Geheimnisse Einer Alten Burg

Geheimnisse einer alten Burg

„Habt Dank, dass Ihr alle euch meiner Suche nach meiner Schwester anschließt.“ Erhob die Baroness ihre Stimme, nachdem der erste Ritter mit seinen Soldaten die Halle verlassen hatte. Sie lächelte der Almaderin, den beiden Rahjageweihten und dem Knappen zu. Und heftete dann ihren Blick auf Rhys. „Und ich bin dankbar, dass wir gemeinsam mit denen suchen werden, welche den Stahl zu führen verstehen.“ Ihr Nicken galt zunächst dem Ritter von Münzberg zu, den sie kaum kannte, obgleich sie vom selben Blut stammten. Sie war froh einen Verwandten in der Nähe zu wissen. Dann glitt ihr Blick zu den beiden Angroschim, die in den Augen der Adeligen ein merkwürdiges, zustimmendes Glimmen erkennen konnten. „Ich möchte folgendes Vorgehen vorschlagen: Meine Schwester – so meine Vermutung, da ich sie IM Schloss nirgends finden konnte - wird dem Mann nachgeeilt sein, den wir hier unten ertappten, als er seine frevlerische Tat an Rahjas Kunst ausführte. Dieser Mann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Täter im Bunde, der von der Ballustrade den Schuss auf meinen Vater abgegeben hat.“ Sie machte eine kurze Pause: „Wenn wir den Spuren meiner Schwester folgen, werden wir vermutlich also auch auf die beiden Attentäter treffen. Dazu werde ich euch in einige Geheimnisse dieser Burg einweihen müssen, in der Hoffnung ihr werdet dieses Wissen bewahren.“

Ihr Blick traf nun wieder die beiden Zwerge: „Gebildete Menschen und Zwerge wissen, dass sich unter den massiven Felsen des Isenhag, in den Tiefen des Gebirges sehr viele alte, versiegelte Stollen der Angroschim befinden. Die Keller und Burgen – auch in dieser Baronie - wurden bei ihrem Bau an einigen Stellen mit diesen weitläufigen unterirdischen Katakomben verbunden. Die Zugänge und Ausgänge sind den meisten unbekannt, aber ich denke, dass die beiden Verbrecher sich eines dieser alten Wege bedient haben müssen. Beginnen sollten wir unsere Suche im Speisezimmer: Eines der Küchenmädchen hat meine Schwester gesehen, als sie durch die Tür getreten ist. Danach verliert sich ihre Spur.“

Der Auftritt der Baroness - und mit ihr im Schlepptau die junge Rahjageweihte Maeve – hatte den Knappen für einen Moment erneut aus der Fassung gebracht. Doch er musste sich jetzt eindeutig auf Wichtigeres konzentrieren. Wir müssen diesen kleinen Dreikäsehoch finden, bevor ihr etwas zustößt! Deswegen war er umso erfreuter, als er feststellen durfte, dass die Baroness seinen Wunsch, das Mädchen zu suchen, teilte. Bevor sie allerdings kopflos losliefen, war es angezeigt, etwas über die Gesuchte zu erfahren.

„Werte Baroness,“, meinte er und deutete eine knappe Verbeugung an, „wenn wir Eure Schwester finden wollen, so sollten wir mehr über sie erfahren. Ich hatte während der Darbietungen kurz die Freude, mit ihr einige Worte zu wechseln. Dabei habe ich bereits gemerkt, dass sie einige besondere Ambitionen zeigt. Sie meinte, gerne Ritterin werden zu wollen. Hat sie womöglich ein Versteck, wo sie ihre „Waffen“ aufbewahrt oder gibt es womöglich einen anderen geheimen Ort, den nur Schwestern miteinander teilen?“ (Lares)

Prianna führte die Gruppe in das Esszimmer, währenddessen antwortete sie dem Knappen: „Wenn es sich so zugetragen hat, wie ich vermute, denke ich nicht, dass sie Zeit hatte, irgendein Versteck aufzusuchen. Allerdings hat sie womöglich…“ Kaum hatten sie das Esszimmer betreten, hetzte die junge Frau, die nur wenige Jahre älter als Lares zu sein schien, in den Nebenraum. Die Begleiter hörten wie eine Schublade aufgezogen wurde und einen unterdrückten Fluch.

„Sie hat womöglich… den Dolch des Barons mitgenommen.“ Sagte sie zerknirscht zu Lares und den anderen, die sich interessiert im Esszimmer umsahen. Vor allem die beiden Zwerge, die sich laut und wild gestikulierend auf Rogolan unterhielten und die Wände abschritten, waren ganz versunken in die Aussicht einen Geheimgang zu finden.

Verema, zunächst irritiert, nach dem Attentat nun primär ein, wohl unerzogenes, flüchtiges Balg zu suchen, und mit deren Schwester, die ungefähr so alt wie sie selbst zu sein schien, hektisch und anscheinend ziellos, zumindest aber erfolglos durch die Burg zu hetzen. Sie folgte, schon fast aus Gewohnheit, Prianna und sah sich in dem kleineren, recht hübschen Raum um. Sie besah sich die Bilder, die zerstört waren, an. Gab es Ähnlichkeit mit dem so wertvollen zerfetzten Kunstwerk oder waren sie einfach Zufallsopfer? Nein, die Bilder waren von verschiedenen Künstlern, zeigten unterschiedlichste Motive und stammten sogar scheinbar aus verschiedenen Epochen. Während die junge Frau die Kunstwerke begutachtete, kam sie zum Kamin und bemerkte etwas Schimmerndes am Boden. Sie bückte sich und zog eine feine Haarnadel hervor. "Wohlgeboren, Prianna! Kennt ihr die?" (Verema)

Die älteste Baronstochter nickte, ebenso wie Lares, der die Spangen wiedererkannte, die das Mädchen heute in den Haaren getragen hatte, während die Zwerge den Raum fachmännisch absuchten.

Borix und Borax gingen wie zuvor in der großen Halle auch in dem kleineren Esszimmer an die Arbeit. Schnell wurde klar, dass sich die beiden Angroschim nur mit wenigen Worten in ihrer Muttersprache verstanden. Offenbar gab es in dieser diverse Begriffe für unterschiedliche Arten von Stein beziehungsweise für dessen Beschaffenheit oder den dadurch resultierenden Klang beim Abklopfen.

Während der Veteran die Wände mit dem Werkzeug untersuchte, schaute sich der Vogt die Fugen an und achtete auf architektonische Besonderheiten, wie besonders dicke Wände und Vorsprünge.

Rasch kamen die beiden Angroschim in der Nähe des kleinen Kamins zum Halt und waren sich nach kurzer Diskussion einig, dass dort etwas sein musste. Sie intensivierten die Suche und konzentrierten sich auf die Wände in der Nähe des Treppenauf- und abganges. Nach kurzer Suche wurden sie schließlich fündig. Mit einem sanften Druck öffnete sich eine Geheimtür, welche perfekt in der Wandoberfläche eingelassen war. Borax drehte sich grinsend zum Ritter um, welcher die beiden Zwerge aufmerksam beäugt hatte und strich sich demonstrativ mit dem dicken Zeigefinger über die Nase. “Wir lagen richtig!” (Borax)

Borix drang unterdessen schon in den Gang vor und gab eiligst Meldung. “Hier führt eine schmale Wendeltreppe nach unten. Kein Staub und geölte Scharniere. Wo immer dieser Abgang hinführt, er wird regelmäßig genutzt. Eine Fackel und Zunder existieren auch.” (Borax)

Das Grinsen des Vogtes wurde noch breiter. “Also eure Wohlgeboren, hoher Herr, was versteckt sich dort unten?” (Borix)

Gemeinsam mit Tassilo schaute sich auch Baldos genauer um, wobei es ihm jedoch nicht gelang neue Indizien beizusteuern. Als die Zwerge allerdings die verborgene Tür öffnete, war sein Interesse geweckt. Neugierig blickte auch er in den dunklen Gang und fragte sich im Stillen, was sie wohl an seinem Ende erwarten würde. (Baldos)

Der Diener der schönen Göttin hingegen nahm die Stimmungen um sich herum auf. Diese unbestimmte Mischung aus Angst und Verzweiflung, aber auch Neugier, Fürsorge und Tatendrang. Hier waren Gefühle zu spüren, wie sie dem dienstbeflissenen Hausritter vermutlich nur selten unterkamen, denn von Warmherzigkeit und Mitgefühl war bei ihm bisher nichts zu spüren gewesen. [Tassilo]

Unsicher blickte Maeve auf den dunklen Schlund, in den die anderen ihre Köpfe steckten und spürte wie sich Unbehagen in ihrem Bauch breit machte. Nur ihre Neugier trieb sie an einen Schritt nach vorne zu tun, während dort an der Türe gerade die Fackel entzündet wurden. [Maeve]

Dann konnte man eine winzige Wendeltreppe erkennen. Sie schlang sich in völliger Dunkelheit und absoluter Stille sowohl nach oben, als auch hinab. Und auf der obersten Treppenstufe, die zu dem steilen, engen Abgang führte, glitzerte eine kleine Haarspange.

Die glitzernde Spange war ein eindeutiger Hinweis und so war es Baldos, der als erstes das scheinbar Offensichtliche aussprach: "Wie es aussieht, wissen wir nun über welchen Weg die junge Baroness entschwunden ist, so dass uns wohl kaum anderes übrig bleibt, als den spärlichen Spuren zu folgen." Einen weiteren Gedanken behielt der Münzenberger noch für sich, denn noch war die Entscheidung nicht endgültig getroffen. Aber wäre es nicht eventuell sinnvoll, auch dem Weg nach oben zu folgen, um nach möglichen Hinweisen auf die Angreifer zu suchen? [Baldos]

Prianna von Keyserring wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Sie kannte diese Wege. Besser als jeder andere in dieser Burg. Das hatte sie zumindest geglaubt. Und nun war es womöglich diese Hybris, die ihrem Vater und ihrer Schwester zum Verhängnis geworden war. Niemals wäre sie auf den Gedanken gekommen, jemand könnte diese Gänge, die ihr Freiheit bedeuteten, für derart schändliche Zwecke verwenden. Daher war es für sie selbstverständlich, voranzugehen. Sie war die Hausherrin und sie trug mehr Verantwortung für all das, als die anderen ahnen konnten. (Prianna)

Borax vermied es in erster Reihe laufen, als es hinabging. Wer wusste schon, was sie unten erwarten würde. Sie hatten schließlich die Tür geöffnet, jetzt konnte die anderen vorgehen. Mit dem breiten Drachenzahn in der Hand folgte der Vogt den anderen, als ihm etwas in den Sinn kam. “Wir sollten auf Trittfallen oder gespannte Drähte achtgeben”, gab er leise von sich. “Möglicherweise möchte derjenige der dort unten wartet gewarnt werden, dass er Besuch bekommt.” (Borax)

Borix folgte seinem Vogt auf dem Fuße. Die Axt, die er von einer der Wachen erhalten hatte, ließ ihn sich nicht mehr ganz so nackt fühlen, aber sie war für Menschen geschmiedet, nicht für Zwerge. Der Griff war zu lang und sie lag nicht gut in den Händen, aber trotzdem würde er damit einem Eindringling Respekt einflößen können.[Borix]

Der Magus rümpfte die Nase. Ihm schien die Aussicht sich mit seiner strahlend weißen Gewandung in irgendwelche Kellergewölbe zu begeben ganz und gar nicht zu gefallen. Doch als die ersten nacheinander den Weg hinunter antraten seufzte er theatralisch und folgte ihnen.

Noch bevor er die Treppenstufen betreten hatte, erweckte er die magische Fackel in seinem Stecken zum Leben, welche sogleich um die eingelassene Kristallkugel aufloderte. (Rhys)

Und im hellen Schein des Zaubers, konnte Rhys noch Priannas dunklen Haarschopf um die Rundung der steilen Treppe entschwinden sehen. “Prianna. Nicht!” Zischte Rhys der Baroness hinterher, gerade so laut, dass sie ihn noch wahrnehmen musste. Er unterdrückte sein Entsetzen darüber, dass sie ihnen enteilte und sich damit in unnötige Gefahr begab. Der Ton jedoch wirkte für die anderen vertrauter als erwartet. (Rhys)

Doch die Schuld wog schwer auf der Baroness. Dennoch oder gerade deswegen, hatte sie ihr Wissen um diese Gänge der Gruppe nicht offenbart. Und wenn diese Frevler wirklich Drähte in ihren Gängen gespannt hatten, wollte sie diejenige sein, denen sie zum Verhängnis wurden. Nun eilte sie also voran. Sie wusste, wo diese Stiege hinführte und wo sie endete: In einem Gang hinter den Mauern des Kerkers. (Prianna)

Auch Lares gefiel es kein bisschen, dass nun die zweite Baroness meinte, überstürzt und leichtherzig davoneilen zu müssen. Das ist wie in diesen schlechten Gruselgeschichten – verschwindet einer, so teilt man sich auf… Das Knappe hatte mittlerweile seine neue Waffe gezogen und fest im Griff. „Wir müssen hinterher – wir dürfen sie nicht zu viel Abstand gewinnen lassen!“, keifte er und drückte sich an den anderen vorbei nach vorne. (Lares)

"Da hat er Recht, los, ihr nach !" Verema schlüpfte gewandt dem Knappen hinterher. (Verema)

Nur noch zu dritt standen sie hier oben als Baldos eine Fackel entzündete. Allein aus taktischer Überlegung war es wohl besser, wenn er die Hände frei hätte weshalb er die Lichtquelle an Tassilo weiterreichen wollte, nur wie sollte er jetzt den Geweihten anreden? Wohlgeboren nach seinem weltlichen Stand oder doch lieber Hochwürden nach seinem kirchlichen Rang? (Baldos)

Für den Augenblick jedoch blieb es ihm erspart eine Antwort auf diese Frage zu finden. Tassilo trat vor und nahm ihm die Fackel ab. „Ich denke es ist besser, wenn ihr Eure Schwerthand frei habt.“ Gab er mit einem Zwinkern von sich und schloss zur Novizin auf. Leise sodass nur sie es hören konnte, flüsterte er ihr einige Mut machende Worte zu, bevor er ebenfalls den Abstieg begann. (Tassilo)

Einen Moment unschlüssig, von der forschen und lockeren Art des Rahja-Geweihten überrascht, verharrte der Ritter an Ort und Stelle, bevor er sich seines eigentlichen Auftrags entsann und dem Dienern der Schönen Göttin aufschloss. [Baldos]

Die junge Rahja-Novizin blieb zurück. Es fröstelte Maeve unwillkürlich als sie in den dunklen Schlund blickte und den Lichtschein der magischen Kugel langsam dort in der Tiefe verblassen sah. Auch die hastigen Geräusche deuteten darauf hin, dass die anderen bereits eine Windung der Treppe hinabgestiegen waren, als Lares seine Warnung hervorgestoßen hatte. Sie bewunderte die Zielstrebigkeit der Baroness und verfluchte sich selbst für ihre Angst. Eine Angst, die sich aus dem Verhängnis ihrer Familie speiste und gerade heute präsent war. Und dennoch spürte sie, dass ihre Befangenheit nicht so unüberwindbar war wie in der Vergangenheit – sie war gedämpft durch die Macht der Vergebung, durch die Macht der Göttin, die für sie im gemeinsamen Spiel mit der Streicherin offenbar geworden war. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorne auf den Absatz. Die Geräusche unten klangen ferner und vor ihr war es nun dunkel. Der Geruch von (feuchtem Stein) wehte hinauf in das Zimmer hinter ihr. Ein letzter Blick zurück in den herrschaftlichen Raum, der einer Bühne glich, dann ging sie langsam mit klopfenden Herzen hinab und verschmolz mit der Dunkelheit um die Geheimnisse der Gastgeber. [Maeve ]

Tief und steil führte die schmale Stiege hinab. Unendlich lang war der jungen Frau, die den anderen vorweggeeilt war, der Abstieg vorgekommen. Länger als je zuvor. Sie stand nun am Fuß der Treppe und blickte in die dunklen Gänge, die sich vor ihr öffneten. Manchem war sie schon gefolgt, aber weit entfernt war ihr Wissen davon, all diese vielfach verzweigten und verwinkelten Wege zu kennen.

Einige führten in verlassene Stollen oder in eingestürzte Minenschächte. Andere endeten in mittelgroßen Höhlen, wieder andere führten nach draußen durch das Felsmassiv. Einzig den rechten Ausläufer dieses gefährlichen Netzes hatte sie zur Genüge erforscht, er führte zu den Kerkern der Schlossanlage.

Ihr Herz pumpte ängstliches Blut durch ihren Körper. Dieses dumme, dumme Kind. Wie konnte sie nur? Wo war sie denn nur? Wie sollten sie Lissa hier unten nur finden? (Prianna)

Unten bei den anderen angekommen sah sich Tassilo im spärlichen Schein ihrer Lichtquellen um. „Gar nicht mal so gemütlich!“, kam es in einem überraschend sachlichen Ton über seine Lippen eh er sich der eigentlichen Problematik entsann und die eigentlich wichtige Frage stellte: „Kann jemand Spuren ausmachen? Frische Fußabdrücke oder Markierungen der jungen Baroness?“ (Tassilo)

Rhys schloss am Fuß der Treppe zu Prianna auf und streckte den langen Stecken mit der leuchtenden Kugel vor sich in den dunklen Gang, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Leise raunte er ihr dabei zu. “Hat dich der Mut verlassen, oder überlegst du, in welche Richtung sie gegangen seien könnte? Bei den Göttern, was ist das hier unten? Dies ist nicht nur ein Verlies, sondern deutlich mehr als das.” (Rhys)

Borindarax staunte und konnte seine Hände nicht bei sich behalten. Immer wieder ertastete er die Bearbeitung des Ganges in die Tiefe. Seine Ausdehnung hatte er so nicht erwartet.

Unten angekommen, blickte er mit seinen an die Dunkelheit gewöhnten Augen an den anderen vorbei und konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. Abenteuerlust schwang in seiner Stimme mit. “Mit Verlaub, das hier hat kein Mensch angelegt.” (Borax)

„Ja, das ist ein Werk der Angroschim“, stimmte ihm Borix zu. „Ein altes Werk“, fügte er hinzu, nachdem er sich die Wände ein wenig genauer angesehen hat. [Borix]

Die Baroness nickte abwesend. „Alte zwergische Tunnel“, sagte sie. „Weitläufig. Viele Sackgassen.“ Ihre Stimme klang belegt, wo sollten sie herlaufen? Eine falsche Entscheidung und sie würden Lissa nicht wiederfinden. Wenn sie nicht ohnehin schon zu spät kämen. (Prianna)

Der Zwerg nickte, doch seine Miene verfinsterte sich. Der Vogt war ganz und gar nicht angetan von der Tatsache, dass auch die Baroness ihnen Informationen vorenthielt, ein Umstand welcher sie möglicherweise unnötig in Gefahr brachte. „Was wisst ihr über diese Tunnel und wie werden sie von den Bewohnern des Schlosses genutzt? Könnte eure kleine Schwester sich hier auskennen?“ (Borax)

„Niemand nutzt die Gänge. Niemand – von dem ich weiß zumindest. Dieses Wissen um die Wege hier unten, habe ich immer geheim gehalten. Aus Gründen der Sicherheit. – Ich glaube nicht, dass Lissa sich hier auskennt.“ Unbill von der Burg fernzuhalten, wäre ihre Pflicht gewesen. Die Wege zu versiegeln. Aber, das hatte sie nicht getan. Um ihrer Freiheitsliebe willen. Nun musste womöglich ihre Schwester dafür bezahlen. Sie schluckte schwer. (Prianna)

Ein Grunzen und ein Kopfschütteln, mehr war von Borax daraufhin nicht zu vernehmen. Damit trat er an den anderen vorbei und versuchte, mit all seinen Sinnen zu ergründen, was vor ihnen lag.

Als Angroschim war er die Umgebung am ehesten gewohnt, wusste kleinste Anzeichen zu deuten, Gerüche, wie von abgestandener Luft, giftige Gase aus der Tiefe, zunehmende oder abnehmende Feuchtigkeit in Luft oder am Gestein, der kleinste Luftzug und natürlich die Verbreitung von Geräuschen unter dem Berg.

Borax hockte sich hin und versuchte Spuren im Staub auf dem Boden zu finden. (Borax)

Borix wich dem Vogt nicht von der Seite. Im gefiel es eigentlich hier unten viel besser als bei dem Fest im Garten. Hier war es fast wie in seinen Kindertagen in Xorlosch, wo er auch heimlich durch die verlassenen Schächte und Stollen geschlichen ist. Alle seine Sinne schärften sich und er konnte fast die verborgenen Erzadern im Gestein spüren. [Borix]

Der Almadanerin war es zu eng, zu dunkel und zu unheimlich. Und zu kalt. Sie bemühte, sich ihren schwindenden Mut nicht anmerken zu lassen, es war tröstlich, in einer Gruppe tapferer und entschlossener Gefährten zu sein. "Prianna, vielleicht hat Eure Schwester wieder eine Spange oder Haarnadel verloren...Die scheinen ja nicht so fest zu sitzen, schaut doch mal, mir ist es hier zu düster, aber Ihr da vorne seht vielleicht was." (Verema)

Und tatsächlich konnte Baldos erneut eine Haarnadel auf dem staubigen Boden ausmachen. Sie lag in dem mittleren Gang, der von der Stelle unterhalb der Treppe seitlich abknickte und dann in einen engen, dunklen Tunnel mündete.

Direkt nachdem sein Begleiter nach möglichen Spuren gefragt hatte, hatte sich Baldos nämlich im Schein des magischen Lichtes auf die Suche begeben und tatsächlich war er fündig geworden. So dass es alle vernehmen konnten, meldete er sich zu Wort: „Entweder verliert Eure Schwester verdächtig viele Haarspangen an den richten Stellen oder sie denkt mit und hinterlässt uns Spuren ,um ihr folgen zu können.“ (Baldos)

Währenddessen nahm Tassilo die anderen Anwesenden genauer in Augenschein. Der Magier und die Zwergen wirkten ganz als wären sie Herr ihrer selbst. Derweil kannte Prianna diesen Ort ganz offensichtlich und war mehr in Sorge um ihre kleine Schwester, die Edle Dame aus Almada jedoch wirkte auf ihn verängstigt. Nur zu gut kannte er sich mit Angst aus, Angst begleitete ihn in seinem Leben auf Schritt und Tritt, doch war es die Schöne Göttin, die ihn über diesen Ängsten stehen ließ. Die Angst begleitete ihn, sie beherrschte ihn aber nicht. Beruhigend legte er Verema die Hand auf die Schulter, während er sanft das Wort an sie richtete: „Sorgt Euch nicht, solang Ihr die Götter in Eurem Herzen tragt, werden sie mit Euch sein. Und vergesst nicht, die Götter haben immer ein Auge auf ihre Diener und die Menschen in ihrer Umgebung.“ Fügte er mit einem kecken Zwinkern aufmunternd hinzu. [Tassilo]

Als der Geweihte, den Verema bisher nur am Rande wahrgenommen hatte, ihr die Hand auflegte, zuckte sie zunächst erschrocken und überrascht zusammen. Als er sprach, fühlte es sich an, als würde sich ein Knäuel aus Wärme und Ruhe in ihr entfalten, sie vermochte es nicht anders beschreiben, vielleicht war es so, wenn man das scharfe Gebräu der Zwerge trank... Ihr wurde wärmer und sie empfand die Gesellschaft der anderen Gefährten als beruhigend. Ernst wandte sie sich dem Geweihten zu und nahm seine Hände in ihre. "Danke, ich vergaß wohl, dass wir nicht alleine sind." (Verema)

„Und aus eben jenen Grund erwählen die Götter ihre irdischen Diener, um Euch, um die Gläubigen im Allgemeinen, an den wohlwollenden Beistand aus Alveran zu erinnern.“ Erwiderte er mit seiner wohlklingenden Stimme, eh er sich mit einem entschuldigenden Blick in Richtung seines Begleiters aufmachte. (Tassilo)

„Ihr habt vollkommen Recht Baldos. Eure Schwester, Baroness, ist hoch intelligent und noch verwegener. Die Abstände sind bewusst gewählt. Sie platziert die Haarnadeln an Weggabelungen, sodass wir ihr folgen können. Allerdings werden Haarnadeln keine unbegrenzte Ressource sein. Wir sollten eilen, um sie einzuholen.“ Die Waffe zum Stoß bereit, trat er in die Dunkelheit des Mittelgangs. (Lares)

„Richtig!“ Unterstrich Borindarax das Gesagte, welches für ihn eine treffende Einschätzung der Lage war und kam aus der Hocke hoch. (Borax)

Die Rechte auf sein Knie stützend kam Baldos aus der Hocke wieder hoch und spähte ins vor ihnen liegende Dunkel. Derweil schloss Tassilo zu ihm auf und tauchte mit seiner Fackel ein kleines Stück des vor ihnen liegenden Ganges mehr in flackernd warmes Licht. „Der Knappe hat Recht, wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren und uns endlich wieder an die Fersen der Flüchtigen heften.“ (Baldos)

Maeves Mut sank bei diesen Worten, da sie gerade erst aus dem Dunkel aufgeschlossen hatte. Der Weg hinab war ein Martyrium gewesen. Sie hatte mit belegter Stimme und die Segnung der lieblichen Göttin auf den Lippen fortwährend um Zuversicht gebeten und sich voran getastet. Stufe um Stufe in die Tiefe. Dennoch glaubte sie immer wieder an ihren Fingerspitzen sie zu fühlen, wie die Wände sich langsam mehr zu ihr hin wölbten, um sie zu zerquetschen. Gerade wollte sie sämtliche Hoffnung aufgeben, als sie die Stimmen gehört hatte und hoffnungsvoll in den Rand des Lichtscheins getreten war. [Maeve]

Ernst sah Baldos dabei in die Runde der hier Anwesenden, während er bei den Angroschim schließlich hängen blieb. „Auch wenn uns seine Ehrwürden und der Herr Magier die Finsternis erhellen, wäre es eventuell von Vorteil, wenn wir auf Untertage erfahrene Führer zurückgreifen könnten.“ (Baldos)

Borindarax nickte stumm. Er konnte sich dieser Aufgabe nicht entziehen. Ihm gefiel die ganze Sache dennoch nicht, auch wenn sein Interesse geweckt war. Fragend glitt sein Blick zu Borix hinüber. „Vier Augen sehen besser als zwei.“ (Borax)

„Auf jeden Fall!“ stimmte ihn Borix zu. „Zumal die vier Augen auch vermögen, im Dunkeln zu sehen.“

Er blickte sich zu den beiden Lichtträgern um und meinte. „Bleibt bitte soweit zurück bis Ihr uns nicht mehr seht, dann folgt uns.“ [Borix]

Sie verfolgten den Gang weiter nach unten. Die Zwerge gingen vorsichtig voran. Anfangs gab es noch einige Gabelungen, an denen wiederum Haarspangen den richtigen Weg wiesen, doch das änderte sich, als der Tunnel immer steiler in die Tiefe führte.

Erst nach mehr als einem Stundenglas, die Fackeln gingen langsam ihrem Ende entgegen und würden wohl kaum noch für den Wiederaufstieg reichen, wurde der Gang wieder flacher.

Für Borax war dieses Tunnelsystem eine alte Eisenmine, das stand außer Frage. Menschen hatten sie nach der Stilllegung nach ihren Vorstellungen zweckentfremdet. Schließlich, nach dem Verstreichen weiterer Zeit, war in der Ferne ein schwaches Licht auszumachen. (Borax)

„Was meint Ihr?“ fragte er unsicher den Vogt. „Sollte das das Ziel unseres ‚Ausflugs‘ sein?“ Vorsichtig versuchte der Zwerg weiter die Dunkelheit vor sich zu erahnen. [Borix]

Der Vogt nickte und brummte seine Zustimmung. Er hielt inne und warf einen kurzen Blick zurück zu den anderen. „Lass uns warten bis sie aufgeschlossen haben.“ (Borax)

Als die Zwerge das Ende des Ganges erreicht hatten, ertasteten sie leicht den Mechanismus, der mit einem dumpfen Klacken einrastete und die Wand einen halben Halbschritt nach rechts verschob. Dahinter befand sich ein winziger Raum, umgeben von steinernen Wänden, in den von oben dämmrig-gebrochene Strahlen des Praiosmals fielen. Metallene Griffe waren in die Wände eingelassen, sodass man drei oder vier Fuß hinaufsteigen und auf einen schmalen Absatz zum Stehen kommen konnte. Von dort aus streckte eine glatte, stabile Leiter ihre Länge steil in die Höhe. Hier war es nicht mehr Stein, sondern dunkle, würzige Erde, welche den engen Schacht bildete und Wurzeln, die das schmale Loch zusätzlich verengten. Die Sprossen endeten an einer hölzernen Luke, durch die helles Licht und frische Luft hineinströmten.

Der Mechanismus erschien Borix noch von der Hand eines Angroscho geschaffen, aber die hölzerne Leiter war sicherlich kein Zwergenwerk. Nachdem er dem Vogt zugenickt hatte, kletterte der Hauptmann langsam und vorsichtig jede Stufe auf ihre Belastbarkeit prüfend nach oben. Kurz bevor er unter der Luke war horchte er noch, ob sich dort nicht noch irgendjemand aufhielt. Da sich außer Vogelgezwitscher und weiteren Geräuschen aus der freien Natur nichts anderes hören ließ, öffnete Borix die Luke und schaute erst vorsichtig hinaus und schwang sich dann hinaus ins Licht. [Borix]

Noch beim Hinaufklettern rief Borindarax die ihn beschäftigende Frage nach oben zu Borix. „Sind wir in einem Tal? Wir sind so lange abwärts gestiegen, dass wir nun bedeutend tiefer liegen müssen als das Bunte Schloss. [Borax]

-- Main.CatrinGrunewald - 21 Jul 2020