NKK 2021

Der NKK 2021 fand vom 13.-15.08.2021 auf der Burg Rieneck statt. Der nächste NKK wird vom 12.-14.08.2022 ebemfalls auf Burg Rieneck stattfinden.

Anlass der Feier war die Krönung der Gräfin von Albenhus und die feierliche Gründung des Vierschwesternordens.

Darüber hinaus trug sich Folgendes zu, wie ein reisender Geweihter der gütigen Herrin Travia berichtete:

Dir unbekannter Leser,
auf folgenden Seiten will ich meine Erlebnisse zur Gründung des Vierschwesternordens und der Krönung der Gräfin schildern sowie den damit zusammenhängenden Ereignissen.
Die Gründung des Vierschwesternordens in Storchengarten bei Elenvina war ein freudiges Ereignis. Die vier Kirchen, vertreten durch ihre Geweihten, priesen Ihre Gaben und Barmherzigkeit an. Es gab allerhand Speisen, darunter auch ungewöhnliche Südfrüchte, Bananananas, von denen es hieß, sie seien besonders rahjagefällig. So war auch die Demonstration der Verspeisung dieser Früchte sowie ein Vergleich mit dem Gemächt eines Nutztieres das Unzüchtigste, dass mir auf diesem heiligen Konvent aufgefallen ist. Ansonsten verhielten sich alle mit Anstand, Abstand und Maß. Am Ende blieben noch ausreichend Speisen für die Armen. Es war ein beeindruckendes Fest, ganz im Sinne der gütigen Mutter. Doch was an den Folgetagen geschah, lässt mich noch immer nach Worten ringen, mich um meinen Verstand und meine Götterfürchtigkeit sorgen.

Zur Krönung der neuen Gräfin zu Albenhus fanden sich geladene Gäste in der Eilenwïd-über-den-Wassern ein. Das Ritual schien soweit nach Plan zu verlaufen. Alle waren prächtig gekleidet. Kirche und Staat verströmten Gefasstheit. Es kam der Moment, als die Gräfin kniete und vom Herzog die Krone empfangen wollte, als Seine Hochgeboren Caralus von Kaldenberg sich erhob und das Wort eröffnete.

Einen Brief verlesend erklärte dieser, stellvertretend für alle Barone und Baronessen aus Albenhus, die große Unzufriedenheit mit der Wahl der neuen Vögtin und verlangte, die Wahl möge doch auf jemand anderes fallen. Diese Worte hallten durch den großen Saal. Verwunderung machte sich in den Gesichtern breit. Das war der Moment, an dem tief in meinem Herzen etwas zu Bruch ging. An dem etwas falsch war. Als täte sich ein Riss auf. Ein Riss in der Familie der Albenhuser. Rückblickend scheint mir das der Augenblick gewesen zu sein, das Ereignis, das Tür und Tor für das öffnete, was kurz darauf folgte. Die Kirche, Seine Hoheit Hagrobald Guntwin vom Großen Fluss und auch die designierte Gräfin Elfgyva von Hardenfels jedoch schienen nichts dergleichen zu spüren und nahmen den Beitrag ohne Kommentar hin. Hatten sie ihn nicht gehört oder verstanden? Das Ritual wurde wieder fortgesetzt.

Eine jedoch schien verstanden zu haben. Denn eine messerscharfe Stimme durchschnitt die Zeremonie. Der Priester verstummte und neugierig drehten sich alle Hälse, als eine junge Frau mit schwarzem Haar, langem Kettenhemd und einem Stab mit Rabenfigur aus dem Schatten trat. Sie stellte sich vor als Tamerlein. Tamerlein, die große Zauberin aus den Mythen und Märchen? Sie schritt vor Herzog und Gräfin. Ihr Publikum glotzte und schwieg. Sie sprach von der Krone, von Zitadellen und anderen Dingen. Sie streute Worte wie Brotkrumen. Brotkrumen, die uns noch nützen sollten, ihren Weg zu finden. Doch warum? Was wollte sie damit bewirken? Dann plötzlich, war sie weg. Es fehlte auch die Krone! Und nicht nur das. Den hochgeborenen und hochwohlgeborenen Damen und Herren sowie ihrer Gnaden waren götterlästerliche Fratzen aufs Gesicht gemalt. Und aus den Reihen der Geweihten ertönten entsetzte Schreie. Später munkelte man, einige Götterdiener hätten den Verstand verloren. Vorübergehend.

Ich kann nur sagen, zu unserem großen Glück war seine Hochwürden Arrius von Wulfen, Praiot am Kaiserhof, höchstpersönlich anwesend. Denn nur das helle Lichte Praios hat uns vor noch größerem Unheil geschützt. Und während die Vertreter der anderen Kirchen verzweifelten, war seine Hochwürden standhaft, blieb bei Sinnen und konnte auch so die Gesundheit von Herzog und designierter Gräfin bewahren. Im Saal wurde es lauter und chaotischer. In dem Tumult erhob sich Ihre hochgeborene Hochwürden Ivetta von Leihenhof, die Geweihte der Peraine, und schaffte mit kräftiger Stimme, ganz im Sinne der Praioskirche, Ordnung. Nur einen Augenblick später verteilte der Herzog Aufgaben an die tapfersten Reckinnen und Recken der Nordmarken, um die Gräfinnenkrone wiederzufinden. Die Folgeereignisse sind für mich nur schwer zu rekonstruieren. Man munkelt, dass manche durch die Worte einer Wahrsagerin, andere durch ein Märchenbuch den Fingerzeit der Götter erhielten. Dieser führte alle Streiter in die Stadt Albenhus - mit Ausnahme der Geweihten. Deren Verbleib blieb für's Erste unbekannt. Doch bevor sich Reckinnen und Recken in Albenhus trafen, wurde ein götzenverehrender Adeliger in Elenvina gestellt, wurden dämonische Umtriebe in den gräflichen Wäldern in Albenhus beseitigt, verfluchte Schätze geborgen und in Traumreisen die Vergangenheit der Nordmarken erkundet – so flüstert man in geheimen Runden. Die Hinweise führten noch weiter. Und so zogen alle Berufenen zu einer Motte namens Twergasturm am Großen Fluss.

Und es wurde noch wunderlicher, fast schon beängstigend. Aus heutiger Sicht kann ich nicht sagen, ob wir götterfürchtig oder götterlästerlich handelten. Was war geschehen? Trotz Einsprüchen aus der gemischten Runde wurde entschieden, nicht die Gebote der Gastfreundschaft zu wahren, sondern die Motte mit Gewalt zu nehmen. Nachdem die äußere Befestigung von einem Magicus beseitigt wurde, überfiel man die überraschten Bewohner und sperrte sie in den oberen Räumen ihrer Wohnstätte ein. Die Reisegruppe, die all dies ohne Verluste, aber auch ohne weiteren Protest hinnahm, erstürmte dann das Kellergewölbe des Gebäudes. Dort fand sie am Boden liegend eine Gruppe an Menschen, die sich schnell als die vermissten Geweihten entpuppten, die hier gefesselt und geknebelt, ausgehungert, ausgetrocknet, im eigenen Saft liegend ihrem Ende entgegenfieberten. Im Raum wurde auch ein nicht zwölfgöttergefälliger Altar entdeckt. Dann stieg die Gruppe in einen Tunnel hinab. Die Geweihten, denn hier fanden sie sich, jedoch wurden am Boden liegengelassen. Man erbarmte sich, wenigstens einem der Opfer die Handfesseln zu lösen und ermunterte die Befreite dann, doch sich selbst zu helfen.
Nachdem sich die Geweihten nun selbst befreit hatten, leerten sie hastig die Opferschalen des unheiligen Altars und eilten dann zu einem Bad im kühlen und mückendurchsetztem Nass vor dem Turm. Die Reisegruppe indes fand und öffnete ein wundersames mechanisches Schloss, dass den Zugang zu einer Feenwelt freigab. Dort wartete sie der Kastanienmann, auch Gärtner des Flussvaters genannt. Dieser berichtete vom Erscheinen der Zauberin Tamerlein und von einem Diebstahl. Doch nichts schien den Reisenden so wichtig wie das Wiedererlangen der Gräfinnenkrone. Als Gegenleistung verlangte der Kastanienmann Augen, so wie er zuvor bereits eines von Seiner bedauernswerten Wohlgeborn Aureus von Altenwein eingefordert hatte. Er gab sich aber auch zufrieden mit Schmuckstücken, Hochprozentigem und Tand. Ein Geschenk schien ihm jedoch nicht zu gefallen, denn der Schenkende wurde augenblicklich von seinen Dienern niedergestreckt. Damit war das erste und einzige Opfer des Unterfangens zu beklagen. Dies schien aber niemanden tiefer zu interessieren. Nicht einmal der Name des Mannes ist mir bekannt.

Wir verließen die Feenwelt mit einer neuen Krone und kamen kurz darauf wieder in der Stadt Albenhus zusammen. Nun endlich zur Krönung der Gräfin. Selbst der Herzog war angereist, die Albenhuser Baroninnen und Barone jedoch nicht. Nachdem der Kaldenberger Baron nachträglich für sein unrühmliches Verhalten vom letzten Krönungsversuch gerügt wurde, was er jedoch nicht vernahm, da er just in diesem Moment austreten war, wurde die neue Gräfin gekrönt. Nur wenige Augenblicke später wurde an selbiger Stelle durch die Hand der Gräfin mit dem Schwert des Herzogs der Tage zuvor in Eisen gelegte Ketzer und Lehensherr der erstürmten Motte geköpft. Einzig die Borongeweihte schien Zweifel zu hegen und fragte nach der Möglichkeit der Buße. Doch zugleich einsetzendes fürchterliches Fluchen des Ketzers fegten letzte Zurückhaltung hinweg. Ein Schwerthieb und der Kopf rollte einmal quer durch den Saal. Die Blutlache floss bis zu den Füßen des Herzogs. Aus der Masse schollen Rufe wie „Recht so“ und „Weg mit ihm“. Die Leiche wurde entfernt und kurz darauf zum Fest gerufen. Alsbald unterhielten sich die geladenen Gäste belustigt und tranken Wein. Das Blut des Ketzers indes trocknete im Raum, klebte an den Sohlen der Anwesenden und wurde von ihnen im gesamten Anwesen verteilt.

Erst am folgenden Morgen beschlich mich das Gefühl, dass etwas nicht richtig, nicht rechtens gewesen ist. Panik stieg in mir auf. Würde gleich die Inquisition an meiner Tür klopfen und bei einer höchstnotpeinlicher Befragung die Vorgänge der letzten Tage aufzuschlüsseln versuchen? Noch bestürzter wurde ich, als ich nach emsiger Suche in der Bibliothek ein Schreiben fand, dass denen Toleranz einräumte, die nicht die Zwölfe in ihrer Gänze verehren, sondern im Stillen auch andere, solange es nicht Unheilige oder der Dreizehnte sind. Was hatten wir getan?

All diese Ereignisse, all diese Zufälle, die Krönung am Anfang, die Krönung am Ende, das Knüpfen von Banden und das Brechen von Eiden. Für mich lässt das nur einen Schluss zu. Für einen Moment haben uns die Götter geleitet, haben uns ihre Gegenspieler versucht zu verführen, haben wir erlebt was geschieht, wenn wir unsere Eide brechen und einen Keil in die Familie treiben. Es scheint mir, als stünde Ihrer Hochgeboren, Gräfin Elfgyva von Albenhus, Bedeutendes bevor. Als wäre sie das Zünglein an der Waage, dass über Wohl und Wehe unserer Lande bestimmen wird.

Und auch das alte Volk, die Feen dieser Lande, scheinen eine stärkere Rolle einnehmen zu wollen. Vielleicht sollten wir unsere Bündnisse erneuern, und dort Bündnisse schließen, wo bisher keine waren. Denn so wie ein Praiot mir einst sagte: Als Teil dieser Lande ist auch das alte Volk Teil der göttlichen Ordnung. Und somit auch Teil der Albenhuser Familie. Obwohl sie uns so fremd scheinen. Doch was ist die heilige Ehe anderes, als jemand Fremden in die eigene Familie aufzunehmen, zusammenzuwachsen und daraus etwas Fruchtbares werden zu lassen. So wie wir die neue Gräfin und ihre Vögtin aufnehmen sollten.

Mögen uns die Götter auf unserem Pfad beistehen.


Briefspielgeschichten zum NKK