Geheimnisvolle Orte Isnatoschs- Der Vater aller Grottenolme


Ort: unter den Bergen des Eisenwaldes, irgendwo im schier endlosen Tunnelnetz von Isnatosch

Zeit: von PRA 1044 BF bis TRA 1044 BF

Personen: Ein einsamer Zwerg namens Exertraxis

Eine Briefspielgeschichte von RekkiThorkarson.


Der Vater aller Grottenolme

Stöhnend kam er zu sich, als Schmerz ihn zurück ins Diesseits beförderte. Was war geschehen? Wo befand er sich? Er war benommen und desorientiert. Sein Kopf dröhnte, Pein durchfuhr seinen geschundenen Leib bei jedem Atemzug. Hatte er sich die Rippen geprellt, oder gar gebrochen? So fühlte es sich jedenfalls an.

Widerwillig öffnete er die Augen und erkannte, dass Dunkelheit ihn umfing. Es war jedoch keine totale Finsternis, denn von irgendwoher schien fahles Licht zu seiner Position zu dringen. Mehr jedoch vermochte er nicht auszumachen. Seine Sicht war dumpf und verschwommen - wohl seinem Zustand geschuldet.

Er schmeckte Blut auf den Lippen und wischte sich mit den Handrücken über den Mund. Selbst diese Bewegung schmerzte und ließ ihn erneut aufkeuchen, auch wenn eine unnatürliche Taubheit von ihm Besitz ergriffen hatte und seine Gliedmaßen schwer wie Blei hatte werden lassen. Hatte er bereits zu viel von seinem kostbaren Lebenssaft verloren?

Als seine Hand jene Stelle am Kopf erreichte, die pochenden Schmerz in seinen gesamten Körper aussandte, zuckte er zusammen und er scholt sich einen Idioten.

Feucht waren seine Finger, feucht von warmen Blut - seinem Blut. Er hatte wohl eine ziemlich üble Platzwunde erlitten. Doch wie? Und immer noch fragte er sich wo er war?

Er versuchte sich aufzusetzen, brauchte hierfür aber mehrere Versuche, bis er die Kraft, mehr noch aber die Selbstbeherrschung aufbringen konnte, den Schmerz mit zusammengebissenen Zähnen zu ertragen, um sich aus der liegenden Position hochzudrücken.

Keuchend lehnte er sich gegen den rauen, kühlen Fels in seinem Rücken, atmete so flach wie ihm möglich durch und begann seine Umgebung zu mustern. Kleine Steinchen regneten von irgendwo oberhalb seiner Position herab und prasselten auf seinen Kopf, gegen seine Schultern, um dann an seinen Armen herabzufließen.

Mit Augen, die von seinem Schöpfer an die ewige Dunkelheit unter den Bergen angepasst worden waren, erkannte der Zwerg erste Umrisse, Felsnadeln, die wahllos von unten und oben - wahrscheinlich von einer Höhlendecke in sein Blickfeld wucherten.

Ja, dass musste es sein. Nun begann er sich zu erinnern. Er war eingebrochen und mitsamt einem Haufen Geröll in die Tiefe gestürzt. Angrosch sei Dank war der Fall nicht sehr tief gewesen und kein größerer Stein war auf ihm gelandet. Doch würde ihn das irgendwie helfen?

Von Makamensch aus war er aufgebrochen, um nach Senalosch zu gelangen. Die Wege unter Tage waren sicher dieser Tage. Schmerzverzerrt verzog er das Gesicht, als er bei diesem Gedanken voller Selbstironie auflachte. Seine Rippen bestraften solch Unbedachtheit sofort. Sicher waren sie nicht, soviel wußte er nun. Er musste wohl falsch abgebogen sein. Hatte er die alten Runen nicht richtig gedeutet? Warum hatte er auch nicht einfach die Lorentunnel genommen, wie es alle anderen taten? Dort gab es zumindest in regelmäßigen Abständen Wachstationen.

Nein, er hatte den vermeintlich kürzesten Weg nehmen müssen - den direkten, ohne die senkrechten Schächte, in denen die Loren mit Seilzügen und Kränen angehoben wurden, um wieder ein ausreichendes Gefälle für das Schienensystem nutzen zu können.

Hier, abseits dieser frequentierten Wege, im schier endlosen und weit verzweigten Tunnelsystems Isnatoschs würde ihn niemand finden, nicht in zehn Dekaden.

Erschöpft und resigniert schloss er die Augen, sich der Möglichkeit bewusst, dass Blutverlust und Entkräftung dafür sorgen konnten, dass er sie nie wieder öffnen würde und das er zu einem der unzähligen Toten wurde, die die uralten Tunneln unter den Eisenbergen gefordert hatten.

Doch der Allvater fügte, dass es soweit nicht kam. Nicht an jenem Tag.

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Als er die Augen wieder öffnete mochten nur Momente vergangen sein, oder unzählige Stunden. In der ewigen, abgeschiedenen Dunkelheit unter den Bergen war dies ohne Hilfsmittel nicht festzustellen.

Seine Umgebung hatte sich nicht verändert und nun, da sich sein Kopf um einiges klarer anfühlte, vermochte er sie genauer in Augenschein zu nehmen.

Immer noch drang ein fahler Schein zwischen Stalagmiten und Stalaktiten hindurch zu ihm. Er musste sich in einer Tropfsteinhöhle befinden, doch ihre Decke lag im Dunkeln.

Die Luft war feucht. Es roch nach Mineralien, ja Salzen und Eisen - Blut, seinem Blut. Hinzu kam der unverkennbare Geruch von Lampenöl und ihm wurde bewusst, dass er seine Laterne verloren hatte, ebenso wie sein Rucksack mit der Tonflasche, in der er eine Reserve, der kostbaren, brennbaren Flüssigkeit bei sich getragen hatte. Beides lag nun wahrscheinlich unter dem Geröllhaufen auf dem er an die Felswand gelehnt saß. Er fluchte innerlich.

Dann roch er noch etwas anderes, etwas vertrautes… Pilze. Seine Gedanken überschlugen sich. Eine Tropfsteinhöhle bedeutete Wasser, Mineralien und Pilze etwas zu essen. Hoffnung keimte in Exertraxis, denn so hieß jener junge Angroscho, der sich schon hatte aufgeben wollen, doch nun neuen Mut schöpfte. Er mochte sich die Rippen geprellt und eine Menge Blut verloren haben, doch er war am Leben, besaß Wasser und vielleicht einen gewissen Vorrat an Essbarem.

Er stemmte sich hoch, Fluchte und Stöhnte, doch beim zweiten Versuch stand er, auch wenn er sich an der Felswand zu seiner Rechten abstützen musste. Er war schwach, sein Kopf dröhnte nun wieder stärker aufgrund der Anstrengung und der Schmerzen. Dennoch schwankte er langsam vorwärts, einen Fuß vor den anderen setzend und dabei immer wieder mit den Händen Halt suchend. Der Boden war nicht eben, er befand sich in einer natürlichen Höhle, daran bestand kein Zweifel.

Immer weiter näherte er sich dem Licht, das stetig in seiner Intensität zunahm. Irgendwann beschrieben der gangbare Weg zwischen den Stalagmiten hindurch eine leichte Kurve nach links, der er folgen musste, zu Kletterpartien waren in seinem Zustand nicht imstande.

Das Licht nahm weiter zu und Exertraxis erkannte, dass sich vor ihm eine riesige Höhle öffnete. Doch es waren nicht die Ausmaße des Hohlraumes im Berg, die ihn staunen ließ, es war das, was sich darin befand.

Gigantische, leuchtende Pilze standen einem Wald gleich um einen kleinen, dunklen See mit spiegelglatter Oberfläche, in der Senke im Zentrum. Die Pilze besaßen eine Höhe von bis zu acht Schritt, vereinzelnd waren sich jedoch noch größer - wie… Bäume. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen taumelte Exertraxis näher. Er blinzelte, wieder und immer wieder, aber das Bild, welches sich ihm bot, wandelte sich nicht. Er träumte nicht. Fantasierte er? Gab es hier Gas, welches sein Nervensystem beeinflusste?

Schließlich kam Exertraxis bei dem ersten der großen Pilze an, welche sich mit vielfacher Zwergeslänge über ihn erhob. Mit zittriger Hand berührte er den Stiel, nein den Stamm des milchig schimmernden Pilzes. Er war… echt. Fühlte sich an wie sich ein Pilz eben anfühlen sollte und doch… war es so befremdlich, so unreal. Dies konnte doch nicht sein.

Immer noch ungläubig legte der Zwerg den Kopf in den Nacken und blickte zu dem Hut des Pilzes, der sich über ihm ausbreitete und derart große Fläche besaß, so dass sich sicher zwei dutzend Angroschim darunter stellen konnten, ohne beengt stehen zu müssen.

Der Hut besaß Lamellen, wie bei anderen, gewöhnlichen Pilzenarten, die Exertraxis kannte. Diese kannte er mit Sicherheit nicht und es bestand kein Zweifel, daß das Licht, welches die Höhle erfüllte, von ihnen erzeugt wurde.

Exertraxis zog seinen Drachenzahn aus der Scheide an seinem Gürtel und schnitt in den Stamm, um ein Stück herauszubrechen. Nachdem dies Geschehen war, biss er vorsichtig in das geborgene Fleisch des Pilzes und begann zaghaft zu kauen. War er giftig? Das Leuchten kam auch bei anderen Pflanzen der Unterwelt vor, Flechten und auch bei Pilzen. Er meinte gelesen zu haben, dass dies auf bestimmte Mineralien zurückzuführen waren, von denen die Pflanzen sich nährten, da ihnen kein Sonnenlicht zur Verfügung stand, welches für alle anderen Pflanzen so essentiell war. Doch was bedeutete das schon, denn auch wenn die Angroschim immun gegenüber so manchem mineralischem Gift waren, so blieben noch immer mehr als genug, gegenüber denen er nicht gefeit sein würde. Machte es einen Unterschied? Entweder er würde hier unten elendig verhungern, oder an einem Gift verenden. Die Antwort war nein, es machte keinen Unterschied. Und dann lächelte Exertraxis, der Pilz schmeckte ihm.

Rasch schnitt er weitere Stücke aus dem Fleisch des Stammes heraus ließ sich dann daran herabgleiten. Der Weg bis zu diesem absonderlichen Wald hatte ihn erschöpft und nachdem er weiter von dem Pilz gekostet hatte, schloss er erneut die Augen, um sich auszuruhen.

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Als er erwachte, hatte er unsägliche Bauchschmerzen und ihm war klar, dass er zu viel gegessen hatte. Er hätte seinen Bauch erst am den ungekochten Pilz gewöhnen müssen. Jetzt musste er diese Lektion auf unangenehme Weise lernen - selbst ein Angroscho konnte nicht alles ohne Reue essen. Exertraxis lächelte schief und blickte zwischen den dicken Stämmen der Pilze hindurch zum glatt darliegenden See der Höhle. Durst hatte er auch.

Auf allen Vieren, um nicht wieder aufstehen und den damit verbundenen Schmerz ertragen zu müssen, bewegte er sich zum pechschwarzen Nass in der Senke.

Das Wasser des Sees war kalt, doch nicht eisig, ebenso wie die Luft in der Höhle.

Vorsichtig schöpfte Exertraxis mit der Hand von dem Wasser und kostete es. Reich an Mineralien, so wie erwartet, schmeckte es leicht metallisch, war aber nicht ungenießbar, wie vielleicht für einen Menschen. Erneut lächelte der Angroscho.

Die Zeit hier unten würde keine kulinarische Genussreise werden, aber seine Chancen mit dem Leben davon zu kommen stiegen.

Gerade wollte er sich neben dem See legen, um seinem gepeinigten Torso erneut etwas zu Ruhe zu gönnen, als ihm eine weitere Seltsamkeit auffiel. Jetzt, wo die Wasserfläche vor ihn durch seine Hände in Unruhe gebracht worden und seine Spiegelung dadurch unterbunden war, konnte er einige Spann weit hinab blicken, bis auf den nur seicht abfallenden Grund, des Sees.

Etwas entfernt vom Rand der Wasserfläche sah der Zwerg vereinzelnd weiße, schimmernde Fische schwimmen. Wenn es Fische gab, mussten auch sie hier unten Nahrung finden. Wahrlich, was für ein wundersamer Ort.

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Unmessbare Zeit verrann. Exertraxis versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, schlief in der unmittelbaren Nähe des Sees, von dem er sich nur fortbewegen, wenn er Hunger hatte oder seine Notdurft verrichten musste. Er gewöhnte sich als den Pilz, die Bauchschmerzen nahmen ab, schwer lagen sie jedoch trotzdem.

Tage vergingen und Exertraxis kam langsam zu Kräften. Seine Rippen hörten auf zu Schmerzen und auch die Stelle an seinem Kopf war nun sauber verkrustet, so dass er sie berühren konnte, ohne daß Gesicht verziehen zu müssen. Es war an der Zeit.

Einem etwa kopfgroßem Stück des Leuchtpilzes unter dem Arm, begann Exertraxis die riesige Höhle zu erkunden, wobei er zunächst den Weg einschlug, der ihn zu den Pilzen und zum See geführt hatte.

An jenem Ort, an dem er abgestürzt war, begann er vorsichtig im Geröll zu graben. Es war eine anstrengende Arbeit, denn Exertraxis hatte kein Werkzeug und musste sich mit den Händen vorankämpfen. Aber die Mühen, sie er auf sich nahm, wurden schließlich belohnt, denn er fand zumindest seinen Rucksack. Und auch wenn sein Proviant längst ungenießbar, die Flasche mit dem Lampenöl zerbrochen und die Laterne zerstört war, so war seine Wasserflasche aus gewalztem Blech intakt, ebenso wie Steigeisen, Hammer und Seil.

Ein Aufstieg an dieser Stelle schlug er sich erst einmal jedoch aus dem Kopf, denn es war wahrscheinlich, dass es noch mehr lockeres Gestein gab, dass abgehen würde, wenn er es versuchen würde. Dieser Weg war die letzte Option.

Die Tropfsteinhöhle besaß eine Grundfläche von etwa zweihundert auf einhundert Metern. Ihre Decke vermochte er nur an ihrem Rand zu erkennen, dort wo Decke und Boden aufeinander zu strebten. Die Stalagtiten ragten hier am häufigsten von oben herab, berührten zum Teil ihre Gegenstücke vom Boden zu säulenartigen Konstrukten und wurden seltener, je näher man dem Zentrum, dem See kam. Weitere Ausgänge oder Schächte fand Exertraxis jedoch zunächst nicht.

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Am dreiundsechzigsten Tag, Exertraxis war dazu übergegangen sie zu zählen - dies tat er seitdem er die Höhle erkundete und dabei jeden Stein umdrehte, fand er schließlich einen Weg, doch er war nicht derart, den er erwartet hatte, denn der Weg fand ihn.

Exertraxis war dabei sich wie jeden morgen im See zu waschen, jedenfalls tat er es nachdem er geschlafen hatte, ob oberhalb der Berge Tag oder Nacht herrschte wusste er nicht, als auf einmal ein länglicher Schemen unterhalb der Wasseroberfläche auf ihn zu kam. Es konnte keiner der Fische sein, denn er war riesig und bewegte sich schlängelnd.

Der Zwerg machte einen Satz zurück und landete überrascht auf dem Hosenboden, erstarrte dann jedoch, als er eine Stimme in seinem Kopf vernahm.

“Kind der Lohe und des Erzes, komm mit mir.

Steige herab in mein nasses Reich und ich werde dich zurück in das der Deinen bringen.

Du wirst leben.”

Mit weit aufgerissenen Augen, einem Ausdruck tiefster Erschütterung, ebenso wie Angst starrte Exertraxis auf den See und musste mit ansehen, wie ein sicher drei Schritt langer Grottenolm die Wasseroberfläche durchstieß und ihn aus kalten, glasigen Augen taxierte.

Außer stande sich zu bewegen, stammelte der Zwerg: “wer… was… bist du?” Doch der riesige Olm wiederholte nur seine Aufforderung und erklärte sich nicht weiter.

Momente verstrichen, in denen sich Angroscho und Kreatur gegenseitig betrachteten, bis der Olm schließlich abtauchte wie ein Stein und in der Schwärze des Sees verschwand. Lange saß Exertraxis noch abseits des Sees und dachte darüber nach was geschehen war. Wurde er wunderlich, kostete die tosende Stille unter den Bergen seinen Verstand, wie es üblich war nach langer Isolation?

Der Olm jedoch war ebenso kein Gebilde eines kränkelnden Geistes, wenn er auch sicher keinen rationalen Ursprung haben konnte, nach Exertraxis Überzeugung, aber schon am darauffolgendem Tag tauchte er erneut lautlos aus dem See auf, als der Zwerg sich waschen wollte. Diesmal jedoch schwieg die Kreatur, Exertraxis vernahm keine Stimme in seinem Kopf, war vielleicht deswegen aber auch nicht gelähmt vor Angst. Er wandte sich ab, ignorierte dem Olm, befand für sich, dass dies der beste Weg sei mit ihm umzugehen.

Weitere Schlafphasen kamen und gingen und der Olm kam jedes Mal, da Exertraxis zum See ging. Mittlerweile hatte er fast einhundert längliche Furchen in einen Stamm eines der größten Pilze geritzt und immer noch gab es keinen anderen Ausweg, als den Weg, den er gekommen - gestürzt war und der bedeutete ein hohes, wenn nicht gar tödliches Risiko. Exertraxis erkannte, dass es keinen anderen Weg hinaus gab und das er sich etwas vormachte, wenn er daran festhielt dennoch einen zu suchen.

Am hundertsten Tag trat er an den See und musste nicht lange warten, bis der Grottenolm auftauchte.

“Ich gehe mit dir”, verkündete Exertraxis und begann sich auszuziehen - auch wenn er diese Idee immer noch grotesk fand. Er stopfte seine Sachen in den Rucksack, in dem sich bereits ein gewisser Vorrat an Pilzen, ebenso wie frisches Wasser des Sees in seiner Feldflasche befand und stieg barfuß über den felsigen Grund in den kalten See.

Als er den Olm schließlich erreichte, schaute nur noch der Kopf aus dem Wasser und die angeborene Angst vor dem Ertrinken der Angroschim drohte seinen Mut zu untergraben, als die Stimme wieder einsetzte.

“Keine Angst haben. Festhalten”, war alles was Exertraxis im Geist vernahm und seltsamerweise spendeten die Worte ihm nun Zuversicht, so dass er nach dem Olm griff, dessen Haut sich glitschig und kalt anfühlte.

Er hatte noch das Wort an die Kreatur richten, ihn fragen wollen, wie er ihn nun genau erretten wollte, doch der Olm tauchte ab und riss Exertraxis, der panisch einmal Luft holte und sich festklammerte, mit sich.

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Die Reise durch das tiefe, schwarze Wasser des Sees währte nicht lange und doch wusste Exertraxis, dass sie einen langen Weg zurückgelegt hatten, als der Olm wieder durch die Wasseroberfläche stieß und er begierig seine Lungen füllte. Nun bedächtig langsam schwamm der Olm zu dem Ufer eines weiteren, unterirdischen Sees und verharrte dort im flachen Wasser, bis Exertraxis den Mut fand sich zu lösen und gen festen Boden zu streben.

“Danke”, war zunächst alles was er hervorbrachte. Dann erkannte er, dass ein kleiner, leuchtender Bergkristall von vielleicht Daumendicke und -länge am Ufer lag und ihn die Umgebung wahrnehmen ließ.

“Nimm ihn und geh.

Versuche nicht mein Reich wiederzufinden.

Es wird dir nicht gelingen”,

sprach der Olm und Exertraxis sagte erneut “danke”, bevor er den Mut fand die für ihn entscheidende Frage zu stellen: “Wer bist du?”

“Der Vater meiner Art - die ihr Grottenolme nennt”, war die Antwort und die Kreatur verschwand in der Finsternis des Wassers, durch den sie ihn in Freiheit geführt hatte.

Er klaubte den kleinen Bergkristall vom Boden auf und weil ihm gerade nichts besseres einfiel, da er nackt war, flocht er ihn kurzerhand in seinen Bart, so dass er den Weg vor sich würde sehen können.

Immer noch unter den Eindrücken der Ereignisse stehend, wrang Exertraxis seine Sachen aus, um sie dann zum trocknen zu hängen. Wenige Stunden später brach er auf, um endlich wieder in die Zivilisation zurückzukehren.

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Als Exertraxis schließlich nach einigen, weiteren Tagen herumirrens auf den Lorentunnel und nur einen Tagesmarsch später auf den unteren Lorenbahnhof von Gondrabrozrom stieß, waren vier volle Götternamen verstrichen.

Voller Dankbarkeit viel der junge Zwerg vor den verdutzten Tunneljägern, welche jeden Stollen von und nach Senalosch bewachten, auf die Knie und preiste den Allvater voller inbrunst.

Niemand würde ihm glauben, aber er wusste, dass er einen der wohl geheimnisvollsten Orte Isnatoschs geblickt hatte und einer Kreatur begegnet war, die so alt war wie die Eisenberge selbst.

~ Ende ~

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