Nachzügler

Nachzügler

Der gerade in den Raum gehende junge Mann wurde, wie die anderen vorher auch, mit einem freundlich-höflichen Nicken gegrüßt, wollte man das eigene Gespräch doch nicht unterbrechen. Ein wenig verdutzt ob des gehörten Rogolan, obgleich der einzige Angroschim gerade mit ihr in ein Gespräch vertieft war, vergaß auch Dhana das Essen einen Moment. Sie sah in Richtung Imma, musste dann aber schmunzeln. Eine lustige Runde hatte sich hier eingefunden, ein wenig unkonventionell. Doch das gefiel. Kurze Zeit später blickte sie zu den Dienern und bat einen zu sich heran "Sagt, mein Herr, sicherlich sind die noch der Tafel fernen Gäste gerade in diesem Augenblick dabei, sich für den wunderbaren Abend herzurichten, doch könnt Ihr nicht einmal schauen, ob man dem Herrn oder der Dame noch eine Zofe oder einen Knecht schicken kann? Zweifelsohne wird ihnen dies in weiser Voraussicht bereits angeboten worden sein, doch kennt man es ja, je länger das Haar und kostbarer die Kleider, desto schwerer ist es, alles zu richten. Denn niemand würde ein so vortreffliches Mahl freiwillig verspätet anfangen wollen, und doch ist der Abend bereits vorangeschritten und der liebliche Duft der Speisen, die Koch oder Köchin mit großer Sorgfalt für uns bereitet haben, lässt hoffen, bald beginnen zu können. Travias Geboten folgend wird sicherlich keiner der hier Anwesenden ohne den Rest speisen möchten." sie lächelte den Mann auf das freundlichste an, er möge ihr verzeihen, dass sie nach den anderen Gästen fragte. (Dhana)

„Wie Wohlgeboren wünschen“, erwiderte der von Dhana gerufene Diener mit einer Verbeugung. „Wobei, wenn es mir gestattet sei eine Anmerkung zu machen“, er ließ der jungen Adeligen kurz Zeit für eine Erwiderung und fuhr mit gesenkter Stimme fort, „da dies ein Abendessen unter lockerem Hofprotokoll ist, braucht ihr nicht auf fehlende Gäste zu warten. Ein jeder mag kommen und gehen wie ihm beliebt, ohne Förmlichkeiten.“ Dies gesprochen, eilte der Diener von dannen, um nach den drei noch fehlenden Gästen der Herzoginnenmutter zu sehen.

Als der Diener entschwunden war, sah Dhana wieder zu Borindrax: "Bitte, 'Werte Dame' ist ausgesprochen höflich und ich danke für die Aufmerksamkeit, doch fühlt man sich dabei auch älter als es der TSAtag vermuten lässt. Da mein Name, wie ich weiß, recht lang und umständlich ist, nennt mich gerne Dhana." (Dhana)

Arlan blickte auf, als er sah, dass seine Sitznachbarin mit einem Bediensteten sprach. ' ja es wird wirklich langsam Zeit fürs Essen', dachte er bei sich und blickte ein wenig sehnsüchtig auf die dampfenden Kostbarkeiten. Auf Schwarzenweiher hätte er einfach angefangen, aber hier im Kreis neuer Bekanntschaften galt es sich zurück zu halten. (Arlan)

Borindrax blickte die junge Adlige neben sich mit einem leicht verwunderten, aber dennoch offenherzigen Ausdruck an. Ja, dieses Mädchen faszinierte ihn, nie hätte er erwartet einen so ehrlichen Menschen an einer solchen Tafel kennenzulernen. “Ich fühle mich geehrt durch dieses Angebot und werde eurer Bitte nachkommen, werte Dhana. Seid gewiss, dass ich obgleich meiner Jugend einige Tsatage mehr als ihr gesehen habe.“ Er zwinkerte ihr zu. “Bitte, meine Freunde nennen mich kurz Borax, es wäre mir eine Freude, wenn ihr dies auch tätet.“ (Borax)

"Es ist mir eine Ehre, Borax.“ Sie war freudig überrascht, dass er ihr Angebot nicht nur annahm, sondern es seinerseits erwiderte: „Aber sagt, seid auch Ihr wegen der Einladung Ihrer Hoheit der Herzogenmutter hier? Es wäre mir eine Freude zu hören, dass wir miteinander reisen.“ (Dhana)

“So ist es Dhana. Die Wahrscheinlichkeit, dass es noch weitere Abende geben wird, an denen ich eure Gesellschaft genießen kann, ist durchaus gegeben. Ich habe aber vor allem große Hoffnung darin, dass ihr mir vielleicht die langen Strecken auf dem Rücken meines Pferdes, wobei das bei dessen Größe schon geschmeichelt ist, versüßen werdet. Ihr müsst wissen, ich bin kein sonderlich guter Reiter und um ehrlich zu sein, gehe ich lieber zu Fuß.“ Er lachte über sich selbst, was durchaus ansteckend war. Danach trank er den Rest seines Kruges in einem Zug leer, hob diesen und bedeutete dem Diener somit, dass er noch eines wollte. “Und noch eines lasst mich sagen, werte Dhana, ich hoffe in der Fremde auf einen Khunchomer- Geschichtenabend bei erlesenem Kraut aus der Pfeife.“ (Borax)

Sie ließ sich von seinem Lachen anstecken, blickte dann allerdings entschuldigend in die gesittete und noch recht ruhige Runde. Als sie sich wieder gefasst hatte, trank sie schnell einen Schluck des köstlichen Weines: „Ausgesprochen gerne werde ich Euch auf der Reise ablenken von dem langen Ritt. Ihr habt meinen Respekt, dass Ihr Euch trotz allem ein Reittier zugelegt habt, hört man doch oft, dass ein Angroscho dies nur äußerst ungerne zu tun pflegt.“ Sie sah kurz lächelnd zu Arlan, aufmunternd, dass er sich am Gespräch beteiligen könne. „Im Gegensatz zu Euch, Borax, erfüllt es mich mit Freude, auf dem Rücken meines Pferdes zu sitzen. Sicher, er ist nicht so groß wie ein Tralloper- oder Norburger Riese, hat nicht die Statur eines Warunkers oder gar die Tragkraft eines Teshkalers, doch dafür ist er wendig und hat sehr weiches Gangwerk.“ Sie zwinkerte ihm zu, sichtlich stolz auf ihr Tier: „Oh, ich kann euch viele Abende Geschichten über dieses wunderbare Land und die Leute erzählen.“ (Dhana)

“Ich muss gestehen, werte Dhana, was die unterschiedlichen Namen der Rassen und Züchtungen angeht, bin ich überfordert. Aber ihr könnt mir auf der Reise sicher das ein oder andere Pferd zeigen und es benennen. So werde ich unterwegs sicher nicht nur besser reiten lernen, sondern auch etwas über Pferde. Hauptsache ihr seht vom gestreckten Galopp ab, so nennen die Beilunker Reiter das, was für mich nach Hinterteil- und Rückenschmerzen aussieht, wenn sie mit eiliger Nachricht nach Senalosch einreiten.“ Er schüttelte den Kopf und grinste. “Nein, dafür ist kein Angroschim gemacht. Aber abgesehen davon bin ich überzeugt ihr seht viel eleganter auf einem Pferd aus als ich.“ (Borax)

„Das, lieber Borax, hoffe ich immer wieder. Auch wenn mein geehrter Herr Vater mich in der Kindheit gerne mit meinem Reitsitz zu necken versuchte.“ Sie schmunzelte, sah zum Diener und lächelte dann den Angroscho an: „Ich glaube, in diesem Falle ist es genehm, schon mit dem Essen zu beginnen.“ Und sah auch zu Arlan, welcher die Tafel immer einmal prüfenden Blicken unterzog. (Dhana)

Dieser erwiderte den Blick, guckte kurz auf die Köstlichkeiten vor Dana und nickte ihr zu. Dann wandte er sich wieder seiner Gesprächspartnerin zu. (Arlan)

“Fürwahr, dann lasst uns endlich anfangen, sonst steigt mir wohlmöglich schon das vierte Bier zu Kopfe und lasst euch gesagt sein, wenn ich nichts zu essen kriege, habe ich die schnell geleert!“ Er prostete den anderen Gästen die Teile ihres Gespräches mitbekommen hatten einladend zu. “Werte Dhana, ein zweites Mal, was darf ich euch reichen? Wo wir dabei sind, kennt ihr euch mit der zwergischen Küche aus? Ich sage euch, ihr müsst mich einmal in Senalosch besuchen kommen, dort kann ich die benötigten Zutaten für ein passendes Mahl besorgen, hier gibt es all die leckeren Sachen nicht, vor allem die Pilze und mineralischen Gewürze. Aber ich habe auch die Vorzüge der menschlichen Küche schätzen gelernt, selbst vor Fisch mache ich nicht mehr halt.“ Sprach er und reichte der jungen Adligen einen kleinen Korb mit Brot und Schmalz. (Borax)

Arlans Worte rissen Lioba aus den Gedanken, die sie für einen kurzen Moment zum elterlichen Gut und zu den abwesenden Geschwistern geführt hatten. Sie erwiderte sein Lächeln, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Blick kurz an seinen schiefen Zähnen hängen blieb. „Nun,“ erklärte sie eher vage, „ich bin erst heute in Elenvina eingetroffen und habe mich nur kurz in einem der Gasthäuser frisch gemacht, bevor ich hier vorstellig geworden bin.“ Dass einigen der anderen Gäste scheinbar die Geduld angesichts der aufgetischten Speisen ausging, quittierte Lioba mit einem leichten Hochziehen der Brauen. ‚Bei Travia, so lange sitzen wir doch nun auch wieder noch nicht‘, dachte sie bei sich. Für sie kam es gar nicht in Frage – selbst nur Gast – unaufgefordert mit dem Essen zu beginnen. Arg spät Erscheinenden konnte man natürlich einen leicht missbilligenden Blick zuwerfen, doch war dieser Zeitpunkt ihrer Meinung nach noch nicht gekommen. So hatte Lioba auch dem jüngst Eingetroffenen zugelächelt, als er sich dem Tisch näherte und Platz nahm. Der Ausruf auf Rogolan, der kurz nach dem Eintreffen des Gundelseeers aus dem Munde einer der menschlichen Anwesenden erklungen war, hatte auch Lioba überrascht in ihre Richtung sehen lassen. Als sie jedoch bemerkt hatte, dass die junge Frau lachte, hatte auch Lioba ein wenig schmunzeln müssen: ‚Ich glaube, hier sind wirklich sehr unterschiedliche Temperamente vertreten. Das dürfte eindeutig interessant werden…‘ Auch den kurzen Wortwechsel Dhanas mit dem Bediensteten bekam Lioba mit, saß sie doch neben der recht exotisch gekleideten jungen Frau. ‚Ach, richtig. Lockeres Hofprotokoll. Wenn man darunter auch versteht, einfach anfangen zu dürfen, galt an meines Vaters Tafel wohl ein anderes Protokoll…‘ Dieser Gedanke ließ sie erneut ein wenig schmunzeln und sachte den Kopf schütteln. Lioba beschloss, zwar mit dem Essen trotz allem noch ein wenig zu warten, ergriff nun aber immerhin ihren Weinkelch und prostete Arlan mit dezenter Geste zu. (Lioba)

Dhana hingegen teilte die Skrupel ihrer Sitznachbarin nicht. Sie nahm gerne eine Scheibe gutes Brot und etwas Schmalz: „Wenn Ihr an die gute, deftige Wurst kommt, so nehme ich davon etwas. Solche Köstlichkeiten findet man in den südlichen Landen nur schwer, herrschen dort durch die Hitze doch eher leichte Gerichte vor.“ Den Blick der jungen Frau, welche mit Arlan redete, quittierte sie mit einem einladenden Lächeln, wandte sich ob der Frage nach zwergischen Spezialitäten aber wieder zu Borax: „Die Speisen der Angroschim sind mir leider fremd. Eure Einladung nehme ich dankend an. Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, dass wir zusammen in den Süden reisen, auf dass ich Euch einige der Speisen von dort vorstellen darf.“(Dhana)

Borax zog eine Augenbraue hoch und grinste schelmisch. “Werte Dhana, ihr solltet solche Angebote wirklich nicht leichtfertig aussprechen. Die Gefahr, dass ich mich mit meiner Sippe komplett überwerfe ist durchaus gegeben und dann habe ich viel Zeit. Aber selbst wenn nicht bestünde für euch die Gefahr, dass ich darauf zurückkomme, bei solch einer reizvollen, jungen Dame.“ Seine Mimik zeigte ihr, dass er keine Erwiderung auf diesen Schelmenstreich erwartete. Deutlich war aber, dass er dieses Gespräch sehr genoss. Er tat wie ihm aufgetragen und reichte ihr die Wurst, welche auf einem Holzbrett samt Messer drapiert war. Er selbst griff ebenfalls zu Brot, Schmalz und kräftig duftendem Käse. Gut, so mancher würde darüber die Nase rümpfen, für ihn aber, duftete er verführerisch. (Borax)

Während er an einem Wasser nippte, schaute sich Hechgard interessiert um, und ja bei einigen schien es so, als wären sie nicht am Hofe, sondern im Wirtshaus. Aber was er so an Satzfetzen mitbekam, schienen ja wie er schon vermutet, die Gäste alle neu in Elevina zu sein. 'Aber die Gastgeberin warten zu lassen, nun so was geht ja gar nicht' dachte er sich noch. Als er zu der jungen hochgewachsenen Dame zu seiner Seite rüberblickte , die zu ihm geschaut hatte, 'wollte sie was von ihm? Bei den Göttern, da sitzt jemand keine drei Schritt weg von dir und du kannst gewisse Dinge nicht genau sehen' lächelte er höflich zurück und fixiert sie mit einem prüfenden Blick. Nun denn, wenn es so weitergeht ist der Tisch leer bevor alle Gäste bzw die Gastgeberin da sind. Als er bemerkte, dass die andere Dame die schon sehr angeregt mit dem Zwerg geplaudert hatte, mit einem der Bedienstein redete, sah er zu ihr herüber. (Hechgard)

Dhana blickte, sich ihrerseits erinnernd, zu dem kräftigen Mann herüber, welcher wohl der Herr von Hetzenberg sein musste, und erhob ein wenig die Stimme, doch nur so laut, dass er sie gut verstehen konnte und sie dennoch die anderen nicht störte: "Verzeiht, beinahe hätte ich Euch vergessen, bitte vergebt mir diese Unachtsamkeit. Manchmal lasse ich mich sehr von einem Gespräch mitreißen. Der Diener meinte, wir können ruhig anfangen mit dem Mahl, dies sei bei lockerem Hofprotokoll nichts Verwerfliches, denn jeder solle kommen und gehen wie ihm beliebt." Ein entschuldigendes Lächeln schloss sich an. "Mir ist im Vorbeigehen ein Platz aufgefallen, an dem der Name eines weiteren Angroscho stand. Seid Ihr mit diesem bekannt?" sie strich ein wenig Schmalz auf das Brot und schnitt sich die Wurst fein auf, wobei der Blick aufmerksam über die anderen Teilnehmer glitt. Dabei dachte sie an die Worte des Haushofmeisters, welcher betonte, dass lockeres Protokoll für diesen Abend geraten war und zugleich betonte, dass die Herzogenmutter keine Zeit hätte sich den Gästen anzuschließen. So ging sie davon aus, dass dieses Mahl ohne sie eingenommen würde. Gedanklich die Schultern zuckend, trank sie noch einen Schluck Wein. Immerhin sollte man sich an das halten, was der Hausherr - oder hier die Hausherrin - vorgab. Und mit Hunger ließ sich schlecht denken. "Sagt, Borax, Ihr kommt dann morgen auch zu Bankett und Tanze mit? Und - mit Verlaub - welche Tänze sind den Angroschim zu eigen?" (Dhana)

“Oh ja werte Dhana, Ortox ist ein Reisegefährte von mir. Wir kamen gemeinsam mit seiner Hochgeboren Barox, dem Sohn des Burgamon, Vogt von Brüllenbösen nach Elenvina. Ortox ist ein Schwertgeselle aus den Beilunker Bergen. Ich hoffe er gesellt sich bald zu uns!“ Er machte eine kleine, rhetorische Pause. “Zu Bankett und Tanz bin ich wie ihr eingeladen werte Dhana. Dazu muss ich euch aber leider auch sagen, dass ich kein guter Tänzer bin.“ Er machte ein leicht betretenes Gesicht. “In meiner Sippe sind meist nur Schreittänze bekannt und verbreitet. Wir Angroschim feiern zumeist anders als die Menschen des Adels. Bei uns wird zumeist lauthals gesungen, gegessen, viel getrunken und Geschichten der Ahnen gehört. Ich wurde in meiner Jugend jedoch zu gewissen Grundkenntnissen im Tanz genötigt, ja es ist nicht immer leicht Urenkel des Bergkönigs zu sein, damit verband mein Vater so etwas wie die Fähigkeit, sich auch in menschlichen Kreisen bewegen zu können. Aber das ist lange her und es waren eher die Tänze des Volkes, so sagte es der Hügelzwerg, der sie mich lehrte, als die des Hofes fürchte ich. Wo da der Unterschied liegt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.“ (Borax)

"Das Bankett am morgigen Abend ist einer der Gründe, weshalb ich es für besser hielt, mein gutes Kleid noch nicht hervorzuholen. Sonst könnte ich ja am morgigen Abend nicht mehr überraschen." sie lächelte Borax an: "Schreittänze sind auch bei Hofe beliebt. Selbst kenne ich nur zwei Tänze gut genug, um sie weitestgehend fehlerfrei zu tanzen, die Kuslikana und die Quadrille. Bei den Tulamiden sind solche Tänze eher die Ausnahme, hier tanzen Männer und Frauen für sich. Dafür gibt es atemberaubend schöne Tänzerinnen, die Sharisad, welche für die hohen Herren zur Freude und für viele Dukaten ihre Kunst darbieten." (Dhana)

“Irre ich mich, oder heißen die mittelreichischen Dukaten in Kunchom nicht Mirha…, nein das war die andere Stadt, wartet, ja Marawedi sollte es sein, wobei der Wert ja nicht eins zu eins umgerechnet werden soll, oder? Aber von den Sharisad habe ich auch gelesen, ihr habt sie wirklich tanzen sehen? Sie sollen einen Zuschauer in den Bann ziehen und verzaubern. Also mir wird bei dieser Umschreibung ja ein wenig unwohl, aber ich würde wohl das Risiko eingehen.“ Wieder schien er mit seiner Wortwahl zufrieden, nahm einen tiefen Schluck Bier und räusperte sich dann. “Ja, wie die Tänze hießen, die ich damals gelernt habe, kann ich heute nicht mehr sagen, das ist sicher zwei Jahrzehnte her und für mich war es damals nicht wichtig, ich dachte ich würde so etwas niemals brauchen. Welch ein Irrtum meinerseits.“ Er machte ein betretenes Gesicht, als er fortfuhr änderte sich das aber schnell wieder. “Wenn ihr mit der Frage nach Bankett und Tanz also darauf abgezielt habt am morgigen Abend mit mir zu tanzen, muss ich euch enttäuschen, es sei denn ihr nehmt es in Kauf mit mir zu üben und wohl leider, dass ich euch das ein oder andere Mal auf die Füße trete.“ Er lachte herzhaft, trank einen weiteren Schluck, um das Gespräch sogleich wiederaufzunehmen. “Morgen Abend, so seid versichert, werte Dhana, werde ich das Kettenhemd ablegen und ein weißes Seidenhemd unter der Weste tragen, bei meinen Ahnen, so etwas habe ich noch nie getragen. Ich habe es auf dem Weg hierher erstanden und anpassen lassen, der Vogt meinte das wäre passend zu dem Anlass.“ (Borax)

„Oh ja, doch nur einmal, und leider einen viel zu kurzen Augenblick, durfte ich einen Blick auf eine Tänzerin erhaschen. Wir waren geladen zu einem Handelsmann in ein ehrbares Teehaus und ein anderer Gast, sicherlich ein ebenso wohlhabender wie wohlbeleibter Herr, ließ eine Schönheit für sich tanzen. Um zu zeigen, wie groß sein Reichtum ward, waren die Vorhänge zu seinem Separee nicht geschlossen.“ Sie seufzte leise und bewundernd, im Kopf die Bilder der tanzenden Frau. „Die Perle am Mhanadi ist eine solch große Handelsstadt, es ist unabdingbar, verschiedene Münzen anzunehmen. Dies lernte ich in meinen ersten Wochen dort, als ich verzweifelt versuchte, meine Silbermünzen zu tauschen.“ Sie lachte leise aufgrund der eigenen Torheit: „Ihr vermögt dort mit Marawedi, Piaster und Dukaten, ja selbst mit bornischen Batzen zu handeln. Nur bei Dublonen hat man es schwerer.“ Sie musterte ihn, versuchte sich wohl gerade Borax in einem seidenen Hemd vorzustellen: „Wie Ihr vorhin so treffend sagtet: Macht nicht solche Angebote, werter Borax. Denn sollte die Herzogenmutter uns den morgigen Tag bis zum Bankett nicht zu sehr vereinnahmen, so bin ich nicht abgeneigt, meine bescheidenen Künste im Tanze mit Euch zu teilen. Doch nur, wenn Ihr mir einige Schritte eines zwergischen Tanzes zeigt.“ (Dhana)

“Nein, was sagt ihr da, in der Stadt kann mit Münzen aus unterschiedlichen Ländern gezahlt werden, wer soll denn da den Überblick behalten? Sagt bitte, dass es wenigstens festgelegte Wechselkurse gibt? Wie verwirrend das alles seien muss für einen Mittelreicher. Vermutlich ist das ein Grund mehr, warum einer der diversen Autoren die Reiseberichte, welche ich las, davon sprach, dass diese Stadt einen schnell Kopf und Kragen kosten kann. Es soll dort nämlich auch ein zweifelhaftes Rechtssystem geben, Bestechung soll quasi zum guten Ton gehören. So kann es entscheidend sein über Bargeld zu verfügen, um sich von kleineren Delikten freizukaufen. Für einen Mittelreicher, der auf Praios Gesetz baut, nicht nachvollziehbar.“ Er schüttelte leise den Kopf aufgrund dieser für ihn scheinbar absurden Vorstellung. “Und dennoch, ich muss Khunchom sehen und auch Fasar, die angeblich älteste, menschliche Stadt des Kontinents. Ich bin davon überzeugt, dass man erst urteilen kann, wenn man sich selbst ein Bild gemacht hat und immerhin wollt ihr, werte Dhana, sogar dorthin zurück.“ Nach diesem kurzen Monolog schien er zu überlegen und ein wenig mit sich zu ringen. Es war tatsächlich so, als wenn er erkannt hätte, dass seine tollkühnen Reden ihn ein wenig in die Bredouille gebracht hätten. So dauerte es eine Weile bis er deutlich leiser als vorher und auch mit einem für ihn fast bedächtigem Ton fortfuhr. “Werte Dhana, euer Angebot ehrt mich und so wie ihr sagtet, wenn unsere Konsultationen mit der Herzogenmutter es zulassen würde ich gerne mit euch den Tanz proben. Die Aussicht auf dem Bankett mit euch zu tanzen sind zu verlockend, diese Möglichkeit muss ich ergreifen. Ich werde also am morgigen Tag einen Diener mit einer Nachricht nach euch schicken, sobald meine Zeit es erlaubt, dann könnt ihr, werte Dhana, sehen ob ihr Zeit erübrigen könnt.“ Den Rest seines Bieres trank er in einem Zug, erst danach kam sein Lächeln wieder durch. Der aufmerksame Betrachter jedoch hätte es in diesem Moment eher als wenig selbstbewusst bezeichnet. (Borax)

Lioba hatte das Lächeln ihrer Sitznachbarin erwidert und hob nun vor dem Trinken ihren Kelch auch kurz in ihre und des Zwergen Richtung, bevor sie einen Schluckt Wein nahm. Dann wandte sie sich wieder an Arlan, um seine zuvor gestellte Frage zurückzugeben: „Und wie steht es mit Euch? Ihr sagtet, dass Ihr eigentlich in Elenvina lebt. Darf ich fragen, in welchem Teil?“ Dass man sich am Tisch auch über ein morgiges Bankett und Tanz unterhielt, entging Lioba nicht. ‚Wie interessant. Ob ich daran wohl auch teilnehmen darf? Vielleicht, wenn mein Vorstellig-werden bei der Herzogenmutter gut verläuft…‘ (Lioba)

Arlan ergriff seinen Kelch ebenfalls, betrachtete die feinen Glasarbeiten und prostete freudig zurück. Dann berichtete er von seiner kleinen Wohnung unweit der Burg, welche seine Familie einst gekauft hatte, um eine Unterkunft in Elenvina zu haben und welche er bezogen hatte, als man ihn verbannt hatte. Dann erzählte er einige Anekdoten von seiner Arbeit in der Hoffnung, das Gespräch locker zu halten und Lioba zum Lachen zu bringen. (Arlan)

-- Main.CatrinGrunewald - 22 Feb 2019