilsitz vier Männer die sich um die Forstwirtschaft kümmern, also den Holzfällern sagen welche Bäume gelegt werden dürfen und sich gleichzeitig auch um Aufforstung sorgen. Jäger habe ich lediglich zwei in meinen Diensten.

Es gibt nicht viele Menschen die sich tief in die Wälder trauen. Sie machen dem einfachen Volk Angst. Es gibt dort nicht nur viele, wilde Tiere. Nein auch anderen, ungewöhnlichen Gefahren und Bewohnern soll man dort begegnen können. Sichtungen von Waldschraten sind in den letzten Jahren recht häufig. Darüber hinaus gibt es viele Mythen und Geschichten. Ich tue dies meist als Aberglaube ab, doch Schrate, Sumen und Geoden existieren ganz ohne Zweifel.“

Der Vogt gab sich sichtlich einen Ruck. „Doch das nur am Rande.

Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mit der von Euch ausgeführten Bitte an den Herzog herantreten würdet und darüber hinaus eine entsprechende Ausbildung weiterer Waidmänner in Nilsitz organisieren könntet.

Hunde benötigen wir dann nur zum Aufspüren der Beute, richtig? Welche Rasse eignet sich hierfür am besten und könntet Ihr mir solche Tiere beschaffen?“

Ein wenig machte Basin die stutzig wie unbeschwert der Zwerg über die Gefahren in seinen Wäldern sprach, doch ließ er sich dies nicht anmerken. Der Wald rund um die Jagdhütte sollte ja hoffentlich gepflegt und somit zumindest bar der meisten aufgezählten Unwägbarkeiten sein. Doch war auch dies zum jetzigen Zeitpunkt egal, denn er würde sich zu einem späteren Zeitpunkt selbst ein Bild davon machen und eventuelle Maßnahmen einleiten können.

„Ich werde dem Herzog Eure Bitte antragen und bin guter Hoffnung sein Wohlwollen erringen zu können. Bei den Hunden würde ich Euch anraten eine kleine Meute von Vorsteh- und Schweißhunden in Nilsitz zu beheimaten. Die Vorstehhunde werden Euren Fährtenlesern und somit den Jägern das Aufspüren von Wild erheblich erleichtern, während die Schweißhunde die Verfolgung von waidwundem Wild beschleunigen werden. Ich kenne einige gute Züchter, aber ich werde versuchen Euch auch Tiere aus der herzoglichen Zucht in Haduraldsruh zu erstehen – mit ihnen hatte ich bisher die beste Erfahrung gemacht.“

Persönlich jagte er nicht mit Hunden, zu sehr liebte er die Herausforderung selbst die Fährte aufzunehmen, ihr zu folgen und seine Beute zu stellen. Allerdings hatten ihn die gemeinsame Zeit mit seiner Gattin und seine diplomatischen Auftritte gelehrt wie wertvoll Gefälligkeiten sein konnten. Was lag also näher als sich bei dieser Gelegenheit einigen der adligen Züchter eine solche zu erweisen und sie später an ihre Schuld erinnern zu können.

Wiederum nickte der Vogt bedächtig und machte sich einige gedankliche Notizen zum gehörten.

„Habt Dank Eure Hochgeboren. Euer Rat und mehr noch Eure tatkräftige Unterstützung geben mir das Gefühl, dass dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt seien wird.“

Borindarax griff an seinen breiten Gürtel und holte einen kleinen, klimperten Sack aus einer Tasche daran. Er lehnte sich kurz vor und legte das Beutelchen auf den Schreibtisch vor sich.

„Dies sollte fürs erste reichen Eure Ausgaben in meinem Namen zu decken. Bitte schreibt mir rechtzeitig, wenn ihr mehr benötigt.

Gibt es sonst noch etwas was ihr mir mit auf den Heimweg geben könnt?“

Gedanklich einer Liste folgend zählte der Jagdmeister einige im Vorfeld relevante Punkte auf. Dinge die es jedes Mal aufs Neue zu überprüfen oder vorzubereiten galt. Als er alle Punkte genannt hatte und keine weiteren Fragen mehr bestanden erhob er sich von seinem Stuhl und verabschiedete sich von seinem Besuch.

„Es war mir eine Freude von Euren Absichten zu hören Wohlgeboren und ich hoffe sehr, dass Ihr eine wohlgelungene Jagd abhalten werden könnt. Vorerst werde ich das Einverständnis seiner Hoheit einholen, einige Hunde beschaffen und Euch darüber auf dem Laufenden halten. Sobald hier belastbare Fakten geschaffen worden werde ich Euch vermutlich besuchen kommen um weitere Pläne schmieden zu können.“

Borindarax schenkte dem Jagdmeister einen festen und warmen Händedruck. Der Vogt strahlte, er schien sehr zufrieden über den Verlauf des Gespräches.

„Ich freue mich auf euren Besuch Hochgeboren! Glaubt mir, Isarnon, mit seiner Aussicht, hoch oben über dem Rest Senaloschs wird euch gefallen.“

Mit festem Händedruck verabschiedete er die beiden Angroschim, froh über die Aussicht, dass hier versucht wird eine möglichst firungefällige Jagd auszurichten. Keine Treiber und erst recht keine Fallen.

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Kategorie: Briefspielgeschichte

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-- Main.RekkiThorkarson - 05 Jan 2018