Neunte Auftrag

9. Stunde - der Auftrag

Ihre Hoheit Grimberta fühlte sich in Gesellschaft solch motivierter und unterschiedlicher junger Nordmärker sichtlich wohl und wollte gerade eine weitere Frage stellen, als ein leises Hüsteln durch Alfons, dem Diener mit seiner laufenden Nase, die Herzoginmutter aufblicken ließ. "Alfons, ist es schon Zeit?" Der Angesprochene nickte stumm. Daraufhin erhob sich Grimberta langsam von Ihrem Stuhl, legte ihre Serviette, nachdem sie sie akkurat zusammengelegt hatte, neben ihren Teller, und blickte ernst und eindringlich in die Gesichter der Anwesenden. "Wir sprachen von Vertrauen. Jetzt müsst Ihr Uns das Eure beweisen. Alfons wird euch anschließend instruieren, hört ihm genau zu und helft ihm soweit ihr könnt!" Ihre bis dahin gefasste Miene machte Betroffenheit und Wut Platz, als sie hinter dem Tisch hervortrat und in Richtung Tür schritt. Während dessen ergänzte sie ihren letzten Satz durch ein leise gesprochenes „und Uns damit auch“. An der Tür angekommen machte sie erneut kehrt, die Hände wussten kurz nicht wohin und griffen gewohnheitsmäßig zum Schwertgriff, der sich, wie die Kriegerin mit Bedauern feststellen musste, nicht an ihrem höfischen Kleid befand. "Wir müssen uns nun um das Menü heute Abend kümmern, bevor Unser Koch die Stelle kündigt. Einen besseren haben Wir lange nicht gehabt. Wir..." Ein weiteres Räuspern durch Alfons ließ sie innehalten. Kurz verfinsterte sich ihr Blick und sie schien kurz davor, ein geharnischtes Donnerwetter auf den Diener los zu lassen. Stattdessen zischte sie zwischen zusammengepressten Lippen ein genervtes „Ja doch!“ hervor, machte kehrt und verließ mit energischen Schritten den Salon. Draußen konnte man sehen, wie die beiden Flussgardisten die Waffen präsentierten und sich der vorbeistürmenden Herzoginmutter anschlossen.

Die Tür war gerade durch Alfons wieder geschlossen worden, da ging eine Veränderung durch den Diener. Er straffte sich, fasste kurz in eine Tasche der Innenseite seiner Weste um etwas Glänzendes hervorzuholen und blickte auf. Verschwunden war der stille und abwartende Blick, den die Dienerschaft üblicherweise trug. Direkt und selbstbewusst sah er jetzt die junge Garde an. Er lief einige Schritte von der Tür in den Raum, nahm sich von der Tafel einen Becher Wasser, trank einen Schluck und stellte, wohlig seufzend, das Gefäß wieder ab. Er schien kurz zu überlegen, sich auf den Stuhl Ihrer Hoheit nieder zu lassen, besann sich aber doch noch eines Besseren. "Ich erlaube mir, mich kurz vorstellen zu dürfen: Alfons, im Dienste Seiner Kaiserlichen Hoheit, Exzellenz Markgraf Rondrigan Paligan von Gareth. Spionageabwehr." Er steckte den goldenen Siegelring, der einen erhabenen Greifen als Signet trug, langsam auf den rechten Zeigefinger, so dass ein jeder einen Blick darauf werfen konnte. "Ein jeder von euch, der nicht gewillt ist, für Wohl und Wehe des Heiligen Raulschen Reiches sowie Ihrer Hoheit, der Herzoginmutter, einzustehen, verlasse diesen Raum. Ihm wird kein Leid geschehen." Hier machte er eine kurze Pause, und ließ Eventualitäten und Konsequenzen im Raum stehen. "Diejenigen, die bleiben, mögen beim Herren Praios absolute Verschwiegenheit schwören.“ Er warf einen herausfordernden Blick in die Runde. „Nun?“

Wie im Trance erhob sich Borax, als Ihre Hoheit aufstand. Borax war verwirrt, die Ereignisse der letzten Minuten waren irritierend, mehr noch sie waren schier grotesk. Wie konnte sich dieser Mann erdreisten, so mit Ihrer Hoheit umzuspringen? Er schnaubte unwillig und schüttelte den Kopf, manchmal verstand er die Menschen immer noch nicht, obwohl er schon mehr als ein halbes Jahrhundert Umgang mit ihnen pflegte. Es dauerte einige ihm ewig erscheinende Momente, bis er seine Gedanken geordnet hatte und sich räusperte. “Werter Herr, natürlich werde ich alles tun, was in meiner Macht steht dem Reich und dem Kaiserthron treu zu dienen und selbstverständlich werde ich jedes mir anvertraute Geheimnis bewahren. Dies gelobe ich in Anwesenheit der hier anwesenden hohen Herrschaften, vor euch und unter Praios wachendem Blick. Jedoch möchte ich bei allem nötigen Respekt wissen, ob es wirklich notwendig war, so mit Ihrer Hoheit umzugehen? Was bei Angroschs Barte geht hier vor?” In Borax Stimme lag keine Ungehaltenheit, sie war nüchtern und ruhig, was im Kontrast zu dem Inhalt seiner letzten Sätze stand. Er wusste, dass der Mann vor ihnen ein Repräsentant des Kaiserthrones war, diesen wollte er sicher weder reizen, noch herausfordern, aber er wollte wissen, in was er hier geraten war. Erst als der nächste das Wort ergriff, setzte sich Borax langsam wieder an den Tisch und lauschte gespannt den Worten der anderen. (Borax)

„Um eure Frage genauso klar zu beantworten, wie ihr sie gestellt habt. Ja! Es war und ist notwendig genauso mit Ihrer Hoheit umzugehen, wie ich es tat. Ich mühte mich um Zurückhaltung und Anstand, aber da sie mit ihrem Dickkopf und höfischen Erfordernissen es mir nicht wirklich leichtmacht, meine Aufgabe zu erfüllen, musste ich mir zumindest ein kurzes Räuspern erlauben. Und, bei allem nötigen Respekt, was hier vorgeht, werdet ihr erfahren sobald sich ein jeder hier erklärt hat.“ In Alfons Stimme war Ungeduld und Verärgerung zu hören. „Glaubt mir bitte, ihr werdet mich verstehen, sobald ihr wisst, worum es geht.“

Borax atmete hörbar aus. Wie konnte sich dieser schlechte Schauspieler so eine Anmaßung herausnehmen? Er spürte die Wut in sich auflodern, Angroschs heiligen Zorn seine Adern durchströmen, aber er beherrschte sich. Das Spiel von höfischem Gezänk, Beleidigungen, gar Denunziation und Intrigen, war ein menschliches und als Angroscho sollte man sich tunlichst heraushalten, zumindest soweit es ging. Die Menschen hatten Kriege wegen weniger begonnen, das hatte die Geschichte gezeigt, er würde sich nicht weiter provozieren lassen eher er nicht wusste, was der Grund dieser Posse war. Er war zwar nicht bedeutend, aber er wollte seinem König, seinem Ahnen keinen Kummer bereiten. In den heiligen Hallen unter dem Eisenwald jedenfalls wäre so etwas nicht ohne Strafe geblieben, oh nein. Er versuchte sich zu entspannen, dachte an ein kühles Ferdoker, lehnte sich zurück, nahm seinen Weinkelch, was ein schwacher Trost war, und tat einen tiefen Schluck. (Borax)

`Es mutete schon unwirklich an, was da grade vor sich gegangen war. ´Ein Geheimagent der Krone fragte die anwesenden Gäste nach deren Treue? Das im Zusammenhang mit einer Reise durch die Nordmarken, die eher der Mildtätigkeit diente, denn dem Krieg?´ Arlan wurde unsanft aus seinen Grübeleien gerissen, als der Angroscho das Gespräch aufnahm: „Bei allem nötigen Respekt, Herr“, Arlan verzögerte den Satz kurz: „ Jeder, der hier Anwesenden ist ausgewählt worden, weil seine Treue gegenüber den Nordmarken und dem Reich außer Frage steht. Das hier ist nicht Albernia.“ Arlan bemerkte, dass er wütend wurde, atmete tief ein und aus und fuhr dann fort: „Mir scheint aber, dass es bei unserer Reise um mehr als Mildtätigkeit und Unterstützung der Daheimgebliebenen geht. Das lässt zumindest eure Frage nach unserer Treue vermuten.“ (Arlan)

Alfons nickte bei Arlans Ausführungen, musste bei der Bemerkung über Albernia kurz schmunzeln. „Wenn wir versagen, wird es keine Gelegenheit geben, dem nordmärkischen Volk Mildtätigkeit und Unterstützung angedeihen zu lassen. Habe ich euer Wort?“

„Ihr sollt mein Wort haben, aber im Gegenzug erbitte ich von euch so viel Offenheit, wie euch möglich ist in Bezug auf eure Anwesenheit hier. Es scheint ja um mehr zu gehen, als uns in unseren Einladungen erläutert wurde.“ (Arlan)

Mit großen Augen, und vor Verwunderung leicht geöffnetem Mund konnte Radulf den Geschehnissen nur ungläubig folgen. Doch als sich ihre Hoheit von Ihrem Platz erhob, stand auch Radulf auf und er blieb stehen bis ihre Hoheit den Raum verlassen hatte. Erst als die Tür hinter ihr geschlossen war, setzte sich Radulf wieder auf seinen Patz. 'Sie tat, was sie mit ihm abgesprochen hatte. Auch wenn es scheint, dass er sie daran erinnern musste. Es muss etwas Wichtiges sein, wenn sie so diesen Raum verlässt.' Erschrocken über diese Erkenntnisse griff Radulf nach seinem Kelch und trank erst mal einen Schluck Wein. Dann blickte er zu dem Herrn von der Spionageabwehr und seine Augen fixierten immer wieder den Ring. Als dann der Agent ihn herausfordernd anblickte, erhob Radulf sich erneut und sprach mit fester Stimme: "Bei Praios, auch ich schwöre absolute Verschwiegenheit."(Radulf)

Imma fühlte sich ein wenig überrumpelt, denn sie war es nicht gewohnt Entscheidungen zu treffen, ohne zuvor intensiv darüber nachgedacht zu haben. Sicherlich konnte sie schweigen – freilich nur, wenn es Not tat- aber dennoch machte sich das mulmige Gefühl, das sie in den letzten Tagen vehement verdrängt hatte, wieder in ihrem Inneren breit. Sie suchte den Blickkontakt zu Alfons. Er hatte sie alle getäuscht. Es war irritierend so viele Stunden in seiner Nähe verbracht zu haben, ohne dass nur einem von ihnen aufgefallen wäre, dass es sich bei dem schniefnasigen Lakaien in Wahrheit um einen Spion handelte. Und von den anderen jungen Nordmärkern im Raum mussten doch einige eine wesentlich bessere Menschenkenntnis besitzen als sie selbst! Nun die Herzogenmutter jedenfalls vertraute dem Mann, das musste ihr für den Moment reichen. Dennoch fasste sie den Entschluss, ihn im Auge zu behalten, denn er war ihr nicht geheuer. Überhaupt: Er war auf Geheiß des Verlobten der Kaiserin hier? Warum? --- Es ging also offensichtlich um mehr als ein kleines lokal begrenztes Problem in den Nordmarken, sondern betraf das ganze Mittelreich? Warum sollte man bei so einem Problem, und sie sah sich im Raum um, die Hilfe von niederen Adeligen, Jungmagiern und unbedeutenden Geweihten suchen? Warum nicht die jungen Ritter, die in den Nordmarken zurückgelassen worden waren, die alten, diplomatieerfahrenen Barone oder die Praiosgeweihten der Inquisition hinzuziehen? Standen einige von diesen unter Verdacht in irgendetwas –nun- Unredliches involviert zu sein? Oder hatten sie in derselben Angelegenheit andere Aufgaben übernommen? Sollten sie alle hier gar nur das Kanonenfutter für irgendeinen höheren Plan sein? Niemand von ihnen war wichtig, niemand war Inhaber eines Lehens, jeder von ihnen war entbehrlich. (Natürlich nicht im Sinne von Travias oder Tsas, aber um die friedlichen Göttinnen scherte sich in den Nordmarken ohnehin kaum jemand von Stand.) . (Imma)

„Nun, werter Herr Alfons, im Dienste seiner Kaiserlichen Hoheit,“ Sie hob bei seinem Namen ihre Stimme, um zu betonen, dass sie seine unvollständige Vorstellung registriert hatte, „ich bin bereit, wie jeder andere Nordmärker auch, für meine Heimat und unseren Herzog und seine Familie einzustehen.“ Er sollte durchaus nochmals erinnert werden, dass die Nordmarken die Heimat der Menschen in diesem Raum waren und ihre Loyalität in erster Linie hier lag. Während sie dies sagte schaute sie ihn direkt an und machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach. „Doch würde ich euch ungern meinen Schwertarm zur Verfügung stellen, denn das würde weder euch, werter Herr Alfons, noch der Mutter unseres Herzogs nützen. Meinen Verstand, meine Schreibfeder und meine Zunge, sind es, die ich in eure Hände legen werde, insofern dies nötig sein wird, denn mit mehr kann ich sicher nicht zu Nütze sein. Und bei der Herrin Hesinde und dem heiligen Herrn Praios, schwöre ich aus freien Stücken ohne Dunkelsinn und Tücke, zu schweigen, über das, was in diesen Wänden besprochen werden wird, und empfehle mich deren Strafe an, falls ich dies brechen sollte.“ Dabei hob die junge Frau ihre Eidfinger und legte ihre andere Hand gespreizt auf ihre vollen, wohlbetonten Brüste, damit jeder sähe, dass sie nicht die Zeichen der Dämonenkralle machen konnte. „Wünscht ihr, werter Herr Alfons, einen Eidsegen von euer Gnaden, dem werten Herrn von Wolfentrutz, oder reichen euch diese einfachen Formeln, die wir frei aus unseren Herzen sprechen, aus?“ . (Imma)

Kurz blieb der Blick Alfons auf den wundervoll zur Geltung gebrachten Brüsten Immas hängen, bevor er erwiderte: „Die, ähm, ja, die Formel reicht völlig, ja, völlig aus.“ Eine einzelne Schweißperle hatte ich auf seine Stirn geschlichen und lief in Richtung seines rechten Auges. Er versuchte sie wegzublinzeln, wobei sein Blick dennoch immer wieder zu Immas Dekolleté gezogen wurde. Fast erleichtert wendete er sich Hechgard zu, wobei auch ein wenig Bedauern in seinem Blick zu sehen war.

Arlan war dem Blick des Agenten gefolgt und ebenso an den Brüsten hängen geblieben. Alfons Antwort auf Immas Frage, hatte er gar nicht wahrgenommen. Es dauerte einige Momente bis er dem Gespräch wieder folgte. (Arlan)

Die erste Rittmeisterin des heimatlichen Gestüts hatte wohl Recht behalten, als sie ihr dieses Kleid anempfohlen hatte. ‚Versuche nicht Männern mit deinem Verstand zu beeindrucken, Imma. Glaube einer alten Frau: Brüste eignen sich bei weitem besser dafür!‘ Sie spürte eine leichte Röte auf ihren Wangen. Ob der sanfte Hamarro wohl auch die Mädchen, die er mit in seine Kabine auf sein Schiff nahm, mit solchen lüsternen Blicken bedachte? Die Anspannung in ihr ließ langsam nach und sie ließ schließlich die Luft, die sie einige Momente angehalten hatte mit einem tiefen, lautlosen Atemzug aus ihren Lungen entweichen, wodurch ihr Dekolleté ein letztes Mal vorteilhaft hervorgehoben wurde. Zwar war der jungen Schreiberin diese Wirkung selbst gänzlich entgangen, doch könnte der befangene Beobachter die erotischere Note der Unschuld durchaus als Koketterie fehldeuten. . (Imma)

Mit einem Schlag waren die Anspannung und die Sorgen wieder da. Benommen von der Situation, hatte sich Hechgard erhoben, um die Herzogmutter wie er es gelernt hatte den Respekt zu erweisen, als jene den Raum verließ. Dann ließ er sich müde wieder auf den Sitz sinken. 'Oh Hechgard, wo bist du schon wieder hineingeraten? Aber, was hatte ihm seine Großmutter immer gesagt, bei Hofe sind nicht alle das, was sie scheinen.' Mit zusammengezogenen Augen schaute er sich in der Runde um und ja die lockere heitere Stimmung war verflogen und die anderen schienen auch mit der Situation zu hadern. Tausend und ein Gedanke schossen ihm durch den Kopf 'Was ist so wichtig, dass die Agentur sich damit beschäftigt? In welcher Lage könnte seine Wenigkeit sowie die anderen mit ihrem Stand, Können, Wissen und Rest von Nutzen sein, dass jene Angelegenheit im Wohle des Reiches, des Herzogtum, und den Zwölfen gelöst werden könnte?' Mit einem Ruck holte sich Hechgard wieder in die Gegenwart zurück. Und lauschte den Worten der jungen Dame, die wohl ebenso wie er weniger mit den Künsten der Löwin bewandert zu sein schien. Und nickte beipflichtend bei ihren Worten. Und als jene Dame ihre Worte beendet hatte, erhob sich Hechgard langsam aus dem Stuhl und blickte zu jenem Platz, wo jener „Alfons“ zu ihnen sah. „Nun werter Herr Alfons, wenn Ihr euch nicht recht sicher unserer Personen wärt, würden wir hier nicht anwesend sein, noch uns in dieser Atmosphäre begegnen. Und wie es meine Vorrednerin so schön ansprach: Gerne stelle ich, Hechgard von Hetzenberg, meine Fähigkeiten dem Reiche, dem Herzogtum sowie den Zwölfen in jeder Hinsicht und mit bestem Wissen und Gewissen zur Verfügung. Aber ich möchte auch betonen, dass jene der Löwin wahrlich nicht zu meinen Stärken gehören. Aber ansonsten gelobe ich gerne auf Praios, den Götterfürsten sowie seiner 11 Geschwister Stillschweigen zu wahren solange es im Wohle des Reiches sowie der Zwölfe geschieht.“ Mit festem Blick sah er in die Richtung jenes Dieners des Reiches. (Hechard)

„Hechgard, ihr habt völlig recht, dass ich nicht unvorbereitet bin, was eure Person und die aller Anwesenden angeht. Und ihr solltet eure Fähigkeiten nicht allzu geringschätzen. Ich bin mir sicher, ihr werdet das, was ihr gelernt habt, noch sinnvoll einzusetzen wissen in dieser Angelegenheit. Der Schwertarm -hier warf er einen kurzen Blick in Boromars Richtung- trägt nicht immer zur Entscheidung bei. Oft sind es Herz und Verstand, mit denen wir unsere Aufgaben erfüllen.“

Borax sah sich in der Runde um. Wenige Widerworte waren zu vernehmen, das verwirrte ihn nur noch mehr. Verstand er so wenig von dem, was hier vor sich ginge, hatte er etwas missverstanden? Wusste die anderen, was es mit diesem Schauspiel auf sich hatte? Allein der Geradlinige von Kranickteich schien wie er zu empfinden und war erbost. Er war mittleren Alters für einen Menschen und ihm schon vorher aufgefallen, bisher hatte er jedoch keine Möglichkeit ihn näher kennenzulernen. Bei der Anspielung auf Albernia musste Borax kurz schmunzeln, eine wahrlich gelungene Spitze. Dieser Mann konnte ein Bruder im Geiste sein. (Borax)

Als die Dame von Schellenberg dann sprach, zog Borax eine Augenbraue hoch. Diese Frau war gefährlich, ihre Zunge war schärfer als der Lindwurmschläger in der Hand eines Xorloscher Drachenkriegers. Bei ihr würde er Vorsicht walten lassen, was das offene Wort betraf. Nichts desto trotz bewunderte er ihre Eloquenz. (Borax)

Saria musste nach Luft schnappen. Ein leises Japsen war von ihr zu hören als sie sich für wenige Augenblicke an ihrem Stab festhielt. Sie war natürlich aufgestanden, um der Herzogenmutter ihre Referenz zu erweisen als diese den Raum verließ. Anschließend war die junge Magierin stehen geblieben und hatte der Veränderung und den Ausführungen dieses Alfons ihre Aufmerksamkeit geschenkt. „Nun, werter Alfons, wenn es dem Reich so schlecht geht, dass es auf ausgerechnet unsere“ - hier deutete sie mit der linken Hand in den Kreis ihrer Gefährten - „Expertise zurückgreifen muss, um mit was auch immer umzugehen, bin ich gewillt mich in die Dienste eben dieses Reiches zu stellen. Ich nehme nicht an, dass meine Akademie davon einen Eintrag in den Akten anlegen darf, wie also gedenkt ihr uns für unsere Mühen zu entschädigen? Ach ja, und natürlich schwöre ich bei Praios Verschwiegenheit, da es euch ja so wichtig zu sein scheint.“ (Saria)

„Gelehrte Dame, meint ihr nicht, dass der Dienst am Reich und der Herzogsfamilie Lohn genug sein müsste?“ Fast schien Alfons enttäuscht zu sein von der Frage nach einer Belohnung. „Aber bitte, wie ihr wollt. Ich kann euch eine monetäre Belohnung in Aussicht stellen. Wollen wir uns auf eine Erfolgsentlohnung einigen? Vielleicht gibt euch das den nötigen Ansporn, der euch antreibt.“ Hier musste er lachen, und dieses Lachen klang so makaber und schwarzhumorig, dass es manch Anwesendem kalt den Rücken herablief.

Das plötzlich veränderte Verhalten der Herzogenmutter hatte auch Lioba aufhorchen lassen. Irgendetwas stimmte hier eindeutig nicht. Mit neu geschärften Sinnen und innerlich angespannt beobachtete sie die Akteure und lauschte ihren Worten, um herauszufinden, was hier gespielt wurde. Zumindest nach außen hin gefasst, verfolgte sie sowohl den überraschenden Abgang Ihrer Hoheit als auch das darauf folgende… ungewöhnliche Verhalten dieses Alfons. Erst, als er sich enttarnte, entglitten ihr kurz die Gesichtszüge. ‚Spionageabwehr! Ein Mann seiner Exzellenz… Unglaublich!‘ Allerdings kann ‚Alfons‘ auch einen entsprechenden Siegelring vorweisen und Lioba beugte sich unbewusst etwas vor, um einen Blick darauf werfen zu können. Kurz war sie sprachlos, doch die Aufforderung des Mannes, den Raum zu verlassen oder Verschwiegenheit zu schwören, ließen sie die Schultern straffen. ‚Natürlich bin ich bereit, für Land, Reich und unsere Herrscher einzustehen!‘, dachte sie. Auch kamen ihr die Worte der Herzogenmutter wieder in den Sinn, die von Vertrauen sprach, und ihre Bitte, dem Mann zu helfen, soweit sie es vermochten. Also antwortete sie ihm nun mit sicherer Stimme: „Ich gelobe beim Himmlischen Richter meine Verschwiegenheit.“ (Lioba)

Einen Gesandten des Kaiserhauses zu seinem Benehmen zu befragen, maßte Lioba sich nicht an. Ihrer eigenen Einschätzung nach vertraute die Herzogenmutter diesem und wenn sie ihm dieses Gespräch überließ, so würde sie als Tochter eines kleinen Edlen nicht gegen ihn aufbegehren. Dennoch verfolgte sie die Nachfragen der Anderen, die teilweise von Empörung sprachen, und besonders die Antworten Alfons. Gaben sie doch durchaus etwas darüber Preis, was hier vor sich gehen mochte – so vage sie auch waren. Dass sie ihn nicht zuvor durchschaut hatte, wunderte sie gar nicht. Jemand, der sich beruflich mit Spionage beschäftigte, sollte wohl hervorragend darin sein, anderen etwas vorzutäuschen. Und sie konnte nicht anders, als ihm dafür Respekt entgegenzubringen. Ganz die gegenteilige Reaktion hatte sie jedoch auf die Frage Sarias nach einer Entlohnung erwartet. War es doch ganz eindeutig eine Ehre, dem Land und womöglich dem Kaiserreich einen Dienst erweisen zu dürfen. Zudem war sie sich sicher, dass solche Taten nicht vergessen werden würden- von den richtigen Leuten. ‚Nun gut‘, räumte sie der Magierin ein. ‚Vielleicht muss sie sich größere Sorgen um ihr Auskommen machen.‘ Außerdem wollte sie langsam wirklich wissen, worum es denn nun ging, und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit deshalb wieder auf Alfons. (Lioba)

Leicht irritiert ob der letzten Änderung im Auftreten Ihrer Hoheit und des Dieners hatte auch Boromar sich erhoben, um Grimberta die Ehre zu erweisen. Bei Alfons Eröffnung für die Spionageabwehr im Auftrag seiner Kaiserlichen Exzellenz zu arbeiten, offenbarte Boromars Miene Überraschung und Verwunderung. ‚Oh Wächterin Alverans, in was bin ich hier hineingeraten?‘ fragte Boromar sich, währen die Anderen nach und nach ihre Treue schworen. Alfons Antworten und Erwiderungen auf deren Fragen und Anmerkungen halfen Boromar auch nicht aus seiner Verwirrung. Eher noch erschien ihm alles verworrener und bedrohlicher. ‚Der Herzogenmutter das Vertrauen beweisen, um ihr und dem Raulschen Reich zu helfen. Das alles unter Phexens Mantel der Verschwiegenheit, wobei ein Scheitern nicht denkbar ist, soll dem nordmärkischen Volk noch Mildtätigkeit und Unterstützung zuteilwerden können. Ob Leuenhard davon wusste? Wahrscheinlich, warum sonst hätte er mich hierher entsenden sollen?‘ grübelte Boromar. ‚Immerhin wird es nun wohl entgegen meiner Befürchtungen kein langweiliger Wachdienst werden.‘ Dann richtete er sich kerzengerade auf, erwiderte entschlossen den herausfordernden Blick Alfons und gelobte mit fester Stimme. „Im Namen des Herrn Praios schwöre ich Verschwiegenheit über die hier vernommenen Worte zu wahren und getreu den Geboten der himmlischen Leuin bin ich bereit meine ganze Stärke und Kraft, mein Schwert und so die Götter es von mir verlangen mein Leben für das Wohl der Herzogenmutter, die Nordmarken und das nordmärkische Volk und das gesamte Heilige Raulsche Reich zu geben.“ (Boromar)

Dhana hörte sich genau an, was der Diener sprach und nickte leicht bei seinen Worten. Jetzt ergab vieles Sinn, auch, weshalb man sie eingeladen hatte. Und die Art, wie er mit der Hoheit umgegangen war, auch wenn man so etwas sicherlich lieber lassen sollte, passte auch ins Bild, welches sich gerade über diesen Mann in ihren Gedanken zusammensetzte. Sie richtete sich auf, um genau mitzubekommen, was die einzelnen Personen denn antworteten. Der Blick glitt dabei über die Anwesenden während diese sprachen und sie versuchte, Anzeichen für Unehrlichkeit oder Zweifel in den Gesichtern zu erkennen. Zufrieden, dass scheinbar alle mindestens genauso überrascht waren, wie sie selbst, sah sie zu Alfons: "Verehrter Alfons, seid Euch gewiss, dass ich tue, was in meiner Macht steht, um meiner Heimat beizustehen. Dies schwöre ich bei Praios." Ein Blick glitt zu Borax, wie dieser den Weinkelch einen Moment missmutig ansah, und sie sah ihn aufmunternd an. Es würde scheinbar eine sehr spannende Reise sein. (Dhana)

-- Main.CatrinGrunewald - 27 Feb 2019