Ein Bündnis zu schließen

Nachspiel des Neuspielerplots 2019


Ort: Gräfliche Vogteien von Nilsitz, Stadt Senalosch, Edlengut Sturzenstein und das Heiligtum des Flussvaters

Zeit: der sommerwarme RON des Jahres 1042 BF

Personen:

Argmin von Wirselbach, Novize der Rondra

Grimmgasch 'Friedenswahrer' groscho Kagannto, Novize des Angrosch

Lagorasch, Sohn des Sugusch, Zögling eines Geoden

Kalvar von Kupferfeld, Edler zu Sturzenstein

Borindarax 'Borax', Sohn des Barbaxosch, gräflicher Vogt von Nilsitz

Boindil, Sohn des Borintosch, Leibächter des Vogts


Auf Aves Spuren
Vom leichten Beleman, der von der Küste der Sieben Winde landeinwärts drängte, begleitet, wanderte die abenteuerlich anmutende Gruppe gen Rahja. Unter ihnen waren der Knappe der Göttin Argmin von Wirselbach aber auch mehrere Angroschim. Da war der junge Geode Lagorasch, der Novize des Angrosch-Tempels zu Calbrozim - Grimmgasch groscho Kagannto - und Borindarax von Nilsitz. Auch Boindil, der treue Beschützer Boraxs, war nun wieder mit dabei und wich seinem Freund nicht von der Seite.
Von Elenvina aus, wo sie von Bord der Concabella gegangen waren, zogen sie in Richtung Senaloschs, wohin sie der Vogt nach den Ereignissen in Calbrozim allesamt eingeladen hatte.
Der Vogt hatte nach dem unfreiwilligen Kontakt mit dem Wasser darauf bestanden, zu Fuß nach Senalosch zu gehen und eben nicht den Weg über den Fluss zu wählen, auch wenn dies sicher einfacher gewesen wäre. Zeit eingespart hätte er wohl obendrein, doch auch dieses Argument ließ Borax nicht gelten, denn man hätte ab Burg Nilsitz, wo es einen Anleger gab, trotzdem zu Fuß gen Eisenwald wandern müssen.
Auf einer zunächst noch gepflasterten Karrenstraße entlang des Großen Flusses ging es durch die fruchtbare Pfalz Fuchsgau bis hinein nach Herzoglich Bollharschen, wo das Land bereits stark anstieg und von dichtem Wald bedeckt war.
Was in der flach gelegenen Stadtmark noch ein angenehmes Lüftchen gewesen seien mochte, der bei strahlendem Sonnenschein den beginnenden Herbst mit all seiner Farbenpracht begleitete, wurde intensiver und stärker, je höher die Reisegemeinschaft stieg. Es ging den Bergen des Eisenwaldes entgegen, die sich noch in der Ferne liegend, hoch über ihnen majestätisch mit ihren weißen Kronen abzeichneten.
Die Nächte hier waren kalt und feucht, klamm jedes Mal die Kleidung, wenn die Gefährten morgens aufstanden, um ihren Weg fortsetzen. Tagsüber wurde es immer noch recht angenehm, doch die dichten Baumkronen hielten die meiste Wärme zurück.
Dichte, urtümliche Wälder, in denen die Nadelbäume immer mehr an Oberhand gewannen, je höher sie kamen, lagen zwischen ihnen und ihrem Ziel - Senalosch, der Hauptstadt Isnatoschs und gleichzeitig dem Sitz des gräflichen Vogts von Nilsitz.
Mehrere Tage reisten sie bis an den Fuß des Eisenwaldes, parallel zu dessen hoch aufragenden Felswänden sie ihren Weg fortsetzten und dabei immer wieder von Geröllfeldern und Schluchten in den Wald zurückgedrängt wurden.
An einem regnerischen Morgen schließlich zeichneten sich dunkle Rauchfahnen am durchgehend trüben Himmel ab und kündeten unzweifelhaft von naher Zivilisation.
“Die Öfen von Senalosch erkalten niemals”, frohlockte Borax, dessen Laune beständig besser geworden war, je näher sie seiner Heimat gekommen waren. Die Abgeschiedenheit der isenhager Hochebene schien ihm sehr willkommen.
Grimmgasch ging es ähnlich wie dem Vogt. Nachdem sie von dem Herrn der Muscheln durch die Wasserstrudel der Feenwelt auf die Concabella gebracht wurden waren, war dem Angrosch-Novizen Wasser noch suspekter als es einem Zwerg sonst schon ist. Daher war er auch sofort einverstanden, möglichst viel Wasser auf dem Weg nach Senalosch zu vermeiden. Er freute sich darüber, dass er auf dem Weg mit jedem Schritt durch die schönen Herbsttage seiner Heimat näherkam. Selbst der Regen konnte seiner Laune kaum Abbruch tun. Sorgfältig passte er auf die Flamme in seiner Lampe auf, dass sie ihm im Regen nicht verlosch – schließlich wollte er weder den Zorn Angroschs noch den seines Lehrmeisters auf sich herabrufen.
Nach den Ereignissen in der Zwergenfeste hatte sich Argmin entschlossen, mit den Zwergen weiterzuziehen nach Senalosch. Seine eigene Queste, zu der ihn die Tempelvorsteherin zu Halthurshall ausgeschickt hatte, war noch nicht vollendet und vorher würde er nicht zurückkehren. Und so führte ihn seine Schritte an der Seite der stolzen Angroschim zum Eisenwald und weiter über diesen hinaus. Es war eine angenehme Gesellschaft und Argmin schätze die Gastfreundschaft seiner Begleiter. Sie hatte eine Fröhlichkeit und Unbeschwerheit im Blut, die heutzutage unter den Menschen selten anzutreffen war. [Argmin (Jochen) 22.08.19)

~*~

Kaum zwei Stundengläser später lichtete sich der Wald und sie traten auf eine weite, gerodete Fläche hinaus, die bis an die leicht rötlich schimmernden Berge heran reichte. An einem weitreichenden Ausläufer des Eisenwaldes lag sie, Senalosch, deren Stadtmauer im Halbkreis zwischen zwei Bergflanken gebaut worden war.
“Dies ist meine Heimat”, sprach der Vogt voller Stolz und deutete auf einen Punkt in der Felswand. “Dort oben, etwa hundert Schritt über dieser Ebene liegt das Widdertor, der Eingang nach Isnatosch.
Unser Ziel jedoch ist das Isenhager Tor in der Stadtmauer zu Füssen der Berge.
Kommt, ich kann das Bier fast schon schmecken und den Braten quasi bereits riechen, den ich uns empfangen wird, sobald wir in Isarnon sind. Das ist der Stadtteil, welcher sich am Hang des Berges bis hinauf zum Widdertor erstreckt. Dort oben liegt mein Haus.”
Als Borax endlich den Gefährten Senalosch zeigte, schlug Grimmgasch das Herz vor Freude höher in der Brust. Jetzt würde er gleich wieder in dem Tempel des Angrosch sein. Und natürlich freute er sich auch auf einen (oder zwei oder drei) Humpen Bier. Es gab ja seinen Freunden auch genug Neuigkeiten zu erzählen.[Grimmgasch (Frank) 10.08.19]
Lagorasch war voller widerstrebender Gefühle, was sich über die Wanderschaft auch nicht wesentlich gelegt hatte. Mit dem Tod seines Zwillings wurde er einst irgendwie dem Wasser geweiht, und nun mit der Welt des Herren der Muscheln… - es war ein Gefühl von Sehnsucht in ihm, eine Welt, die irgendwie mit seinem Leben verbunden zu sein schien. Er hoffte innerlich, dass er eines Tages wirklich einen Ort des Zusammentreffens, einen Ort des festen Übergangs in die Feenwelten des Flussvaters bewachen durfte. Eine wichtige und zentrale Aufgabe, aber es war auch schwer, die so unterschiedlichen Welten zu verbinden. Die Menschen, Zwerge und Feen, gigantische Unterschiede in ihren Möglichkeiten, Lebenserwartung und Weltanschauung. So wie es bei den Zwergen, und sicherlich auch bei den Menschen, Leute gab, die Feen und alles um diese herum ablehnten, gab es auch sicherlich Feen mit dem gleichen Standpunkt. Aber es gab auch viele alte Verträge mit den Feen. Er träumte von dem Heiligtum des Flussvaters, es wäre so schön, wenn die Feen diesen Ort annehmen würden, und ihn immer wieder besuchen würden. Ob er beim Setzen dieses ersten Steins für eine Zusammenkunft beteiligt war? Seine Gedanken drehten sich immer noch, als er die Mauern von Senalosch erblickte, die Stadt der Zwerge, er war wieder zurück, der Ort wo er sich ein Herz genommen und Borax angesprochen hatte, sein Herz machte einen Hüpfer bei der Erinnerung. Was war alles passiert, was er nie oder bestimmt niemals so schnell als möglich erachtet hatte. 'Wie ein Fluss', dachte er, 'wenn genügend Zuflüsse den Fluss speisen, dann wird er einen weiten Weg durch das Land finden', zitierte er seinen Mentor in Gedanken.
Als sie das Insehager Tor erreichten, staunten die Fremden unter ihnen über die wuchtige Mauer und das Torhaus Senaloschs, vor dem zwei Angroschim in vollständigen Kettenrüstungen und mit Spießen bewaffnet standen.
Einer der beiden, ein großer Vertreter seiner Rasse mit hellbrauen Haaren und einem gepflegten geflochtenen Bart trat ihnen entgegen und begann sogleich über das ganze Gesicht zu lächeln. Erkennen konnte man dies indes nur an seinen strahlend weißen Zähnen, denn sein Gesicht war fast vollständig tätowiert. Zu dieser Auffälligkeit trug er einen schweren Eisenring, der auf der Brust in zwei fein ziselierte Drachenköpfe auslief.
„Borax, schön dich wiederzusehen“, eröffnete der Gerüstete. „Wir dachten schon, das Schiff, auf dem du reisen wolltest, hätte Schlagseite bekommen dank deines kleinen Bauchansatzes und wäre gekentert.“
Beide lachten herzhaft und der Vogt umarmte den Gardisten freundlich, bevor er sich zu seinen Gästen wandte. „Dieser freche Bursche hier ist mein Freund Roglamox.“
Der so benannte nickte den Fremden entgegen. „Willkommen in Senalosch. Macht uns keine Schwierigkeiten, dann bereiten wir euch auch keine Scherereien.“
Mit einem Seitenblick auf den Vogt ergänzte er. „Die Kontrolle der Taschen erspare ich mir dann wohl. Sie sind ja deine Gäste.“ Eine Feststellung, die Borax ein wohlwollendes Nicken abrang.
Grimmgasch ignorierte die Spitze des Gardisten, schließlich ist er schon oft durch dieses Tor ein und aus gegangen und hat dabei alle Wachen – einschließlich Roglamox – kennengelernt. So grüßte es die Wachen höflich und ging dann durch das offene Tor.
‚Endlich wieder hier‘, dachte er als er die Schwelle das Stadttors überschritt. ‚Danke, Väterchen Angrosch, das Du es so gefügt hast, dass wir die Stadt glücklich und gesund erreichen konnten.‘
Dann wartete er bis auch die anderen und der Vogt das Tor passiert hatten, wusste er schließlich noch nicht, was und ob der Vogt mit der Gruppe noch etwas vorhatte. [Grimmgasch (Frank) 17.08.19]
'Wieso eigentlich diese Kontrollen?', fragte sich Lagorasch und ging mit einem Nicken in Richtung der Wachen Grimmgasch hinterher. [Lagorasch (Konrad) 20.08.2019]
Argmin grüßte die Wache und folgte seinen Begleitern durch das Tor. [Argmin (Jochen) 22.08.19]
Als die Gefährten nun weiter durch das Isenhager Tor Senalosch betraten, erkannte das geschulte Auge Argmins, dass die Flügel aus massiver Steineiche über eine Hängekonstruktion und Schienen seitlich in die Mauer verschoben wurden und bei Bedarf abgesenkt und mit Sperrriegeln gesichert werden konnten, sollte dies von Nöten sein.
Nach der Durchquerung des Tores ging es über eine riesige Metallplatte weiter, welche man zwangsweise überqueren musste, wenn man in die Stadt hineinwollte. Das hallende Geräusch, welches die Gefährten verursachten, als sie selbst drüber hinwegschritten, ließ darauf schließen, dass unter ihnen eine geräumige Fallgrube lag. Rechts und links des sich anschließenden, gepflasterten Weges waren dicke, metallene Schienen in den Boden eingelassen, auf denen die Abdeckung mit Hilfe von Ketten und Flaschenzügen gezogen werden konnte. Ein etwaiger Sturm auf die Stadt, nachdem das Tor durchbrochen wäre, würde kurzerhand in einem tiefen Loch enden.
Die Häuser entlang des weiteren Weges waren ausnahmslos aus Stein, zumeist zweigeschossig gebaut. Holz sah man nur an den Enden der Fetten, Sparren und Balken der Dächer und dann und wann bei höheren Gebäuden, deren oberste Stockwerke ganz aus Holz gebaut worden waren. Ein schwarzer, leicht rutschiger Film lag über dem Pflaster der Straße und auf den umliegenden Häusern.
„Dunkelweg“, erklärte Borindarax, während sie dem Zwerg folgten. „Dieser Teil der Stadt ist nach dem Kohlenstaub benannt, der hier jeden Weg und jedes Haus bedeckt. In den Lagerhäusern liegen riesige Vorräte des Brennstoffs, der für Senalosch und seine Hochöfen so wichtig ist. Aber auch das Erz, welches wir hier verhütten beginnt seinen Weg über die Via Ferra in die Ferne hier in Dunkelweg.
Weiter links von uns liegt Felsenruh, benannt nach einem großen Menhir in seinem Zentrum. Dort befinden sich die meisten Wohnhäuser der Stadt.
Weiter in Richtung Berg werden wir bald nach Simiaheim gelangen. Dies ist der Stadtteil der Handwerker. In Simiaheim liegt zudem der große Marktplatz und der Tempel der heiligen Schätze des Allvaters, welcher sowohl Angrosch, wie auch Ingerimm geweiht ist.
Simiaheim ist auch der ursprüngliche Name der von Menschen gegründeten Siedlung bevor der Rogmarog sie unter seine Protektion gestellt und sie damit praktisch annektiert hat. Seither gibt es nur noch den Namen Senalosch, auch wenn das rein rechtlich nicht korrekt ist. Der Graf besteht auf dem Papier darauf, dass Simiaheim sein Marktflecken ist. Aber ich will euch nicht mit Politik langweilen zumal es für das Leben hier weitestgehend belanglos ist.“
Borindarax nickte in Laufrichtung, um die Aufmerksamkeit seiner Gäste wieder auf den Weg zu richten. „Passieren wir den großen Tempel, sind wir am Fuß des Berges angelangt. Dann betreten wir Isarnon, welcher terrassenartig in die ansteigende Flanke des Berges gebaut ist. Am oberen Ende liegt dann das Widdertor, welches ihr schon von weitem gesehen habt.
Unweit des Eingangs nach Isnatosch liegt mein Haus, oder besser, der Amtssitz der Vögte.“
Mit Staunen und großen Augen folgte Argmin den Ausführungen Borindarax. Die Wehranlagen waren beeindruckend und gebaut, um einer Armee standzuhalten. Die gesamte Stadt machte einen durchdachten und kampfbereiten Eindruck.
Das Bild, das der junge Novize bisher von Zwergen gehabt hatte, hatte sich schon in Calbrozim gewandelt und immer mehr fand Argmin Gefallen an der Kultur und der Gesellschaft der Angroschim. [Argmin (Jochen) 26.08.19)
Grimmgasch fühlte sich glücklich und befreit wieder in Senalosch zu sein und dieses Gefühl nahm mit jedem Schritt, den sie weiter in der Stadt gingen, zu. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Stätte seiner Ausbildung, in der er den größten Teil seiner Lebensjahre verbracht hatte. Und viele der Handwerker, die ihre Werkstätten an den Straßen hatten, durch die sie jetzt liefen, kannte er aus den Besuchen im Angrosch-Tempel. [Grimmgasch (Frank) 01.09.19]
‚Du musst dennoch zugeben, dass mein Volk sehr viel Arbeit in die leblosen Steine gesteckt haben und dem ganzen Berg eine Form gegeben haben, die so in der Natur nicht vorkommen‘, Serescha, die kleine Kvillotter in der Tasche des Geoden, und Lagorasch unterhielten sich schon seit dem Betreten der Stadt über den Sinn und Unsinn von Städten, Burgen und anderen Behausungen der Zweibeiner. Wobei Lagorasch irgendwie immer wieder die Argumente ausgingen, es war einfach schwer für einen Lebensstil zu kämpfen, der nicht der Eigene war. [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]
Sie schritten forsch voran. Die Stimmung in Senalosch war geprägt vom strebsamen Fleiß des Handwerks. Das Gehämmer der diversen Schmieden drang wie selbstverständlich stetig durch die Stadt und die Annahme sie würden selbst in tiefster Nacht nicht völlig abreißen, schien wenig abwegig auf die Besucher. Jeder zweite Bewohner, der ihnen begegnete, war ein Angroscho und ausnahmslos jeder grüßte freundlich in der Muttersprache der Zwerge. Es schien ihnen wie selbstverständlich. Die Unterhaltungen, die sie unterwegs zwangsläufig mit anhörten, wurden teilweise in einem Kauderwelsch geführt, das Anteile beider Sprachen aufwies. Scheinbar hatte sich hier in diesem Schmelztiegel der Rassen eine ganz eigene Mundart entwickelt. Man verstand sich, soviel war klar.
Borax führte die Gruppe entlang der scheinbar größten Straße der Stadt und nach einer Weile kamen sie zu dem bereits vom Vogt erwähnten Marktplatz, auf dem reger Betrieb herrschte. Allerlei Stände mit den unterschiedlichsten Waren warteten darauf, begutachtet zu werden und Händler wie auch Einheimische schlenderten durch die penibel gezogenen Gänge zwischen den Auslagetischen. Rings um den Platz waren Geschäfte angeordnet, deren Türen ebenfalls offenstanden. Der auffälligste Bau am Platz war jedoch zweifelsohne der kolossale Tempel des Gottes des Handwerks.
Halb in den von hier an ansteigenden Berghang gebaut, beziehungsweise gehauen, glich er einem beeindruckenden Monument aus Stein. Das eiserne, doppelflüglige Portal, welches zum Markt hin lag, stand offen und mehrere in klassische Trachten der Kulte des Schmiedegottes angetane Angroschim und Menschen standen sich angeregt unterhaltend oberhalb der Stufen, die hinab zum tiefer gelegenen Marktplatz führten.
Rechts und links des Baus stieg die Straße nach Isarnon an und vereinigte sich hinter dem Sakralbau zu einem breit angelegten, geraden Weg in die Höhe, wobei zu beiden Seiten zusätzlich breite Stufen in den Felsen gehauen worden waren. Dies erschien sinnvoll, denn bei Eis und Schnee war das steile Kopfsteinpflaster sicher nicht ungefährlich. Ebenfalls gab es auf beiden Seiten zwei zu den Stufen leicht erhöht sitzende Schienen. Scheinbar wurden auf diese Weise Lasten hinauf und hinab transportiert. Eine Patrouille aus zwei gerüsteten Soldaten mit dem Wappenrock von Ingerimms Hammer kamen den Weg hinab und grüßten den Vogt und seine Begleiter knapp, als die Gefährten gerade dazu ansetzen wollen den Aufstieg zu beginnen.
„Wollt ihr mit einer Lore hinauf, oder habt ihr die fünfzehn Drasch Höhendifferenz noch in euren Oberschenkeln sitzen“, fragte Borax nicht ganz ohne Schalk in der Stimme.
Als sich die Gruppe dem Tempel näherte, raunte der Novize dem Vogt etwas ins Ohr, deute auf die Geweihten, die vor dem Tempel stand und lief die Treppen zum Tempel hoch. Dort verneigte er sich kurz vor dem Tempelvorsteher und erklärte ihm, indem er auf den Vogt und die Gefährten deutete die Situation. Dieser nickte kurz und Grimmgasch kam nach einer weiteren Verbeugung die Treppe wieder herunter gelaufen und gesellte sich wieder zur Gruppe.
Argmin drehte sich grinsend zu dem Zwerg herum. „He an, Herr Vogt, den Weg des Felsen über die Treppe würde ich mit Euch gehen, wenns Euch genehm ist. Ich möchte Euch sagen, dass ich mehr als beeindruckt bin von Eurer Stadt, und einen herzlichen Travia-Dank dafür!“
Die Muskeln in Argmins Beinen ächzten bereits, doch um nichts in der Welt wollte er sich wie ein alter Mann in einer Lasten-Lore fahren lassen.
Sein Blick schweifte über den hinter ihnen liegenden Stadtteil und all die Angroschim und all die Menschen, die hier handelten, feilschten, stritten, sich vertrugen, gemeinsam aßen und tranken und philosophierten. So sah Frieden aus.
Argmin lächelt und fühlte sich ausgeglichen in diesem Augenblick, dass er diesen Ort schauen durfte. [Argmin (Jochen) 26.08.19)
Als der Vogt die Stufen und die Loren erwähnte musste auf Grimmgasch grinsen. Im Gegensatz zu den Gefährten kannte er den Weg die Stufen hinauf und wusste was sie erwartete. Und er war sich ziemlich sicher, dass die Menschen nach diesem Aufstieg ihre Waden sehr wohl spüren würden, denn die Stufen waren für die Beine der Angroschim ausgelegt und daher hatten die Kurzlebigen mit ihren langen Beinen die ersten Male immer Probleme. [Grimmgasch (Frank) 01.09.19]
Der Geode, in seiner leichten Lederkleidung, schaute den Vogt an und wartete bis dieser ihn anblickte, und gab dann mit einem kurzen Kopfschütteln seine Antwort. Er war nach außen hin still geworden, seine Gedanken drehten sich über die verschiedenen Wege des Lebens mittlerweile, seine Seelenverwandte lauschte anscheinend nur noch seinen Gedanken. ‚Kann man wohl von der Lore aus besser sich umsehen, aber würde man sich weniger erinnern an den Aufstieg, irgendwie erscheint es mir so als ob sich ein mühsamer Weg besser in unsere Erinnerungen einprägt. Also erbauen die Zwerge hier für sich selbst den Berg um sie in ihrem Herzen einzuprägen, aber die Zwerge die nach Ihnen kommen, können gar nicht begreifen wie tief die Erinnerung geht von denen die sie gebaut haben. Es ist wie eine Kraft die dem Wasser entgegen läuft, auch alle Geschöpfe der Mutter stellen sich nicht gegen die … gegen was stellen sich die Zwerge, gegen die Zeit?‘ [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]
Der Vogt strahlte bei den Worten des Novizen nur noch mehr. "Simia sei Dank steuert Isnatosch und ihm voran Senalosch einer neuen Blüte entgegen.
Bei der Aufgabe Isnaloschs hat sich unser Volk auf dem halben Kontinent verstreut. Xorlosch, Angoramtosch und Koschim waren dabei natürlich die bedeutendsten Ziele. Ebenso zog es Mitglieder unseres Volkes gleichzeitig in nahezu alle anderen Gebirge Nord- und Mittelaventuriens, wie die Sicheln, Tasch und sogar den Rorwehd. Aber auch Gemeinden in Städten eurer Rasse entstanden oder wuchsen. Abseits den Nordmarken und dem Kosch, unserem Stammland sei an dieser Stelle Zwerch, Vallusa, Fasar und natürlich Gareth genannt.
Seitdem mein Urgroßvater nun die Groscharoroximangrasch aufgerufen hat sich in unserer neuen Hauptstadt niederzulassen wächst Senalosch beständig. Einzelne Angroschim, kleine Familien bis hin zu ganzen Clangemeinschaften zieht es ins Zentrum Isnatoschs. Ja, sogar erste, einst aufgegeben Bergwachten samt ihrer Minen wurden vom Rogmarog wieder eröffnet und verdiente Söhne und Töchter Isnatoschs zu Bergvögten bestellt.
Unsere Tunnel mögen in einem zum Teil schlechten Zustand sein und es tummelt sich auch allerlei gefährliches Getier dort unten, aber wir beginnen ja auch gerade erst damit aufzuräumen."
In Gedanken wiederholte Argmin das Wort ‚ Groscharoroximangrasch‘ und selbst da gelang es ihm nicht, es fehlerfrei auszusprechen. Er würde auf keinen Fall versuchen, dieses Wort auszusprechen, dachte er sich, als er dem Vogt zuhörte. Bei der Erwähnung von ‚gefährlichem Getier‘ musste er an den Kampf gegen die großen Asseln denken in den Stollen von Calbrozim. Hätte Meister Raxarim ihm nicht die geschmiedete Klinge reichen können, wer weiß schon, ob sie dann alle heute hier stehen würden. ‚Rondra sei Dank‘. Argmin schickte ein kurzes Gebet zur Leuin. ‚Und wer weiß schon, was sich dort unten noch alles tummelt? In Calbrozim stießen die Angroschim auf die Kaverne des Herrn der Muscheln. Sicher gibt es dort unten auch finstere Höhlen mit götterlästerlichen Wesen aus längst vergessenen Zeiten.‘ Dem jungen Novizen rann ein Schauer über den Rücken, als er an die Erzählungen aus dem Krieg dachte, an die Schrecken, die auf den Schlachtfeldern entfesselt worden waren. [Argmin (Jochen) 28.08.2019]
Auch Grimmgasch hatte schon davon gehört, dass wieder einige der alten Bergwachten neu besiedelt werden sollten. Auch die Familie eines mit ihm befreundeten Schmiedes wollte am Tag des Aufbruchs von Senalosch ausziehen, das neue Lehen in einem der einsamen Täler des Eisenwaldes wieder für den Bergkönig in Besitz zu nehmen. Ein mutiges und gefährliches Unterfangen. [Grimmgasch (Frank) 01.09.19]
‚Ein interessanter Bund in dem mein Volk lebt, denn wir Geoden Leben außerhalb solcher Mauern. Aber dennoch schützen wir unser Volk, denn Mauern können nicht alles fernhalten. Das was diese Mauern überwinden kann, das kann man nicht so einfach überwinden oder aussperren, seit die Sterne fallen verändert sich das Machtgleichgewicht.‘ Mit schaudern fragte sich der Kleine Zwerg wie tief die Wasser reichen, und ob die Wasser oder die Zwerge wohl tiefer graben werden. [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]

~*~

Der Aufstieg war hart und verlangte der erschöpften Reisegruppe noch einmal alles ab. Doch das Ziel vor Augen motivierte sie ausreichend den Weg bis hin zum höchsten Punkt Isarnons zu bewältigen. Schließlich hatten sie es geschafft. Gemeinsam schöpfte man Luft und genoss den Ausblick.
Von ihrem Standort aus konnten sie die ganze Stadt und auch das umliegende Hochplateau des Isenhag gut sehen. Das gute Wetter und die klare Luft erlaubten, dass ihr Blick über den Großen Fluß bis hin zu den Ingrakuppen reichte. Es war ein erhabener Anblick, an dem man sich berauschen konnte.
Das Widdertor war von hier aus nur noch wenige Schritte den Hang hinauf entfernt und nun als klaffender, dunkler Abgrund in den Berg zu erkennen. Die Torpfeiler an seinen Seiten waren nicht aus Stein errichtet, sondern aus dem Fels herausgehauen worden. Vier Soldaten in schweren Kettenrüstungen und Spießen standen im Durchgang nach Isnatosch und sahen neugierig zu ihnen hinab.
Große Löcher zu beiden Seiten des Tores erweckten das Interesse Argmins. “Dort im Berg liegen die Kammern der schweren Torsionsgeschütze der Stadt”, erklärte Borindarax. “Unten in den Türmen des Isenhager Tores befinden sich nur zwei einfache Rotzen, doch durch die hohe Position hier ist es uns möglich, jedes Ziel vor den Mauern zu erreichen, ohne die Gefahr einzugehen, die Stellungen selbst einer Gefahr auszusetzen.“
Die Baumeister der Angroschim verstanden ihr Handwerk. Anerkennend besah Argmin das Widdertor und die Pfeiler. Selbst wenn es jemand in feindlicher Absicht durch das Isenhager Tor und über den Abgrund schaffen sollte und den Berg erklimmen würde, wäre jeder Ansturm hier zu Ende. Die klaffenden Löcher ließen die Größe, der dahinter im Dunkeln lauernden Torsionsgeschütze nur erahnen, aber hier auf dem schmalen Weg, der zum Widdertor hin anstieg, könnte keine Armee sich halten, ohne von den Geschützen zerrieben zu werden. Dieses Bollwerk war gebaut, um standzuhalten.
„Die Angroschim sind Meister der Baukunst, Vogt Borindarax.“
Dann schweifte sein Blick ab vom Tor und zurück über die Stadt, hin zum Fluß und die Ingrakuppen. Es war atemberaubend. „Man erzählte, dass die Zwerge keinen Sinn für die Schönheit der Welt hätten, sondern nur für Stein und Metall. Doch hier stehe ich und ich muss sagen, dass man sich irrt.“ [Argmin (Jochen) 28.08.2019]
„Angrosch hat uns nicht nur die Liebe zum Erz verliehen.“ Borindarax lächelte und breitete die Arme in Richtung der Berge aus. „Dies in unser Stammland. Mehr noch, es ist Wiege unserer Rasse. Hier im Eisenwald wurden die Stammväter der Völker der Angroschim erschaffen und drüben in den Ingrakuppen liegt die heilige Stadt, die älteste, noch existierende Ansiedlung des Kontinents- Xorlosch.
Die Berge sind unsere Heimat und als solches besitzen sie eine große Schönheit für uns.“
Jedes Mal, wenn Grimmgasch vor dem Widdertor stand, hatte er ähnliche Gefühle, wie sie der Vogt gerade in Worte gefasst hatte. Es war immer erhebend über die Weite der Berge zu stauen und zu wissen, dass die Heimat und die Sicherheit unter ihnen lag. Denn auch wenn Agrmin die Festung der Stadt lobte, so lag die wirkliche Heimat der Angroschim unter ihnen, denn hier oben mussten sie immer mit den verderblichen Auswirkungen der Drakorabrodrom rechnen. [Grimmgasch (Frank) 01.09.19]
Lagorasch liebte die Aussicht, ohne Mauern und Straßen, es war die Macht der Mutter die die Berge erschuf. Es war gut so, denn sie gab allem einen Platz zum Leben. [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]
Borindarax wies schließlich auf ein Gebäude rechts des Tores. “Das ist das Haus der Vögte von Nilsitz, Sitz der Verwaltung und gleichzeitig deren Residenz- mein Heim.”
Der Steinbau sah von außen recht unscheinbar aus, nichts war außergewöhnlich daran, es glich vielen anderen der Häuser Senaloschs.
Wie als habe Borax die Gedanken der anderen gelesen fügte er hinzu. “Lasst euch vom äußeren Eindruck nicht täuschen. Es ist groß, nur eben nicht das, was ihr davon sehen könnt. Mehrere Kellergeschosse reichen bis tief in den Berg hinein. Ich wohne bereits einige Monde hier und immer noch nicht habe ich alle Gewölbe gesehen.
Kommt”, sagte er mit einer einladenden Geste. “Topaxandrina, meine Haushälterin wird uns bereits erwarten.”
Der Vogt sollte recht behalten. Kurz bevor sie das Haus erreichten, öffnete sich die hölzerne Eingangstür mit dem springenden Bock aus Messing mit einem wahrnehmbaren Knarren und eine Angroschna mit weichen Gesichtszügen trat in den Durchgang ins Innere.
Als Borindarax heran war umarmten sich die beiden in einer Herzlichkeit, als wären sie Mutter und Sohn.
Topaxandrina war etwas kleiner als der Vogt und besaß lange, felsgraue Haare, die zu mehreren, dicken Zöpfen geflochten waren. Ihr am Rücken geschnürtes Wollkleid mit Ledereinsätzen, vermochte weder Oberweite noch Hüfte zu bändigen, verstärkte aber den Eindruck einer warmherzigen Frau. Ihr Alter war derweil kaum abzuschätzen, war ihre Haarfarbe wohl keine Ausprägung fortgeschrittenen Alters. Ihre hellgrauen Augen und das weiche, runde Gesicht machten es nicht einfacher.
Im Inneren des Stadthauses herrschte gedämpftes Licht und es roch leicht muffig. Dominierend waren dabei nicht nur das allgegenwärtige Holz der Vertäfelungen der Wände und Decken, sondern auch Spuren oder vielmehr Überreste würziger Kräuter, die als Bestandteil eines Pfeifenkrauts gedient haben mussten.
Borindarax führte seine Gäste geleitet von seiner Haushälterin durch einen kurzen Flur, in dem sie Gelegenheit hatten, ihre Sachen und Rucksäcke abzulegen. Danach fand man sich in einem geräumigen Salon ein. Auffallend waren die kunstvollen Schnitzereien der Vertäfelungen, welche Jagdszenen darstellten. An einer der Seitenwände war so etwas wie ein gemauerter Kamin, nur das er über keine Brennstelle verfügte, sondern sich dort wo diese sein sollte, ein Schacht in die Tiefe reichte.
Ein großer, sehr robust wirkender Tisch stand in der Mitte des Raumes, umringt von gemütlich aussehenden Sesseln. “Setzt euch meine Freunde”, lud Borax ein, nur um sich selbst daraufhin auf einen der Sitzgelegenheiten niederzulassen.
Topaxandrina brachte alsbald starken Tee, Ziegenmilch, salziges Gebäck und einige Krüge schäumenden Bieres zur Erfrischung. Boindil ging ihr derweil wie selbstverständlich zur Hand. Der junge Krieger schien der Haushälterin zugetan.
Nach dem anstrengenden Aufstieg war ein frisches, schäumendes Bier genau das richtige. Irgendwo in seiner Manteltasche war sein Pfeifchen und auch noch ein wenig Tabak, jetzt wo sie sich hier so gemütlich niedergelassen haben und plaudern würden, da wäre doch auch ein bisschen Rauchen möglich. Aber da der Vogt bisher nur zum Sitzen eingeladen hatte, drehte er weiter die Pfeife in der Tasche und wartete darauf, dass Borindarax mit dem Gespräch begann. [Grimmgasch (Frank) 01.09.19]
Auch Argmin griff sich einen der Krüge und nahm einen tiefen Zug. Das Bier war erfrischend kühl und eine schmeckende Wohltat nach dem Aufstieg. Der Rondra-Novize wischte sich mit dem Ärmel den Schaum von Mund und machte es sich in einem der Sessel bequem. Er musste sich ein wenig hin- und hersetzen, bis er eine bequeme Position gefunden hatte und seinen Beinen unter dem Tisch den Freiraum geben konnte, den sie nun brauchten. (Argmin (Jochen) 03.09.2019)
Lagorasch blieb weiterhin sehr still. Ein Arm war wie immer in seiner Leinentasche, in der sich Serescha immer wieder bewegte. Er trank von dem Bier und schaute mit einem glücklichen, jedoch auch leicht entrückten Lächeln in die Runde. [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]
Wie Grimmgasch es erwartet hatte holte der Vogt kurze Zeit später seine Pfeife heraus und begann sie aufs sorgfältigste zu stopfen. Dabei sah er den Angrosch- Novizen an und lächelte zufrieden mit sich und dem Dere- Rund.
„Was wirst du eigentlich nach deiner Weihe tun Grimmgasch, bleibst du in Calbrozim oder hast du andere Pläne?“
Umständlich hatte der Novize ebenfalls seine Pfeife gestopft und dann mit einem Kienspan entzündet. Nach ein paar tiefen Paffern die er als kleine Ringe ausblies, antwortete er: „Ich bin mir da noch nicht ganz im Klaren, Herr Vogt, meine Weihe werde ich ja in Calbrozim von Väterchen Torod bekommen. Hier im Tempel habe ich ja nur meine Ausbildung bekommen. Der Weltenherr möchte ja, dass seine Diener nicht nur bei ihrem Lehrmeister lernen, sondern einige Zeit in der Fremde verbringen.“
Wieder zog er bedächtig an seiner Pfeife.
„Aber dann, ja dann weiß ich es auch noch nicht. Aber Väterchen Angrosch wird mir schon den richtigen Weg zeigen.“ [Grimmgasch (Frank) 02.09.19]
Nachdem diese Frage beantwortet war blickte Borax zu Argmin herüber und stieß einen Schwall würzigen Rauches aus.
„Was ist mit euch. Wann erhaltet ihr die Weihe und was gedenkt ihr danach zu tun, habt ihr Pläne für eure Zukunft, oder müsst ihr euch dynastischen Auflagen unterwerfen?“
Argmin sah den Vogt überrascht an. Er hatte sich in seinen Gedanken verloren und war dem Gespräch des Vogtes mit Grimmgasch nicht gefolgt. Er räusperte sich, stellte den Bierkrug auf den Tisch und richtete sich in dem Sessel auf.
“Meine Weihe erhalte ich, wenn ich mich der Leuin als würdig erwiesen und mich in den Augen von Schwertschwester Bodia von Leuenfels bewähre. Dann werde ich in Hlûtharshall zu Gratenfels den Schwur von Nebachot sprechen und aufgenommen werden in die Schwertgemeinschaft der Sturmbringerin. Doch zu dieser Erhebung muss ich mein Weiheschwert gefunden haben, denn nur mit dieser, für mich allein bestimmten Klinge werde ich erkennen, welchen wahren Namen die Göttin mir gegeben hat… Aus diesem Grund hatte meine Tante jenen Rondrakamm in Calbrozim anfertigen lassen. Doch dieser war nicht die mir bestimmte Klinge.“ Der Rondra-Novize starrte über den Rand des Bierkruges hinaus ins Leere. Er sah in den Augen des Zwerges, dass dieser ihm nicht wirklich folgen konnte und diese Worte auch seine Frage nicht beantworteten.
„Mein Bruder wird das Lehen meiner Familie übernehmen. Ich werde der Göttin dienen, auf welchem Weg auch immer sie mich schicken wird. Mit Schwert und Schild im Osten oder mit Worten und Wissen hier in den Nordmarken, die Göttin wird meine Schritte lenken.“
Er griff nach dem Bierkrug und holte ihn sich zurück. Lächelnd sagte er: „Nein, keine dysnastischen Auflagen, nichts läge mir ferner! Mein Leben gehört der Göttin alleine.“ Argmin hob den Krug und prostete der Runde zu. „Auf Euch - Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Vogt von Nilsitz - Travias Dank und Segen für Eure Gastfreundschaft!“ (Argmin (Jochen) 03.09.2019)
Der Vogt machte eine betretene Miene. Das Schicksal des Novizen, der sich seines Traums beraubt sah, da die Waffe, die ihm hätte gehören sollen nun unter den Wellen weilte berübte ihm. Dennoch hob er den Krug und trank mit seinen Gästen.
Die Worte Argmins, trafen Lagorasch sehr. Es war ein tiefer Schmerz in seiner Seele. Er dachte an Serescha, er erinnerte sich an den Tag als er sie das erste Mal in dieser riesigen Stadt am Meer erspührte. Ob so eine Waffe etwas ähnliches konnte, nun jedes Gestein hatte seine eigene Art zu sprechen. Warum sollte dann Eisen nicht auch reden können, fragte er sich. Lagorasch erhob mit den anderen seinen Krug und nachdem er getrunken hatte, wandte er sich an Argmin, „Auch wenn ich weiß das die Leuin mit kritischem Blick uns Geoden betrachtet, würde ich euch gerne auf eurer Suche begleiten. Ich habe das Gefühl das ich mit Schuld bin an eurem Verlust.“ [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]

~*~

Der Rest des Tages, wie auch der Abend wurde gemütlich und erholsam. Man trank den ein oder anderen Beerenschnaps, eine lokale Spezialität aus einem nilsitzer Dorf und man genoss die hervorragende, wenn auch reichlich deftige Küche der liebenswerten Haushälterin.
Zur Ruhe begab man sich trotz allem recht früh, denn allen war die beschwerliche Reise anzumerken und zudem war die Vorfreude auf ein echtes Bett groß.
Boindil und Borax führten die Gäste in einen sich nach unten windenden Treppenabgang, den man mit einer brennenden Fackel in Händen hinab folgte. Etliche Kellerebenen passierte man auf diese Weise, bis die beiden Angroschim abbogen und einem Gang folgen, von dem mehrere Türen abzweigten.
„Dies sind die Gästezimmer. Sie sind einfach gehalten, enthalten aber alles was ihr benötigen werdet. Sollte es euch an etwas mangeln, so sprecht bitte Boindil darauf an. Er wird später noch einmal eine Runde machen und nach dem Rechten sehen.
Eine erholsame Nacht im Schoße des Eisenwaldes wünsche ich.“ Mit diesen Worten schritt der Vogt den Gang weiter und entfernte sich.
Die Zimmer die Boindil im Folgenden den Gästen zuwies, erwiesen sich als relativ karg, aber dennoch gemütlich. Sie waren vier auf vier Schritt in der Grundfläche und es waren etwas mehr als zwei Schritt bis zur Decke. Nahezu eben war hier nur der Boden. Wände und Decke waren nur grob behauen.
Gleich linker Hand, wenn man den Raum durch eine dicke Holztür mit quietschenden Eisenscharnieren betrat, stand ein auf menschliche Bedürfnisse ausgelegtes Bett aus ineinander gefügten Gussteilen. Darauf lag ein Gestell aus Holz, welches mit einer Polsterung aus Schafswolle bezogen war. Eine Vielzahl von Decken und ein Kissen, ebenfalls mit Schafwolle gefüllt, lagen bereit und komplettierten die Schlafstatt.
Auf der der Tür abgewandten Seite stand eine große Kleidertruhe und daneben ein einfacher Tisch mit einem Lehnstuhl. Die Möblierung war einfach, schlicht, schien aber äußerst robust und dafür geschaffen zu sein, Jahrzehnte zu überdauern. Eine Eigenschaft, die dem Wesen der Zwerge entsprach.
Soweit unter der Erdoberfläche im Berg war es zwar nicht warm, aber auch nicht unangenehm kalt. Außerdem stand hinter jedem Bett ein gusseisernes Dreibein mit einer Schale darauf, in der einige leicht glimmende Kohlen lagen.
„Die Türen haben unten einen breiten Spalt, so dass Licht aus dem Flur hereinfällt, solltet ihr in der Nacht erwachen. Mehr Fackeln wären schlicht Verschwendung”, Boindil zuckte mit den Schultern. Als Zwerg benötigte er ohnehin weniger Licht, um sich zurechtzufinden. “Der Abort ist am Ende des Ganges”, fuhr er fort. “Nehmt einfach die Fackel aus ihrer Halterung an der Wand, wenn ihr dorthin müsst und hängt sie hinterher wieder ein. Wenn der Morgen graut, werde ich euch wecken kommen und nach oben zum Frühstück geleiten.” Er sah die Gäste des Vogts der Reihe nach an und blieb bei Argmin hängen. Seine Stimme wurde eindringlich. “Bitte verlasst diese Ebene nicht ohne mich oder den Vogt und vor allem geht nicht weiter nach unten.“ Unausgesprochen ließ er jedoch, warum er diese Warnung aussprach.
„Boidil“, mit einem fragenden Blick schaute der Geode den Zwerg an. „Habt Ihr hier vielleicht eine Ecke mit ein paar Mäusen oder Ratten für Serescha, sie freut sich besonders wenn diese noch leben.“ [Lagorasch (Konrad) 04.09.2019]
Etwas verdattert ob der Frage sah Boindil den jungen Geoden an. „Ich weiß nicht recht“, schien er zunächst unschlüssig, bevor er fortfuhr. „Wir haben nur die Speisekammer oben, die infrage kommen würden. Allerdings würde ich dies wegen Topaxandrina ausschließen.“ Der Angroscho grinste. „Zu gefährlich für mich und für euch.
Allerdings kann ich gleich Mal einen Rundgang machen. In eine der Fallen wird bestimmt was für deine Schlange drin sein, nur halt nicht mehr lebendig“, räumte Boindil ein.
„Ich stelle einen Eimer vor die Tür und klopfe, wenn ich später wieder hier vorbeikomme.“
So bezog man die Gästezimmer und betete sich alsbald zur Ruhe.
Die Erfahrung ein Zimmer etliche Schritt unter der Erdoberfläche zu beziehen war zumindest für den Menschen eine gänzlich neue Erfahrung und die Stille unter dem Berg so absolut und vollkommen, dass er noch einige Zeit wach lag und sich im Geiste mit der Umgebung anfreunden musste, bis der Traumbote auch ihn entführte und er erschöpft einschlief.
Grimmgasch fühlte sich in dem Raum sehr wohl – obwohl es den Menschen wie ein Verließ vorkommen musste. Er zog sich aus und streckte sich dann auf dem für ihn sehr großen Bett aus. Er dachte noch mal über die Ereignisse des Tages nach und dann fiel er auch schon in einen tiefen traumlosen Schlaf. [Grimmgasch (Frank) 02.09.19]

~*~

Nach der erholsamen Nacht unter den Eisenbergen begann der nächste Morgen wie Boindil es gesagt hatte, er kam, um die Gäste des Vogts zu wecken. Der Zwerg führte sie wieder nach oben, wo sie sich gemeinsam im Salon einfanden.
Borindarax saß bereits am Tisch und hatte anscheinend sogar schon gegessen. Der Teller von ihm war voller Krümel und aus seinem Becher dampfte es. Der Geruch nach starken, würzigen Kräutern lag in der Luft.
„Guten Morgen“, grüßte der Vogt über die Seiten eines Buches hinweg, dass er in Händen hielt. „Ich hoffe ihr habt gut geschlafen. Setzt euch bitte“, bat er.
Nachdem alle dieser Aufforderung nachgekommen war bracht Topaxandrina frisches Brot, Butter, eine Holzplatte mit verschiedenen Käsesorten, Ziegenmilch und eine Kanne heißen Tee in den Salon.
„Travia, gütige Mutter, Hüterin und Vereinende – wir erbitten Deinen Segen für diesen Morgen und dieses Mahl. Schütze dieses Heim und diesen Herd.“ Argmin sprach das kurze Gebet und hielt kurz inne, dann schaute er in die Runde und in freudig glänzende Augen der anderen Gäste, die auf den reich gedeckten Tisch blickten. Der Duft des Tees und des frischen Brotes verteilte sich im Raum. Für Argmin fühlte sich das alles unwirklich an. Seitdem er Gut Wirselbach verlassen hatte, hatte er eine solche offene Art und Weise wie hier bei Borindarax mit Grimmgasch und Lagorasch nicht mehr erlebt. Die Kirchenschule von Hlûtharshall war streng rondrianisch, ganz dem Dienst an der Leuin und dem Kampf gewidmet. Kameradschaft und Verbundenheit unter dem Zeichen Rondras wurden geschätzt und in Ehren gehalten, aber wahre Freundschaft und eine solch offene, unbeschwerte Art gab es dort nicht. Das hier dagegen erinnerte ihn an Zuhause, an seine Kindheit, als alles noch nicht so ernst war, als das Leben noch leicht und unendlich war. Er genoß den Augenblick.
Er wartete auf das Zeichen ihres Gastgebers, dann goß er sich und jenen Tee ein, die welchen haben wollten und brach sich ein Stück warmes Brot ab. [Argmin (Jochen) 04.09.19]
Grimmgasch nahm den gereichten Tee gerne entgegen, schnupperte kurz an dem Becher und versuchte die einzelnen Kräuter des Heißgetränks zu erkennen. Da ihm das nicht auf Anhieb gelang, nahm er einen tiefen Schluck und spürte wie ihn die warme Flüssigkeit die Kehle hinab ran und ihn von innen erwärmte.
Dann griff er zu dem Brot und der Butter und begann diese auf dem frischen Brot zu zerstreichen. Als er das in seinem Sinn ausreichend getan hatte, biß er voller Genuss in das Brot und nahm sich dazu ein paar Stücke von dem Käse. Als somit der erste Hunger gestillt war, antwortete er auf die Frage des Vogtes: "Es war eine herrliche Nacht, die einen am Morgen voller Hunger aufwachen lässt."
Dann blickte er seine beiden Begleiter an, ob es ihnen ähnlich ergangen war. [Grimmgasch (Frank) 04.09.19]
Argmin nahm den Brotkorb entgegen und nahm sich ein Stück des noch warmen Laibes. Es schmeckte wunderbar.
„Ja… äh“, er stockte verlegen. „Das Bett war sehr angenehm, danke, Euer Hochgeboren.“ Das entsprach auch der Wahrheit, Argmin hatte dennoch sehr unruhig geschlafen und war mehrfach aus dem Schlaf hochgeschreckt, weil er nichts gehört hatte. Gar nichts. Absolut nichts. Nur seinen eigenen Atem. Das Licht der Fackel hatte ihren Schein in sein Zimmer geworfen, aber die dunklen Ecken waren in Dunkelheit getaucht gewesen und es schien Argmin, als ob er die Last des Felsen spüren würde, das gewaltige Gewicht und das unermessliche Alter des Steines, der ihn umgab. In dieser Stille fühlte er sich unbehaglich. Er war dagelegen und hatte gelauscht und war dankbar um jedes leise Schnarchen, um jedes Scharren und Knarren in der Finsternis, das sein laut pochendes Herz übertönt hatte. Er hatte sich dem Rezitieren der Tempelsprüche hingegeben, bis die Müdigkeit ihn immer wieder in Borons Reich gezogen hatte [Argmin (Jochen) 09.09.19].
Boindil, der nicht mit den anderen gefrühstückt hatte, sondern sogleich zu einigen Botengängen aufgebrochen war, nachdem er die Gäste in den Salon geführt hatte, kam zurück ins Haus und erschien mit ernster Miene im Salon.
„Borax“, sagte er schlicht, um die Aufmerksamkeit des Vogts zu erlangen.
Dieser blickte irritiert ob der Tonlage seines Freundes auf und klappte sogleich das Buch zu um es wegzulegen.
„Was ist geschehen?“ Auch seine Stimme war nun ernst.
„Schlecht Nachricht aus Sturzenstein. Das Heiligtum des Flussvaters. Das Wasser sei rapide gestiegen, so dass die Pilger haben flüchten müssen. Ein Bote hat die Nachricht soeben übermittelt. Es wird um eure Hilfe gebeten“, berichtete der Leibwächter mit knappen Worten.
Borax schloss daraufhin die Augen und seufzte sorgenschwer. Dann stand er auf und blickte seine Gäste an. „Ich bin untröstlich. Ihr müsst mich entschuldigen, die Arbeit ruft. Es sein denn … jemand von euch möchte mich begleiten?“
„Oh, Angrosch!“ rief Grimmgasch erstaunt aus. „Schon wieder ein Ärgernis mit dem Flussvater? Aber wir hatten doch gerade alles Unstimmigkeiten ausgeräumt und das Bündnis wiederhergestellt!
Was mag da nur passiert sein!“
In seiner Aufregung hatte er die Frage des Vogts gar nicht beachtet und antwortete erst jetzt: „Ich komme mit!“ [Grimmgasch (Frank) 04.09.19]
„Es muss ja nicht gleich ein Ärgernis sein“, sagte Lagorasch in die Gruppe. „Vielleicht will eines der Feenwesen einfach nur die Grotte besichtigen? Oder es jemandem zeigen, der nur unter Wasser leben kann? Es ist auf jeden Fall nicht gut gleich vom Schlimmsten auszugehen. Vielleicht ist auch noch ein Geheimnis des Heiligtums noch nicht entdeckt worden? Auf jeden Fall sollten wir Kajubo mitnehmen, in der Muhrsape gibt es viel davon, es wächst auch immer wieder im großen Fluss, aber wesentlich seltener. Jedenfalls wäre es gut vorbereitet zu sein, falls wir unter Wasser atmen müssen.“ Er schaute einen nach dem Anderen an, so das jedem klar war das er am liebsten sofort aufbrechen würde. „Ach ja, Carlog wäre was für Deine Augen Argmin, es erlaubt Dir so gut zu sehen wie wir Zwerge in der Dunkelheit, was tief unter Wasser sehr hilfreich sein kann.“ [Lagorasch (Konrad) 06.09.2019]
Der Rondra-Novize blickte von Borax zu Grimmgasch und weiter zu Lagorasch. Er schluckte den Bissen Brot herunter, auf dem er gekaut hatte. Tief unter Wasser? Carlog? Muhrsalpe? Flussvater? Sturzenstein?
„Euer Hochgeboren,“ Argmin erhob sich. „Gerne würde ich Euch begleiten und biete Euch in Travias Namen meine Hilfe an, wo ich nur helfen kann.“
In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. War der Pakt zwischen dem Flussvater und den Zwergen womöglich doch nicht erneuert worden? Hatte dem Herrn der Muscheln das Schwert doch nicht gefallen? War er verärgert?
An Lagorasch gewandt, sprach er: „Ich habe kein Wissen über Peraines Gaben, Ehrwürden, bitte verzeih meine Unkenntnis. Ich nehme an, Du sprachst über Kräuter?“ [Argmin (Jochen) 09.09.19]
Lagorasch schaute Argmin zuerst verdutzt an, er hatte sich so bemüht diese Titel zu lernen, um insbesondere die Menschen nicht zu beleidigen, dass er nie auf die Idee gekommen war das er mal mit einem Titel angesprochen werden könnte. Wahrscheinlich war es wichtig unter den vielen Menschen, ein Unterscheidungsmerkmal zu haben. Dann erinnerte er sich der ursprünglichen Frage und antwortete: „Oh, ja. Zwei Pflanzen die in Sumpfigen oder Moorigem Wasser wachsen. Richtig behandelt erlaubt die Kajubo für ein Viertel Stundenglas unter Wasser zu atmen. Und Carlog hilft besser im Dunklen zu sehen.“
„Ob wir diese Pflanzen auf unserem Weg finden?“ fragt Grimmgasch den Geoden. „Oder müssen wir lange danach suchen? Ich glaube nicht, dass es so etwas hier in Senalosch gibt.“
Grimmgasch überlegte noch, ob ihm auch etwas Nützliches einfiel, aber außer Angroschs Hilfe hat er nicht viel zu dieser Reise beizutragen. [Grimmgasch (Frank) 09.09.19]
„Unter Wasser atmen und im Dunklen sehen? Meint ihr denn, dergleichen steht uns bevor?“ Argmin schluckte. Hätte der Herr Efferd gewollt, dass er unter Wasser wandeln sollte, hätte der Herr ihm Kiemen gegeben – dessen war sich der Rondra-Novize sicher. Die Aussicht, irgendwelche Kräuter zu essen, um unter Wasser in Dunkelheit zu wandeln, behagte ihm so gar nicht. Noch dazu – wie solle man denn wissen, wann ein Viertel Stundenglas unter Wasser vorbei sei? Nein, der Gedanken an eine solche Reise in Efferds Reich ließ ihn schauern. [Argmin (Jochen) 14.09.19]
„Beides sind Wasserpflanzen, Grimmgasch. Kajubo könnte zwar in dem sandigen Grund angesiedelt werden, ist aber unwahrscheinlich. Der Samen schwimmt halt leider nicht gegen den Strom und die Tiere, die ihn fressen leben nur in Mooren. Emmeran hatte ein paar Kajubo angesiedelt auf der Vergessenen Insel. Wobei man Carlog fast überall in den ruhigen Seitenarmen des Großen Flusses findet, Carlog braucht eigentlich nur sandigen Untergrund und nicht zu viel Strömung.“ Lagorasch wandte sich danach an Argmin: „Je nachdem was den Wasserstand verursacht hat. Wenn ein Freund einfach nur die Grotten besuchen wollte, dann sicherlich nicht. Aber es bringt nichts darüber nachzudenken. Lasst uns einfach zum Ort des Geschehens gehen, das mit den Pflanzen war einfach so ein Reflex aus meiner Zeit als ich noch bei Meister Emmeran lebte.“ Lagoraschs Gedanken bewegten sich zu Meister Emmeran, dem leicht verwirrten und chaotischen kleinen Zeitgenossen. Er musste immer aufpassen das Emmeran nicht auf einmal ohne ihn irgendwo hingeeilt war, es kam oft genug vor das Emmeran für Tage einfach weg war. Manchmal stand Emmeran einfach auf, murmelte was vor sich hin und dann ging es irgendwo hin.
In Gedanken machte sich Grimmgasch Notizen zu den Pflanzen. Wer weiß wann er dieses Wissen mal brauchen kann. Er fragte sich nur, wo sie hier in Senalosch so etwas finden mögen. [Grimmgasch (Frank) 15.09.19]
Borax hörte seinen Gästen irgendwann nur noch mit einem Ohr zu. Seine Miene war immer entschlossener geworden und drückte am Ende, als alle seine Gäste eingewilligt hatten ihn zu begleiten Tatendrang aus. Danach drifteten seine Gedanken ab und es dauerte noch eine Weile, bis er schließlich mit der Faust auf dem Tisch Hieb und somit plötzlich wieder die Aufmerksamkeit aller hatte.
"Gut, dann brechen wir umgehend auf", entschied er. "Packt eure Sachen, ich lasse Ponys satteln." Der Vogt warf einen Blick zu Boindil. Dieser verstand, ohne dass ein Wort nötig gewesen wäre, nickte nur und eilte erneut aus dem Haus.
"Argmin", wandte sich Borax nun seufzend an den Rondra Novizen. "Ich wünschte ich hätte etwas mehr Zeit gehabt dich in meinen kleinen Plan einzuweihen. Ich habe über ihm gebrütet heute Nacht. Nun ja, vielleicht ist unterwegs noch Zeit dafür. Fang."
Mit dem letzten Wort warf der Angroscho Argmin einen kleinen, verschnürten Stoffbeutel zu, den dieser reflexartig auffing. Borax musste ihn die ganze Zeit unter dem Tisch auf seinem Schloss verwahrt haben, denn vorher war er weder dem Novizen, noch einem anderen seiner Gäste aufgefallen.
Sein Inhalt war in etwa walnussgroß und steinhart. "Der Tempel, das alte Heiligtum war geschändet, als wir ihn öffneten", berichtete Borax, ohne für die anderen sichtbar das Thema gewechselt zu haben. "Dunkle Magie, böse Geister, das fanden wir dort. Aber eben nicht nur dies. Unglaubliche Schätze aus dem dunklen Zeitalter in dem Bosparan fast den ganzen Kontinent beherrschte, befanden sich auch in der Kaverne."
Mit einer auffordernden Kopfbewegung stachelte Borax Argmin dazu die Kordel des Beutels zu lockern und hinein zu schauen. Es lag ein Edelstein in ihm, ein großer Aquamarin in der Form einer Träne.
Die Augen des Novizen weiteten sich. Der Stein war wunderschön und er hatte dieselbe blau- grüne Farbe wie seichtes, klares Wasser.
"Ich taufte ihn 'Neckerträne'. Schauen wir was der Herr der Muscheln zu ihm sagt."
„Er ist wunderschön…“, sagte Argmin ehrfürchtig, als er den Stein vorsichtig in seinen Fingern dreht und die Reflexionen des Lampenscheins einfing. Er ließ den Aquamarin zurück in den Lederbeutel gleite und schnürte diesen wieder zu. In seinen Gedanken herrscht Chaos. Wieder einmal. Auch nach den Ereignissen in Calbrozim schien ihre Verbindung zum Flußvater nicht abzureißen. Argmin tastete durch das Leder nach der ungewöhnlichen Form des Edelsteines.
„Der Herr der Muscheln wird sicher Gefallen daran finden… Sicher mehr als an einem … Almadin?“, sagte er leise weiter und blickte dem Vogt dabei in die Augen. [Argmin (Jochen) 14.09.19]
Dieser nickte nur mit ernster Miene, wandte sich dann aber abrupt ab, um aus der guten Stube zu eilen.
Ohne ein weiteres Wort folgte Lagorasch Borax, er hatte sowieso immer alles bei sich. [Lagorasch (Konrad) 15.09.2019]
Grimmgasch eilte noch schnell in seinen Schlafraum und holte seine paar Sachen und den Kampfstab und war kurze Zeit später bereit zum Aufbruch. [Grimmgasch (Frank) 15.09.19]
Immer wieder wurde Argim von den Angrosch erstaunt. Er stand nachdenklich alleine im Esszimmer, den Lederbeutel mit dem Edelstein in der Hand, durch die Türe klang Topfgeklappere, wohl von Topaxandrina. Er drehte sich um und folgte Grimmgasch zu den Schlafquartieren, um seine Waffen und den Rucksack zu holen. [Argmin (Jochen) 16.09.19].


~*~

Gen Firun
In unmittelbarer Nähe des Isenhager Tores erwartete sie Boindil nicht einmal ein volles Stundenglas später mit fünf robust aussehenden Zwergenponys. Die Tiere waren allesamt bereits gesattelt und trugen jeweils zusätzlich einen großen Wasserschlauch, einen Proviantbeutel, sowie eine Decke hinter dem Sattel vertäut.
“Etwas anderes haben wir hier leider nur selten im Stall”, kommentierte der junge, zwergische Krieger mit einem Schulterzucken in Richtung des Rondra- Novizen. Borax hingegen lachte. “Keine Sorge Argmin, unsere Ponys sind zäh und werden auch dein Gewicht tragen.”
Grimmgasch hatte keine Probleme mit einem Pony, er war froh, dass er dieses Mal den Weg nicht laufen müsste. Er suchte sich eins der Reittiere aus und strich ihm dann sanft über den Kopf. ‚Wir müssen uns jetzt anfreunden‘, dachte er dabei. ‚Ansonsten bekomme ich mehr Blasen und blaue Flecken und du mehr Tritte.‘ [Grimmgasch (Frank) 16.09.19]
Dem Rondra-Novizen dagegen taugte die niedrige Sitzhöhe gar nicht. Auch wenn Borax ihm das Pony mit dem höchsten Stockmaß zugestanden hatte, musste der jungen Mann sich die Steigbüttel so niedrig stellen, dass seine Beine in unbequemer Haltung halten musste. Argmin arrangierte sich dem Pony soweit, doch als er es einmal wagte, die Beine zu strecken, witterte das Pony die Gelegenheit und wäre beinahe durchgegangen. [Argmin (Jochen) 16.09.19].
Der Weg selbst führte sie über zumeist nur schmale Trampelpfade durch die tiefen, urtümlichen Wälder der Vogtei. Selten nur wich der Waldboden Felsgestein. Oft hingegen bildeten Busch- und Wurzelwerk ein ärgerliches Hindernis, welches beseitigt oder vorsichtig überwunden werden wollte.
Tiere sahen sie die vielen Stunden über, die sie auf dem Rücken der scheinbar unermüdlichen Ponys saßen oft. Von kleinen, gefiederten Beutegreifern über allerlei Nagetiere bis hin zu Hirschen in Gemeinschaft mit ihren Kühen, aber auch vereinzelte Rotten Wildschweine wurden sie ansichtig.
Zwei volle Tage waren sie unterwegs, nächtigten unter freiem Himmel am Lagerfeuer und ritten den Großteil des Tages, immer wieder von kleineren Pausen unterbrochen, denn die Zwerge waren diese Art des Reisens alles andere als gewohnt.
Als Grimmgasch abends vom Pony stieg, da merkte er, dass ein Ritt zwar viel bequemer aussieht als Laufen, aber das war es leider nicht. Seine Oberschenkel waren wund gescheuert und der Rücken tat im auch vom ständigen Schaukeln weh. Nachdem sie das Nachtlager aufgeschlagen hatten, war er auch schnell eingeschlafen. [Grimmgasch (Frank) 16.09.19]
Auch für Argmin waren die Stunden nach dem Absatteln eine Wohltat. Die Muskeln in den Schenkeln brannten wie Feuer, als er sie wieder ganz bewegen konnte, aber das Brennen ließ nach einiger Zeit nach und Argmin war dankbar, dass sie den weiten Weg nicht laufen mussten.
Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, nach den Ponys zu sehen. Schnell war ihm klar, dass die Zwerge mit den Tieren nur selten unterwegs waren und sich entsprechend ungeschickt anstellten beim Ab- und Anlegen des Zaumzeugs und der Sättel sowie beim Absatteln abends, wenn die Tiere abgerieben und mit Hafer und Gras versorgt werden wollten. Zum Glück waren die Ponys genügsam und suchten sich abends ihr Essen selbst in nahen Lichtungen zum Lagerplatz, wohin Argmin sie begleitete. Er war froh, sich so in die Gruppe einbringen zu können, und er hielt dabei immer Ausschau nach sumpfigem und moorigem Gewässer. Er hatte sich von Lagorasch erklären lassen, nach welchen Pflanzen er Ausschau halten sollte. [Argmin (Jochen) 16.09.19]
Die Reise ging abwechselnd gen Firun und Efferd durch die dicht bewaldeten Berge des Eisenwaldes. Immer wieder konnte man das Tal und den Großen Fluss sehr gut sehen der im Firun seinen Weg nahm. Nach 3 Tagen Reise kamen die Reisenden auf eine Weggabelung, ein Weg führte stark abfallend gen Rahja dem Großen Fluss entgegen, und der andere Weg gen Efferd führte bergaufwärts. Nach einer weiteren Stunde konnte man einen Burgturm Richtung Firun in kurzer Entfernung ausmachen. Ein Turm der in einem Tal stehen musste und der nur einige Schritt die Bäume gen Praios überragte, und der von den Berghängen und Bäumen in den anderen Himmelsrichtungen verdeckt wurde. Über dem Hauptturm wehte eine Flagge, die mit der Zeit immer deutlicher zu sehen war. Ein weißer Wels auf Blauem Grund, darunter war ein Fuß mit Hermelin, der durch einem Wellenschnitt abgetrennt wurde. Nach einem weiteren Halben Stundenglas erreichte die Gruppe den Anfang des Tals der Burg. Von hier aus, gen Firun blickend sah man die Burg auf einem künstlichen Hügel aus Bruchstein. Daneben den sich erhebenden Bergfried, den offensichtlich unbewohnten Hauptturm der Burg, der die umstehenden Bäume überragte. Sechs große Bauernkaten, allesamt in einem hervorragenden Zustand, gruppierten sich um einen geräumigen Platz in der Mitte des Dorfes. Der Rohbau von einem weiteren Gebäude war anscheinend schon recht fortgeschritten. Ein vier Schritt hoher Palisadenwall umgab das Dorf. Der Wall hatte an der Innenseite einen umlaufenden, überdachten Wehrgang. Der Wald um das Dorf begann erst in etwa 150 Schritt Abstand zur Palisade. Ein kleiner Bach, der hinter der Burg seinen Ursprung hatte, schlängelte sich langsam Bergabwärts gen Praios. Dieser kleine Bach war wohl der Grund warum das Tal in nur Richtung Praios leicht abschüssig war. Auf der Freifläche zwischen der Palisade und dem Wald konnte man Wiesen, einige einzelne Obstbäume, ein paar Gemüsegärten und abgeerntete Felder sehen. Auch eine kleine Zucht von Ziegen, Schafen, Gänsen und Schweinen wurden offensichtlich von einem Hirtenjungen bewacht.
“Das ist es. Dies ist das beschauliche Dörfchen Sturzenstein. Eines der wenigen dieser Größe in Nilsitz”, erklärte der Vogt. “Bisher wachte mein alter Lehrmeister vom Hofe des Rogmarog auf der Burg. Ich setzte ihn unmittelbar nach meiner Ernennung zum Vogt ein. Das Lehen war längere Zeit vakant. Erst kürzlich bat mich Athimarax seinen eigenen, menschlichen Schützling zum neuen Herren von Sturzenstein zu berufen. Er selbst vollendet bald sein viertes Jahrhundert an Lebensjahren und will sich nun dem Verfassen von philosophischen Schriften widmen. Außerdem hat er mit dem Schreiben eines Geschichtswerkes der letzten drei Jahrhunderte begonnen, wie er mir verraten hat.
Kalvar von Kupferfeld ist nun Edler von Sturzenstein. Von ihm habe ich auch die Nachricht erhalten. Zuerst gehen wir also zu ihm”, entschied Bordindarax. Dann fügte etwas ernster und auch mit mitschwingender Sorge an: „Ich hoffe es gibt keine ernsthaft Verletzten oder gar Tote.“
Als die Gruppe sich dem Palisadenwall näherte, wurden die Tore weiter geöffnet und hindurch trat ein neun Spann großer Mann. Er war gekleidet in einen edlen, wadenlangen, roten Filzmantel, mit grünem Saum und am Kragen mit schwarzem Pelzbesatz. Eine wohlklingende Männerstimme war über die Entfernung gut zu vernehmen: "Garoschem Borax [Rogolan: Zum Gruße], als man mir von einer kleinen Gruppe von Zwergen auf dem Weg hierher berichtete, da hoffte ich schon das Ihr das seid." Ein paar Schritt vor den Toren blieb Kalvar von Kupferfeld stehen und beobachtete interessiert wie die Gruppe auf ihn zukam. Währenddessen tauchte noch ein älterer Knecht, mit knapp 50 Götterläufen, und ein junger Stallbursche der knapp die 12 Götterläufe haben mag schweigend hinter ihm auf. Als die Gruppe nur noch wenige Schritt von Kalvar entfernt anhielt und abstieg, sprach dieser weiter: "Willkommen in Sturzenstein edle Herren, wenn ich in eure Gesichter schaue, wollt Ihr zuerst wissen wie die Lage ist. Nun bislang sind alle Pilger mit dem Schrecken davongekommen, es ist niemand verletzt und es wird auch niemand vermisst. Auch hat die Wache bisher keine Veränderung der Lage gemeldet. Wenn Ihr also keine Einwände habt, und da die Strecke zum Heiligtum einige Stundengläser fordert, wie wäre es wenn wir morgen früh erst aufbrechen. Dann kann ich euch auch in Ruhe erzählen was passiert ist.“ [Konrad, Kalvar, 05.11.2019]
Sichtlich erleichtert über die Worte des Edlen, viel die erste Anspannung von Borindarax ab und er erwiderte zunächst den Gruß seines Vasallen freundlich. „Garoschem Kalvar und gleich meinen Dank. Nach so kurzer Zeit, die wir uns kennen bist du bereits imstande mich derart gut zu lesen, dass du mir gleich die größten Sorgen nimmst.“ Er seufzte.
„Dennoch ist die Stunde da wir Sturzenstein erreichen eine überaus Ernste“, fuhr der Vogt nachdenklich fort, ließ dann jedoch Vernunft walten. „In Anbetracht des noch vor uns liegenden Weges und des fortgeschrittenen Standes des Praiosmahles bin ich jedoch geneigt dir zuzustimmen. Gerne hätte ich heute noch das Heiligtum erreicht, doch den Steilweg bei Dunkelheit zu beschreiten birgt ein zu großes Risiko, dass sich nicht rechtfertigen lässt, da scheinbar niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist.“ Borax nickte, wie um seine eigenen Worte zu bekräftigen.
„Also Kalvar, ich hoffe sehr, dass es dir keine großen Umstände bereitet mich und meine Begleiter einzuquartieren.“
Steif stieg Argmin aus dem Steigbügel und ließ sich an der Seite des Ponys auf den Boden. Seine Knie versagten ihm für einen Moment den Dienst, wollten seinen Körper nicht aufrecht halten. Das Reiten auf dem kleinen Zwergen-Ross hatte ihn an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit gebracht und er war froh, nun absteigen zu können. Er hielt sich am Sattel fest und versuchte die Haltung zu wahren. Neugierig betrachtete er den Herrn von Sturzenstein. [Jochen (Argmin) 07.11.19]
Grimmgasch war ebenfalls von der Reise erledigt, grüßte aber den Herrn von Sturzenstein mit einem freundlichen “Garoschem!”
Dann sah er sich in ein wenig um. [Grimmgasch (Frank) 07.03.20]
Ungelenkt trat der junge Rondra-Novize vor den Edlen und verneigte sich tief. “Rondra zum Gruße, Edler von Sturzenstein. Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft. Mein Name ist Argmin von Wirselbach, Novize der Ewigen Leuin” Sein Auftritt ging in dem geschäftigen Treiben vor den Toren unter, was den Novizen aber nicht davon abhielt, der Etikette Genüge tun zu wollen [Argmin (Jochen) 09.03.20]
„Gut, gut“, bekräftigte der Vogt. „Das freut mich zu hören. Bekanntmachen können sich die Herrschaften, wenn wir unsere Kehlen befeuchtet haben. Außerdem bringt mich mein Hintern um.“
"Gut gesprochen, das Gebraute hier genügt zwar noch nicht wirklich meinen Ansprüchen, aber es ist frisch und herzhaft." Mit ruhigen Schritten führte der Edle die Gruppe vorbei an den interessierten Pilgern und Bewohnern des Dörfchens, über die Rampe in die Burg und anschließend von der Empfangshalle in den Thronsaal. Und nach wenigen Augenblicken wurde ohne weitere Worte und Fragen für jeden der Gäste und den Edlen Bier, heißer Eintopf und frisches Brot aufgetischt. Nach den ersten Zügen aus den Krügen richtete Kalvar seine Stimme an den Vogt: "Nun, Borax, die Geschichte ist schnell zusammengefasst. Vor ein paar Tagen kamen furchtbar aufgeregt die Pilger und Handwerker des Heiligtums hier an. Alle Erzählten irgendwie das gleiche, das Wasser sei auf einmal angestiegen und alle konnten aus den Gängen fliehen. Wobei einige sagten das Wasser sei zuerst hinten angestiegen, die anderen in den vorderen Gängen, wieder andere das eine Welle aus dem Großen Fluss in den Altarm und dann ins Heiligtum geflossen sei. Worin sich alle einige waren, niemand gehe jetzt mehr in das Heiligtum bis aufgeklärt sei, was hier passiert ist. Und so habe ich abseits eine Wache mit Blick auf den Eingang des Heiligtums aufstellen lassen. Weit genug das man noch sehen kann, falls ein Boot oder eine Person sich dem Ort nähert. Nun und keine der Wachen hat über irgend eine Veränderung der Lage bislang berichtet." [Konrad, Kalvar, 05.03.2020]
"Gut", befand der Vogt nach einiger Zeit, in der er über die Worte des Edlen nachgedacht hatte, scheinbar um diese entsprechend bewerten zu können.
"Dann werden wir uns ausruhen, uns früh zur Ruhe begeben und im Morgengrauen gen Wedengraben aufbrechen. Für den zum Teil steilen Weg hinab müssen wir ausgeruht sein. Unachtsamkeit kann dort schnell zu einem Sturz führen."
Sein Blick glitt auffordernd über die Gesichter in der Runde. "Möchte hierzu jemand noch etwas beitragen?"
Stumm war der Rondra-Novize dem Abendmahl gefolgt. Was der Edle vom Heiligtum erzählte erinnerte ihn an die Ereignisse am Großen Fluß. Er nahm sich von dem dampfenden Brot und tunkte es in den heißen Eintopf. Als der Vogt ihn ansah, nickte Argmin ihm zustimmend zu. Der Zwerg kannte den Abstieg, daher würde er sich ohne Zögern ihm anschließen. [Argmin (Jochen) 09.03.20]
Grimmgasch räusperte sich. “Eine Frage hätte ich noch, Euer Wohlgeboren, Ihr sagt, dass das Wasser gestiegen ist und das jetzt Wachen aufgestellt sind, das Heiligtum zu beobachten. Hat sich irgendetwas seitdem am Wasserstand verändert. Also ist er gestiegen oder gefallen?” [Grimmgasch (Frank) 07.03.20]
“Nun”, der Edle nahm sich noch einmal kurz Zeit seine Worte im Kopf zu sortieren, “der Wasserpegel ist fast die ganze Zeit normal und dem Großen Fluss angeglichen. Aber immer wieder am Tag hebt es sich, von der Ferne geschätzt bis zu einem Schritt. Und dann nach weniger als einem Viertel eines Stundenglases endet dieser Anstieg und das Wasser ist wieder ruhig.” Kalvar betrachtete währenddessen intensiv die Gefühlsregungen in den Gesichtern der kleinen Gruppe. [Konrad, Kalvar, 10.03.2020]
Mit Unbehagen dachte Argmin an die Macht des Wasser in der Tiefe der Zwergenfeste und an die Ereignisse auf der Concabella.
“Ist es denn auszuschließen, dass jemand des Herrn Efferds Kinder verärgert hat? Den Ereignissen am Großen Fluss folgend, wäre das nicht überraschend. Nicht, dass wir uns wieder zum Spielball der Launischen machen, wenn wir das Heiligtum uneingeladen betreten.” [Jochen (Argmin) 12.03.20]
Borindarax nahm einen großen Schluck Bier aus seinem Krug und dachte nach. Abwesend glitt dabei sein Blick zu Lagorasch. Der Vogt war froh den jungen Geoden dabei zu haben, der sich scheinbar so gut mit dem Wasser ‘verstand’, auch wenn er das wie nicht fassen konnte.
Als er den Krug wieder absetzte nickte Borax und hob zu sprechen an. “Da das Verhalten des Wasserstandes ‘abnormal’ zu sein scheint und nicht dem gewöhnlichen Pegelausgleich hin zum Großen Fluss entspricht, müssen wir wohl oder übel von einem übernatürlichen Ursprung ausgehen.”
Wiederum blickte der Vogt zum Geoden. “Ich hoffe du wirst ergründen können was dort unten vor sich geht Lagorasch. Wie mir scheint, sind die Tage des ‘Wassers voller Eigenleben’, die mit unserer turbulenten Fahrt auf der Concabella begonnen haben noch nicht gezählt.”
“Es ist ein gutes Zeichen das bisher niemand zu Schaden gekommen ist. Damit kann man viele Bewohner des Wassers ausschließen. Jetzt muss man nur aufpassen… nun Wasser ist halt sehr Gefühlsbetont. Es kann treiben, und man fühlt sich wohl, aber es kann auch schnell zu einem rauschenden Bach werden wo man leicht den Überblick verliert. Auf jeden Fall hoffe ich, dass jeder von uns schwimmen kann? Ich kann zwar ohne weitere Schwierigkeiten ein halbes Stundenglas unter Wasser mich zurechtfinden, aber das kann glaube ich keiner von euch.” [Konrad, Lagorasch, 11.03.2020]
"Schwimmen?" Borindarax schnaubte voller unbehagen. "Das wäre zuviel gesagt. Aber es gibt dort unmittelbar vor dem Heiligtum einen Verschlang, indem sich ein paar kleine mit Pech abgedichtete Fässer befinden, die als Schwimmkörper dienen. Ich hielt eine solche Vorsichtsmaßnahme für ratsam, wusste doch niemand wieviel Wasser bei Sturm ins Heiligtum gedrückt wird.
Wir werden die Fässer im Allerheiligsten verteilen, so können Sie für jedermann eine Hilfe sein, sollten wir vom ansteigenden Pegel überrascht werden."
An Lagorasch gewandt, sprach der Rondra-Geweihte: ‘Carlog - ihr spracht davon. Meint ihr, wir finden noch etwas davon? Zwar kann ich schwimmen, doch im Dunklen sehen oder gar so lange wie ihr die Luft anzuhalten, vermag ich nicht. Und im oder unter Wasser bin ich euch mit dem Schwert keine große Hilfe.’ (Jochen [Argmin] 12.03.20)
“Nun, in einem versandeten, toten Altarm des Großen Flusses könnte man beide Pflanzen finden. Ein Stundenglas und Glück sollte man schon für die Suche aufbringen. Haben wir ein zwei Stundengläser Zeit?” [Konrad, Lagorasch, 20.03.2020]
Borindarax wirkte unschlüssig ob der Frage hin. Eine zeitlang überlegte der Vogt, offenbar wog seine Entscheidung gut ab.
“Ich muss zugeben diese Zeit nur erübrigen zu wollen”, eröffnete er dann, “wenn sich die Lage im Heiligtum als drastisch herausstellt- das Wasser so hoch steht, dass sie sich als lebensbedrohlich darstellt, oder wir es mit stark wogenden Wassermassen zu tun haben.
Dort unten sind wir dem Bett des Flusses recht nahe. Vom Eingang der Höhle bis zum versandeten Arm des Großen Flusses ist es nicht mehr sonderlich weit. Wir müssten die Kaverne nur wieder verlassen und dem Steilweg weiter nach unten folgen. Diese Option bleibt uns also immer noch.
Aber lasst uns erst nachsehen, wie sich die Lage darstellt”, bat Borax.
Grimmgasch zog mehr oder weniger entsetzt die Augenbrauen hoch: “Schwimmen?
Gibt es denn keinen trockenen Weg? Hätte Väterchen Angrosch gewollt, dass ich schwimmen sollte, dann hätte ich wohl Flossen statt Füßen.”
Er blickte an sich runter.
“Nein, da sind keine Flossen.” [Grimmgasch (Frank) 12.03.20]
“Keine Sorge Grimmgasch”, versuchte Borindarax den Novizen zu beruhigen. “Ich gedenke nicht es soweit kommen zu lassen. Wir müssen uns nur entsprechend vorbereitet, bedenke was ich gesagt habe. Ich habe Vorkehrungen getroffen für Sturm und Hochwasser, das sollte uns hoffentlich genügen.”
Grimmgasch zuckte nur kurz fatalistisch mit den Schultern. “Der große Weltenbauer wird es schon richtig geplant haben. Aber ich mag trotzdem kein Wasser!” [Grimmgasch (Frank) 15.03.20]

~*~

Hinab zum Heiligtum
Noch vor dem Morgengrauen versammelten sich die Gefährten wieder im Rittersaal von Burg Sturzenstein, um ein gemeinsames Frühstück einzunehmen. Es gab würzigen Tee mit Honig, frisches, dampfendes Brot, dazu Butter, Käse und Speck.
Kaum ein halbes Stundenglas später, es begann zu dämmern, wurden Pferde und Ponys beladen und aufgebrochen. Es ging gen Firun, dem Wedengraben und damit dem Bett des Großen Flusses entgegen.
Noch war es recht frisch, doch der klare Himmel versprach, dass es ein angenehm warmer Tag werden sollte. Die Luft war feucht vom im Nebel aufsteigenden Tau des Waldes.

Gut zwei Stunden schritten die Vierbeiner stramm vorwärts, immer einem schmalen Trampelpfad durch den Wald folgend, bis dieser sich lichtete und schließlich ganz wich, um den Blick auf die Opferschlucht freizugeben.
Keine ganze Meile später öffnete sich eine steil abfallende Klamm zum Wedengraben vor den Reisenden. Hier war für die Reittiere das Ende ihres Wegen gekommen. Der steinige Pfad bergab war zu gefährlich für sie. Wenn sie strauchelten, einen Fehltritt taten, so konnte dies für ihre Reiter schwere Verletzungen, ja Knochenbrüche nach sich ziehen und so ließ man sie an einem verkrüppelten Baum angebunden am oberen Ende der Klamm zurück.
Der weitere Weg fiel nun rasch ab und die Felswände rückten beständig näher, bis die Klamm nur noch knapp zwei Schritt Breite besaß. Borindarax, der den Weg zum Heiligtum kannte, führte die Gruppe zielstrebig an allerlei kleineren Abzweigungen und Felsgraten vorbei, ob diese weiterführten oder bald im Nichts endeten, war schwer einzuschätzen.
Etwa eine halbe Kerze waren sie bereits auf dem Steilweg unterwegs, als sie die Wellen des Großen Fluss rauschen hören konnten. Der Vogt blieb stehen und wartete bis alle zu ihm aufgeschlossen hatten.
“Hier ist es“, verkündete Borindarax und wandte sich dann nicht in Richtung des Tosens, sondern in einen schmalen Abzweig vom Steilweg. Keine zehn Schritt weiter gähnte ein Loch in der Wand der Klamm. Allerlei trockenes Geäst, welches einmal ein karges Gebüsch dargestellt haben mochte, lag neben dem, dass wohl der Eingang zur Kaverne sein musste.
Zwei Männer mit Hellebarden in Händen kamen gerade aus dem Loch ans Tageslicht und hoben grüßend die Hände, sie mussten die Neuankömmlinge gehört haben.
“Innerhalb der Kaverne sind wir noch oberhalb der Fluten”, erklärte der Vogt im nähertreten. “Der Fußboden des Heiligtums jedoch liegt leicht unterhalb der Wasseroberfläche. Jedenfalls kann man den Altar in der großen Halle nicht mit trockenen Füssen erblicken. Es sind jedoch für gewöhnlich nicht mehr als zehn bis fünfzehn Fingerbreit die dort stehen.”
Borax nickte den beiden Wachen zu, die ihn respektvoll grüßten. Dann erklärte der Vogt den Männern was er und seine Begleiter vorhatten und das einer der beiden nach Verstreichen von zwei Maß Wasser in Sturzenstein um Hilfe ersuchen solle, wenn sie nicht wieder zum Eingang der Kaverne zurückkehren sollten.
Als dies geklärt war ließ er sich eine Laterne aushändigen und winkte Borindarax den anderen ihm zu folgen. Dann trat in den Durchgang zur Kaverne und verschwand im Dunkeln. Nacheinander folgten die anderen Borax.
Schon nach wenigen Schritt, öffnete sich der Durchgang zu einer riesigen Höhle, deren Ausmaße die Laterne nicht auszuleuchten vermochte. Unzweifelhaft war sie natürlichen Ursprungs. Der Boden war sehr uneben, Stalagmiten und Stalaktiten unterschiedlichster Größe waren zu sehen.
Rechts und links der Öffnung nach draußen hingen zwei brennende Pechfackeln in Gußeisernen Ringen, die mit Sporen in den Fels getrieben worden waren.
Borax leuchtete zur rechten Höhlenwand und deutete auf einige Kisten. “Nehmt euch Fackeln und entzündete sie”, forderte der Vogt seine Begleiter auf.
Lagorasch griff sich eine der Fackeln und entzündete sie. “Wie wäre es wenn ich meine Freundin uns voraus schicke. Sie kann besser als wir alle schwimmen.” [Konrad, Lagorasch, 11.03.2020]
Auch Argmin griff nach einer der Pechfackeln und entzündete sie an der von Lagorasch. Das Licht der Laterne und der Fackeln erhellte die sie umgebende Dunkelheit und ließ tanzende Schatten an den Wänden erscheinen. Die Größe der Höhle war beeindruckend. Dass das Heiligtum unterhalb des Wasserspiegels lag, machte ihm ein mulmiges Gefühl im Bauch. Er sah zu Lagorasch, der bereits leise mit der Kvillotter-Dame redete, die aus seinem Wams blickte und ihm aufmerksam zuzuhören schien.
“Sind wir alleine hier?”, fragte er den Vogt. “Oder sind noch weitere Männer im Heiligtum?” Er war noch vorne getreten und leuchtete in die Richtung in die Tiefe der Höhle. (Jochen [Argmin] 12.03.20)
Grimmgasch nahm die Lampe, die mit dem heiligen Öl gefüllt war und dauerhaft brannte von seinem Tuchbeutel und leuchte ein wenig in der der Höhle umher. “Alte Steine, mächtige Steine”, flüsterte er. “Die Höhle ist sehr alt ...”
Das Licht seiner Laterne reichte nicht weit und ließ die Wände und die Decke nur im Dunklen erahnen. Die Größe der Höhle war etwas vor dem Grimmgasch keine Angst zu haben brauchte, das spürte er. Der Felsen war dicht, hart und ohne Makel.
Aber das Wasser, dass bereitete ihn schon Angst und die Bilder der gerade durchlebten Ereignisse ließen ihn erschaudern. [Grimmgasch (Frank) 12.03.20]
Der Edle von Sturzenstein betrachtete die Gesten zwischen dem Geoden und seinem Seelentier interessiert. Athimarex hatte ihm mehr Rätselhaftes als konkretes über die <<Beschützer der Erdkraft>> mitgegeben. Die Geoden waren eine Besonderheit unter dem Volk der Zwerge, so waren sie nicht Teil ihrer Wohnorte und doch wesentlicher Bestandteil ihrer Geschichte. Sie leben freiwillig im Exil um Ihr Volk zu schützen, zu schützen mit Mitteln die in Ihrem Volk verhaßt und verachtet werden. Trotz der vielen Jahre unter den Zwergen, hatte er doch nie deren Sicht der Welt übernehmen können. <<Nun man muss wohl ein Zwerg sein, um ein Zwerg sein zu können>>, erinnerte er sich der Worte seines Ziehvaters Athimarex. Mit diesen Gedanken entzündete auch er seine Fackel an der Lagoraschs, und zeigte dann den Anderen der Gemeinschaft an das er das Schlusslicht der Gemeinschaft bilden würde. [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]
Der Vogt schüttelte den Kopf. “Wir sind allein”, erklärte er in Richtung Rondradins und schritt voran. “Folgt mir”, forderte er die Gefährten auf. “Es ist ein kleiner Fussmarsch.”
Argmin beeilte sich, zu Borindarax aufzuschließen. Das Dunkle der Höhle und der Druck von Fels und nahem Wasser waren Dinge, die dem Novizen Unbehagen bereiteten. Die riesigen Asseln in den Kavernen unter der Zwergenfeste hatten ihres dazubeigetragen, dass finstere Höhlen Argmin Respekt einflössten, denn Ungemach konnte sich hier leicht verstecken, bis es zu spät erkannt werden konnte. Seine Rechte glitt zu dem Anhänger mit dem Signum der Leuin, das er um seinen Hals trug und er schickte ein kurzes Stoßgebet zur Sturmbringerin. Er warf einen Blick über seine Schulter, um nach Grimmgasch und Lagorasch zu sehen, dann folgte er dem Vogt mit sicherem Schritt tiefer in die Höhle. [Argmin (Jochen) 17.03.20]
Der Weg, den Borindarax nahm, war kaum als solcher zu erkennen. Es ging immer weiter, tiefer in die Kaverne hinein und dabei stets leicht abwärts. Einzig der Widerhall ihrer eigenen Schritte war zu vernehmen, ansonsten gab es dort unten nichts, außer blanken Fels und absolute Dunkelheit, die sie abseits des Lichtes ihrer Fackeln zu verschlingen drohte.
Irgendwann, es musste bereits der dritte Teil einer Kerze vergangen sein, erblickten die Gefährten den Torso einer riesigen Spinne auf dem Höhlenboden liegen. Sicherlich zweieinhalb Schritt maß er ohne die langen Beine, die zerschmettert und in abnormalen Winkel von dem Körper abstanden. Aber auch der Chitinpanzer wies Deformierungen auf. Ja, es steckte sogar noch ein Spieß in ihm. Der Kadaver stank erbärmlich.
Unterwegs strich Grimmgasch immer wieder mit der Hand über die Wände der Kaverne, um ein Gefühl für das Gestein zu bekommen. Dadurch blieb er ab und an ein wenig zurück und musste dann mit ein paar schnellen Schritte zu seinen Gefährten aufschließen.
Deshalb war er auch der letzte der bei dem Kadaver der toten Spinne ankam.
“Hier haben die Wachen aber gut aufgepasst”, meinte er anerkennend. “Dann hoffen wir mal, dass die Alte ihre Kinder schon vorher gefressen hat.” [Grimmgasch (Frank) 15.03.20
“Nicht die Wachen”, korrigierte der Vogt den Novizen, “dies war der Erkundungstrupp, der das Heiligtum erkundet hat.” Er deutete ein Stück weiter. “Dot liegt noch eine der Mistviecher.
Soldaten hatten ein Versteck von Flusspiraten in dieser Kaverne entdeckt und stießen bei ihrer Erforschung auf das verschüttete Portal ins Innere der Tempelanlage. Beim Freilegen wurden sie von den Spinnen überrascht und mussten sich im Inneren verbarrikadieren.
Wir wurden dann später von den Spinnen attackiert, als wir die Kaverne durchquerten. Angrosch so dank haben alle überlebt.”
Der mannsgroße Torso der Spinne schien im Flackern der Fackeln zu zucken. Unwillkürlich wanderte Argmins Hand zu seinem Schwertgriff. Er versuchte seine Augen an das Dunkel zu gewöhnen und dachte an das Kraut, das Lagorasch erwähnt hatte.
Der Vogt hatte in Senalosch von dem geschändeten Tempel erzählt und und von Dingen aus der Zeit des alten Bosporan. Hatten diese Spinnen darüber gewacht?
“Dann warst Du dabei, als diese Monstren getötet wurden?” Er war näher an den Kadaver herangetreten und betrachtete die Verletzungen. Der Spieß steckte tief im Körper. Entweder mit großer Wucht geführt oder man hatte die Spinne hineinlaufen lassen wie bei der Keilerjagd. Das Chitin war an einigen Stellen gebrochen, von dort heraus drang der ekelhafte Gestank. Argmin trat wieder zurück. Gegen diese harten Panzer würde ihm seine einfache Klinge nur wenig nutzen, doch wie bei den Asseln war auch der Bauch der Spinne nicht so hart gepanzert. Er folgte Borindarax, der bereits einige Schritte weitergegangen war. [Argmin (Jochen) 17.03.20)
"Ja, ich war dabei Argmin", antwortete Borax wahrheitsgemäß. Doch das war nicht alles, was er dazu zu sagen hatte. Mit einem kalten Schauer, der ihm dabei über den Rücken lief, berichtete der Vogt. "Zum Glück begleiteten mich zwei Ritter des Ordens des heiligen Golgari, die Boron- Geweihte Marbolieb aus Calmir, nebst einiger Soldaten aus Senalosch.
Die Spinnen nutzen den Schutz der Dunkelheit, um uns zu überraschen. Dies ist ebenso ihr Terrain wie das meiner Rasse.
Es war ein erbitterter Kampf. Nur durch unsere Überzahl und weil die Tunneljäger des Rogmarog mit diesen Biestern Erfahrung haben, konnten wir sie besiegen.
Nur einer der Soldaten wurde ernsthaft verletzt, doch auch er ist inzwischen genesen. Wir hatten Glück."
‘Golgari-Ritter und Soldaten aus Senalosch’, wiederholte Argmin in Gedanken und blickte zu den beiden toten Spinnen. ‘Möge Rondra bei uns sein, wenn uns vier sich auch nur eines dieses Dinger in den Weg stellen sollte…’ Sein Hand schloss sich fester um den Schwertgriff. Er sah sich erneut nach Lagorasch und Grimmgasch, denn ihm war gar nicht wohl dabei, dass sich ihre Gruppe soweit auffächerte. Andererseits konnten die Zwerge weit besser sehen als er. Sollten sie in einen Hinterhalt der Spinnen geraten, würde er Mühe haben mit dem Schwert wenn er zeitgleich darauf achten würde müssen, dass seine Fackel nicht ausgehen dürfe.
Er lächelte.
Er liebte Herausforderungen. [Argmin (Jochen) 18.03.20]
“Was finden so gigantische Spinnen in dieser Kaverne?”, fragte sich der junge Geode im stillen. “Wenn die Spinne so groß ist, dann muss es hier auch Tiere geben die solch eine größe Rechtfertigen.” [Konrad, Lagorasch, 23.03.2020]
Sie gingen weiter, ließen den verstörend kolossalen Leib der Spinne hinter sich, der in jedem von ihnen ein ungreifbares Unbehagen, Urängste ausgelöst hatte. Was konnte alles in dieser äonenalten Kaverne hausen und sich in vollkommener Dunkelheit an sie heranschleichen?
Hundert Schritt legte sie schweigend und angespannt zurück, dann schälten sich langsam, nach und nach Umrisse aus der Dunkelheit, die keinen natürlichen Ursprung haben konnte, denn sie besaßen glatte, gerade Konturen, geometrische Formen.
“Endlich, wird sind da”, verkündete Borax erleichtert und beschleunigte seine Schritte noch einmal, bis er unmittelbar neben einer der Säulen in der Felswand der Kaverne stand, die über und über mit kunstvoller Ornamentik verziert war. Szenerien, die an Darstellungen einer Unterwasserwelt erinnerten, waren dort in den Stein gehauen worden. Unweigerlich waren die Menschen an Tempel des Efferd oder Abbildungen des Hofes des Flussvaters erinnert.
Der Querbalken des Portales lag in einer Höhe von etwa drei Schritt und war sicher vierzig Finger breit, ebenso wie die rechteckigen Säulen, die an ihrer Rückseite in den unebenen, natürlichen Fels übergingen. Das Portal selbst war etwa zwei Schritt breit und bestand aus zwei Flügeln aus massivem, etwa zehn Finger dickem Fels, die komplett geöffnet standen. Rechts des Eingangs zum Heiligtum, befand sich ein hölzerner Verschlag indem eine handvoll kleiner Fässer stand, die mit allerlei Seilen versehen waren. Dahinter lagen breite Holzbohlen an die Wand gelehnt.
Neugierig betrachte der Angrosch-Novize die Säulen und fuhr mit den Fingerkuppen über die Ornamente. “Diese Symbole sind von hoher Kunstfertigkeit”, meinte der nachdenklich.
[Grimmgasch (Frank) 15.03.20]
Ehrfürchtig blickte Argmin auf das Portal und die Darstellungen zu Ehren des Herrn des Wassers. Die Ornamente und das Portal waren ein wahrlich Meisterwerk der Steinmetz-Kunst. Hier, tief unter der Erde. “Wer hat dieses Heiligtum erbaut, Vogt?”, fragte er und legte den Kopf in den Nacken, um die gewaltigen Tor-Flügel betrachten zu können. [Argmin (Jochen) 17.03.20]
Lagorasch stellte sich derweil ganz nach an die Ornamente und berührte sie mit geschlossenen Augen. Es schien als ob er einen fernen Stimme lauschen wolle. Der Geode hatte seinen Geist geöffnet um die Erinnerungen der Steine sprechen zu lassen. Er spürte die Hitze und den Druck der die Steine formte, manche wurden von Wasser, andere durch rohe Gewalt gesprengt. Dann sah er kurz Bilder von Angroschim und ihrem Werkzeug den Mosaiken ihren letzten Schliff geben. Aber all diese Erinnerung waren wie von einem Schleier durchzogen, ein Wesen oder etwas ähnliches hatte diese Steine verändert. Er verstand nicht was hier am Werke war. Er hatte Angst, wenn dieser Ort von den Feinden der Elementaren erbaut und durchzogen war, könnte es sein das dieser Geruch dann auf Ihn übergehen könnte. Würden die Herren der Elemente Ihn dann auch verstoßen? [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]
"Genau lässt sich das nicht mehr sagen", wich der Vogt zunächst einer konkreten Antwort aus, nur um dann doch zu offenbaren was er wusste.
"Inschriften im Heiligtum verweisen auf ein altes, untergegangenes Adelshaus aus der bosparanischen Blütezeit. Aber ob sie die Bauarbeiten bei uns Angroschim in Auftrag gaben, oder es selbst hier er schufen, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei klären.
Nach Expertenmeinung und damit meine ich einige der fähigsten Steinmetze Isnatoschs, sind die Halle die vor uns liegt höchstwahrscheinlich weder Menschenwerk, noch von meiner Rasse erschaffen, zumindest aber sich nicht allein beziehungsweise ohne 'Hilfe'.
Die Steinwände sind derart spiegelglatt geschliffen, ja wie poliert- eine Technik die das vermag ist uns fremd."
Der Novize schaute ungläubig zu Borax. Solche Worte aus dem bärtigen Mund eines Zwerges war mehr als ungewöhnlich. Er versuchte sich an den Geschichtsunterricht zu erinnern. Das alte Reich war wohl bekannt gewesen für seine prächtigen Paläste und Bauten, doch dass sie damit gar an die Handwerkskunst der Zwerge reichten?
“Du sagtest in Senalosch, das Heiligtum war geschändet, als Ihr es fandet?” [Argmin (Jochen) 18.03.20]
Der Vogt nickte. “Geschändet in mehrfacher hinsicht. Als das Portal geöffnet wurde, löste dies ganz offenbar einen Schutzzauber aus. Das verwerfliche Drachenwerk bewirkte nach späterer Analys durch einen fähigen Geoden, dass einige, gewöhnliche Spinnen angelockt und zu den Monstren pervertiert wurden, die wir soeben passiert haben und die darüber hinaus nun die Wälder von Nilsitz unsicher machen. Wir haben noch nicht alle erwischt.
Darüber hinaus waren im Heiligtum mächtige Geister zugegen, auf denen ein starker Fluch lastete. Um das zu erklären muss ich weiter ausholen.” Borax räusperte sich.
“In vergangenen Tagen gab es in Nilsitz ein befestigtes Lager der bosperanischen Legion, dort wo heute Burg Nilsitz steht. Ein gieriger Legionsmagier plünderte und brandschatzte, um sich Reichtum anzueignen und schreckte auch vor Übergriffen auf meine Rasse nicht zurück, ja überfiel einen Handelszug und tötete alle Beteiligten.
Man fand heraus, wer der Übeltäter war und jagte die Bosperaner unerbittlich bis in diese Kaverne. Die Gruppe Soldaten um den Legionsmagier verbarrikadierten sich im Heiligtum und wurden dort von den Angroschim lebendig begraben, man verschüttete den Zugang und vernichtete alle Hinweise darauf, wo sich die Kaverne und darin die Menschen befanden.
Der Magier war nun aber kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein Dämonenanbeter. Seine Macht reichte jedoch nicht aus, dass Portal zu brechen, aber den Fluch den er sprach hinderte alle bei ihm, ihn eingeschlossen, Frieden zu finden und so wurden sie zu Geistern, nachdem sie elendig verhungert waren und warteten Jahrhunderte darauf, dass jemand das Portal wiederentdeckte und öffnete.”
Borax schnaubte. “Das war die Kurzfassung von dem, was sich hier abgespielt hat.”
Argmins Hand krallte sich in den Schwertgriff bei Borax’ Ausführung. ‘Monster, Geister, Dämonenanbeter?’ Mit Schaudern dachte er an die Berichte aus dem Krieg gegen Borbarads Schergen und daran, dass der Fall des Alten Reiches geprägt war von den unheilvollen Taten von Ketzern und Häretikern. “Mögen Rondra und Boron mit uns sein!” flüsterte er leise und blickte hinüber auf das offenstehende Portal. Die Verzierungen wirken auf einmal gar nicht mehr so freundlich und einladend, wie als ob sich ein grauer Schleier darüber gelegt hätte.
“Und jene Soldaten eröffneten das Grab auf der Suche nach den Flusspiraten?”, fragte er Borax. Ihn schauderte kurz, denn ihm war, als ob ein kühler, fauler Luftzug zwischen den beiden Torflügeln hervorwehen würde. “Und konnte Ihre Gnaden Marbolieb aus Calmir den Fluch von den Geistern nehmen und ihnen des Unausweichlichen Gnade schenken?” Argmin sprach ruhig und gefasst und versuchte dabei das ungute Gefühl in seinem Bauch zu ignorieren [Argmin (Jochen) 19.03.20]
"Es war ein wenig komplizierter", eröffnete Borax mit einem leicht gequältem Lächeln. Dennoch berichtete er bereitwillig während sie weiterliefen.
"Die Soldaten durchstreiften die Kaverne, weil sie die Beute der Flusssoldaten suchten, die hier versteckt lagerte. Dabei stießen sie irgendwann auf das verschüttete Portal. Ihnen war sofort klar, dass der Steinschlag keinen natürlichen Ursprung hatte, keinem Angroscho wäre das entgangen.
Von Neugierde getrieben legten sie den Eingang frei und lösten damit jene, dunkle Magie aus von der ich sprach. Als die Spinnen sie kurz darauf angriffen, hatten die Soldaten das Portal Angrosch sein Dank schon ein Stück weit geöffnet und konnten sich ins Heiligtum retten. Die Spinnen gelangten nicht mehr dort hinein, dazu war der Spalt zwischen den Flügeln des Portals zu schmal und die Soldaten vermochten es es wieder nahezu ganz zu schließen."
Der Redefluss des Vogts erstarb und Argmin erkannte, dass er nachdachte, wohl weil er überlegte, wie er die andere Frage beantworten sollte.
"Was die Geister betrifft", setzte er schließlich wieder an, "so wäre ich ohne die Boroni und die Golgariten aufgeschmissen gewesen. Ich habe keine Ahnung von solch unheiligen Wesenheiten."
Vogt schüttelte den Kopf, als wolle er schaurige Bilder aus seinem Kopf verbannen. "Wir brachten die Überreste der Soldaten auf ihren Wunsch, ja- den Wunsch der Geister hin in Höhlen, die tief unter Burg Nilsitz liegen, unter jenem Ort wo sich einst ihr Castrum befand. Dort hatten die Legionäre zu ihren Zeiten wohl so etwas wie eine Art Friedhof, wo sie ihre Toten rituell bestatteten.
Ein riesiges Wespennest hang dort an der Decke in ewiger Dunkelheit, welches die Golgariten abbrannten, als die Geister erlöst waren, ihre Präsenz in unserer Sphäre eingebüßt hatten. Das ohrenbetäubende Summen, als sich 'etwas' erhob und durch das Netz aus Höhlen von dort unten verschwand, als habe es nur so viele Jahrhunderte geschlafen und wart nun geweckt, werde ich nie vergessen… "
Innerlich atmete der Rondra-Novize aus, ohne aber von außen seine große Erleichterung zu zeigen ob der Erzählung des Zwerges. Verfluchte, denen der Eintritt in die Hallen des Unausweichlichen verwehrt wurde, erzeugten eine mulmiges Gefühl in Argmin, für das er Scham empfand, denn er wusste, dass die Sturmbringerin tief in sein Herz blickte und nichts war ihr mehr zuwider als Feigheit. Der Gedanken an ein unnatürliches ‘Wespennetz’, um dass sich die Ritter des Heiligen Golgari kümmern musste, war jedoch ebenfalls nicht mehr erbaulich als der Gedanken an untoten Geister der Diener eines götterfrevelden Legionsmagier des Alten Reiches. Er warf einen Blick zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren. Wenn er nur daran dachte, dass die Fackel erlöschen würde und er alleine hier in diesen Gängen…
Er wagte es nicht weiterzudenken. Er schalt sich selbst zur Ruhe und zur Disziplin. In Gedanken rezitierte er aus den Liturgien der Leuin und mahnte sich zur Konzentration. Argmin atmete tief ein, straffte sich, warf dem steinernen Portal einen letzten Blick zu und trat zum Vogt an den Eingang des steinernen Bogens. “Du hast meine allerhöchste Achtung, Borax - Du bist ein tapferer Krieger.”, sagte er mit einer anerkennenden Andeutung einer Verbeugung - und schalt sich selbst leise einen Narren, denn der Vogt von Nilsitz hatte sich noch ganz andere Schlachten geschlagen als hier in der Tiefe des Berges. [Argmin (jochen) 23.03.20)
Kurz herrschte Stille von seiten des Vogts, dann fing er ohne Vorwarnung zu lachen an, so dass es in der Kaverne hallte. Energisch schüttelte Borindarax den Kopf, als er im Begriff war sich wieder einzukriegen.
“Nein nein, ich bin wahrlich kein Krieger. Im Gegenteil, man schimpft mich häufig einen Bücherwurm. Was mir aber zu eigen ist, ist eine gehörige Portion Neugierde. Eine Eigenschaft die mich womöglich irgendwann das Leben kosten wird, doch bis es soweit ist koste ich jedweden Erkenntnisgewinn in vollen Zügen aus, der mir dank ihr zuteil wird.”
Der Vogt schmunzelte. “Bedenke, dass Kinder meines Volkes häufig das erste Mal das Sonnenlicht erblicken, wenn sie ihre Feuertaufe erhalten haben, nach ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag. Bis dahin kennen wir nur das Leben unter Tage.”
Borax streckte die Arme in Richtung Kaverdendecke. “Für euch bedeutet all das hier Beklommenheit und Ängste, die tief in euch verwurzelt liegen - Urinstinkte. Für uns bedeutet es etwas im Grundsatz anderes, nämlich Heimat, Schutz und Geborgenheit.”
Er zwinkerte Argmin zu. “Es ist nicht nur die Größe, die uns unterscheidet.”
Auf diese Worte des Vogts musste nun auch Grimmgasch lachen. Er hatte in seiner Novizenzeit in Senalosch of genug die Unterschiede zwischen den Xomascho und den Angroschim kennen gelernt. Und wahrlich die Größe war der geringste der Unterschiede zwischen den beiden Völkern.
Er hatte schon früh in seinem Noviziat die heimatlichen Stollen verlassen müssen und wenn er die Worte Torods richtig gedeutet hat, dann wäre auch bald das Ende seiner Ausbildung nahe und dann würde er auch die Feuertaufe erhalten und sowohl in die Gemeinschaft der Zwerge als auch in die Priesterschaft des Angrosch aufgenommen werden. [Grimmgasch (Frank) 24.03.20]
Argmin spürte wie sein Gesicht warm wurde, als er rot wurde. Ihm wurde bewusst, wie wenig er über das Volk der Zwerge wusste, wie wenig über ihre Geschichte und wie wenig über ihre Lebensweise. Er zeigte ein vorsichtiges Lächeln und kam sich wie ein dummer Schuljunge vor. Die Gesellschaft der Zwerge hatte ihm gezeigt, dass sie den ‘großen Leuten’ selten wirklich böse waren, wenn diese sich ein Fettnäpfchen suchten und hineinsprangen. Selbst der Hauptmann vor dem Tor zu Calbrozim wegen der Sache mit der ‘Binge’ nicht weiter nachtragend gewesen und es gab sicherlich schlimmeres, als zu Unrecht als ‘tapferer Krieger’ genannt zu werden, aber dennoch war es Argmin unangenehm. Er hatte den Vogt als fähigen Führer und gebildeten Gastgeber kennengelernt. Seine Geschichten über die Erkundung dieser Gruft und das Zusammentreffen mit Spinnenmonstren und verfluchten Geistern und seine bisherigen Erfahrungen mit dem kleinen, bärtigem Volk zeigte ihm den Mut, den dieses Volk so selbstverständlich an den Tag legte, wie nur wenige unter den Menschen. [Argmin (Jochen) 25.03.20]
Kalvar musste bei der Beschreibung des Vogtes lächeln. Er beobachtete die kleinen Dickköpfe sehr gerne, er suchte immer wieder nach Worten um allerlei Menschen zu erklären warum Zwerge keine kleinen Menschen seien. Ohne jemanden direkt anzusprechen, erklang die Stimme des Edlen: “Es ist sehr schwierig jemandem den Unterschied zwischen Zwergen und Menschen zu beschreiben. Oft komme ich mir dabei vor als ob ich einem Bäcker erklären will was der Unterschied zwischen Metamorphen Gesteinsschichten ist, dieser jedoch das Bild von Sedimenten im Kopf hat.” [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]

Sie traten näher. Der Vogt hielt seine Laterne in den Durchgang und ermöglichte den anderen somit den Blick in einen anfallenden Gang, dessen Ende das Licht nicht zu erreichen mochte.
“Kommt, nehmen wir vorsichtshalber die Fässer und die Bretter mit, falls wir uns eine Schwimmbrücke bauen müssen im Allerheiligsten.”
Ohne Zögern ging Argmin zu dem kleinen Verschlag hinüber und schaute prüfend auf die Fässer und die Holzbalken. Der Gedanke an seine Fackel und an Wasser behagte ihm ganz und gar nicht. Er rammte die Fackel in einen Spalt im Fels, bückte sich und stapelte die Bretter. Er nahm sie mit einem Schwung auf die Schulter, schwankte unter Gewicht, fing sich und griff wieder zur Fackel. Die Holzbretter drückten schwer in sein Wams, doch schenkte ihm das Gefühl Ablenkung, die er willkommen hieß. [Argmin (Jochen) 23.03.20]
Borax selbst griff sich eines der kleinen Fässer, die dank daran befestigter Griffe auch mit kurzen Armen relativ einfach zu tragen waren.
Grimmgasch murrte vor sich hin, dass das Ganze doch etwas für Enten und nicht für Angroscho ist, aber nachdem der Vogt sich ein Fass genommen hatte, griff er auch zu und nahm ebenfalls eins der Fässer auf.
“Möge Angrosch auf uns schauen und uns davor bewahren unser Leben diesen Dinger anvertrauen zu müssen!”, brummte er dabei. [Grimmgasch (Frank) 24.03.20]
Lagorasch betrachtete den Holzstapel interessiert. So ein Fass war für Ihn unsinnig. Aber eine Halterung für eine Fackel um diese loslassen zu können, falls er tauchen müsste erschien ihm genau richtig. Er suchte nach ein paar Brettern die er nutzen konnte um die Fackel zu halten. Am besten noch etwas schwereres als die Fackel unter die Bretter angebracht damit das Brett nicht umkippte. Kalvar indes nahm einfach so viele Bretter auf wie er noch geschickt Handhaben konnte auf. [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]

~*~

Die Hallen des Flussvaters
Der abfallende Gang führte die kleine Gruppe vom Portal aus etwa zehn Schritt hinein ins Heiligtum bis in einen kubischen Raum von geschätzten vier Schritt Kantenlänge, den sie durch einen sauberen Durchbruch betraten. In der gegenüber Seite der Gewölbekammer war ein weiterer, solcher Durchbruch zu erkennen, der anscheinend mittels Treppenabstieg tiefer führte.
Was wirklich besonders war, so wie es Borindarax bereits erläutert hatte, waren die spiegelnd glatt geschliffenen Oberflächen des Raumes, die das Licht der Fackeln zurückwarfen und die Szenerie unwirklich erscheinen ließen.
Grimmgasch sog vernehmlich die Luft ein als er die Wände sah. “Beim Weltenerschaffer, das sind wahrlich meisterlich bearbeitete Wände!”
Er legte das Fass beiseite, trat an eine der Seitenwände heran und begann diese vorsichtig mit seinen Fingern abzutasten. Er strich erst sanft mit den Kuppen über die glatten Steine, dann kräftiger mit beiden Händen, drückte und schob, um ein Gefühl und ein Bild dieser Mauern zu begreifen. [Grimmgasch (Frank) 24.03.20]
“Ich wäre vorsichtig”, erklang die mahnende Stimme des jungen Geoden. “Die Steine wurden verändert, zumindestens die obigen. Eine Präsenz oder Wesenheit, und ich rede nicht von den Elementaren. Es könnten Feen gewesen sein, aber auch andere Wesenheiten, das muss sich noch zeigen.”
Kalvar indes zuckte zusammen bei den Worten des Geoden. So ernst hatte er den Kleinen bisher noch nicht wahrgenommen. So sprach er den kleinen Zwerg an, “Was meint ihr mit Wesenheiten?”
Der junge Geode drehte sich zu dem Edlen um und sprach, “Feen, Dämonen, Geister, Elementare und Götter, das sind alles Wesenheiten anderer Sphären. Jedes dieser Wesenheiten wirkt und verändert anders ihre Umgebung. So wie das Licht das Leben beeinflusst, so wirkt die Erdkraft wie eine Unterschrift. Nur das es schwer ist, denn die Sprache und Schriftzeichen der Unterschrift sind erstmal hier unbekannt.”
Mit einem Nicken bestätigte der Edle das er den Vergleich verstand. Oder vielleicht auch nur soviel Verstand das er keine weitere Frage stellen konnte.
[Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]
Trotz der Bedenken des Geoden fuhr Grimmgasch weiter mit den Händen über die Wände. “Es mag etwas verändert worden sein, das stimmt, aber es ist nichts Böses in der Wand. Zumindest spüre ich nichts.” [Grimmgasch (Frank) 29.03.20]
Dem stimmte der Vogt nickend zu. “Das Böse wurde vertrieben und liegt nun begraben.”

Als sich die Gruppe am weiterführenden Durchbruch einfanden, erkannten sie, dass ein diffuses, ständig leicht variierendes blaues Licht von weiter unten hoch zu ihnen drang. Ein steiler Treppenabstieg führte sicher weitere fünf Schritt hinab. Ganz leise war das seichte Plätschern von Wasser zu vernehmen.
“Unten bekommen wir nasse Füße”, erklärte der Vogt den anderen und machte sich daran seine Stiefel auszuziehen und die Hose hochzukrempeln. “Das Wasser ist arschkalt, aber trotzdem ist es angenehmer sich darin ohne Schuhwerk zu bewegen.”
Lagorasch freute sich das er sich endlich von dem Schuhwerk befreien konnte. Er hatte diese Fesseln der Freiheit nur angezogen damit er unter den vielen Menschen nicht so auffällig war. Er verstand den Sinn, denn wenn viele Menschen oder Zwerge zusammen kamen, dann wurde es unübersichtlich und dreckig. Dreckig, ein Wort das er erst einmal lernen musste. In der Natur gab es kein dreckig. Aber in der Zivilisation gab es sowas. Wie arm die Menschen und Zwerge doch waren, aber man musste sie so nehmen wie sie sind. Er dachte in diesem Moment an seinen Mentor Emmeran, <<Unsere Aufgabe ist es unser Volk zu beschützen. Sie haben sich für die Gemeinschaft entschieden, und so ist ihre Umgebung eine andere. Sie hat auch ihre Gefahren, andere Gefahren als die Unsrige.>>
Kalvar zog langsam seine Stiefel aus, er war bislang nicht hier gewesen. Zuerst die direkten Aufgaben, und die Verwaltung der Burg hatte er erst vor kurzem übernommen. Er war froh das der Vogt dabei war, so konnte er viel über dieses Rätsel aus erster Hand erfahren.
[Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 29.03.2020]
Auch Grimmgasch tat es seinen Gefährten gleich und zog gemäß der Anweisung des Vogts die Stiefel aus. “Aber das Wasser ist doch nicht etwa tief?” meinte er dann mit skeptischen Blick in den Treppenschacht.
Er rollte sich auch die Beine seiner Hose bis an die Knie hoch, knotete die Senkel seiner Stiefel zusammen und hing sie sich um den Hals. [Grimmgasch (Frank) 29.03.20]
Borax zuckte mit den Achseln. “Ich weiß es nicht genau. Wenn der Wasserstand ist so wie ‘immer’, dann hat das Wasser eine Tiefe von nicht mehr als 15 Halbfingern. Wenn dem nicht so ist werden wir es gleich herausfinden.”
Auch Argmin war dem Rat Borix’ gefolgt und hatte seine Stiefel ausgezogen. Er schulterte sich wieder das Bündel aus Holzleisten, nahm Fackel und Schuhwerk in die Rechte und folgte dem Vogt weiter in die Tiefe. [Argmin (Jochen) 31.03.20]

Sie nahmen die Treppe hinab. Borindarax ging voran, leuchtete den anderen den Weg, doch das war kaum notwendig, denn sie tiefer sie stiegen, desto intensiver wurde das blaugrüne Licht, welches aus der großen Halle zu ihnen drang,
Das Allerheiligste schließlich war acht Schritt breit und sechzehn Schritt lang, bei einer Deckenhöhe von ebenfalls vier Schritt. Der wuchtige Altar, ein ovales Meisterwerk der Steinmetzkunst, welcher mit aufwendiger Ornamentik und kunstvollen Szenerien bestückt war, die den sagenumwobenen Hof des Flussvaters darstellen mochte, stand zentral.
Ein Gwen- Petryl Stein von der Größe eines Rinderschädels war in der Decke über dem Opferstein eingelassen und tauchte das Allerheiligste in jenes mystische Licht.
Das Wasser war anders als zu erwarten alles andere als ruhig. Es schwappte in Wellenbewegungen gegen die Seitenwände, Wellen, die offenbar unterhalb des Altars ihren Ursprung hatten. Drang dort das Wasser in die große Halle?
Acht weitere Durchgänge waren zu den Seiten zu erkennen, auch von dort drang blaugrünes Licht.
Argmin jedoch erkannte noch etwas anderes und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Auf dem Altar lag jener Rondrakamm, der einst für ihn bestimmt gewesen war, nun aber im Reich unter den Wellen sein sollte.
Ungläubig starrte er auf die Waffe auf dem Altar hinüber. Unverkennbar das Werk von Meister Raraxim! Doch jene Waffe verschwand mit dem Fürst der Muscheln auf der Concabella - was tat sie hier? Die Augen des jungen Mannes glitten über die gewellte Klinge, die im Schein seiner Fackel und des bläulichen Lichtes selbst auf die Entfernung hin funkelte, zum Knauf der Waffe, doch das Licht war zu dämmrig, um zu erkennen, ob der Rubin des Flußvaters noch immer dort ruhte.
Nervös blickte Argmin sich um. Was mochte das für ein Ort sein? Der gewaltige Gwen-Petrl-Stein ließ sein Herz schneller schlagen - dies war wahrlich ein von Efferd gesegneter Ort! Und doch - das sich bewegende Wasser und das Schwappen des Wassers gegen die Wände des Raumes, die Gänge, die in alle Richtungen führten, Borix Worte über den Fluch des Magiers und Lagorasch Sätze zu den Feen und Dämonen - was würde sie hier erwarten?
‘Leuin, Herrin - kein Zaudern kennt der Krieger, kein Zögern der Knappe Deiner Gunst…’ Er wuchtete die Bretter auf die unteren Treppenstufen und schickte sich an, ins Wasser zu steigen. [Argmin (Jochen) 31.03.20]
Grimmgasch schaute Argim hinterher wie er die Treppe hinab ins Wasser stieg. Hin und her gerissen stand er da und überlegte ob er ihm folgen oder ihn doch besser zurückrufen sollte. Wenn nur nicht diese komischen Wellen in dem Raum wären, das war doch nicht normal.
Zögernd was er als nächstes tun sollte, blickte er sich zu seinen anderen Gefährten um.
[Grimmgasch (Frank) 31.03.20]
Auch der Vogt haderte, auch wenn er bisher mit viel Tatendrang vorangeschritten war, so schien er nun unsicher. Borax griff unweigerlich an die eiserne Schnalle seines Gürtels und murmelte Schutz erflehende Worte an den Weltenschmied.
Lagorasch indes spürte die Unruhe, die vom Wasser ausging. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu, dessen war er sich bewusst. Das nasse Element war aufgewühlt.

Schließlich befreite sich Borindarax aus der Lethargie und stellte sein Fässchen vor sich ab, auf den Grund der Halle. Es schwamm nicht auf, ein gutes Zeichen? Der Vogt ging in die Knie und betrachtete die auf das Holz gemalten Striche, Längenangaben.
“30 bis 50 Halbfinger, je nach Wellengang”, verkündete er kurz darauf. “Das dürfte nicht sein. Draußen ist es fast windstill und der Pegelausgleich zum Großen Fluss liegt etwa bei 15 Halbfingern.”
Irritiert und gleichzeitig fragend wanderte sein Blick zu Lagorasch.
Lagorasch schaute den Vogt an und erinnerte sich noch an die Worte von Emmeran - damals als er Ihn fragte warum er den Wasserbann erlernen sollte - <<Du kannst zwar schwimmen, aber es wird deine Aufgabe werden mit großen Elementaren des Wassers auszukommen. Und die sind nicht selten sehr emotional, erst bringe ich dir bei einen Wutausbruch eines Elementars zu überleben>>. Mit der Zuversicht sich selbst zumindestens gegen den ersten Ansturm bestehen zu können sah er den Vogt an und sprach: “Ich werde jetzt hineingehen, ich kann mich für einige Zeit vor dem Wasser und seinen Gewalten schützen. Wenn etwas passiert, dann kümmert euch bitte zuerst einmal um euch. Bedenkt immer, Wasser ist sehr gefühlvoll, es ist nicht schlimm wenn es aufgewühlt ist, es ist einfach normal. Es ist meistens klüger sich dem Wasser nicht entgegen zu stellen, sondern es fließen zu lassen. Auch manche noch so harten Steine mussten einsehen dass ein steter Tropfen doch eines Tages sein Ziel erreicht.”
Mit einem mulmigen Gefühl betrachtete der Edle den kleinen Zwergen. Was sollten sie nur machen wenn dieser Zauberkundige nicht bei Ihnen wäre, fragte er sich. [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 02.04.2020]
Der junge Rondrageweihte war die letzten Stufen hinabgestiegen, hinein in das unruhige Nass. Der Boden war trügerisch und rutschig und die Wellen schwappten gegen seine Beine und das kalte Wasser sog sich seine Beinkleider und den Wappenrock empor. Er setzt vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Das Wasser war eiskalt, er spürte seine Füße schon kaum mehr, so sehr raubte die Kälte ihm die Gefühle. Seine Linke hob die Fackel hoch empor, der Feuerschein mischte sich in das Blau des Gwen Petryl-Steines, seine Rechte ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu wahren. Er schritt vorsichtig voran, auf den Altar und die Klinge zu, hielt inne, wenn eine der Welle heran brauste, um sicheren Stand zu finden. “Herrin, wir erheben uns, die Angst zu besiegen, das Zaudern zu enden, allem Frevel zu trotzen! Rondra, wir schreiten voran, stark wie Löwen, unerbittlich wie der Sturm, rein in unserem Glauben, Göttin, wir siegen, in Deinem Namen, nach Deinem Willen, zu Deiner Ehre allein, …’ flüsterte Argmin und stellte sich in die brechenden Wellen. [Argmin (Jochen) 02.004.20]
Eine Veränderung trat indem Moment ein da Argmin sich dem Altar näherte. Er erhaschte gerade noch einen Blick auf den Rubin, der in der Tat noch Teil des Knaufs des Zweihänders war, dann jedoch machte er einen schnellen, intuitiven Schritt zurück, denn das Wasser war im Bereich um den Altar scheinbar schlagartig angestiegen. Nun brandeten die resultierenden Wellen hinter Argmin gegen die Zwerge, fast auf Höhe deren Brust. Erschrocken wichen sie zurück. Kalvar kam aufgrund seiner Größe natürlich glimpflicher davon. Borindarax griff nach einem der Fässer und klammerte sich an den seitlich angebrachten Griffe. “Keinen Schritt weiter”, rief der Vogt, der offenbar denselben Schluss gezogen hatte wie Argmin.
Zum Glück für die Angroschim sank der Wasserspiegel ebenso schnell wieder, wie er gestiegen war. Die Gefährten konnten sehen, wie das Wasser unter dem Altar wieder abfloss, auch wenn die dafür nötige ‘Öffnung’ unter der Wasseroberfläche verborgen lag. Nur das langsam weniger werdende hin und her der Wellen erinnerte bald noch an das Ansteigen des Wassers.
“Tja, Argmin. Ich glaube das jemand die Waffe bewacht. Und es sicherlich nicht ratsam ist zu versuchen sie zu erhaschen.” Nach diesen Worten schaute sich Lagorasch interessiert in dem Altarraum um. Der Schreck war etwas in seine Glieder gefahren, und das eiskalte Wasser tat ein weiteres das er sich unwohl fühlte. Serescha signalisierte das sie jetzt ins Wasser glitt und sich wie er umschauen wollte was sie so alles umgab. Nach ein paar Augenblicken der Ruhe und Besinnung sprach der kleine Zwerg in den Raum: “Ehrenwerte Wache dieses Ortes und des Schwertes, es wäre mir Lagorasch, Diener der Erdmutter und Gefährte des Wassers eine große Ehre mit euch sprechen zu dürfen. Eure Anwesenheit hat die Pilger und Handwerker die diesen Ort besucht haben in Angst versetzt. Und wir würden gerne wissen, was euch zu uns bringt. Auch wäre es uns eine Freude euch kennenzulernen, ach ja, wir das sind Borindarax, Sohn des Barbaxosch, Boindil, Sohn des Borintosch, der Edle Kalvar Ziehkind des Athimarex, Argmin von Wirselbach, ein Page der Leuin und Grimmgasch groscho Kagannto in den Diensten des Herren der Weltordnung. [Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 05.04.2020]
‘Etwas’ war hier und war wiederum doch nicht stofflich, zeigte sich nicht, dessen war sich der Geode sicher, er spürte es.
Serescha schlängelte sich durch das Wasser zurück zu Lagorasch und legte sich wie ein Schmuckstück um seinen Hals, dann drehte sich Lagorasch zu Armin, Borax und den anderen um. “Bitte geht einige Schritte von dem Wasser zurück. Ich werde anfangen den Elementar auf unsere Ebene zu rufen. Die wo es das letzte mal gesehen haben, wissen ja das dies einiges an Zeit braucht. Das Wasser muss den Altarraum dazu beherrschen, also bitte nicht wundern wegen dem Rauschen und Platschen. Es wird sicherlich einiges in Bewegung kommen.” Daraufhin beobachtete der kleine Zwerg in dem hüfthohen, kalten Wasser wie sich die anderen zurückzogen.
Im Falle des Vogtes lag jener Ort auf der Treppe. Borindarax verspürte keinerlei Lust sich weiter nass zu machen. Und so stieg er soweit hinauf, dass er den Geoben gerade noch im Sichtfeld behielt. Dank des großen Gwen Petryl- Steines an der Decke des Heiligtums war zumindest sein Schemen noch recht gut zu erkennen für die Augen eines Zwergen, der an die Dunkelheit unter dem Berg gewohnt war.
Borax wusste, dass sie auf die Erdkraft Lagoraschs angewiesen waren. Jedwede Diskussion war folglich sinnlos. Er hatte den Geoden ja auch aus dem Grund mitgenommen, da das Wasser seine Domäne war, warum also sollte er ihm jetzt in die Parade fahren, wenn er sich der Sache, so wie angedacht annahm?
Mulmig war ihm dennoch dabei und das sah man dem Vogt deutlich an.
“Kommt zu mir und lasst Lagorasch machen”, bat er die anderen sich zu ihm zu gesellen.
Argmin schritt langsam rückwärts. Er blickte zum Altar hinüber, auf dem der Rondrakamm lag. So nah und so so fern… Seine Ferse stieß an die unterste Kante der Treppe. Er drehte sich um und schritt die glitschigen Stufen vorsichtig hinauf und stellte sich neben Borax. Geister, Dämonen, Untote und nun ein Elementar - es wurde nicht wirklich besser. Wie sehr sehnte er sich nach einem offenen, ehrlichen Klingentanz… Seine Beine brannten von dem eisigen Wasser. Er trat etwas auf der Stelle, um seine Beine warm zu bekommen, dann setzte er sich und blickte zu Lagorasch hinunter. [Argmin (Jochen) 06.04.20)
Grimmgasch war froh, dass er diesem Ort des sich in unheimlicher Art bewegenden Wassers den Rücken zukehren konnte. Vorsichtig folgte er dem Vogt und Argmin, denn in dieses Wasser wollte er auf keinen Fall stürzen.
“Wie weit sollen wir uns denn wohl zurückziehen? Weiter als bis zum Kopf der Treppe?” [Grimmgasch (Frank) 07.04.20]
“So weit es unter der Prämisse Lagorasch noch im Sichtfeld zu haben eben möglich ist”, brummelte Borax.

Nachdem sich die anderen ein, zwei Schritte vom Wasser entfernten, begann Lagorasch sich rhythmisch im Wasser zu bewegen. Man merkte das er dabei auf die Reaktion des Wasser einzugehen. Am Anfang hörte man noch einen Singsang, aber nach den ersten Minuten wurde die Geräusche des Wassers immer lauter. Wellen bauten sich auf und während am Anfang alles nur so aussah als ob dieses auf und ab nur durch die Bewegung des Geoden verursacht war, so kam doch mit der Zeit das Gefühl auf dass die Wellenberge immer höher wurden. Immer wieder wurde der Geode überspült von Wasser, aber man sah das er die kommenden Wellen erwartete, trotz des eiskalten Wassers schien es so als ob der Kleine wie in einem Spiel vertieft hin und her hüpfte. Der Lichtschein der Fackeln ging gerade noch bis knapp an Lagorasch heran, und mit der Zeit konnte man Schemen von Gesichtern, oder Formen in der Wellen erkennen. Der Hall des Wassers von den Wänden wurde immer lauter, und bald konnte man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Und der Geode tanzte im Wasser und mit dem Wasser um die Wette, gemeinsam mit seiner lebenden Halskette. Und da, auf einmal hatte man das Gefühl das er wirklich nicht mehr alleine war.
[Konrad, Kalvar von Kupferfeld/Lagorasch, 06.04.2020]
Argmin war aufgesprungen. Das Wasser tobte und spritzte und feine Gischt war überall, es zischte immer wieder, wenn die feinen Tröpfchen in das Feuer seiner Fackel gerieten.
‘Herrin, steh uns bei!’ flüsterte er, als er die tanzenden Schemen im Wasser sah. Das grün-bläuliche Licht verlieh Lagorasch’ Gesicht einen kränklichen Ausdruck, doch es strahlte Konzentration aus und Argmin schien, als ob der Zwerg zufrieden lächeln würde. Mit Schaudern dachte Argmin an die Ereignisse am Großen Fluß. Wenn dergleichen sich hier wiederholen würde, würden sie alle ersaufen wie die Ratten. Der junge Mann fühlte sich gar nicht wohl. [Argmin (Jochen) 06.04.20]
Je lauter das Wasser im Tempelraum tobte, um so weiter zog sich Grimmgasch von dort zurück. ‘Wasser, Wasser, immer nur Wasser, und das alles unter der Erde in der Heimat der Angroschim. Da sollte Väterchen Angrosch mal etwas gegen unternehmen’, dachte Grimmgasch während er sich weiter zurückzog. [Grimmgasch (Frank) 07.04.20]
Es dauerte eine ganze Weile, bis Lagorasch sein Wirken, das fließen seiner Kraft in dem ihm umgebenden Element widergespiegelt sah. Ganz langsam, kaum merklich wandelte sich das Wellenbild und der Geode erkannte, dass sich das Wasser an einem beliebigen Punkt etwa zwei Schritt von ihm entfernt, zwischen seiner Position und der Treppe, wo sich die anderen befanden, zusammenzog. Ja, es war, als liefen die Wogen nun alle zu diesem imaginären Punkt, um sich dort Finger um Finger zu erheben, bis schließlich eine ‘Wesenheit’ aus fließendem, sich ständig in seiner Form und Größe leicht veränderndem Wasser vor ihm aus der unruhigen, tanzenden Nass ragte. Grob nahm sie dabei ironischweise die Gestalt Lagoraschs an, als wolle sie ihm einen Spiegel vorhalten.
Rauschend, nein glucksend erahnte der junge Geode jenes Wort mehr, als das er es wirklich verstand, “Begeeeehr?”
Derweil hielten die Zwerge auf der Treppe den Atem an. Der Vogt war kreidebleich geworden und hielt plötzlich jenen, großen Aquamarin, die ‘Neckerträne’ in Händen, den er Argmin in Senalosch gezeigt hatte.
Mit tonloser Stimme, die vor Furcht bebte, sprach Borindarax. “Lagorasch, bitte… es den Herrn der Muscheln zu holen. Die Angroschim von Isnatosch haben ein Geschenk für ihn, sie wollen den Frieden mit dem Flussvater erneuern.”
Lagorasch indes nahm wahr, dass das Gesicht des Wasserelementares kurzzeitig in Richtung der Treppe ‘floss’, sich auf der ihm zugewandten Seite ‘auflöste’, um sich dem sprechenden Zwergen auf der anderen zuzuwenden, nur um dann, als dieser geendet hatte sich auf die gleiche, amorphe Weise wieder zu ihm zurückzukehren.
“Begeeehr”, wiederholte die Verkörperung des nassen Elementes seine Frage an Lagorasch?
Argwöhnisch folgten Argmins Augen der wandelnden Wassersäule. Seine Hand hatte sich schmerzhaft um den Griff seines Schwertes verkrampft, die Knöchel traten weiß hervor. Er spürte, wie seine Kiefer mahlten. ‘Es wird nicht besser’, dachte er und blickte zwischen dem Vogt und der Wassersäule bei Lagorasch hin und her. Begehr? War das eine Frage oder eine Feststellung? Er suchte die Körperhaltung von Lagorasch zu deuten, ob der Zwerg die Wassersäule als Bedrohung oder als Boten ansah. [Argmin (Jochen) 07.04.20]
Grimmgasch stand am oberen Absatz der Treppe und blickte misstrauisch auf den wandelbaren Wasserelementar. Am liebsten hätte er sich noch weiter zurückgezogen, aber auf der anderen Seite war seine Neugier so groß, dass er auf der Treppe stehen blieb und das Geschehen schweigend weiter verfolgte. [Grimmgasch (Frank) 07.04.20]
Lagorasch betrachtete den Elementar, es war so interessant das jedes der Wesen anders, einzigartig und eigentümlich war. Manche wollten sie eine lange Erzählung hören, andere wollten es so kurz wie möglich abhandeln, und es war oft nur eine Idee um zu verstehen wie man dieses Wesen zu deuten hat. Zu leicht konnte man sie verstimmen, und den falschen Weg eingehen. Wollte es viele Details wissen, oder was es eher kurz und knapp unterwegs. Hier glaubte er mehr das kurz, informativ und knapp die beste Wahl war. So sprach er das Wesen an: “Ehrenwertes Geschöpf der elementaren Ebene, wir würden uns freuen wenn Ihr den Herrn der Muscheln höflich ansprechen könntet, mit der Bitte um ein Gespräch mit uns. Und das wir hier, an diesem Ort wo er das Schwert mit dem Rubin aufbewahrt, mit einem Geschenk auf ihn warten um den Frieden zwischen uns zu erneuern. Wenn du noch etwas wünscht, ansonsten wäre das vorerst alles was wir benötigen”. [Konrad, Lagorasch, 08.04.2020]
Augenblicklich, da Lagrorasch geendet hatte, begann das Elementarwesen sich auf der Stelle zu drehen, schnell und immer schneller. Dabei verjüngte sich seine nunmehr unkenntliche Gestalt, die im gleichen Maße größer wurde, bevor sie kurz darauf vollständig in sich zusammensackte und wieder eins wurde mit dem Wasser aus dem es sich zuvor auf so phantastische Weise erhoben hatte.
Nach und nach wandelte sich nun auch wieder das Wellenbild zu jener Weise, die bereits vorherrschte, als die Gruppe aus Zwergen und Menschen das Heiligtum betreten hatten. Nichts wies nun noch darauf hin, dass das Wasserelementar tatsächlich erschienen war.
Borax streckte die offene Hand mit der Neckerträne darin Grimmgasch entgegen.
“Es sollte ein Vertreter der Angroschkirche darum ersuchen den Bund des Friedens zu erneuern. Diese Aufgabe liegt nun bei dir.”
Erst blickte Grimmgasch den Vogt entsetzt an. Er sollte in dieses wütende Wasser gehen, warum bloß er, es waren doch auch noch genügend andere hier.
Aber dann wurde ihm klar, dass er, der Novize, trotz allem von den hier Anwesenden derjenige war, den der Weltenschöpfer für die Aufgabe ausgesucht hat. Schließlich war er jetzt hier an diesem Ort und kein anderer.
Also nahm er die Neckerträne aus der Hand Borax’ und begab sich nach einem kurzen Stoßgebet an das Alte Väterchen langsam aber mit sicherem Schritt wieder die Treppe hinunter bis in das Wasser. Dort ging er dann zögerlicher um zum einen nicht auf dem nassen, glitschigen Boden auszurutschen - was wohl diesem gewichtigen Augenblick nicht zuträglich wäre - zum anderen um nicht das Wasser gegen sich aufzubringen.
So näherte er sich gemessenen Schrittes den großen blauen funkelnden Aquamarin in beiden Händen vor sich haltend dem Altar. [Grimmgasch (Frank) 12.04.20]
Kalvar betrachtete mit Erfurcht den Aquamarin, es war ein wirklich edler Stein. Er kannte die Zwerge, wenn diese ein solches Geschenk aufbrachten, dann war es wichtig.
Lagorasch indes betrachtete interessiert wie Grimmgasch einen Schritt nach dem Anderen machte. Der Aquamarin war eine gute Wahl, der Geist des Wassers, ein Edelstein für das gefühlvolle Element. Am liebsten würde er selber den Edlen Stein übergeben, vielleicht würde eines Tages der Herr der Muscheln ihn einladen die Welt der Feen zu besuchen. Er würde so gerne besser verstehen was die Wesen der anderen Ebenen bewegt. Sie waren so fremd und unberechenbar, fast wie die Menschen und diese Städte. [Konrad, Kalvar und Lagorasch, 14.04.2020]

Scheinbare Ewigkeiten geschah nichts. Die Zeit streckte sich in die Länge und die Anspannung wuchs. Würde er kommen? Würde der Herr der Muscheln sie erhören? Würde er wütend sein über die ungeheure Störung? Und was hatte es zu bedeuten, dass der Rondrakamm dort war, ja scheinbar bewacht wurde?
All das Warten hatte schließlich ein abruptes Ende.
Plötzlich begannen die Wellen im Heiligtum unruhig zu tanzen, kannten kein woher und wohin mehr, sondern erhoben sich an Ort und Stelle und fielen auch dort wieder in sich zusammen.
Das Wasser stieg, fünf Finger, zehn Finger, fünfzehn Finger… immer weiter, bis es Lagorasch und Grimmgasch bis zum Halse stand.
Angsterfüllt starrte der Vogt auf das kalte Nass, dass sich scheinbar langsam die Treppenstiege hinaufwälzte, als wolle es die Besucher des Heiligtums verschlingen. Borax stieg bereits eine Stufe rückwärts hinauf und war im Begriff den Geoden anzurufen, er solle das schreckliche Schauspiel beenden, als es geschah.
Dann, mit einem Tosen von riesigen Wellenbrechern tauchte der Herr der Muscheln majestätisch aus den Wassern und alle Bewegung des Elementes, seines Elementes endeten. Es war als fiele das Wasser in sich zusammen. In kürzester Zeit, wenigen Wimpernschlägen, lag es still da wie ein glatter Spiegel.
Kolossal von Gestalt, mit fließendem Haar aus grünen Algen, einem Gischt versprühendem, fließendem Bart, einem bläulichen, geschuppten Leib und einer Rüstung aus unzähligen Muscheln stand er vor ihnen, der Heerführer des Feenfürsten.
Donnernd wie eine riesige Welle, die sich an einer steinigen Küste bricht, hallte seine Stimme durch das riesige, unterirdische Gewölbe. “Ihr habt mich rufen lassen. Hier bin ich. Was ist euer Begehr?”
‘Allmächtiger Baumeister, lass mich so dickfellig wie Deine Haut und so eisern wie Deine Faust sein!’ rief der junge Angroscho seinen Gott an als das Wasser immer höher und höher stieg und er neben dem Geoden stand und das Wasser ihn hin und her schob und die Kälte des nassen Elements seinen Körper immer mehr abkühlte. Aber die ganze Zeit hielt er die Neckerträne vor sich offen sichtbar in Richtung auf den Altar. Als dann mit dem Erscheinen des Herrn der Muscheln das Wasser endlich wieder ruhig wurde, wandte er sich dem Feenwesen zu und begann mit lauter und ruhiger Stimme zu sprechen: “Oh, Herr der Muscheln, im Namen des Vaters von Feuer und Stahl, bitte ich Euch, nehmt diese Gabe an, damit wir den Bund zwischen unseren Völkern erneut besiegeln.”
Mit einem leichten Seufzer ließ er sich vor Dem Heerführer des Feenfürsten in dem Wasser auf die Knie fallen, die Hände mit dem Aquamarin nach oben und vorne gestreckt. [Grimmgasch (Frank) 12.04.20]
Ein langgezogenes “hmmmm”, erklang und die Sterblichen glaubten tatsächlich Verwunderung im Mienenspiel- wenn man es als solches bezeichnen wollte, des Herrn der Muscheln zu erkennen. Dachte er nach?
“Gern nehme ich dieses Unterpfand an”, entschied das Feenswesen, nach einiger Bedenkzeit und eine kleine Welle, die irgendwo hinter dem Angrosch- Novizen und Lagroasch entstanden sein musste, trug die Neckerträne mit traumwandlerischer Sicherheit in die Hand des Unsterblichen. Wie war so etwas nur möglich?
“Friede soll sein zwischen den Kindern des Flusskönigs und den Kindern des Giganten. Ich spreche für ihn und in seinem Namen”, bestätigte der Feenfürst den Friedenspakt von neuem.
Grimmgasch war erschreckt als die Welle ihm den Aquamarin aus der Hand spülte, aber blieb still und fest auf seinem Platz knien. Dann sah er den Stein in der Hand des Herrn der Muscheln und hörte seine positive Antwort. Erleichtert kam er von den Knien hoch und stand dann erwartungsvoll vor dem Alter und wartet ab ob noch etwas passieren würde. [Grimmgasch (Frank) 13.04.20]
Die Anspannung verließ Kalvar bei diesen Worten. Er hatte immer noch befürchtet dass der Flussfürst aus einer Laune heraus sie alle Wutentbrannt aus der Grotte werfen würde. Aber das war anscheinend nicht der Fall, den er konnte weder Wut noch Zorn aus der Stimme und der Gestik des Herrn der Muscheln entnehmen. Währenddessen schlängelte sich Serescha durch das Wasser und beobachtete aus einem anderen Winkel die Szenerie. Lagorasch bewegte seine Arme langsam pendelnd im Gleichklang mit den Wellen und freute sich einfach über die Zusammenkunft. Die Kraftanstrengung für das Rufen des Elementars war noch in seinen Knochen, nur dazustehen und das kalte Wasser zu spüren war für ihn eine willkommene Ruhepause in all den Ereignissen, ihm gefiel die Grotte hier. Und er freute sich auch noch viel über diesen Ort zu erfahren. Auch Dinge die Andere, die nicht so klein waren wie Serescha oder die so lange und tief tauchen konnten wie er, nicht erfahren konnten. [Konrad, Der Edle und Lagorasch, 14.04.2020]
Besorgt um die Flamme seiner Fackel war Argmin zwei Stufen höher gestiegen und hielt sie hoch über sich. Das kalte Wasser hatte seine Beinkleider komplett durchnässt und die Kälte kroch in seine Glieder, als das Wasser sich in dem wattierten Stoff seinen Weg weiter an seinem Körper suchte. Mit zusammengebissenen Zähnen hatte er die Szenerie verfolgt und war nun erleichtert, dass der Herr der Muscheln ihnen wohlgesonnen schien - zumindest für den Augenblick. Er sah, wie auch bei seinen Begleitern die Anspannung wich, als das Wasser sich beruhigte und das Feenwesen den Edelstein akzeptierte. War es das gewesen? War damit der Frieden im Heiligtum wiederhergestellt, der Bund erneut beschlossen? Er ließ seinen Blick durch die Kammer schweifen. Er wusste ob der Launenhaftigkeit der Wasserfeen und traute dem friedlichen Augenblick noch nicht so ganz, zumal die Anwesenheit des Rondrakamms auf dem Altar damit noch nicht erklärt war.
Der Muschelfürst jedoch beließ es dabei, für ihn war in dieser Sache alles gesagt. Etwas andere jedoch galt es nach seinem Ansinnen anscheinend noch zu klären.
“Argmin von Wirselbach, tritt vor”, donnerte seine herrische Stimme mit rauschendem Widerhall durch das Gewölbe.
Erschrocken fuhr der Rondra-Novize zusammen, als der Herr der Muscheln seinen Namen sprach, und blickte zu dem riesenhaften Feenkrieger hinüber. Die blau-grünen Augen des Wesens ruhten auf ihm und ihm war, als wenn es direkt in seine Seele blicken würde. Für einen Augenblick zögerte er, gefangen in dem Blick der uralten Augen, dann straffte er sich und trat die Treppenstufen hinab, hinein in das kalte Nass und trat vor den Heerführer des Flusskönigs. Er versuchte die Kälte und sein Unwohlsein zu ignorieren und war dankbar die Zwerge bei sich zu wissen, die von diesen Dingen soviel mehr verstanden als er. Vor dem Muschel-Fürst beugte er das Knie, wohlbedacht seine Fackel in der Linke hoch und fern über dem Wasser zu halten, und sprach, seine Stimme fest und ein Zittern unterdrückend:
“Fürst und Herr der Muscheln, Gesandter seiner Majestät, dem König des Großen Flusses - Eure Hoheit!” Argmin neigte das Haupt.
"Du hast auf jene Waffe, die nun auf dem Opferstein liegt verzichtet Argmin von Wirselbach”, setzte der Feenfürst im ernsten Ton an. “Dein Wille verhinderte einen Streit, der möglicherweise zu einem Zwist geführt hätte, einer Bedrohung für den lang herrschenden Frieden. Du wolltest nicht, dass diese Schöpfung, die dem Giganten zur Ehre gereicht und die selbst ich als ‘schön’ erachte, geteilt wird, hast damit letztlich entschieden, dass sie in meinen Besitz übergeht, denn der Edelstein in seinem Griffstück war und ist mein.
Ich aber habe nachgedacht über das was geschehen ist.”
Für Argmin war es als stünde die Zeit still. Er hielt den Atem an.
“Argmin von Wirselbach, dein uneigennütziges Opfer ehrt dich in meinen Augen soweit, dass ich dich für würdig erachte die Waffe zu führen- mit dem Stein.
Für die Waffe verlange ich jedoch einen Eid von dir.
Du und die von deinem Blute sollen diese Waffe führen, solange der Träger einmal im Lauf der Sterne hierher kommt, die Waffe auf den Opferstein legt und mir oder den meinen von seinem Leben berichtet.
Erhebe dich und geh hin”, der Muschelfürst glitt auf dem Wasser einen Schritt zur Seite und gab den Weg zum Altar frei. “Opfere von deinem Blute, besiegel den Bund und schwöre deine Treue gegenüber mir, denn im Falle das ich eine Stimme oder einen Mittler brauche, werde ich auf dich oder die von deinem Blute zurückgreifen Argmin von Wirselbach.”
Schwer pochte sein Herz in seiner Brust. Der junge Mann merkte, dass er den Atem angehalten hatte, als der Feenkrieger gesprochen hatte. Es schwindelte ihm, als er vorsichtig Luft holte und den Kopf hob. Der Fürst der Muscheln blickte auf ihn herab, seine Augen tief, alt und unergründlich. Gedanken rasten durch Argmins Kopf. Die Worte von Hochwürden Bodia von Leuenfels in Hlûtharshall über Eide und Schwüre, die Ereignisse auf dem Großen Fluß und diese Reise mit den Zwerge, die Sehnsucht seiner Tante nach Vergebung vor den Zwölfen, sein eigen Streben nach den Wegen der Leuin, all das kreiste in seinem Kopf. Doch es war der Wille der Rondra, der ihn hierher geführt hatte, hier an diesen Altar, hier zu diesem Zeitpunkt. Und es war Efferd gewesen, der neben Rondra stand, als Fran-Horas die Finsternis rief vor den Toren Gareths. Und es war Efferd gewesen, der Thalionmel, die Löwin von Neetha, beistand gegen die Armee des Scheichs von Shebah. Und so fasste Argmin einen Entschluss.
Er erhob sich und blickte den Muschelfürsten an, der ihn erwartungsvoll ansah. Dann senkte er seine Linke und tauchte die Fackel in das kalte Wasser. Was immer nun passieren würde - es schien dem Novizen unangebracht, das offenen Feuer brennen zu lassen. Der warme Schein erlosch mit einem Zischen und der Raum war nun nur noch in das grünlich-blaue Licht des Gwen Petryl-Steines getaucht, das von der Wasseroberfläche myriadenfach widergespiegelt wurde. Dann schritt er vorwärts, unter den Augen des Muschelfürsten, andächtig zu dem großen Altar und blickte auf die Klinge des Rondrakamms. Der Edelstein in dem löwenprankigen Griff schimmerte im Licht der Grotte, wie als ob er Argmin erneut willkommen heißen wollte.
“Eure Hoheit! Ich schwor der Herrin Rondra zu dienen mit meinem ganzen Leben. Dieser Schwur ist mein Leben…” seine Stimme schwankte leicht. Es fühlte sich anmaßend an, in dieser Weise mit dem Gesandten des Flußvaters zu reden. ‘Die Leuin prüft mich… Mutig ist der, der in seinem Glauben wahrhaftig ist. Herrin, kein Zurück, kein Schonen der Kräfte … Mein Wille ist stark, denn Du bist bei mir.’
“Ich versprach der Sturmbringerin mein Leben - und kein Eid, kein Wort und kein Schwur kann über diesem Versprechen stehen. So bitte ich Euch, demütigt und doch von Krieger zu Krieger, stellt diesen unseren Bund nicht über meine Schwur zur Löwin. Darum bitt ich Euch, Eure Hoheit.” Argmin senkte den Kopf.
Die erste Reaktion des Muschelfürsten war ein mächtiges Grollen, doch war es Zorn, oder doch ehe etwas anderes… ? Argmin konnte es nicht sagen, zu fremd waren Mimik und Gestik des Unsterblichen.
Die Worte wiederum, die da folgen sollten, waren erneut unmissverständlich. “Es ehrt dich von neuem, dass du ehrlich bist Argmin von Wirselbach. Nun weiß ich um den Schwur vor deiner Göttin, kenne sein Gewicht und spüre darüber hinaus deine tiefe Hingabe.
So höre meine Worte. Kein Dienst, den ich von dir fordern werde, wird ihren Lehren widersprechen. Dies ist mein Teil des Eides. Führe die Waffe mit ihrem Namen auf den Lippen und diene mir treu und auf die Weise, die ihr zum Gefallen ist.”
Die Worte des Herrn der Muscheln drangen wie aus großer Ferne an Argmins Ohr, und doch erfüllte sie ihn wie das Dröhnen einer gewaltigen Brandung. Er hob langsam den Kopf. Die Augen des Feenkriegers lagen auf ihm, sahen ihn an, durchdrangen ihn und ein leichter Schauer fuhr Argmin den Rücken hinab. So trafen sich der Blick des Sterblichen und der Blick des Herrn der Muscheln und so war der Bund besiegelt zwischen Argmin von Wirselbach und dem Heerführer des Flussvaters.
Der Rondra-Novize sprach: “So gelobe ich mich Euer und der Klinge als würdig zu erweisen. Ich werde Euch dienen, wenn Ihr mich braucht. Ich werde Euer Herold sein und für Euch sprechen, wenn Ihr meine Stimme braucht, und für Euch streiten, wenn Ihr meine Klinge braucht. Ich schwöre, dass ich und die von meinem Blute, die das Schwert nach mir führen sollen, einmal im Lauf der Sterne, hier vor diesem Altar erscheinen wird, um Euch oder den Euren zu berichten vom Leben des Schwertträgers.” Argmin drehte sich zum Altar und griff nach dem Schwert. Seine Hand schmiegte sich um den rauen Griff und hob die gewellte Klinge von dem steinernen Altar. Schwer lag sie in seinem Arm. Er drehte sich zurück zum Fürst der Muscheln.
“Dies, Eure Hoheit, schwöre ich und besiegle den Bund zwischen Euch und dem Hause Wirselbach.” Argmin legte die Klinge auf den linken Unterarm und zog sie über seine nackte Haut. Mühelos schnitt der Stahl in sein Fleisch, ein heller Schmerz und ein Blutrinnsal färbte die Schneide des Rondrakamms rot. Das Rinnsal tropfte von der Klinge in das spiegelglatte Wasser des Heiligtums, warf kleine Wellen in die spiegelglatte Oberfläche, kleine roten Wolken formten sich im Wasser. Argmin streckte den linken Arm aus, ballte die Faust und sein Blut tropfte auf den grünen Stein des Alters.
Dann kniete der junge Mann nieder vor dem riesenhaften Feenkrieger, den Rondrakamm vor sich gestellt, seine Hände auf der Parierstange und neigte erneut den Kopf.
“So schwöre ich Euch die Treue, Eure Hoheit!”
Zufrieden und wohlwollend nickte der Feenfürst Argmin noch einmal zu, dann war der Bund für ihn offenbar besiegelt, so dass er sich den anderen zuwandte, vornehmlich Grimmgasch und Lagorasch, die nicht weit von ihm entfernt im Wasser standen.
“Die Neckerträne ist nun das neue Unterpfand", setzte der Herr der Muscheln erneut zu sprechen an. "Sie steht von jetzt an für den erneuerten Frieden zwischen meiner Welt und den Kindern der Berge, nicht länger der Stein, der nun in den 'blutigen Wellenkamm' gebunden ist und in eure Welt hinausziehen wird.”
Die nun neugierig erscheinenden Augen des Muschelfürsten fixierten Lagorasch, in dessen Bart sich hunderte kleiner Wassertröpfchen gefangen hatten und es war dem jungen Geoden als blicke das Feenwesen bis tief in seine Seele hinab. Dann sprach das Feenwesen donnernd weiter.
“Und da nun ein Kind der Berge über diesen Ort, der meinem Herrn, dem Flusskönig gewidmet ist, wachen wird, so soll auch er es sein, der über diesen Stein, das Zeichen des Friedens Wache hält.”
Wie, woher… konnte er das wissen, schoss es dem Geoden heiß durch den Kopf?
"Jahrhunderte war dieser Ort von einem Bösen aus der Zeit der ersten Menschen an den Ufern des Großen Flusses erfüllt, unerreichbar für die Kinder von unter den Wogen, deren König er einst gewidmet wurde.
Lagorasch Gischbart, willst du mir schwören zu wachen über diese Hallen und sie damit wieder ihrer zugedachten Bestimmung zuführen?"
Der kleine Zwerg fühlte sich unwohl als er auf einmal im Mittelpunkt stand. Er hatte sich schon gefragt welche Fähigkeiten der Muschelkönig alles haben möge. Er spürte auf einmal das kalte Wasser und das streicheln von Sereschas Seele, sie gab Ihre Zustimmung. Aber wie solle er diesem Schwur entsprechend ein Zeichen geben. Eisen war nicht so das seine, aber Blut war wichtig, und nicht nur Symbolisch. Blut war magisch, wie der Wahre Namen eines jeden, so war auch das Blut eines jedes Lebenden mit Magie an diesen Gebunden. Aber auch seine Erdkraft sollte Teil des Schwurs werden. Da wusste er was zu tun war. “Ja, Herr der Muscheln, ich schwöre über diese Hallen zu Wachen und sie zu einem Ort der Zusammenkunft für die Bewohner der Anderswelt, Menschen, Zwerge, und auch sonst allen Guten Wesen zu machen und zu bewahren.” Da streckte Lagorasch seinen Arm aus und Serescha Biss in seinen Arm. Nur kurz, und auch wenn Lagorasch schon einige Male das Gift der kleinen Kvillotter in sich hatte, so spürte er nicht nur den Schmerz, auch die Taubheit machte sich langsam in seinem Körper breit. Etwas Blut rann seinen Arm hinunter und tropfte langsam in die wogenden Wellen. Er griff gleichzeitig noch an seine Erdkraft und verwob einen Teil seiner Kraft mit den Blutstropfen. Er betrachtete den Tropfen, es sah so aus als ob der Topfen pulsierte, sein Blut, sein Schwur, ein Tropfen Gift von seiner Seelenverwandten und seine Erdkraft vermischten sich hier mit dem Wasser und den Wellen in diesem Raum. Er fragte sich ob sich ein Abbild seines Schwurs bilden würde und wie dieser Wohl in den anderen Welten aussehen würde. Ob dieser Ort wohl seinen Schwur annahm. Er hatte sich hier geschwächt um Kraft abzugeben. Wie wird dieser Ort auf Ihn nun reagieren? [Konrad, Lagorasch, 21.04.2020]
"So sei es", donnerte die Stimme des Unsterblichen durch das Gewölbe und der Feenfürst glitt zum kleinen Geoden und reichte ihm die Neckerträne.
Die Geheimnisse der Kaverne, des Heiligtums würde Lagorasch ergründen müssen, der Feenherr unter den Fluten jedenfalls hatte seine Anwesenheit akzeptiert und ihm sein Vertrauen geschenkt.
"Und du Grimmgasch Kupferbart", sprach der Feenfürst mahnend und drehte sich zum Novizen. "Du wirst dafür Sorge tragen, dass die Kinder der Berge Lagorasch Gischtbart respektieren und diesen Ort zu ehren wissen. Du wirst seine Geschichte aufzeichnen, weitergeben und bewahren, so dass alle Kinder unter den Bergen sie vernehmen.
Gehe hin und grüße den König unter den Eisenbergen von mir. Sag ihm der Frieden ist erneuert und das die Neckerträne gefallen findet in meinen Augen. Wenn der Flusskönig Hof hält unter den Wellen, so werde ich sie holen lassen, um mich mit ihr zu schmücken."
Grimmgasch hatte mit wachsendem Erstaunen der Rede des Feenfürsten gelauscht und den Aufgaben, die er seinen Gefährten aufgetragen hatte. Erst der Diener der menschlichen Kriegsgöttin mit dem zwergischen Meisterschwert, dann der Geode, der zum Wächter dieses Tempels erkoren wurde und nun kam er an die Reihe.
Als er die Aufgabe vernommen hatte, nickte er bestätigend und antwortet dann dem Herrn der Muscheln.
“Ja, ich werde diese Forderung so wie Ihr es wünscht an das Väterchen in Isnalosch übermitteln. Sobald wir wieder auf dem Trockenen sind, werde ich alles, was hier heute gesagt wurde niederschreiben, das es nicht nur in meinem Gedächtnis ist, sondern auch - wie es Euer Wunsch ist - allen Angroschim bekannt gemacht werden kann.”
Wieder verneigte er sich von dem Feenwesen und wartete, ob sich noch eine Aufgabe ergeben würde.
Die Worte des Novizen waren kaum verklungen, da begann der Feenfürst zu lachen. “Sehr gut”- das war alles, was die Sterblichen zwischen den für sie seltsam klingenden Lauten verstehen konnten. Das Plätschern und Rauschen, das seine Stimme in jenen Momenten begleitete, machte es schwierig die Worte richtig zu herauszuhören.
Dann, als das Lachen verklungen war, wandte sich der Herr der Muscheln ein letztes Mal Argmin zu. “Ich erwarte dich Diener der löwenköpfigen Gigantin”, sprach er zum Abschied. “Lege den blutigen Wellenkamm auf den Altar und ich oder einer meiner Kinder werden erscheinen, um deine Geschichten zu vernehmen.”
Sodann schwollen die Wogen im Allerheiligsten wieder an und der Unsterbliche zerfiel ohne ein weiteres Wort wieder in das Wasser, aus dem er sich nur kurz zuvor erhoben hatte.
Die beiden Angroschim, Grimmgasch mehr denn Lagorasch, der sich in seinem Element befand, hatten kurzzeitig Probleme Halt zu finden auf dem glatten Boden der Halle, als die Wellen gegen sie brandeten. Mehrmals mussten sie Ausfallschritte tun, um nicht umgerissen und unter Wasser gedrückt zu werden. Auf mehr als einen Schritt stieg das Wasser, eine Höhe, die allein für Argmin noch verhältnismäßig harmlos war.
Dann fiel der Pegel rasant. Ein Sog in Richtung Altar hatte eingesetzt, dort flossen die Wassermassen ab, bis schließlich kaum mehr als zwei Handbreit den Boden bedeckten. Ruhe kehrte ein. Das Wasser beruhigte sich.
Als die Wellen über ihm zusammenschlugen, fühlte sich der junge Novize an die Erlebnisse der letzten Wochen erinnert. ‘Wasser, Wasser, immer nur Wasser …’ ging es ihm durch den Kopf während die Kälte und die Feuchtigkeit ihn umspülte und er von den Wassermassen hin und her geschoben wurde und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Aber dann sank der Wasserspiegel wie er gekommen war und Grimmgasch kam sich vor wie eine begossene Katze. Er schüttelte das Wasser aus seiner Kleidung und wrang seien Bart aus.
Erst dann blickte er sich nach seinen Gefährten um.
Mit dem Verschwinden des Muschelfürsten und dem Sinken des Wasserspiegels war alle Last von den Schultern des Rondra-Novizen gewichen. Seine Hand lag fest um den Griff des Rondrakamms, von dessen Klinge das letzte Blut sich abgewaschen hatte. Nun lag das Wasser wie ein glitzernder Spiegel unter ihm, das Licht des Gwen Petryl Steines spiegelte sich dutzendfach in den letzten, schwachen Wellen. ‘Bis bald, Fürst der Muscheln - ich danke Dir für Deine Worte.’ Er blickte zum Altar und nickte. Wie ein letzter Gruß und auf ein Wiedersehen in einem Sternlauf.
Er sah zu Grimmgasch und Lagorasch, die beide nun wie er an den Feenkrieger gebunden waren. Er lächelte. Dieser Tag erfüllte ihn mit Stolz und Ehre.
Mit einem verträumten Blick betrachtete der kleine Geode die Neckerträne. Irgendwie drehte sich alles in seinem Kopf. Es war als ob er alles irgendwie aus der Ferne beobachtete, als ob er nicht Teil der Gemeinschaft war, als wäre er nicht hier. Vielleicht war er es auch nicht? Vielleicht war er einen Schritt in die Welt der Feen getreten und betrachtete aus der Sicht der Anderswelt wie das Wasser ihn umspülte und er die Klänge des Wassers in der Grotte vernahm. Wo sollte er diesen kleinen Schatz den er in Händen hielt unterbringen. Sollte er ihn immer mit sich tragen? Konnte er diese Frage jemandem stellen, oder was es nicht eher seine Aufgabe, seine nächste Aufgabe einen guten Ort und einen Beschützer zu finden für dieses Kleinod. Er spürte noch wie die Anrufung des Wasserelementars seinen Tribut von ihm forderte, und auch die Kälte des Wassers ihm langsam immer weiter abkühlte. Er brauchte wieder Feuer in sich, sein Körper forderte die Wärme eines Feuers. Er sollte bei seiner Gemeinschaft bleiben, wie und welche Geheimnisse hier noch auf ihn warteten, nun die würden warten bis er wieder kommen würde, in sein neues Zuhause. [Konrad, Lagorasch, 03.05.2020]

Borindarax sackte in sich zusammen, als alles vorüber war. Der Vogt ließ sich mit dem Hintern auf die Treppenstufen fallen und versenkte sein Gesicht in den Händen.
“Väterchen, was ist Dir?” rief Grimmgasch dem Vogt zu und beeilte sich durch das Wasser in Richtung auf die Treppe zu waten. Argmin folgte ihm mit schnellen Schritten und voller Sorge und trat an die Seite der Zwerge. Auch Kalvar und Lagorasch sprangen auf und betrachteten besorgt den gemeinsamen Freund.

Der Angesprochene seufzte und schüttelte den Kopf ohne dabei aufzusehen. “Unser Rogmarog weiß nichts von alledem hier. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird, wenn er davon erfährt. Ich habe aus der Situation heraus gehandelt, eigenmächtig wie ich mir wohl nun eingestehen muss.” Nochmals schüttelte der Vogt den Kopf. “Ich kann nur hoffen, dass Barbax, sein Berater- mein Vater es ihm schonend beibringt, wenn ich ihn darum bitte.”
Borax sah auf und blickte den Novizen ernst an. “Es wäre gut, wenn mein Urgroßvater es nicht von der Geweihtenschaft erfährt, sondern es so aussieht, als wenn ich mich unmittelbar nach den Geschehnisse für mein eigenmächtiges Handeln entschuldige.”
Hoffnung schwang nun in seiner Stimme mit. “Ich würde mit Boindil nach Senalosch vorreisen, um alles Notwendige in die Wege zu leiten. Du und die anderen könnten noch einen Halt in Sturzenstein einlegen und uns dann morgen nachreisen.”
Borindarax Blick schweifte nun, da er eine Antwort auf seine Bitte wollte auch zu Argmin und Lagorasch. “Einverstanden?”
Grimmgasch grinste leicht als er die Bedenken des Vogts hörte. “Oh”, begann er dann mit verschmitzt lächelnd zu antworten, “ich habe doch die Aufgabe von Herrn der Muscheln bekommen, dass ich alles was heute hier passiert ist bis ins Kleinste aufschreiben soll.
Und ich war noch nie schnell im Schreiben …”
Argmin atmete beruhigt aus. Er lächelte, neigte den Kopf und nickte. "Ich bitte mich zu entschuldigen, Borax, doch der Herr der Muscheln gab mir heute dies, das Schwert meiner Weihe." Er drehte sich zu dem anderen Menschen in der Höhle des Heiligtums um. "Wenn Euer Angebot noch steht, Kalvar von Kupferfeld, so würde ich gerne in Sturzenstein den restlichen Tag und die ganze Nacht im Gebet zur Herrn Rondra verbringen. Lasst mir bitte am Morgen noch ein paar Stunden Schlaf, dann will ich gerne mit Euch, Grimmgasch, und mit Euch, Lagorasch, dem Vogt nachreisen, sofern unser Weg der gleiche sein mag."
Der Edle von Sturzenstein betrachtete Borax, Grimmgasch, Argmin und zuletzt Lagorasch. “Natürlich seid ihr mir alle willkommen in Sturzenstein, und es wäre mir eine Freude wenn ihr euch einige Tage in Sturzenstein meiner Gastfreundschaft erfreuen könntet. Ihr wart so schnell zur Hilfe geeilt, da wäre es schade es auch nicht danken zu dürfen.
Lagorasch indessen betrachtete Borax, er fragte sich über was sich Borax Sorgen machte. Es war nichts schlimmes passiert, es war eher sehr positiv was sich ereignete. Selten waren die Tage an denen Bündnisse geschlossen wurden. Was mag ihn bewegen?
[Konrad, Kalvar und Lagorasch, 03.05.2020]

Ein leicht verlegenes Lächeln stahl sich auf die Züge von Borindarax, als er auf die Worte des Novizen hin dicken Backen machte und hörbar erleichtert die Luft ausstieß.
"Danke, so habe ich die Hoffnung, dass sich doch alles zum Guten wendet. Ich will meinen Großvater nicht verärgern.
Argmin", sprach der Vogt nun im vertrauten Ton zum angehenden Diener der Sturmherrin. "Solange ich Herr dieser Ländereien bin, wird es in Senalosch immer eine warme Stube und einen Platz zum Schlafen unter meinem Dach für dich geben. Du wirst Nilsitz ja nun öfter besuchen." Borindarax lachte gelöst.
“Die Götter sind mit uns, Borax. Wessen wenn nicht ihr Wille, ließ uns hier wieder auf den Herrn der Muscheln treffen, und uns alle einen Bund schließen, für die Gesandten Alverans zu streiten gegen die Finsternis?” sprach Argmin, um den Vogt aufzumuntern. “Gerne will ich für Euch und Eure weisen Taten sprechen, Freund, wenn Euer Großvater mich anhören mag und ich Euch damit helfen kann.
Und es ist mir eine große Ehre, Borax. Euer Angebot nehme ich von Herzen gerne an.”. Er nickte dem Vogt dankend zu.
Dann ließ er den Blick über das Heiligtum schweifen und blickte zu den Gefährten, dann auf sein Schwert. Selbst in dem grünblauen Licht des Gwen Petryl Steines funkelte der Edelstein am Knauf rötlich. Die Griff lag angenehm und vertraut in seiner Hand, er spürte die perfekte Balance, die Meister Raraxim in die Waffe geschmiedet hatte. Seine Tante würde hocherfreut sein, dass diese Waffe ihren Weg noch doch in die Familie derer von Wirselbach zurückgefunden hatte. Nun galt es, dieses Schwert im Namen der Herrin Rondra zu führen. “Wir werden ihr beide dienen, du und ich, für die Herrin Rondra!”, flüsterte er dem Schwert zu. [Argmin (Jochen) 28.04.20]
Ihm kam ein Gedanke. Die Rubinlöwin, eines der sagenumwobenen Löwinnenschwerter, war laut ihrer Legende dazu bestimmt immer wieder von neuem geschmiedet zu werden. Soweit Argmin wusste, galt die Waffe als verschollen.
Ingrasîl, die Rote Löwin, war einst der Rondrakamm von Salim al’Thonas gewesen, dem letzten Tribun der legendären Prätorianer. Nach der Hinrichtung der frevelhaften Hela-Horas, hatte Salim al’Thonas den ‘Heiliger Orden Unserer Herrin Rondra vom Theater in Arivor’ gegründet, jenen mystische Theaterritter-Orden, der Argmin schon immer fasziniert hatte.
Es erschien ihm anmaßend, diesen Gedanken zu haben und dabei auf dieses Schwert aus den Händen von Meister Raraxim zu blicken und doch - waren es nicht die Götter gewesen, die den Weg des Almadin des Flußvaters genau in jenem Augenblick in die Schmiede Raraxims lenken, als dieser den Knauf der Waffe vollenden wollte? ‘Und Rondra, die Herrin, lenkt meine Schritte allein…’ Argmin blickte erneut auf das Schwert in seinen Händen - und schalt sich selbst einen Narren. ‘Was würde Schwertschwester Bodia dir erzählen, wenn sie deine Gedanken wüsste?’ fragte er sich selbst, zweifelnd. ‘Aber was wäre wenn... Und würde es denn etwas ändern?’ In seinem Kopf stritten sich zwei Stimmen. Doch der Gedanke an Ingrasîl blieb in seinem Kopf. [Argmin (Jochen) 29.04.20]
Kalvar ging schweigend an den Seiten der Gemeinschaft. Er war froh das es nun jemanden gab der sich um das Heiligtum kümmern würde, er hatte sich schon gefragt was er tun solle wenn die Handwerker fertig sind. Jetzt hatte er jemanden der vielleicht dieser Aufgabe gewachsen war. Er wird diesen kleinen Geoden nun öfters sehen und kennenlernen müssen. Er wusste das Geoden und Zwerge miteinander lebten, aber irgendwie auch nicht. Zumindestens waren die Geoden bei den Zwergen geachtet, wenn nicht gar gefürchtet. Aber zumindest waren sie nicht in deren Streitigkeiten eingebunden. Damit war der Geode also immer eine Option für eine neutrale Meinung. Und er war sich sicher das bald Streit ins Haus stand. Die Geweihten des Launischen hatte Borax irgendwie besänftigen können, aber wie lange würde das halten. Wieder gingen seine Gedanken weit in die Zukunft, was noch alles zu tun wäre um die kleine Ortschaft Sturzenstein voran zu bringen.
Mit einem Lächeln schaute Lagorasch noch einmal zurück zum Eingang zum Heiligtum. Bald bin ich wieder bei Dir, wir werden noch viel Zeit miteinander verbringen. Er dachte an dieses Gefühl, als der Muschelfürst verschwand, dieses Gefühl irgendwie entrückt zu sein. Meister Emmeran nannte sich den Gesandten des Flussvaters, aber nun ja, er war jetzt auch in die Dienste der Feen getreten. Er freute sich schon auf sein nächstes Abenteuer mit dem Wesen der Anderswelt. [Konrad, Kalvar und Lagorasch, 03.05.2020]

~*~


Epilog
So wie die Gefährten es besprochen hatten, geschah es.
Der Vogt eilte mit seinem Leibwächter voraus, um den Bergkönig von den Vorkommnissen und dem erneuerten Frieden mit dem Flussvater zu berichten.
Die Novizen der Rondra und des Angrosch, sowie Kalvar von Kupferfeld und der junge Geode Lagorasch hingegen verblieben in Sturzenstein.
Am nächsten Morgen verabschiedete der Edle von Sturzentein den Argmin, Pagen der Göttin und Grimmgasch, die nun Borindarax nach Senalosch nachreisen wollten.
Lagorasch hingegen kehrte mit den verbliebenen Pilgern, die inzwischen informiert worden waren, dass das Heiligtum wieder gefahrlos betreten werden konnte, in die unterirdischen Gewölbe am Großen Fluss zurück, die nun der Ort seines Wirkens werden würden.
Obwohl die Geoden für die Erzzwerge im allgemeinen und für die Angrosch- Geweihtenschaft im besonderen eher suspekt waren, konnte Grimmgasch nicht anders als Lagorasch bei der Verabschiedung freundschaftlich zu umarmen und ihm alles Gute zu wünschen. “Wir sehen uns wieder, Bruder, so Angrosch es will!”

An dieser Stelle wäre die Geschichte eigentlich vorbei, doch sei noch erwähnt, dass der Novize des himmlischen Schmieds für seine Verdienste endlich die Weihe erhielt.
Darüber hinaus verlieh ihm der Rogmarog von Isnatosch während der Zeremonie, in der er in den Tempel in Senalosch feierlich aufgenommen wurde, den Beinamen 'Friedenswahrer'.