Nordmärker Greifenspiegel12


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Mark Elenvina

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Große Fußstapfen

Elenvina. Travia 1041 BF: Wie wir jüngst aus der Redaktion der Havener Fanfare entnommen haben, hat der nordmärkische Baumeister Margorix, Sohn des Muragosch den Zuschlag für die Sicherung und den Ausbau der Burg Zwingfels in Fuxwalden erhalten. Entsprechende Anfragen für das Bauvorhaben in der
Grafschaft Großer Fluss bei unseren Nachbarn in Albernia ergingen an die Zunfthäuser in Gratenfels und Albenhus.
Dass ausgerechnet der Sohn des in den Nordmarken recht bekannten Angroschos Muragosch, Sohn des Murgasch, den Zuschlag von Haus Schwarzenklamm erhielt und nun die Arbeiten leitet, erinnert derweil an einen Generationswechsel, steht sein Vater doch für so namhafte Bauten und Kunstwerke wie die Hohe
Halle von Oberrodasch, das Bunte Schloss in Obena oder gar das Reiterstandbild seiner Hoheit im Vorhof der Eilenwïd-über-den-Wassern.
Margorix selbst ging nach der Lehre bei seinem Vater in die Fremde, anstatt an seiner Seite zu bleiben. Zu groß waren die Fußstapfen des Älteren, möchte man meinen. Unter dem obersten Baumeister der Markgräfin Swantje von Rabenmund, Perilax, Sohn des Pantagrax, spezialisierte sich Margorix auf Wehrbauten - einem dem Schaffen seines Vaters eher konträr gegenüberstehendem Gebiet der Baukunst. Er scheint sich auf diesem Weg nun einen eigenen Namen machen zu wollen.
Wir wünschen allen Beteiligten Ingerimms Segen und verweisen für den detaillierten Bericht zu dem Wiederaufbau von Burg Zwingfels auf die nächste Ausgabe der Havener Fanfare.

Burkhard Ludolfinger

Zwei Herzögliche Knappen außerordentlich in Gareth zum Ritter geschlagen

Gareth, Praios 1042 BF: Normalerweise lässt ein Nordmärker nichts über seine geliebten Traditionen kommen, denn er weiß, so, wie es bisher und immer war, war es gut. Aber der Nordmärker weiß auch wann esGreifenSpiegel07.Schwertleite OrderOfTheKnots gemeinfrei.jpg erforderlich ist, mit eben diesen zu brechen. Beispielsweise, um der Götterwillen zu dienen und alten Werten wie Kameradschaft, Loyalität, Schutz der Familie und letztlich auch Versprechen zu folgen, die mit Blut geschrieben sind.
So kam es, dass Seine Hoheit Herzog Hagrobald zwei seiner herzöglichen Knappen nicht wie sonst im RONdra und in einer feierlichen Zeremonie auf der Eilenwïd in den Stand der Ritterschaft erhob, sondern stattdessen vor Beginn des Kaiserturniers Anfang PRAios in der Reichs-Kapitale Gareth – Sauhatz durch das Teilnehmerlager mit inbegriffen. Die in den Nordmarken verbliebenen Familien waren zwar so von eben jenem Festtag ausgeschlossen, sind aber trotzdem voller Stolz.
Der 1022 geborene Alrik vom Schwarzen Quell aus der Baronie Vairningen und der gleichaltrige Brun von Kranickteich aus der Baronie Kranick besuchten die herzögliche Knappenschule seit Rondra 1040, nachdem ihre Schwerteltern – der Vairninger Ritter Marcorion Thomundson und Baronin Ulinai VIII Timerlain von Vairningen – während des Haffaxfeldzugs im Kampf gegen die Schwarzen Lande starben. Herzog Hagrobald hatte damals nach der Rückkehr der Streiter verkündet, die Ausbildung aller so ‚verwaister‘ Knappinnen und Knappen auf der Eilenwïd weiter zu führen. Nun, mit 20 Lenzen und nach göttergefälligen 12 Götterläufen ritterlichen Lernens empfingen beide im Beisein aller Nordmärker und auch einiger anderer Turnierritter, die Zeugen sein wollten, inmitten des Teilnehmerlagers auf dem Turniergelände hinter der Alten Residenz die Schwertleite durch seine Hoheit, den Herzog persönlich. Mit den traditionellen Worten „Nimm diesen und dann keinen mehr!“ bekamen die jungen Gratenfelser den finalen „Backenstreich“ ins Gesicht. Unser Herzog habe ordentlich zugelangt, aber auch bei der Gürtung des Schwerts (der Schwertleite) mit Hand angelegt, ebenso wie hinterher ein ordentliches Fest veranstaltet, heißt es. Ein Götterdienst im Tempel des Lichts und die zuvor betend verbrachte Nacht, bei der die Knappen nichts weiter trugen als ein demutvolles Leinenhemd, durfte traditionsgemäß nicht fehlen.
Von Quellen aus dem Umfeld des Herzogs war zu erfahren, dass die beiden jungen Männer nicht mit ihrem Ritterschlag vor Turnierbeginn gerechnet hätten. Letztes hieß aber in Konsequenz natürlich, dass auch sie beim großen Turnier unter den Augen Ihrer Kaiserlichen Majestät Rohaja von Gareth mitreiten durften.
Warum der Herzog die beiden Knappen mit nach Gareth aufs Turnier genommen habe, hänge ganz einfach damit zusammen, dass sich die jungen Männer nach ihrem Ritterschlag dem ebenfalls am Turnier teilnehmenden Baron von Hlûthars Wacht, Hochgeboren Jost Verian von Sturmfels-Maurenbrecher anschließen wollten und Ihre Hoheit genau darum gebeten hatten. Der Baron brach nämlich mit Dienstrittern und Verbündeten nach Turnierende von Gareth aus auf in die Rabenmark, um das dortige Lehen eines treuen Gefolgsmannes von den Überresten schwarztobrischer Usurpaten zu befreien. Es ist ein Schwur der Freundschaft und der Waffenfolge, der die jungen Rittersleute mit in die Rabenmark zieht: beide gehören genauso dem Orgilsbund an wie jener Dienstritter, für dessen Familie Baron Jost seinen privaten Feldzug unternimmt. Wie der Greifenspiegel in Erfahrung bringen konnte, folgten auch alle anderen Mitglieder des Orgilsbunds dem hlûtharswachter Bundbruder und dessen hochgeborenen Dienstherrn in den Kampf. Seine Hoheit Herzog Hagrobald soll bei der Verabschiedung voller Stolz gewesen sein – ist er dem Orgilsbund doch seit dessen Gründung nach Ende des Haffaxfeldzugs in seiner Position als Ritter, welcher die Werte Rondras ebenso wie die Kameradschaft hochhält, sehr verbunden.
Trajana Firunen

Gefolge des Flussvaters lässt Großen Fluss verschwinden! Hoheit Grimberta entführt. Dann alles wieder da.

Elenvina, Rondra 1042: Erst noch floss der Große Fluss zwischen Elenvina und Albernia beständig und gemächlich dahin wie eh und je, allerlei Boote tummelten sich auf den Fluten –GreifenSpiegel07.NeptuneAndAphitrite ParisBordone1560 CC0.jpg ist doch der Große Fluss Nordmarkens (Wasser)Straße Nummer Eins. Dann kam es an einem sonnigen Tag Anfang RON in der Nähe des Marktfleckchens Klippag (etwas flussabwärts von Elenvina gelegen) zur Katastrophe. „Da war plötzlich ein gewaltiges Grollen und Tosen wie mitten in einem Sturm, obwohl keine Wolke am Himmel stand“, berichtet eine Matrosin. „Wir hörten laute, unverständliche Stimmen, die Wellen schlugen auf einmal höher, stürzten sogar auf uns nieder, auf allen Boten ringsum schrien Menschen voll Angst“. Dann, mit einem Schlag, habe der Fluss zu fließen aufgehört und eine Wasserwand hielt die Fluten zurück, während sich daneben nur mehr blankes Flussbett befand, das nun in einigen Schritt Tiefe sichtbar geworden war. „Eine Kante, wie mit einem Messer gezogen," beschreiben alle, die es gesehen haben. Ein Kahn stürzte gar über diese Kante und krachte auf dem trockengelegten Kies auseinander. „Do war nix mee zom retta, se hend großes Glück ghett, dass neamand gstorba isch,“ so Augenzeuge Udan Butterweck, Gemischtwarenhändler und zur selben Zeit mit seinem eigenen kleinen Boot auf dem Fluss unterwegs. „I konnt selber grad no beim Kolleg festmacha, indem i Leine gworfa hab, sonst hätt’s mei Zeug wohl au über dr arschtrockene Kies verdoilt.“
Wie bekannt wurde, befuhr die Mutter unseres geliebten Herzogs, Ihre Hoheit Grimberta Haugmin vom Berg und vom Großen Fluss, zur Unglückszeit genau jenen Abschnitt des Flusses, der auf mysteriöse Weise verschwand. Sie war mit dem herzöglichen Flusssegler ‚Concabella‘ unterwegs gewesen, um die südlichen Baronien der Nordmarken zu bereisen. Den stolzen Segler unter Kommando der Flussgarde hatte die Altherzogin dafür just aus dem Trockendock befohlen, wo nach der Instandsetzung die Schäden der Havarie eben erst getilgt worden waren. An Bord einige junge Nordmärker Adlige als ihre Begleiter: Knappen, Schüler von Magier- und Kriegerakademie sowie Novizen, die sie alle persönlich zu dieser Rundfahrt eingeladen hatte. Eine Weile war von allen nicht die kleinste Spur.
Doch dann tauchte nach wenigen Tagen das Schiff mit samt Besatzung und adligen Fahrgästen im wahren Sinne des Wortes wieder auf. Efferd sei gepriesen! Dort, wo die Fluten wie von Zauberhand im Nichts verschwanden, erschien besagter Segler und rauschte auf einer riesigen Welle mit den wieder erschienenen Wassermassen flussabwa¨rts. Erst nach einigen Meilen, kurz vor der Grenze nach Albernien, konnte die aus dem Albenhus’schen stammende Kapita¨nin Hadelin von Flusswacht die Fahrt stoppen und sicher anlanden. Wie Augenzeugen berichteten, waren alle wohl auf, sie sollen bei der rasanten Fahrt gejubelt und fro¨hlich gewinkt haben.
Wie dem Greifenspiegel im Nachhinein durch das Herzogenhaus erklärt wurde, war der Segler mit Ihrer Hoheit und den jungen Herrschaften in eine Feenwelt gezogen worden, wohin auch das Wasser verschwand. Dort waren sie in einen Streit zwischen einem alten Necker und einer jungen Wasserfrau geraten, sie konnten deren Konflikt allerdings mit Geschick, Engagement und Göttervertrauen schlichten. Bei dem Necker soll es sich um keinen anderen als den Muschelfürst und Heerführer des Flussvaters, einem mächtigen Wesen namens ‚Grauschuppe‘ gehandelt haben.
Leider konnte der Greifenspiegel keine weiteren Details dieser Begegnung in Erfahrung bringen, denn das Herzogenhaus verhängte über weitere Einzelheiten vorerst ein Schweigegebot. Es kann daher nur spekuliert werden, welches Abkommen Ihre Hoheit mit dem Muschelfürsten traf, um der Feenwelt wieder zu entkommen.
Den jungen Reisebegleitern Ihrer Hoheit hat das Erlebte sicherlich nicht geschadet. Ihnen ist der Dank des Herzogenhauses, Ansehen und sogar später eine formidable Anstellung sicher. Darüber hinaus sprach Ihre Hoheit Grimberta ihnen allen ein ausdrückliches Lob und ihr persönliches Wohlwollen aus und gab für den Erhalt deren Reife umfassendes Zeugnis.
Die ‚Concabella‘ steht mittlerweile wieder im Dock, wo sie fachkundig untersucht und fertiggestellt wird, damit bei ihrer zweiten Jungfernfahrt auch wirklich keine Feenmagie mehr an ihr haftet.
Clador Firunen, Praiodane Steinebach

Bekanntmachung

Ladung zum Hof- und Gerichtstag am 21. ING 1042 BF

Höret! Höret! Höret!

Ihre Hochgeborene Exzellenz, die Landhauptfrau der Nordmarken, lädt im Namen Seiner Hoheit des Herzogs der Nordmarken, Hagrobald Guntwin vom Großen Fluss, den Adel der Nordmarken am 21. Tage des INGerimmmonds 1042 BF zum Hof- und Gerichtstag nach Elenvina in die herzögliche Residenz Eilenwïd-über-den-Wassern.

Es soll Gericht gehalten werden über Seine Hochgeboren Baron von Hlutharswacht, Jost Verian von Sturmfels-Maurenbrecher, gegen den das Hause Kaldenberg Klage führt, Schuld am Tode Seiner Hochgeboren Baron Boromils von Kaldenberg zu sein. Dieser wurde mitsamt Tochter und Enkelkindern bei der Bluthochzeit von Hlûthars Wacht im vergangenen RAHjamond durch schändliche Umtriebe götterverfluchter Kreaturen, die allesamt Gefolgsleute des Hlûtharswachters waren, gewaltsam aus dem Leben gerissen. Die öffentliche Anhörung des Hauses Kaldenberg hierzu findet in Abwesenheit des Beschuldigten statt, denn dieser weilet derzeit noch im Namen Rondras in der Rabenmark.

So sei weiterhin beraten über die erschreckenden Berichte der Kirche der Immer-Jungen über jenen Ort, an dem die Verfluchten vor ihrer Tat hausten und sich an der Kraft allen Lebens vor Ort stärkten, und der nunmehr eine lebensfeindliche Ödnis unter der überbordenden Kraft des Namenlosen ist.

Außerdem gilt es zu Ehren der Bierbraukunst nach einer außergewöhnlich guten Hopfenernte im Sommer ein außergewöhnlich gutes Bier zu verkosten und fürderhin – passend zum höchsten Feiertag des Zunftwesens – den besten Bierbrauer zu küren, auf dass dieser das Privileg erhalte, die Herzogenveste für einen Götterlauf beliefern zu dürfen.

So rufen wir Euch, Adel der Nordmarken, zusammen im Namen unseres Herrn Praios und Seiner elf göttlichen Geschwister. Seid geladen auf die Eilenwïd, um Rat zu geben, Eurem Lehnseide gemäß, und Dienst zu tun für die Belange Seiner Hoheit.

Gezeichnet und gesiegelt

Iseweine von Weiseprein,
Landhauptfrau der Nordmarken
Baronin von Schwertleihe
Edle zu Altprein

OT Info: Der Hoftag behandelt die ingame-Themen unseres allerersten Pen-and-Paper-Kons, der 1. Nordmärker Tafelrunde. Diese findet von 27.-29.03.2020 in Riedenberg/Rhön statt. Eingeladen sind alle Nordmarken Spieler, die Lust auf ein Tischrunden-Wochenende haben.

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Landgrafschaft Gratenfels

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Neue Wege im grenzüberschreitenden Handel

Galebquell, Phex 1041 BF: Waren aus den Nordmarken werden bei unseren Nachbarn im Kosch zumeist auf den Märkten von Drift und Utztrutz nahe der Grenze verkauft oder von Händlern oder gar Handelshäusern in die großen Städte transportiert, um sie dort zu veräußern.
Das es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus der Baronie Galebquell, wo die Junkerin von Galebfurten die Früchte ihrer Ländereien über ihr zweites Lehen Quellpass, gelegen an der Grenze zum Fürstentum, an die Angroschim, der in der Baronie Bärenfang beheimateten Bergwacht Ârxozim verkauft. Da auf diesem Wege eine nicht unbeträchtliche Summe an Steuern und Zöllen eingespart werden, dürfte dieser Warenverkehr für beide Partner lukrativ sein.
Jolenta Lindwin von Galebfurten, die Erbvögtin der Baronie Galebquell, scheint in ihren Bemühungen nicht nachzulassen, ihr noch recht junges Haus zu weiterem Ansehen und Wohlstand zu führen.
Burkhard Ludolfinger

Ein überraschender Ritterschlag

Stadt Gratenfels, Praios 1042 BF: Diesen Götterlauf wurde mir die große Ehre zuteil dem Neujahrsempfang Seiner Hochwohlgeboren Landgraf Alrik Custodias-Greifax von Gratenfels beiwohnen zu dürfen. Ich war gespannt, hatte ich doch die Berichte aus den vergangenen Jahren gelesen, und wurde nicht enttäuscht. Trotz der stetig wiederkehrenden und bösartigen Gerüchte die Kassen des Landgrafen betreffend, war die Burg spartanisch, doch festlich geschmückt. Es wimmelte nur so vor Adel – Ritter, Edle, Junker und auch einige Barone waren dem Ruf gefolgt, wohl um zu sehen, was der Graf sich noch leisten konnte oder wer sich um ihn schart.
Eine Begebenheit blieb mir besonders im Gedächtnis, wovon ich meine geschätzte Leserschaft nun unterrichten will:
Man hatte mir eine Einladung zum Praiosdienst im Haus der Sonne zukommen lassen. Ich wunderte mich, da ich ja nun nicht der Hofberichterstatter bin, sondern ein bescheidener Schreiber aus der Stadt Amleth. Doch begab ich mich frohen Mutes dorthin und fand zahlreiche Mitglieder des Hofstaats vor. Mir wurde ein Stehplatz in der Nähe des Eingangsportals zugewiesen, wo ich andächtig der Zeremonie folgte. Es war eine ergreifende Predigt, die vom Neubeginn und Pflichtbewusstsein handelte, gegen deren Ende sich die Gläubigen erhoben und auf den Schlusschoral warteten, als Seine Hochwohlgeboren neben die drei Hochgeweihten trat und einen Knappen zu sich nach vorne rief. Sogleich ging ein Raunen durch die heilige Halle und zunächst verstand ich nicht, was gesagt wurde, bis mir meine Nachbarin mitteilte, sie hätte den Namen Altenwein vernommen. Altenwein, Altenwein woher kannte ich den Namen nur? Doch dann fiel es mir wieder ein. Junker Answin von Altenwein hatte seinerzeit sein Lehen und Titel beim Boltanspiel an den Vinsalter Krieger Yolhag Sturmträger verloren. Der Knabe dort vorne musste sein Sohn sein. Ich versuchte einen besseren Blick zu erhaschen und spitzte die Ohren. Einer der Götterdiener sorgte mit einem strengen Wort für augenblickliche Ruhe und sogleich begann der Landgraf die überlieferten Worte zu sprechen, die einer Schwertleite zugeordnet sind. Der junge Mann antwortete in angemessener und überlieferter Weise. Nachdem die Hochgeweihten die Schwüre vor PRAios bekräftigt hatten, gratulierte Seine Hochwohlgeboren dem neuen Ritter und überreichte ihm ein altes Schwert. Ein Erbstück des Hauses Altenwein aus dem Besitz des Angrobas von Altenwein. Ein Vorfahre des frischgebackenen Ritters. Der ehemalige Junker Answin muss es wohl bei seiner Flucht von der Herzogenturney in Weiden von sich geworfen haben, galt es doch seitdem in der Familie als verschollen.
Nach dem Schlussgong verließen die edlen Damen und Herren den Tempel und so konnte ich einen Blick auf den Altenweiner erhaschen. Er wirkte froh, doch auch überrascht. Hatte seine Hochwohlgeboren ihn nicht eingeweiht? War er denn nicht sein Schwertvater?
Eines jedoch ist gewiss: ich werde diesen Fragen nachgehen und den jungen Mann im Auge behalten.
Lukardis Kammergrad

Wieder Aufregung in Meilingen - der junge Hirsch nimmt die Fährte des alten auf

Baronie Meilingen, Praios 1042 BF: Wieder herrschte Aufregung in Meilingen, wieder versetzte das goldene Hirschhaupt die braven Leut im Gut Steineichenhof in Angst und Schrecken. Ungute Erinnerungen kamen bei den Bewohnern des kleinen Weilers auf, als zu später Abendstund der junge Rittersmann Rondrard von Tannenfels dort zu Pferd eintraf, gut erkennbar am selben Wappen, mit dem bereits sein Oheim Hechard im zurückliegenden Efferd von dort ausgehend eine blutige Spur durch die Baronie zog (der Greifenspiegel berichtete). Einige machten sich bereits auf das Äußerste gefasst, hielten Waffen oder was sie als solches brauchbar deuchten bereit, ihr Leben und ihren Besitz bei diesem Male besser zu verteidigen, und ermahnten mich, ebenfalls Vorkehrungen zum Schutze von Leib und Seele zu treffen. Denn ich selbst weilte zu dieser Zeit, wie es der Zufall oder Hesinde wollte, in dem Orte und kann daher von den weiteren Geschehnissen aus eigener Anschauung berichten.
Anders als damals zügelte dieser Ritter aber sein Ross, bat höflichst um Gastung und darum, zur Gutsherrin, Ihrer Wohlgeboren von Grauningen und ihrem Gemahl, dem Ritter Erpho von Richtwald, geführt zu werden.
Der hohe Herr weilte zu dieser Zeit, wie es die Götter fügten, denn selten ist’s im Sommer der Fall, auf dem Gute, und empfing den unerwarteten Gast zu dessen Freude zwar, aber sehr zur Sorge der Steineichenhofer, noch am selben Abend.
Wie ich in Erfahrung bringen konnte, befragte der eingetroffene Rittersmann, ältester Sohn der Edlen von Tannenfels in der Baronie Ambelmund, seinen Gastgeber lange, ernst und ausführlich, zu späterer Stunde auch bei manchem Schnapse, nach den Geschehnissen des vergangenen Herbsts: vor allem nach dem Untaten seines Anverwandten und dessen mysteriösen Tod – zu Staub ist er zerfallen, nachdem Erpho von Richtwald ihn zum Zweikampf gestellt und schwer getroffen hatte – aber auch danach, woher der Wüterich zuletzt gekommen war und was wohl in ihn gefahren sein könnte, war Hechard von Tannenfels zuvor doch weithin als ein ehrbarer und fröhlicher Zeitgenosse bekannt, und auch im Frühjahr davor, als er zuletzt auf Gut Tannenfels weilte, noch gänzlich der Alte.
Ob der hohe Herr Rondrard von Tannenfels auf die letztgenannten Fragen in besonderem Maße hilfreiche Antworten erhalten hat, muss nach dem, was ich von ihm danach erfahren habe, bezweifelt werden; mehr, als dass das Grauen mit ihm von Norden her kam, war auch dem Herrn von Richtwald nicht bekannt. Am nächsten Morgen besah sich der Herr von Tannenfels jedenfalls gemeinsam mit seinem Gastgeber die restlichen Schäden des teils in Brand geratenen, zwischenzeitlich aber weitgehend wiederhergestellten Weilers. Sichtlich bestürzt ließ er sich von einigen der Überlebenden die Geschehnisse aus deren Sicht berichten. Am Ende leistete er vor dem hohen Herr von Richtwald kniend Abbitte für die abscheulichen Taten seines zuletzt wohl vom Wahnsinn gerittenen Anverwandten, und fragte, wie er nur die Schuld abtragen könne, die hier auf sein Haus geladen wurde. Der Angesprochene aber deutete dem Demütigen, sich zu erheben: Nicht dieser habe hier schlimmer wie die Orks gehaust und sei auch nicht wie ein Dämon aus der Welt gefahren! Wenn er etwas tun wolle, so sei es als Sühne seines Hauses mehr als würdig und hinreichend, Licht in die dunkle Schwärze dieser Vorkommnisse zu bringen, die Ursache für diese Umtriebe aufzuspüren und zu tilgen! Dies gelobte der junge von Tannenfels, sichtlich gerührt von der großmütigen Geste, sogleich feierlich.
Seine aufrichtig reumütige Haltung bewog einen Knaben, kaum zehn Götterläufe mochte er zählen, sich von der Hand seines Vaters zu lösen und ihm mit brüchiger Stimme zu berichten, dass er in jener schicksalshaften Nacht vor neun Monden aus seinem Verstecke vernommen habe, wie der Übeltäter während seiner Gräueltaten in seinem Wahn zu sich selbst gesprochen hätte: „Komme Licht, komm nur, hilf, das Dunkel zum Siege zu befreien! Befrei nur unser wahres Erbe! Dies wird Dir wohl als Anlass reichen!“ Dann sei er wohl in irres Gelächter ausgebrochen und mit der Fackel weitergezogen.
Rondrard vom Tannenfels, sichtlich ratlos im Angesicht dieser Worte, dankte dem Jungen für seinen Bericht und machte sich sogleich auf, die kalte Spur der letzten Fahrt seines Oheims aufzunehmen, die ihn zunächst von Gut Steineichenhof nach Norden führen sollte.
Ich selbst machte mich dem Herrn von Tannenfels vor seinem Aufbruch bekannt und konnte ihn schließlich davon überzeugen, ihn auf seiner Reise begleiten und von den dabei gewonnenen Erkenntnissen über die dunklen Umtriebe im Herzogtum getreulich in dieser Gazette berichten zu dürfen. Dies werde ich von nun an regelmäßig tun, und hier fortan von der Fährte des Hirsches künden.
Eilada Daubschlager

Reise gen Rahja

Baronie Vainingen, Travia 1042 BF: Bereits im Ingerimm-Mond waren der Segen Tsas und der Beistand der gütigen Peraine der jungen Baronin von Vairningen gewiss, nur so kann die reibungslose Geburt der Fünflinge erklärt werden.
Bereits vor einem Götterlauf war der Gemahl der Baronin und Vater der Kinder von Seiner Hoheit als Gesandter in die Rommilyser Mark entsandt worden. Gebunden durch seine Verpflichtungen, konnte Seine Hochgeborene Exzellenz leider nicht rechtzeitig zur Geburt der Kinder in die Nordmarken zurückkehren. Wohlinformierten Kreisen am Hofe der Baronin zu folge, war dies auch überhaupt nicht geplant gewesen. Vielmehr wollte Ihre Hochgeboren noch vor der Niederkunft nach Rommilys aufbrechen, konnte diese Reise jedoch nach medizinischen Rat nicht antreten. Nun aber nachdem Mutter und Nachkommen sich von den zurückliegenden Anstrengungen erholt haben, brach die junge Familie endlich gen Rommilys auf.
Nach den Zwillingen und Erbinnen ihrer Häuser Rhela III. Praiobeth Timerlain von Vairningen und Siric Praiodis von Richtwald, bilden die Stammbäume mit Ultan VIII. Rondradan, Chilperich II. Adamares und Ulinai IX. Travienlieb Timerlain von Vairningen und Nerek Quanion und Talina Praianna von Richtwald neue Triebe.

Celio Mittelreicher

Hopfen-Bauern freuen sich über gute Ernte

Grafschaft Gratenfels, Travia 1042 BF: Peraine meint es diesen Götterlaufs sehr gut mit den Nordmärker Hopfen-Bauern. Bis in den späten Efferdmond konnten reich bedoldete Hopfenstränge von den Hochbauten im Herzen der Grafschaft Gratenfels abgeerntet werden. Vor allem in Kaldenberg, wo man schon seit ewigen Zeiten Bitterhopfen zur Bierherstellung anbaut, wurde die außergewöhnlich reiche und laut Fachleuten der Brauzunft exzellente Ernte hoch gefeiert. Kein Schädling sei den Pflanzen in die Blätter gekrochen, nicht einmal die unter Hopfen-Bauern gefürchtete Hopfenlaus. Die Bestände waren üppig, gesund und ertragsschwer, weswegen wenig Ausschuss zu vermelden ist. Man darf also gespannt sein, ob das Bier auch hält, was der diesjährige Hopfen verspricht.
Praiodane Steinebach

Vorstellung der neuen Kollektion

Stadt Vairningen, Travia 1042 BF: An kaum einem Ort innerhalb der Nordmarken finden interessierte Kunden eine vergleichbare Auswahl an Stoffen und Farben, wie sie in der Stadt Vairningen angeboten werden. Da ist es kaum verwunderlich das die Stadt am Tommel versucht modische Akzente zu setzten, die Neusten stellte Bürgermeister und Meister der Zunft der Schneider Meinwerk Mittelreicher nun im Rathaus der Stadt vor.
Neben traditionell nordmärkisch angehauchten Schnitten, hielt nun auch der almadanische Stil Einzug. „Immer wieder kamen Kundinnen zu uns und wollten ein Kleid wie es die Herzogengemahlin trägt.“ Begründete der Zunftmeister die Aufnahme ins Programm, doch mag die züchtige Leserschaft beruhigt sein. Der Stil des Fürstentums wird nicht einfach Nachgeahmt, Meister Meinwerk und seine Zunftgenossen machten sich die Mühe und interpretierten den Stil in nordmärkischer Weise.
Celio Mittelreicher

Bekanntmachung

Hiermit tun wir

Vea III. Raxa Timerlain von Vairningen , Baronin von Vairningen

voll Freuden die Verlobung unserer geliebten Schwester

Ihrer Wohlgeboren Baroness Veriya IV. Talina Timerlain von Vairningen

mit unserem treuen Freund und einstigen Vasallen

Seiner Wohlgeboren Otgar Thietland von Salmfang, Landjunker von Ostendorf

kund.

Das freudige Ergebnis wird am zweiten Praiostag im Ingerimm-Mond des Jahres 1042 nach dem Falle des vieltürmigen Bosparans auf dem Sitz der Junker von Ostendorf im kyndocher Land begangen.

Geladen, diesen freudigen Tag, gemeinsam mit dem Brautpaar zu begehen, sind alle Freunde und Verbündeten der Häuser Timerlain von Vairningen und derer von Salmfang.

Praios und Travia zu Ehr!

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Grafschaft Isenhag

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Unter den Bergen ist was los

Gräfliche Vogtei Nilsitz, Rahja 1041 BF: Wie wir vom Urenkel des Rogmarog von Isnatosch erfahren haben, sind die Bemühungen Oberst Dwaroschs, Sohn des Dwalin, das riesige Tunnelnetz des Reiches der Erzzwerge zu sichern, von erstem Erfolg gekrönt worden.
Ein nicht unerheblicher Abschnitt der Tunnel des Bergkönigreichs Eisenwald wurde ‘befreit’, und ‘gesichert’. Was Borindarax von Nilsitz genau mit dieser Wortwahl ausdrücken möchte bleibt sein Geheimnis. Eine genauere Aussage konnten wir dazu nicht bekommen.
Was hingegen bekannt ist ist, dass der Weg von Makamesch hin zur zerstörten Zwergenveste Tolshidur in der Berggau Waldwacht in Almada nun wieder genutzt werden kann und dass die Zwerge Isnatoschs dort sogar eine neue Grenzwacht eingerichtet haben.
Die Angroschim aus Tosch-Mur, dem Bergkönigreich unter dem Amboß betrachtet dieses Handeln mit einem gewissen Argwohn, sehen sie das Gebiet auf dem Tolshidur liegt doch als ihr Territorium. Die Erzzwerge hingegen beharren darauf, dass sie es waren, die das Bollwerk gegen den geflügelten Tod während der Drachenkriege errichtet haben, noch bevor der Amboß Siedlungsgebiet wurde und dass sich die Feste im Grenzgebiet von Eisenwald und Amboß befindet.
Die Gräfin von Waldwacht, die Angroschna Groschka Tochter der Bulgi, scheint jedenfalls nichts anstößiges an dem Tun der Erzzwerge zu finden und ließ uns gegenüber verlautbaren, das der Vogt von Nilsitz und sie in freundschaftlichem Kontakt stehen und sie über jeden Schritt informiert gewesen sei.

Burkhard Ludolfinger

Feierlichkeiten in Weiden am Hain

Junkergut Ostendorf, Efferd 1042 BF: Auch wenn es auch einige Monde hatte dauern sollen, so fanden die Arbeiten zur Instandsetzung des Anwesens der Junker von Ostendorf doch endlich ein Ende. Die Anlage hatte über Dekaden leer gestanden und nur die notwendigsten Arbeiten waren ausgeführt worden, ein Zustand den Seine Wohlgeboren zu Ostendorf nicht hinnehmen konnte. Die daraus resultierenden Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen sollten über einen Götterlauf andauern, das Ergebnis jedoch kann sich sehen lassen. Eine großzügige Anlage, umgeben von schützenden Mauern lädt nun endlich wieder zum Flanieren, Entspannen und Lustwandeln ein.
Umgeben von Weinbergen und einen Obsthain in Richtung Weiden am Hain bildet der Sitz der ostendorfer Junker einen Ort der Ruhe. Im Inneren der Anlage steht zentral das beschauliche Hainschlösschen, ein märchenhafter Bau mit einer großzügigen Terrasse auf der Rückseite. Umgeben ist das Bauwerk von gepflegten Grünanlagen, voll blühender Blumenbeete und kunstvoller Statuen. Kunstwerke aus der örtlichen Manufaktur die neben Persönlichkeiten wie Kaiser Reto, Hal oder Reichsbehüter Brin auch diverse Heilige der Rondra bei ihren Heldentaten darstellen.
Zur Feier der Fertigstellung lud Seine Wohlgeboren Otgar von Salmfang Freunde, Nachbarn und Geschäftspartner zu einer spätsommerlichen Feier im Herzen seines Gutes ein. Zahlreich Erschienen die Gäste, darunter auch der junge Baron von Kyndoch, und keiner von ihnen hatte Grund sich zu beschweren. Ausgezeichnete Speisen, erstklassige Unterhaltung und fantastisches Wetter machten die Feier zu etwas ganz besonderem, besonders lobend möchte ich an dieser Stelle die anwesenden Hainritter erwähnen, deren Galanterie und Aufmerksamkeit ihrem Dienstherrn alle Ehre machte. Ganz sicher hatte Seine Wohlgeboren aber nicht nur die traviagefällige Gastfreundschaft bei der Ausrichtung seiner Feier im Sinne, wie dem Greifenspiegel mehrfach zu Ohren kam, scheint auch der Listenreiche wohlwollend auf die Zusammenkunft geblickt zu haben. Auch wenn die Kunstwerke der Kyndocher Kalkstein Kunstmanufaktur nur mäßigen Anklang fanden, so wurden angeblich diverse Verträge zur Lieferung von Stein aus Kuppenbruch, Getreide, Obst, Bränden und anderen Erzeugnissen des Junkergutes geschlossen.
Nur am Rande sei erwähnt das der noch immer ledige Junker als äußerst gute Partie gilt, ob er während der Feier nach seiner künftigen Braut Ausschau gehalten hat ist uns jedoch leider nicht bekannt.
Prikt Freienstetter

Riesenspinnen in den Wäldern von Nilsitz

Gräfliche Vogtei Nilsitz, Efferd 1042 BF: Angsteinflößend, mit diesem Wort beschreiben Holzfäller den Angriff einer riesigen Spinne im Wald von Nilsitz, unweit der Ortschaft Tannenbruch. Der Arachnoide war nach ihrer Schilderung so groß wie ein ausgewachsener Bär und ist mit seinen scherenartigen Mundwerkzeugen sofort auf Konfrontationskurs gegangen, nachdem die Arbeiter in deren Sichtweite kamen.
Zwei der drei Männer, welche Opfer der Attacke wurden, sind schwer verletzt, befinden sich aber auf dem Weg der Besserung. Sie hatten die Spinne nur dank eines beherzten Wurfes einer Fackel abwehren können, die sie bei hereinbrechender Dunkelheit glücklicherweise bereits entzündet hatten, um zum Nachtlager zu gelangen. Das Feuer verjagte das Tier den Göttern sei Dank.
In Selanosch lässt der Vogt derweil hierzu vermelden, dass ähnlich- scheußliches Getier bei der Öffnung der Kaverne in Sturzenstein freigesetzt wurde, die mittlerweile vielen unter dem Namen Heiligtum des Flussvaters bekannt ist. Der Greifenspiegel berichtete über jenes Ereignis in einer früheren Ausgabe.
Ob und wie viele weitere dieser Riesenspinnen es gibt ist unbekannt. Sicher ist hingegen, dass der Aufenthalt in den nilsitzer Wäldern wohl auf absehbare Zeit ein bisschen gruseliger sein wird.

Burkhard Ludolfinger

Streitigkeiten um das Heiligtum des Flussvaters

Grafschaft Isenhag, Edlengut Sturzenstein, Efferd 1042 BF: Angroschim und Menschen sind nicht immer einer Meinung, das war schon immer so. Wie fundamental sich die Meinungen beider Rassen unterscheiden können, zeigt sich derzeit am Streit um das Heiligtum des Flussvaters.

Die Kirche des Launischen beansprucht das aus bosperanischer Zeit stammende Bauwerk in der Vogtei Nilsitz für sich und will die Kaverne, die sein Allerheiligstes darstellt, Efferd weihen, um dort eine Pilgerstätte einzurichten.
Den Zwergen, allen voran dem Vogt von Nilsitz, widerstreben diese Pläne jedoch. Sie wollen das Gewölbe als das belassen was es ihrer Ansicht nach ist, eine Verehrungsstätte des Flussvaters und eben nicht Efferds.
Borindarax, der Sohn des Barbaxosch und gräflicher Vogt von Nilsitz erklärte uns hierzu schriftlich, dass jeder Besuch in Sturzenstein und auch im Heiligtum willkommen sei, man es aber tunlichst unterlassen sollte, sich in die Belange seines Volkes einzumischen. Eine Weihe wird unter seiner Ägide nicht geben.
Die normalen Pilger scheint dieser Disput derweil nicht weiter zu stören. Menschen aus dem ganzen Umland und vor allem jene, die von der Fruchtbarkeit leben, die der Große Fluss seinen Anrainern Götterlauf um Götterlauf schenkt, kommen nach Sturzenstein, um dem Flussvater ihren Dank auszudrücken.

Burkhard Ludolfinger

Hartsteen-Spross als Knappe im Haus Plötzbogen

Oberrodasch, Travia 1042 BF: Brinjan Nahenial von Hartsteen, der Adoptivsohn des Trishdan Ulaman von Hartsteen und damit Urenkel Isoras, ist neuer Knappe Ihrer Hochgeboren Utsinde von Plötzbogen, der besonders in Zwergenkreisen hochgeschätzten Oberrodascher Vögtin. Verwunderlich ist es schon, dass die rüstige Ritterin im Herbst ihres Lebens noch einmal einen jungen Zögling zu sich holt, sieht man sie zuweilen auf einen Gehstock gestützt. Also muss es wohl politische Gründe haben, dass die Häuser Hartsteen und Plötzbogen sich Hand und Schwert reichen. Bekannt ist, dass sich Frau Utsinde und der Herr Trishdan schon lange kennen. Vielleicht mag auch eine Rolle gespielt haben, dass jener nach wie vor Ansprüche auf die Ratslande Klippag erhebt und er seinen Adoptivsohn deswegen zur Ausbildung in das Nordmärker Ministerialgeschlecht gibt. Frau Utsinde, die rondrianische Schwester des elenviner Stadtvogts Ardo von Plötzbogen, und der 15-jährige Brinjan gingen am Tag der Helden ihren Schwertbund vor Rondra ein. Es bleibt abzuwarten, zu was für einem Mann der junge Garetier in der Bergwelt der schroffen Ingrakuppen heranwächst. Bisher erlernte der junge Heranwachsende das Ritterhandwerk beim Koscher Ritter Wolfhardt von der Wiesen, jenem als Minnesänger bekannten und sich zum Dunstkreis des Koscher Fürstenhauses gehörenden, feinsinnigen Barons von Oberangbar.
Praiodane Steinebach

Vom Feiern und Buße tun

Baronie Kyndoch, Travia 1042 BF: Ein jeder götterfürchtige Nordmärker mag mit dem 29. Travia jenen Tag verbinden, an dem der Heilige Gilborn von Punin in Borbarads (unheilig!) schwarzer Festung den Tod durch Folter fand. Ehrfürchtig wird der Tag in großen Teilen des Herzogtums begangen und viele unserer Landsmänner- und -frauen nutzen diesen Anlass für einen Besuch der Tempel des Götterfürsten, um dem Schutzheiligen wider die dunkle Magie jenen Respekt zu zollen, den er verdient. Eine Reise in den Efferd des Herzogtums, genauer gesagt der Baronie Kyndoch, sollte mir jedoch zeigen, dass nicht ein jeder so einen redlichen Zugang zu diesem denkwürdigen Tage hat. Ein Lokalaugenschein:
>>Es war der 29. Tag des Traviamondes. Der Tag Sankt Gilborns. Es erquickte meine Seele an diesem Tage in die Baronie Kyndoch zu reisen, genauer gesagt in das Edlengut Linnartstein, welches nicht nur durch seine fruchtbaren Weinberge und die vorzüglichen Trauben besticht, sondern auch die Heimat des ehrwürdigen Kloster St. Aldecs ist. Ich freute mich bereits auf eine schöne Feierlichkeit und konnte die empörten Zuschriften so gar nicht verstehen, die meinten, dass wir unbedingt über eben diesen Sündenpfuhl berichten müssen. Ich meine, wie schlimm konnte es im Schatten eines Klosters vom Bannstrahl Praios´ denn sein – noch dazu am Tag des Ordensheiligen Sankt Gilborn? Ich sollte mich noch wundern…
Besagtes Weingut lag firunwärts des gleichnamigen Dorfes und in etwa ein bis zwei Meilen praioswärts des Klosters. Es war ein geräumiges Anwesen, das schon auf den ersten Blick den Schluss zuließ, dass die Weinberge genug abwarfen, um der Familie des Edlen ein unbeschwertes und gutes Leben zu ermöglichen. Auch der zweite Blick sollte den ersten Eindruck bestätigen. Das Fest war pompöser als gedacht. Es spielten Musiker, ich sah Gaukler und erlesene Speisen. Zu mehr sollte ich vorerst nicht kommen, da komplimentierte mich eine junge maskierte Frau, mit dem Hinweis ich sei zu spät, in ein Nebengebäude. Dort sollte ich mir eine Maske und ein Kostüm aussuchen. Die Auswahl schockierte mich gelinde gesagt, denn mir wurde in jenem Stübchen auch das Kostüm ´Borbarad´ angeboten. Ein nicht zu fassender Affront, auch wenn es offensichtlich eine Verlächerlichung des Dämonenmeisters (unheilig!) darstellen sollte. Schlussendlich entschied ich mich dann dafür einen sogenannten Walwütigen darzustellen. Der Fellüberwurf erschien mir anhand der herrschenden kühlen Temperaturen als am Geeignetsten.
Nach dem Verlassen der Umkleide wurde ich von den Gastgebern begrüßt. Die einzigen Gäste, die hier nicht vollends als Unbekannte auftraten. Es waren dies der Edle Thymon vom Traurigen Stein, verkleidet als ´Mannwidder´, und seine bezaubernde Frau Adda von Halberg (Anm. mir wurde später zugesteckt sie sei eine Nichte des Abten vom Kloster, was die kommenden Eindrücke noch verschlimmern sollte), die gekleidet in ein transparentes, türkises Kleid und geschmückt von allerlei blauen und grünen Bändern, so etwas wie eine Nymphe (Anm. irgendein Feenwesen, das im Wasser lebt) darstellen sollte. Dass sich eine Dame von Stand und edlem Blut so präsentierte, erschütterte mich zutiefst, doch sollte dies bei weitem nicht alles gewesen sein.
Kurz nachdem ich von den Gastgebern begrüßt wurde, folgte die offizielle Eröffnung. Ich war im ersten Moment beruhigt, dass der Edle Rahjas Namen in seiner Rede führte und nicht etwas, das man mit deren Widerpart assoziieren könnte. Das Fest sollte nach der Eröffnung erst richtig beginnen und damit auch der Verruchtheit und Dekadenz alle Pforten öffnen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten so etwas in meiner schönen Heimat miterleben zu müssen; wo man auch hinsah, gaben sich maskierte und verkleidete Menschen frivolen Gelüsten hin. Ich sah Rauschkraut, Unmengen an Alkohol und den Hausherren mit zwei als Sklavinnen verkleideten Frauen im Haupthaus verschwinden. Apropos Sklaven – in einem unachtsamen Moment wurde mir von einem muskulösen Unbekannten eine Fußfessel angelegt. Mit den Worten, ob ich denn für eine ´al´anfanische Sache´ zu haben wäre, bat er mich an ´ein stilles Örtchen´ mitzukommen. Ich wusste zwar nicht was genau damit gemeint war, lehnte jedoch dankend ab.
So verging der Abend und ich versuchte so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln, auch wenn es mir der schwere, aber vorzügliche Wein und das Kraut schwer machten mich an vieles im Detail zu erinnern. Dennoch fühlte ich nach jenem Abend die dringende Notwenigkeit Buße zu tun. Auf allen Vieren kroch ich am nächsten Morgen den Hügel hoch zum Praioskloster St. Aldec (Anm. ich war nicht der Einzige der Gäste gewesen), wo man mich aufnahm wie eine gefallene Seele, die in den Schoß der Kirche des Götterfürsten zurückkehrte, auch wenn die Bannstrahler eine nicht gerade zimperliche Vorstellung von ´Buße´ hatten.
Für ein kurzes Fazit reicht es nach den Entbehrungen einer zwölftägigen Kontemplation als ´Gast´ im Kloster jedoch noch: um das Seelenheil nicht zu gefährden, empfehle ich dem geneigten Leser von den Feierlichkeiten des Hauses vom Traurigen Stein fern zu bleiben. Auch ich werde in Zukunft einen großen Boden um jenes Weingut im Herzen Kyndochs machen.<<

Ulfried Windbeutel

Pilgerflut in Sturzenstein


Grafschaft Isenhag, Edlengut Sturzenstein, Boron 1042 BF: Beachtlich ist die Zahl der Pilger, die in den letzten Götternamen Sturzenstein besucht haben, um im dort neu entdeckten Flussvaterheiligtum, dem größten innerhalb der Nordmarken, ein Opfer darzubringen und um ein mildes Frühjahrshochwasser zu bitten, auf dass das Land verschont werde.
Hocherfreut zeigte sich daher der Lehnsherr Borindarax, der Sohn des Barbaxosch und Urenkel des Mogmarog über diesen Besucherstrom.
Da das gleichnamige Dorf gerade einmal fünfzig Einwohner zählt und nur über eine Gaststätte ohne Zimmer zur Übernachtung verfügt, versucht der Vogt derzeit den Pilgern auf der kleinen Burg Herr zu werden - sie dort mehr oder minder komfortabel unterzubringen.
Laut dem geschäftstüchtigen Vogt sind aber bereits zwei geräumige Gasthäuser mit diversen Zimmern in Planung, um den Pilgern einen angenehmen Aufenthalt angedeihen zu lassen. Burkhard Ludolfinger

Bannstrahler rufen zum Kampf gegen Flusspiraten

Baronie Kyndoch, Boron 1042 BF: Bemerkenswerte Kunde dringt aus dem äußersten Efferd des Herzogtums an uns heran. So soll sich allem Anschein nach der Orden vom Bannstrahl Praios´, in Person des Abtes von St. Aldec, für eine rigorosere Verfolgung der Flusspiraten aussprechen, die schon so lange ein Dorn im Fleisch des sonst so florierenden Handels über Großen Fluss und Rodasch sind. Gelten die Angehörigen des Ordens doch vor allem als Verteidiger der Praiosgefälligen Ordnung wider Chaos, Magie und Ketzerei, so mutet es verwundernd an, dass diese Agenda nun allem Anschein nach um einen Punkt erweitert wird, der normalerweise dem örtlichen Adel und der Flussgarde obliegt. Hochwürden Adelhelm Praiowin von Halberg findet auf unsere Nachfrage hin deutliche Worte der Kritik in Richtung der derischen Würdenträger, die „allem Anschein nach weder willens noch fähig dazu sind sich dieses immer schon währenden Problems anzunehmen und die Verbrecher der ordentlichen Gerichtsbarkeit zu übergeben.“ Vor allem der neue Baron von Kyndoch, Liafwin von Fadersberg, solle „endlich aus seiner Lethargie erwachen und sich der Verantwortung klar werden, die er nun zu tragen hat.“ Aus der Baronsburg Efferdwacht gab es dazu bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe keinen Kommentar. Was genau den Abt dazu verleitet hatte diese tatsächlich existierenden Zustände, nach Jahren des Schweigens, so deutlich anzusprechen ist ungewiss. Gerüchten zufolge hat es irgendetwas mit einer erwarteten Lieferung zu tun, die auf dem Großen Fluss zur Beute für eine Gruppe Piraten wurde. Es scheiden sich jedoch die Geister darüber was genau Hochwürden erwartet hatte; während böse Zungen behaupten es wäre Geschmeide für seine Geliebte, sagen wieder andere es sei ein magisches Artefakt oder eine Reliquie gewesen, die ihm zur Verwahrung überantwortet wurde. Da es nicht bekannt war, dass das überfallene Schiff von Mitgliedern des Ordens begleitet wurde, kann Letzteres unserer Meinung nach ausgeschlossen werden. Wir werden jedoch auch weiterhin unsere Augen auf diese Entwicklungen im Rahja der Grafschaft Isenhag richten.
Ulfried Windbeutel

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Grafschaft Albenhus

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Von der Bluthochzeit zu Hlutharswacht

Baronie Hlûthars Wacht, Rahja 1041 BF: Er sollte der schönste Tag im Leben zweier junger Menschen werden: der 1. Tag des wonnig warmen Rahjamonds 1041 BF. Doch er wurde zur blutigen Katastrophe, als verdammtes Gesindel über die Gäste der Hochzeitsfeierlichkeiten des Barons zu Hlûthars Wacht herfielen.
Da der Greifenspiegel sich nicht darin versteht, Fakten zu schönigen, sollen hier Augenzeugenberichte und Stimmen aus der Baronie ein Gefühl für diesen Traviabund und die Ereignissen am Hochzeitstag geben.

Sie war in aller Munde, die Traviabundfeier, zu welcher der Baron von Hlûthars Wacht, Seine Hochgeboren Jost Verian von Sturmfels-Maurenbrecher mit seiner jungen Braut Odelia von GreifenSpiegel07.Hochzeit Jost und Odelia freiNachCodexManesse gemeinfrei.jpgKeyserring der Baroness von Eisenstein, den Adel Nordmarken und darüber hinaus geladen hatte. Der Schulterschluss zwischen dem albenhuser Haus Sturmfels-Maurenbrecher und der Familie des nicht unumstrittenen eisensteiner Lehensmannes Graf Ghambirs, Rajodan von Keyserring, hatte schon seit Bekanntmachung der Verlobung im Travia des gleichen Götterlaufes für Gespräche gesorgt. Zuvor jedoch hatte der hlûtharswachter Baron Aufsehen erregt, da er öffentlich zu einer Brautwerbung nach Burg Drachenwacht in die Koschberge im Norden der Baronie eingeladen hatte. „Wir dachten bislang alle, dass der Herr Baron die koscher Junkerin Nale von Boltansroden ehelichen würde. Aber zur Brautschau kam sie dann doch nicht.“ So ein Höfling. Die Gründe sind wohl nur Eingeweihten bekannt. Bei dieser Brautschau entflammte sich dann das Herz des Barons für die 10 Lenze jüngere eisensteiner Baroness. „Eine sehr, sehr hübsche Frau. Naja, unser Herr Baron ist ja auch ein fescher Geselle. Das passt.“ Wie ein Schreiner aus Waldsend denken schon bald sehr viele Hlûthars Wachter. Trotzdem: nicht alle können etwas mit dem wohl behüteten Mädchen aus Obena etwas anfangen: „Ach, das feine Fräulein trägt die Nase so hoch, da regnet es rein. Und nie kann man’s der recht machen.“ Stöhnt man bei Hofe. „Was mir zur Baroness von Keyserring einfällt? Wahnsinnig jung! Wahnsinnig schön. Aber der Vater… auch irgendwie wahnsinnig, wie man so hört. Ob das Hlûthars Wacht gut tut?“ Tuschelte ein besorgter Bürger der Stadt.
Die bevorstehende Ehe ist durchaus eine kontrovers zu diskutierende Verbindung, denn laut Ehevertrag wird ein Kind aus dieser Ehe einst Baron von Eisenstein, ein anderes als Baron oder Baronin von Hlûthars Wacht die Geschicke der Nordmarken beeinflussen. Auch nicht ganz uninteressant ist, das Baron Jost seit dem Haffaxfeldzug einen respektablen Stand am Herzogenhofe hat, während der Vater der Braut dort nicht ganz so gut gelitten ist. Politisches Kalkül scheint dieser Bund trotzdem nicht nur zu sein, denn beide finden durchaus rasch Gefallen aneinander, tauschen bald schon Zärtlichkeiten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. „Ein liebevolles Paar, man sieht, dass auch die Herrin Rahja einen Anteil an der Pflicht hat.“ So ein Mitglied des Hauses Sturmfels-Maurenbrecher. „Wir freuen uns sehr auf den Bund mit Eisenstein.“

Der Einladung zur prunkvollen Hochzeitsfeier am 1. des Rahjamondes folgten schließlich zahlreiche Gäste aus dem geladenen Hochadel: Baron Irian von Tandosch samt Familie; Baron Boromil von Kaldenberg nebst Tochter und Enkelkinder; die Hochgeborene Hochwürden Ivetta Perainlieb von Leihenhof; Baron Roklan von Leihenhof zum Galebquell nebst Gemahlin Jileia; die Hohe Dame Orina von Bregelsaum, welche Baroness zu Mistelhausen und Gemahlin des Gratenfelser Landtvogts ist; Baron Lucran von Rabenstein nebst Familie; Seine Hochwohlgeboren Merovahn von Mersingen, der Pfalzgraf zu Weidleth; Hochgeboren Utsinde von Plötzbogen, die Vögtin von Oberrodasch; Baronin Thalissa di Triavus von Rickenhausen,… sowie die Landhauptfrau Iseweine von Weisenprein in Vertretung des ebenfalls geladenen Herzogs. Als Anverwandte des Barons war die Hochgelehrte Dame Verya Tsafelde von Tsafelde-Sturmfels zu Trappenfurten eigens von Punin angereist, wo die Mutter des Bräutigams als Magierin forscht und lehrt. Aus dem Niederadel waren erschienen: das Haus Münzberg als Anverwandte der Braut; der Ritter Erpho von Richtwald, als Vertretung für Hochgeboren Basin von Richtwald, dem Baronsgemahl zu Vairningen; Ritterin Frederun Lechmin von Weitenfeld; die ehemalige Knappin des Barons und nun gute Freundin desselben, Ritterin Ira von Plötzbogen nebst Familie – heiratete sie selbst erst im PERaine; der Knappe des Allwasservogts, Lares von Mersingen vertrat seinen geladenen Schwertherrn; daneben erschienen als Vertreter der magischen Gilden die Magistra Magnus Caya von der Aue sowie Magister Corvinius von Blauendorn und Turi Eslebon, die Gemahlin des Praios-Geweiten Hane von Ibenburg-Luring mit eben jenem, welcher ein jüngerer Bruder Godefroys und der derzeitige Vorsteher des Anconitenkloster Albenhus ist. Die Zahl weiterer Götterdiener konnte sich außerdem sehen lassen: Seine Gnaden Mikail (Ifirn), Ihre Gnaden Rike von Eisenstein genannt „Glöckchen“ (Tsa), Seine Gnaden Rahjan Bader aus Obena (Rahja), Seine Ehrwürden Aurian von Sturmfels-Maurenbrecher (Rondra), Ihre Gnaden Praiotrud von Keyserring, die Hofkaplanin von Obena (Praios), Ihre Gnaden Marbolieb (Boron), Seine Gnaden Radomir von Tandosch (Kor) und Seine Ehrwürden Vieskar von Sturmfels-Maurenbrecher, der Priester der Travia und Cousin des Barons, der die Zeremonie leiten würde. Es befanden sich ebenfalls einige besondere Gästen unter den Angereisten: der seit dem letzten Kaiserturnier zu den Freunden des Barons zählende Rabenmärker Ritter Thankmar von Nadoret nebst seiner Gemahlin Madabirga von Galefurten, der Erbbaroness der Baronie Tälerort (Rabenmark); Domna Verema Artigas, die Junkerin von Lago Likano aus der Baronie Cres im Königreich Almada und in den Nordmarken seit einiger Zeit Stellvertretende Zuchtmeisterin des Herzoglichen Gestüts; und Fredegar von Harthals, Lehrmeister für Kriegskunst an der Herzoglichen Kriegerakademie zu Elenvina. Nicht unüberraschend waren auch Besucher aus dem Horasiat unter den Feiernden, wie etwa der bekannte Condottiere Zandor von Nervuk, Statthalter Phecadiens und ehemaliger Schwertvater des Barons, sowie die Familie Di Piastinza, deren junger Sohn seit dem Konzil in Mantrash'mor als Page am hlûtharswachter Baronshof weilt. Als Vertreter des ‚kleinen Volkes‘ waren u.a. der Vogt von Nilsitz, Borindarax Sohn des Barbaxosch, und der Oberst des Eisensteiner Garderegiments ‚Ingerimms Hammer‘ Dwarosch Sohn des Dwalin anwesend. Es war ein Auflaufen herrschaftlicher Gesichter, Titel und Gewänder, die sicherlich in letzter Zeit in den südlichen Nordmarken seines Gleichen sucht.

Mit einem Festgötterdienst im Praios-Tempel zu Hlûtharsruh begann das Fest, welches anfangs überschattet wurde von einem Zwischenfall mit den heiligen Gänsen des sich im Bau befindlichen Travia-Tempels, die scheinbar aus heiterem Himmel Oberst Dwarosch angriffen. „Der Anblick des Obersts hat sie bestimmt verstört. Die Tiere kommen ja aus Rommilys, vielleicht hat es da keine wildhaarigen Zwerge?“ war eine der Vermutungen. Andere fragten sich, ob der schneidige Angroscho, der als Begleiter der Rabensteiner Boroni auftrat, etwa einen Traviafrevel begangen habe, um die Gänse so zu erzürnen. Die Sache konnte nicht vollständig geklärt werden, denn: „…dann regnete es plötzlich Gänsefedern. Oh, göttliche Mutter! Glücklich die, die eine erwischt haben.“

Nach einem Frühstück auf dem Marktplatz der Stadt zog die Festgesellschaft um nach Außerhalb. In der Schlossbaustelle des Barons ward inmitten des mit Schnüren abgesteckten Grundrisses der Festplatz und Ort der Trauung bereitet. An erlesenen Köstlichkeiten mangelte es nicht. Auch standen genügend Bedienstete bereit, den Gästen fast jeden Wunsch zu erfüllen. In Erfüllung ging sicherlich auch ein Traum für das junge Brautpaar, als der Segen der Götter ihre Verbindung heiligte, und die Baroness von Eisenstein zur Baronin von Hlûthars Wacht wurde. So manches Auge verdrückte ein Tränchen. Darf man den Beobachtern trauen, rührte die feierliche Zeremonie auch des Barons Herz. „Ich hab’s genau gesehen, der hochgeborenen Herr Jost hatte auch Wasser im Auge!“ Dabei wusste die Dame Odelia nicht nur mit hinreißenden Worten, sondern auch mit ihrer jugendlichen Schönheit die Herzen ihrer neuen Untertanen zu gewinnen, trug sie doch ein Hochzeitskleid, das ihre rahjagesegnete Figur wie auch ihre hohe Herkunft und zukünftige Stellung in feinster Seide und edelstem Spitzenbrokat, verziert mit Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten, unterstrich. „Man kann wirklich neidisch werden auf den Baron,“ so ein Soldat der Ehrenwache, der seinem Herrn und dessen zauberhafter Braut jedoch nur das Beste wünscht. Natürlich gab es auch hier Kritiker, wie etwa diese hlûtharswachterin, die die neue Baronin wohl genau im Auge behalten wird: „In Obena hat es gereicht nur hübsch zu sein, aber jetzt, hier bei uns in Hlûthars Wacht muss sie zeigen, dass sie sich nicht zu fein ist, auch mal die Hände zu benutzen.“

Gegen Abend erleuchteten unzählige Feuerkörbe und Lichter den festlichen Grund. Das Ereignis hatte Gaukler und Musikanten von weither angelockt, die mit ihrer Kunst unterhielten. Höhepunkt des Abends war sicherlich der feierliche Schwerterschwur aller hlûtharswachter Edlen vor ihrer neuen Baronin und die Übergabe der beiden lebenden Geschenke der Edlen: zwei Pferde aus rassiger Zucht. Doch ab dem Moment, da man die beiden horasischen Tiere auf den Platz führte, sollte nichts mehr so sein, wie es war, sollte kein Stuhl mehr auf dem Boden, kein Gesäß mehr auf dem Stuhle und keine Waffe mehr in der Scheide bleiben. Denn was nun begann hatte nichts mehr mit einer traviagefälligen frohen Feier zu tun. Hengst und Stute rissen sich los und stoben von Panik erfüllt in die Gästeschar. „Zuerst dachten wir, dass sie vielleicht ‚Herrentod‘ wittern und deswegen steigen,“ erzählt der junge Knappe und hlûtharswachter Berenz von Guglenberg, der die Stute geführt hat. Doch als der Drache, der in den Bergen im Firun der Baronie lebt und schon immer Anteil am Leben der Barone von Hlûthars Wacht nimmt (nicht zuletzt, weil er sie im hohen Alter auffrisst), fern blieb und stattdessen anwesende Götterdiener von Armbrustbolzen niedergestreckt wurden, eskalierte die Situation. „Sie schossen einfach aus dem Hinterhalt, wir waren nicht darauf vorbereitet. Auf vieles, aber nicht auf das.“ Erklärte einer der Soldaten des Barons gegenüber dem Greifenspiegel. Währenddessen stürmte anderenorts der Ritter von Finstertann, der eben noch vor Braut und Bräutigam gekniet hatte, vor, um selbige zu meucheln. Eine unmenschliche Kraft wie die eines monströsen Tieres habe er besessen, erzählen Augenzeuge, die mit ansehen mussten, wie der Gerüstete sich durch mehrere Reihen Bewaffneter pflügte. „Der Herr Rhys stand schützend hinter dem Baron und zauberte was. Vor dem Tisch Seiner Hochgeboren kämpften sein Dienstritter der Herr Wunnemar, die Frau Ira, der Herr Sigiswolf und dieser Horasier, der Condottiere. Die Klinge Frau Iras fuhr dem Finstertanner scheinbar in die Kehle, aber der hat nur gelacht und den Herrn Baron verhöhnt. Nein, der war kein Mensch mehr. Hat den armen Pagen Seiner Hochgeboren ausgeweidet wie ein Schwein. Welcher götterfürchtige Mann tut so etwas? Und dann zaubert er alle nackt. Nein und nochmal nein, da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.“ Erst der Rondra-Geweihte Aurian, ein weiterer Vetter des Barons, konnte den tödlichen Angreifer stoppen. Der Spuk war damit allerdings noch nicht zu Ende. Eine Rekonstruktion der Ereignisse ergab schließlich, dass nicht nur der Edle von Finstertann zu Verdammten zählte, sondern gleichenfalls alle Mitglieder des Hauses Finstertann, die ihrerseits am Ende fielen. Bis dahin hatte ihr Rachefeldzug gegen den Baron jedoch blutige Ernte gehalten: unter den Opfer befanden sich unter anderem die beiden praiosgeweihten Tanten des Brautpaares, der Praios-Geweihte Hane von Ibenburg-Luring überlebte nur dank magischer Heilung durch seine Gemahlin, die den Armbrustbolzen sogleich aus der Stirn ihres Mannes zauberte. Zu den Hochadligen Todesopfern muss auch Baron Boromil von Kaldenberg und dessen Familie gelten, die tragischer Weise nicht überlebten. Eine Augenzeugin berichtete vom Fall des Hauses Kaldenberg: „Es war furchtbar, einfach furchtbar. Der Altbaron stritt völlig außer sich mit dem Baron von Rabenstein.. Ich höre die Schreie seiner Enkelin immer noch in meinen Träumen. Es war grauenhaft. Oh Boron erbarme sich dieser armen Seelen!“

Es war ein Schlachtfeld, über dem die frühe Praiosscheibe am 2. Rahja aufging. Niemand versteht, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. „Der Finstertanner war immer ein Edelmann. Ich weiß nicht, wer oder was aus ihm so ein Monster gemacht hat.“ So die Dame Pruch zu Waldwacht. Auch sie hatte zwar ihren Mann während des Haffaxfeldzugs unter dem Kommando Baron Josts verloren, doch die Skrupellosigkeit, mit der hier Rache geübt und Unschuldigen das Leben genommen wurde, stehe in keinem Verhältnis.

Dem Baron soll der Verrat seines Lehensmannes und der Tod so vieler schwer auf der Seele lasten. Trotzdem sah er nicht davon ab, bereits am Folgetag mit den Seinen in Richtung Gareth aufzubrechen, um dort zum einen die geplante Hochzeitsreise mit seiner geliebten Frau zu unternehmen, zum anderen an der Seite des Herzogs erneut das Kaiserturnier zu bestreiten und dann ein Heer aus Freunden, Verbündeten und Gleichgesinnten in die Rabenmark zu führen, wo man dem Hause Galebfurten einen Freundschaftsdienst erweisen wolle. Er delegierte die Aufklärung des Falles an die Mitglieder seines Hauses. Durchaus eine Einstellung, die in den Nordmarken heftig diskutiert wird: „Ich kann den Herrn Jost verstehen, dass er sich zumindest diese Dinge nicht auch noch nehmen lassen will. Ist ja alles schon so lange geplant,“ sagen die Einen, Andere sind über so viel Pragmatismus entsetzt und finden die ‚Flucht‘ des Barons herz- wie geschmacklos. „Da sind Menschen gestorben und der hochgeborene Herr geht sich mit seiner Liebsten nach Gareth amüsieren. Ungeheuerlich.“
Ob nun ungeheuerlich oder notwendig, oder gar, um einen inneren Schmerz zu bekämpfen – derzeit weilt der Frischvermählte fern der Nordmarken. Daher wird jede Antwort bis zur Rückkehr Baron Josts ins Reich der Spekulationen verbannt.

Unabhängig davon müssen sich die Nordmarken wohl dringend die Frage stellen, was gegen solche Übergriffe unternommen wird. Es scheint gefährlicher als bisher angenommen, wenn schon Adlige in der praiosgesegneten Provinz betroffen sind. Steuert das Herzogtum gar in eine ungewisse Zukunft? Wo wird es das nächste Mal geschehen, dass diese Verfluchten sich zeigen, wüten? Mögen uns die Götter beistehen.

Praiodane Steinebach

Wie schlecht steht es um Gräfin Calderine?

Albenhus, Efferd 1042 BF: In der ganzen Grafschaft Albenhus und darüber hinaus bangt man um die Gesundheit Gräfin Calderines. Seit ihre Tochter, Erbgräfin Praiodara von Hardenfels in der Schlacht um Mendena Ende RAH 39 fiel, sah man die alte Gräfin nicht mehr in der Öffentlichkeit. Einzelne Stimmen aus dem Umfeld des Grafenhofs berichten sogar sie würde vor Trauer um ihre Tochter die Residenz nicht mehr verlassen und sei nur noch ein Schatten ihrer selbst. Dabei galt die willensstarke Gräfin doch immer als sehr volksnah und umtriebig. Ist die Herzenspein so groß, dass nur Einsamkeit sie lindert? Oder fesselt gar eine schwere Krankheit das Oberhaupt des Hauses Hardenfels ans Bett? Von ihren Leibmedici war indes niemand zu einer Stellungnahme gegenüber dem Greifenspiegel bereit. Viele Albenhuser haben die trauernde Gräfin derweil schon in ihre Gebete eingeschlossen. Bleibt nur zu hoffen, dass der gekrönte Schwan bald wieder sein reinweißes Gefieder sträuben kann.
Derweil erreichen uns auch immer wieder Gerüchte, dass die Jüngste derer von Hardenfels der Stadt am Großen Fluss einen Besuch abstatten möchte. Erbgräfin Elfgyva von Hardenfels, welche seit einiger Zeit als Truchsessin am Kaiserhof Ihrer kaiserlichen Majestät Rohaja von Gareth lebt, sei besorgt um ihre Großmutter und wolle bald persönlich nach dem Rechten sehen.
Praiodane Steinebach

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Allerlei

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Der ‘kleine Feldzug’

Eine Heimat zurückzugewinnen

Gareth, Praios 1042 BF: Am 10. Tag des Mondes des Götterfürsten haben sich viele, tapfere Nordmärker nach dem diesjährigen Kaiserturnier gen Rahja aufgemacht, um einem Mann beizustehen, der in der Vergangenheit nicht nur Tapferkeit, sondern auch seine Treue zum Herzogenhaus bewiesen hat.
Es soll sich beim Kaiserturnier des vergangenen Jahres zugetragen haben, dass der Baron von Hluthars Wacht, Jost Verian von Sturmfels-Maurenbrecher, nächtens auf den Vater seines neuen Dienstritters, Baronet Wunnemar von Galebfurten, traf und die beiden dem Rebensaft zusprachen.
Für den sporadischen Leser unserer Gazette sei an dieser Stelle gesagt, dass Baronet Wunnemar von Galebfurten als Knappe des Barons von Galebquell am Haffax-Feldzug teilnahm und dem Herzog der Nordmarken innerhalb der Mauern Mendenas zur Seite stand, wofür er von seiner Hoheit persönlich zum Ritter geschlagen wurde.
Thankmar von Nadoret, Spross des großen, koscher Adelshauses und Vater des besagten Ritters, erzählte Jost-Verian jedenfalls Gerüchten zufolge von seiner Wahlheimat, der Baronie Tälerort in der Rabenmark, wo Wunnemar geboren wurde und welche nach Wunsch der amtierenden Baronin, seiner Großmutter, auch sein Erbe werden soll.
Der koscher Edelmann berichtete von keimender Hoffnung durch die Rückkehr des Zwölfgötterglaubens und ersten, kleinen Erfolgen in der Landwirtschaft, aber auch, dass die Situation in den Rahjaprovinzen immer noch ernst und angespannt sei. Marodierende Söldlinge, verdorrtes, totes Land und kalte Alriks, unheilige Kreaturen machten der Bevölkerung noch immer schwer zu schaffen.
All die besorgniserregenden Worte schienen den frisch gekrönten, nordmärkischen Baron anzustacheln etwas zu unternehmen. Ob es aber letztlich die dramatischen Schilderungen, pure Abenteuerlust oder der Wein waren, die den jungen Baron von Hlûthars Wacht dazu bewegten gar einen kleinen Feldzug auszurufen, um die Heimat Wunnemars zu befrieden und zu helfen, sein Erbe zu sichern, bleibt unklar. Sicher ist hingegen, dass sich damit ein provinzübergreifendes Bündnis zweier Häuser abzeichnet. Und mehr als das. Der Adel der Nordmarken und der der Rabenmark könnten in Zukunft näher zusammenrücken.
Dass Jost Verians Worte keine leeren Versprechungen sind, hat er nun bewiesen, denn der sogenannte kleine Feldzug hat sich in Bewegung gesetzt. Dabei sind nicht nur zwei Lanzen aus Hlutharswacht, sondern auch zwei Haufen galebqueller Bogenschützen, Mitglieder des Ogilsbundes, sowie die Junkerin von Galebfurten und vom Quellpass Jolenta Lindwin von Galebfurten samt angeworbener Mietlinge und einigen Waffenknechten dabei.
Wir wünschen unseren Landsmännern und -frauen den Beistand der Sturmherrin in der Fremde. Mögen sie gesund heimkehren und unsere Herzen mit Stolz erfüllen!
Burkhard Ludolfinger

Militärmanöver unter Nachbarn

Grafschaft Hügellande, Rondra 1042 BF: Nach nunmehr fast zehn Tagen geht das Manöver von Koscher und Nordmärkern zu Ende. Beide Seiten, Sowohl der Oberst des Bergköniglich Eisenwalder Garderegimentes Ingerimms Hammer Dwarosch, Sohn des Dwalin, wie auch seine Hochgeboren Baduar Raul von Hammerschlag, der Wehrmeister des Kosch zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Beide Seiten hätten ihre Schlagkraft unter Beweis gestellt, aber auch viel voneinander gelernt.
Auf Seiten des Herzogtums nahmen zwei Banner des schweren Fußvolkes, sowie ein Schützenbanner teil. Das Fürstentum unserer Nachbarn stellte zwei Banner der Bergschützen und ein Banner Hellebardiere, sowie einige Schlachtreiter unter Hauptfrau Alvide von Eichental für das Manöver ab.
Zu erwähnen sei, dass der Schwerpunkt der Wehrübung offenbar auf der Zusammenarbeit der verschiedenen Truppenkontingente lag, ganz im besonderen die Koordination von Geschützen und Infanterie.
Burkhard Ludolfinger

Zweiaugengespräch mit Magister Corvinius von Blauendorn zur Fluss-Katastrophe

Die Redaktion möchte im Vorfeld darauf hinweisen das der Hochgelehrte Herr von Blauendorn für seine äußerst fachliche und somit für jene, die fundierte Ausbildung in der Magietheorie genossen haben – die Allgemeinheit, nur schwer zu verstehen ist. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, da unter diesem Aspekt einige Aussagen des Magisters für Verunsicherung sorgen könnten. Aus diesem Grunde möchten wir sie ausdrücklich dazu anhalten, im Falle einer aufkommenden Verunsicherung, Rat und Beistand bei den Diener der Zwölfgötter zu suchen.

Haftet wirklich keine Feenmagie mehr an der ‚Concabella‘? Und wie ist alles für den einfachen Alrik zu verstehen? Lest dazu eine magische Expertise im Vieraugengespräch mit Magister Corvinius von Blauendorn. Das Gespräch führte Berichterstatterin Trajana Firunen.
~*~
Greifenspiegel (GS): Hochgelehrter Magister, wie uns zu Ohren kam, wart Ihr vor einiger Zeit an Bord des Flussseglers ‚Concabella‘, als dieser auf der Insel an der Opferschlucht auf Grund lief. Besteht eurer Meinung nach ein Zusammenhang zwischen der Havarie und der kürzlich geschehenen Entführung des Schiffes durch Wesen des Flusses?

Magister Corvinius von Blauendorn (MCvB): Um die Sachlage genau zu differenzieren, möchte der Blauendorn einräumen, jenen Ereignissen, ausgehend von der Einladung zu Albenhus, welche zum Ingerimm des Jahres 1040 nach dem Fall Bosparans die Haverie des von Euch angesprochenen Flussseglers betreffen, als Vertretung ihrer Spektabilität der ehrwürdigen Academia dominationis Elenviniensis, einer positiven Wendung bezüglich, maßgeblich beigetragen zu haben. Dieser im magiewissenschaftlichen Diskurs angesehene Magus, insbesondere auf dem Forschungsfeld der naturmagischen Repräsentationen ihrer Ausprägung zuvorderst der Wirkungsweise freizauberischer Feenmagie von nachdrücklicher Reputation, ist in der Lage, in aller Bescheidenheit seines Standes, dem Greifenspiegel der Tatsachen Gewissheit zu versichern und somit Aufklärung zu bestätigen, dass die Geschehnisse im Angesicht der Opferschlucht durchaus einen kausalen Zusammenhang mit den Ereignissen aufzeigen, die der kritischen Leserschaft des Greifenspiegels – so muss ich Euch der Sachlichkeit wegen nachdrücklich zurechtweisen – fälschlicherweise als durch Wesen des Flusses herbeigeführte Entführung der ´Concabella´ dargestellt wurde. Es ließe sich allerdings ein peripherer Zusammenhang schließen, welchen der Blauendorn Euch an dieser Stelle gerne erleuchtet.

GS: Bitte, gerne. Erleuchtet uns.

MCvB: Der hesindianischen Tugenden folgend obliegt es mir, darauf zu verweisen, dass die Leserschaft sich allein auf Wissen und Gewissheit berufen darf, wenn eine These bezüglich der jüngsten Ereignisse um den genannten Flusssegler postuliert wird, sodass der pragmatischen Funktion einer sachlichen Beantwortung Eurer Frage folgend, der Blauendorn sich berufen fühlen muss, klarzustellen, dass die ´Concabella´ in keiner Weise von einer Wesenheit des Flusses und auch nicht in der Verantwortung des Flussvaters entführt wurde!

GS: Nicht?

MCvB: Nachdem der Blauendorn den Lesern in aller Kürze eine Richtigstellung der substantiellen Fehlinformation nachgekommen ist, verbleibt zu erklären, warum die Ereignisse sich in gewisser Weise eines Zusammenhanges ausbedingend erweisen. Um diesen Zusammenhang zu erfassen, sei auf die blauendorn´schen Forschungen der ursächlichen Variablen verwiesen, die bisweilen einen Höhepunkt im Abhandenkommen des Großen Flusses fand.

GS: Wie konnte es passieren, dass ein ganzer Fluss verschwindet?

MCvB: Der hesindeaffinen Leserschaft diesen Umstand zu erklären bedarf zuvorderst des Verweises auf die Auswirkungen des Sternenfall-Diskurses, eine wesentliche Variable. Neben den Auswirkungen, die sich unter den Zwölfgöttergläubigen in Schrecken, Unglauben und Unsicherheit ausprägen, was es bedeutet, wenn die Spitze des Schwertes der Rondra am Sternenhimmel abbricht, und abgesehen davon, was die klerikale Ordnung unseres fundamentalen Glaubens an Zerrüttung erfährt, sei dem Leser versichert, dass die Magiewissenschaft die mit Besorgnis aufgenommenen Umstände zu erforschen versucht und die Schlussfolgerung aus diesem Diskurs Besorgnis bestätigt.

GS: Ich fürchte, Ihr müsst für unsere Leser an dieser Stelle das mit dem Sternenfall noch einmal erläutern.

MCvB: Sehr wohl, denn Eure Furcht diesbezüglich ist nicht fehl am Platze! Der Blauendorn wird versuchen, es dem einfachen Geist verständlich darzustellen, indem dieser Magister das Sphärenmodell ähnlich den Schichten einer Zwiebel bemüht und seine These zu den Auswirkungen des Sphärenbebens, welches zum Fall der Sterne führt, erläutert: Dere wird durch die Kraft der sechs Elemente zusammengehalten – die Ebene der Erdkraft trennt unser Diesseits von den reinen Elementarkräften. Eine Ebene ist wie die feine, dünne Haut zwischen den Schichten einer Zwiebel, wobei ebenjene Schichten dieser Metapher folgend als Sphäre benannt werden. Man unterscheidet sieben Sphären. Neben dem Sphärenkern einer Urkraft, wird die Kraft der sechs Elemente als Zweite Sphäre definiert. Unser Diesseits des Lebens auf Dere kommt einer Dritten Sphäre gleich, während – getrennt durch die Ebene der Geister – die Vierte Sphäre als Totenreich gesetzt ist. Die Mauern Alverans können als Ebene zwischen dem Totenreich und den Göttern, der Fünften Sphäre, beschrieben werden. Weiter folgt die Ebene des Lichts, welche – an dieser Stelle ist das genaue Verständnis notwendig, um die Auswirkungen des Sternenfalls nachzuvollziehen – die Himmelskörper und somit die Sternenbilder unserer Götter zugeordnet werden muss. Ebenfalls darf nicht verschwiegen werden, dass das Chaos der siebtsphärischen Dämonen der Niederhöllen von der letzten Ebene abgeschirmt wird. Es ist also festzuhalten, dass dem Sinnbild einer Zwiebel folgend, alle sieben Sphären miteinander verbunden sind und gleichzeitig getrennt sind durch die Ebenen. Die Gesamtheit aller Ebenen nennt die Magiewissenschaft den Limbus. Es gibt Zugänge zum Limbus, sogenannte Gradienten – Tore! Eine Besonderheit unseres Diesseits besteht darin, dass es nicht allein eine Welt hier auf Dere gibt, sondern Gewiss ist, dass beispielsweise die Welten der Feenwesen, sogenannte Globulen, ebenfalls getrennt durch den Limbus, existieren und durch Gradienten zugänglich sind. Soweit sei es genüge getan, der profanen Leserschaft ein Verständnis der blauendorn´schen These zu ermöglichen! Und nun ganz einfach gesprochen: Man stelle sich also einen flachen Teller vor, nehme sieben Stücke eines Bratens und lasse eine Bratensoße den verbleibenden Tellerboden bedecken, dass eine feine aber gerade nicht durchscheinende Abgrenzung die Teile des Bratens voneinander trennt. Nun seien diesen Fleisches die sieben Sphären gleich getan und die Bratensoße sei der Limbus, welcher die Sphären voneinander trennt! Nehmen wir der Sechsten Sphären – dem Sternenwall – einige Teile der Sternenbilder, die als Beweis des Sphärenbebens beispielsweise über Havena zu Boden gekommen sind. Was geschieht? – Richtig: Der Limbus schließt die entstandenen Lücken! Aber: Die Schicht, die die Sphären voneinander trennt wird durchscheinend, da sie noch dünner wird! Außerdem muss man sich ein Beben der Sphären vorstellen, wie das Anstoßen des Tellers, sodass die Fleischstücke ihre Position verändern. – Das bedeutet, dass ehemalige Grenzen sich verschoben haben und die Schicht des Limbus, der die Sphären voneinander trennt, unter Umständen noch viel dünner geworden ist. Also: Der Nebel, welcher unsere Welt des Diesseits von den Feenwelten trennt, ist Teil des Limbus. Dieser Nebel ist dünner, durchlässiger geworden! – Und so ist es möglich gewesen, dass versehentlich von einem Neckerwesen ein Gradient geöffnet wurde, der den Großen Fluss in eine Feenglobule umgeleitet hat!

GS:…und damit eine Katastrophe auslöste, die bis nach Havena Auswirkungen hatte. Müssen wir uns Sorgen machen, dass so etwas wieder vorkommt?

MCvB: Wenn die Leserschaft der These folgen konnte, wird aufgegangen sein, dass Sorge vonnöten ist! Dass der Große Fluss nochmals in ein Feentor fließen wird, bedürfe eines Zufalls, den ich nicht auszuschließen vermag, welcher allerdings unwahrscheinlich ist. Vielmehr ist die Konsequenz der blauendorn´schen These Grund zur Besorgnis! – Wenn die Ebenen zwischen den Sphären schwächer geworden sind, der Limbus, welcher unsere Welt von den anderen Sphären abschirmt, dünner geworden ist, die Mauern Alverans geschwächt wurden, dann bedeutet dies, dass Beschwörungen von Wesenheiten der unterschiedlichen Sphären erheblich einfacher durchzuführen sind! In dieser Konsequenz sieht sich dieser Magus dazu verpflichtet präventiv darauf hinzuweisen, dass das Verschwinden des Großen Flusses ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass ebenso mächtige Wesenheiten der Siebten oder Vierten Sphäre – Dämonen und Geistwesen – in der Lage sein könnten, ihrerseits Zugang zu unserer Sphäre zu erlangen! Vielleicht ist das Aufkeimen einer Macht im Verborgenen sogar auf das Erstarken des Namenlosen, welcher an seinen Fesseln reißt, zurückzuführen!

GS: Das heißt, Ihr haltet es für möglich, dass der Namenlose am Ende für alles verantwortlich sein könnte?

MCvB: Unter Einbeziehung aller Fakten muss Eurer Hypothese Beachtung geschenkt werden! An dieser Stelle positioniert sich die Akademia dominationis Elenviniensis neben der Zwölfgöttlichen Ordnung des Klerus als Hoffnung im drohenden Sturm, sodass dieser Magister sich erneut in der Pflicht sieht, die Adelsgemeinschaft an ihre von den Göttern gegebene Aufgabe des Schutzes seiner Untergebenen zu erinnern und die Ausbildung verantwortungsbewusster Weißmagier an unserer Akademie zu fördern auffordert, damit ein Schutz wider den Namenlosen, wider der Geister und Dämonen verantwortet werden kann!

GS: Wie denkt Ihr persönlich darüber, dass das Gefolge des Flussvaters so mächtig ist? Was hält die Weiße Gilde oder die Akademie davon?

MCvB: Dem Blauendorn ist es von besonderer Bedeutung darauf hinzuweisen, dass eine Entität dieser Art ähnlich der Götter geachtet werden muss! – Aber der Mensch, da er des freien Willens von den Göttern bemächtigt ist, sich keineswegs der Unterwürfigkeit hinreißen lassen muss! In meinem Stand bedeutet wahre Macht, sich selbst zu beherrschen, nicht den einfachen Weg zu beschreiten. Mit Magie lässt sich Vieles ‚einfach‘ erwirken, erzwingen! – Doch wahre Macht ist es, wenn ein Gegenüber nicht einzuschätzen weiß, welcher Potenz der Blauendorn befähigt wäre, da der Magister seine Macht zu beherrschen weiß, ohne sich dieser hinzugeben. So ist der Flussvater eine Entität von Macht, da dem Feierlaunigen Herrn des Flusses niemand einzuschätzen vermag, wie groß sein Potenzial ist. Eure Frage bezog sich allerdings lediglich auf das Gefolge des Flussvaters. – Das Machtpotenzial der Neckerwesen sowie die Macht anderer Wesenheiten der Fluten besteht seit Anbeginn der Zeitrechnung unverändert. Zum Zwecke der Forschung muss der Blauendorn allerdings einräumen, dass magiewissenschaftliche Studien der Wirkungsweise freizauberischer Repräsentationen, wie das Wirken der Magie eines Flussdrachens, die Entwicklung und Innovation gildenmagischer Zauber zu beflügeln weiß! Eine Erforschung naturmagischer Phänomene wäre durchaus erstrebenswert! Vor allem der Schutz vor solchen Ausprägungen der Magie ist von ausdrücklicher Bedeutung für meine Fakultät. Als Magister meiner Akademie verspüre ich selbstverständlich konservative Strömungen der Gildenmitglieder, welche sich einer innovativen Haltung gegenüber reserviert verhalten und sich den Veränderungen verschließen. Mit meiner angestrebten Kandidatur einer Position als stellvertretende Spektabilität der Academia dominationis Elenviniensis wird der Blauendorn innovativen Forschergeist vergangener Zeiten in den Vordergrund rücken, um den Gefahren und Sorgen der Zukunft – gerade hinsichtlich der Untersuchung der Auswirkungen des Sphärenbebens – entgegenzutreten. Die Magiewissenschaft steht in der Pflicht, neben dem Klerus, der Zwölfgöttlichen Ordnung dem Adel beizustehen. Aus diesem Grunde steht auch die Große Weiße Gilde in der Pflicht, diese Säulen auf einem festen Fundament des Wissens, der Gewissheit zu begründen, sodass sich der Blauendorn berufen fühlen muss, seinen Einfluss für die Forschung und Lehre geltend zu machen und Verantwortung zu übernehmen!

GS: Stichwort Verantwortung. Ihr habt also Ambitionen auf das Amt der stellvertretenden Spektabilität, wie ich da gerade heraushören konnte? Meinen Respekt. – Weiß man in der Akademie schon von diesem Wunsch?

MCvB: Als Filius unserer ehrwürdigen Academia zu Elenvina steht der Blauendorn geradezu in der Verantwortung, gemäß dem magiewissenschaftlichen Erbe seiner Lehrmeisterin – Ihrer Spektabilität Ruane von Elenvina – der Akademie zu dienen. Es ist an der Zeit, aus dem gewichtigen Schatten einer herausragenden Vertreterin der Großen Weißen Gilde hervorzutreten, um Ihre Spektabilität
mit Wissen, Weisheit und Weitsicht darin zu unterstützen, der göttergegebenen Verantwortung der ehrwürdigen Academia nicht ausschließlich in Forschung und Lehre nachzukommen, sondern zugleich der gesellschaftlichen Verantwortung wider den aufziehenden Schatten einer ungewissen Zukunft aufrecht im Einklang mit Adel und Klerus für unsere geliebte Heimat – die Nordmarken – einzustehen! Selbstverständlich weiß man an der Akademie, dass der Blauendorn sich dieser Verantwortung gewachsen erwiesen hat und eine breite Unterstützung in dieser Sache zu erwarten hat. Insbesondere sei hervorgehoben, dass dieser Magister bereits wiederholt Ihre Spektabilität auf gesellschaftlichen Anlässen auf höchster Ebene vertritt und hervorragende Beziehungen pflegt. Eine Kandidatur des Blauendorn in den Stand der vertretenden Spektabilität möge die Leserschaft als einen deklaratorischen Akt erwarten.

GS: Im Namen der geneigten Leserschaft bedanken wir uns vielmals für die interessanten Einblicke und Eure wertvolle Zeit..

Traviabund im Märchenschloss

Königreich Garetien, Rondra 1042 BF: Eine prächtige Hochzeit feierte die garetische Adelsgesellschaft Anfang Rondra 1042 BF in der Grafschaft Waldstein, zu der auch einige hochangesehene Nordmärker anreisten. Denn der Bräutigam war niemand geringeres als der umtriebige Enkelsohn von Isora von Elenvina, Trisdhan Ulaman von Hartsteen, der lange Jahre in der etwas verschlafenen Herzogenstadt am Großen Fluss für einen Hauch von Anrüchigkeit und Aufregung sorgte.
Noch immer flüstern die Elenviner hinter vorgehaltener Hand über die Eskapaden des „Lüsternen Junkers“, wie der heutige Pfalzgraf von Kaiserlich Sertis bereits vor seiner Zeit als Vertreter des Hauses Hartsteen in der Verwaltungshauptstadt des Mittelreichs genannt wurde. Welche Dame soll er nicht alles um den Verstand gebracht haben, wenn es nach dem Geschwätz der Fischverkäuferinnen ginge. So mancher hochangesehene Name der Nordmärker Damenwelt – der nicht in dieser Postille genannt werden soll – wird amourös mit ihm in Verbindung gebracht, aber auch einfache Mägde und hübsche Gauklerinnen brüsten sich damit, in ihm einen zärtlichen Liebhaber gehabt zu haben – nur die Herrin Rahja wird wissen, wer die Wahrheit spricht, auch wenn unzählige Nordmärker Väter, Brüder und Ehemänner bei seiner Abreise erleichtert aufatmeten.
Nachdem der garetische Adlige seinem – völlig unrealistischen – Anspruch auf den Fürstenthron von Albernia öffentlich vor seinem Vetter Finnian entsagte, berief die Kaiserkrone ihn als Pfalzgraf als Nachfolger seines Vetters Hilbert von Hartsteen – einem korrupten Reichsrichter, der in die Verbannung geschickt worden war – auf die Kaiserpfalz Breitenhain im tiefsten Reichsforst. Die Ansprüche auf das frühere nordmärkische Lehen Klippag dagegen, welches nach dem tiefen Fall Isoras an ihre Schwester Idra und nicht an Trisdhans Mutter Emeralda vergeben wurde, hält der junge Pfalzgraf noch aufrecht und gedenkt nicht, sie lautlos und ohne Kompensation abzutreten.
Breitenhain, ein verwunschenes Märchenschloss mit vielen Türmchen und einem wunderschönen Rosengarten, droht von Jahr zu Jahr vom wuchernden Wald verschluckt zu werden. Als Kulisse aber für eine romantische Hochzeit zwischen dem prominenten Mitglied des garetischen Grafenhauses Hartsteen und einer garetischen Landadligen eignet sich die Pfalz hervorragend, auch wenn ein bemerkenswerter Todesfall das fröhliche Fest überschattete, auf dem auch zahlreiche Nordmärker Weggefährten anwesend waren.
Ysilt Grimwige von Wysberg, die manchem Gefolgsmann Isoras noch gut bekannte frühere Hauptfrau Isoras während des Albernia-Konflikts, wurde tot im Schlossgraben mit zertrümmertem Schädel am Morgen nach der Zeremonie gefunden. Auch wenn einzelne Stimmen hinter vorgehaltener Hand von einem Mordanschlag durch nachtragende Albernier munkelten, wollte Pfalzgraf Trisdhan keine öffentliche Anklage erheben, sondern sprach lediglich von einem schweren tödlichen Unfall. Er hege keinen Groll gegen seine albernischen Brüder und Schwestern, vor allem könne er es sich auf keinen Fall vorstellen, dass sein Vetter Finnian Kenntnis oder gar Urheber eines solchen feigen Mordanschlags sein könne.
Die anschließende Jagd, die den Adel tief in den verwunschenen Reichsforst führen sollte, begann daher mit einer gedämpften Stimmung, doch entwickelte sie sich schnell für manch einen Adligen, auch aus den Nordmarken, zu einem gefährlichen, aber auch wundersamen Abenteuer, von dem man noch lange sprechen wird.
Hesindiago Wagenknecht
Der Inhalt des abgedruckten Berichtes, entspricht der Meinung des verehrten Kollegen und spiegelt nicht die Ansichten und Meinung des Greifenspiegels wieder.

Vom ‚kleinen‘ Feldzug des Barons von Hlutharswacht wider dem Feinde in Schwarztobrien

Tälerort/Rabenmark, Spätsommer 1042 BF: Gleich drei Nordmärker Barone streiten für die Befreiung und Befriedung der Baronie Tälerorts, einem Landstrich östlich von Altzoll auf tobrischem Boden gelegen. Es waren Bande der Freundschaft unter welchen und für welche die Nordmärker in die Rabenmark kamen. Angeführt wird der fast 200 Kopf starke Heerzug von Baron Jost Verian von Sturmfels-Maurenbrecher zu Hlutharswacht. Er hatte ursprünglich zu dieser Reise aufgerufen, nachdem ihm bekannt geworden war, dass die Familie seines Dienstritters, des Baronets von Tälerort, Wunnemar von Geburten, selbst Götterläufe nach dem großen Feldzug der Kaiserin wider Haffax noch unter fauler Erde und ebenso faulem Gesindel leidet. An der Seite Baron Josts ritten dabei sein Bruder Baron Kunibald Gutbert Tsafelde-Sturmfels zu Trappfenfurten, und sein Schwiegervater, der Baron Rajodan von Keyserring zu Eisenstein. Ritters- und Kämpfervolk aus insgesamt 10 Baronien soll der Hlutharswachter hinter sich vereint haben. Dabei handelt es sich größtenteils um Einheiten, die noch nie zuvor miteinander gekämpft haben, und um Kontingente Adliger, die einfach nur Gefallen an der Idee dieses Feldzugs fanden und sich deswegen mit Truppen daran beteiligten, ohne die zu befreiende Baronie Tälerort oder das Haus Galebfurten persönlich zu kennen. Die Kunst, diese vielen verschiedenen Streiter zu einen, traut man dem Hlutharswachter wohl zu – hat er doch schon während des Haffaxfeldzugs anschaulich bewiesen, was er bei seiner Knappschaft in der Armee des berühmten horasischen Condottieres Zandor von Nervuk alles gelernt hat. So soll er ein exzellenter Taktiker sein, der auch ungewöhnlichen Methoden, sofern erfolgversprechend, offen gegenüber steht. Der Greifenspiegel konnte die Aufstellung des Hlutharswacht’schen Feldzuges in Erfahrung bringen, so finden sich unter den Reihen derer, die auszogen:
• etliche Ritterlanzen aus den Baronien Hlutharswacht, Eisenstein und Trappenfurten
• Streiter der Häuser Weitenfeld, Heiternacht und Sindelsaum
• ein Banner Streiter allein aus der Baronie Meilingen
• eine kopfstarke Truppe des Gratenfelser Landtvogts Melcher von Ibenburg unter der Führung seiner Gemahlin Orina von Bregelsaum
• der Orgilsbund mit jungen Rittern der Häuser Altenwein, Kranickteich, Landwacht, Plötzbogen, Schwarzen Quell und Schwertleihe
• Das Haus Galebfurten stellt zwei Dutzend Langbogenschützen unter der Führung von Junkerin Jolenta
• Magische Unterstützer sind der Hofmagus des Barons, Rhys Gwenlian, der Elenviner Magister Corvinius von Blauendorn und die in Adelskreisen bekannte Magistra Circe ter Greven
• Einige Göttergeweihte ergänzen den Zug, u.a. Diener des Praios und Ingerimm
• Auch aus den Reihen der Angroschim sind etliche kampfstarke Arme zu vermelden, ist doch der Baron von Hlutharswacht gut mit Oberst Dwarosch vom Herzoglich-Eisenwalder Garderegimentes ‚Ingerimms Hammer‘ bekannt.
• Ebenfalls beteiligt sich die zwergische Plättnerzunft aus Hlutharsruh und stellt fachkundige Gesellen für alles Rüstbare.
Die Versorgung hat Baron Jost vertrauensvoll in die Hände seines jungen Dienstmannen Wunnemar von Galebfurten gelegt, um dessen Erbe es bei diesem Aufmarsch geht. Möge Rondra mit allen Streitern sein!
Praiodane Steinebach

Von Nordmärkern und Weidenern

Aus dem Tagebuch des Traviageweihten Vieskar von Sturmfels-Maurenbrecher

Der Blauenburger hier, der Blauenburger da. Nach ihm werden Straßen, Käsesorten und Kinder benannt. Zumindest in Weiden. Denn, liebste Lieska, dort kommt man nicht von einem Händlerstand zum nächsten, ohne diesen Namen in Ehrfurcht und kumpelhafter den-kenn-ich-auch-Manier erwähnt zu hören.
Aber der Reihe nach. Wie Du Dich aus meinen vorherigen Erzählungen erinnerst, musste ich eine Bußreise ins weit im Norden Aventuriens gelegene Travingen antreten. Du weißt schon, wegen des gebrochenen Versprechens einer Beichte während der aufregenden Tage in Rommilys. Also bin ich nach der katastrophalen Hochzeit meines Vetters Josts, mit der jungen Baronin von Rickenhausen, Thalissa di Triavus, und Rahjan Bader, meinem Freund, dem Eisensteiner Rahjageweihter, die mich als Pilger begleiten wollten, im Praios aufgebrochen. Natürlich zu Fuß, und natürlich haben wir nur dort Gastung genommen, wo sie uns in Travias Namen angeboten wurde. Das hat der jungen Hochgeboren natürlich am Anfang überhaupt nicht geschmeckt, war sie doch andere Arten von Unterkünften und Verpflegung gewöhnt. Auch Rahjan hat die Reise einiges abverlangt, musste er sich doch arg zügeln in seiner Zügellosigkeit. Es gab deshalb auch einige peinliche Momente, wenn er seinen Lüsten nachgeben musste – er hat es mir als inneren Zwang beschrieben, bevor ich weghören konnte, und naja, du weißt schon, sich erleichtert hatte. Das sei nun mal seine Art des Gebetes, und zumindest das müsse ich ihm lassen. Wie Du Dir vorstellen kannst war die Reise Tag für Tag eine Herausforderung. Luxusprobleme hier, Lustprobleme da, und das für viele, viele Meilen.
Wir schafften es immerhin kurz vor dem Winter in Travingen anzukommen und lange vor dem Goldenen Ei zu beten. Dann mussten wir uns in der Grünen Ebene einquartieren, denn die Pässe waren ja nicht begehbar. Deshalb war es auch erst im späten Winter 1042, dass wir die Rückreise antreten konnten und im Phex mit Trallop wieder die „Zivilisation“ erreichten – zumindest drückten es meine beiden Begleiter so aus. Da war gerade die große Warenmesse, und wir beschlossen, für einige Tage da zu bleiben, um unterschiedliche Besorgungen zu erledigen. Doch am Tag der Pferdevorführungen, wohl eine Art lokaler Festtag, drehten die Tiere plötzlich durch und verletzten viele Zuschauer. Aber ehrlich, diese Trallopper Riesen sind schon gewaltige Pferde. Wo die hintreten, wächst wirklich kein Gras mehr und Knochen brechen wie Strohhalme im Sommer. Ich kann schon verstehen, warum die bei Rittern so beliebt sind. Auch sind mir viele Frauen aufgefallen, die geholfen haben, und irgendwie waren dann viele Katzen, Raben und sogar Kröten auf dem Platz zu sehen. Eine seltsame Tierverehrung haben die Weidener. Ich habe das noch nicht wirklich verstanden, erst viel später wurde mir bewusst, dass dies wohl alles Hexen waren!
Was mich noch zu einem weiteren erzählenswerten Punkt bringt. Bis zu meiner Reise kannte ich eigentlich keine Weidener, und wusste von ihrem Leben in der Mittnacht kaum etwas. Nach einigen Tagen dort meinte ich dann, sie wären nicht arg anders als wir Nordmärker. Fleißig, götterfürchtig und geradlinig. Also viel eher Brüder und Schwestern als, sagen wir, die Almadaner. Wie sollte ich mich täuschen.
Am nächsten Tag, nach den durchgehenden Gäulen, wollte ich dann für unseren Tempel in Hlûtharsruh einige Dinge kaufen: vornehmlich einen großen Kessel für das Herdfeuer, den ich bei einem Stand gesehen hatte. Dort beriet mich eine sehr umfangreiche Frau und zeigte mir ebenso umfangreiche Kochtöpfe. Zwischendrein tätschelte sie eine ebenso große Kröte – wie gesagt, ich dachte da noch, dass die Weidener einfach sehr tierlieb seien. Ich kaufte also einen riesigen Kessel, da bat mich die Händlerin, dem Peraine-Kloster bei Nachforschungen zu helfen. Es sei etwas Seltsames in den herzöglichen Ställen passiert. Auch sorge sie sich um einige ihrer Schwestern, die der Sache schon auf eigener Faust nachgegangen seien. Natürlich konnte ich die Sorge um Familienmitglieder verstehen, vor allem wenn es eine so große Familie war. Auch musste ich an Ivetta denken, und dass sie sicher helfen würde, wenn sie hier wäre. Also habe ich zugesagt, und bin mit einigen Zufallsbekanntschaften, die ich während dem Markt kennengelernt hatte, losgezogen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Was war mit den Pferden los gewesen?
Was dann folgte, war recht verwirrend, und bis heute habe ich glaube ich noch nicht alles verstanden. Nach Gesprächen mit Pferdeknechten, Oberknechten, Unterknechten, Peraine-Priestern, Stallmeistern und noch anderen Knechten und Meistern fanden wir im Futter versteckt verderbte jenseitige Substanzen. Unheilig! Diese hatten wohl die Pferde verrückt gemacht. Es gab dann noch eine Spur zu einem Rittergut zwei Tage entfernt von Trallop, also wappneten wir uns für eine Reise. Doch vorher wollte ich natürlich erst den Beistand des Götterfürsten erbitten. Ich erlebte ja die Geweihten des Herrn Praios während dem Feldzug als hell leuchtende Bastion gegen die Finsternis, und so verkündete ich, dass ich den Tempel des Herrn des Lichts aufsuchen wollte. Doch Lieska, ich erntete ein solches Unverständnis von meinen Bekannten, dass mir schon ganz anders wurde. Sie fragten mich dann auch noch allen Ernstes, was ich denn dort wolle! Es gäbe da nur einen alten Geweihten, keine Bannstrahlritter oder kampfestüchtige Sonnenlegionäre. Wenn man in Weiden Hilfe bräuchte gegen finstere Umtriebe, dann solle ich in einen Rondra-Tempel gehen. Gut, dachte ich mir, wenn dem hier so ist, dann geh mal in den Tempel der Sturmherrin und schau, was dich erwartet. Aber Lieska, ohje, ich war doch schon arg enttäuscht über das, was mir angetragen wurde. Dort schien man zuerst erbost darüber, dass wir im Firun-Tempel, der einfach auf dem Weg lag, auch schon bescheid gegeben hatten. Das fand ich bereits sehr merkwürdig. Doch als ich dann um Begleitung fragte, eben ganz so als wäre dies ein Praios-Tempel in den Nordmarken, da sagte man mir doch tatsächlich, dass ich erst allein mit meinen Begleitern nach der Quelle der jenseitigen Verderbnis suchen solle. Und, wenn wir etwas finden würden, dann könnte die Kirche, die von sich behauptet, Schwert und Schild der Kirchen zu sein, helfen. Ich war so perplex, dass kannst Du Dir nicht vorstellen. Dieser Geweihte der Sturmherrin wollte also einen Geweihten der Gans, der ihn um Hilfe bat, ohne kampferprobte kirchliche Hilfe losschicken! Er verwies mich auf meinen beiden ritterlichen Begleiter und meinte, die würden schon mit allem zurechtkommen. Natürlich! Ich habe ja gesehen, wie viel Ritter gegen jenseitige Bedrohungen ausrichten können. Wenig bis nichts! Dieser Geweihte war wohl nicht beim Feldzug gegen Mendena dabei, sonst hätte er mich verstanden. Naja, es kann sein, dass meine Hitzköpfigkeit wieder etwas überhandnahm und ich ein wenig lauter wurde, aber am Ende hat er mich dann aus seinem Tempel geworfen.
Du siehst, also, die Weidener und die Nordmärker sind sich doch überhaupt nicht ähnlich! Denn wenn ich daheim um Hilfe gebeten hätte, gleich ob im Praios- oder Rondra-Tempel, keine der wehrhaften Kirchen hätte einen waffenlosen Diener der Travia-Kirche allein losziehen lassen! Unerhört!
Wir sind dann also unter Travias großem Reisesegen so aufgebrochen, zwei tapfere Ritter aus Weiden, ein Geweihter des Firun und eine Elfe. Letztere sind hier auch recht verbreitet, mehr als bei uns, und sie verhalten sich genauso seltsam, wie die Geschichten über sie erzählen. Und jetzt wurde alles erst recht komisch.
Der Ritter, von dem die Säcke mit dem verdorbenen Futter stammten, erwies sich als unschuldig und war sehr erbost von den höflichen Fragen, die wir ihm stellten. Dann tauchte noch seine Schwester auf, die etwas von einer abgestürzten Hexe im Wald erzählte. Schulterzuckend sind wir dann in den Wald geritten (nachdem der Ritter unsere Pferde wieder rausgerückt hatte), denn, was sollten wir auch sonst machen. Die Hexe war schwer verletzt und ist von Schurken, wohl zwei Druiden aus dem Schwarztobrischen, vom Besen geschossen worden. Wir sollten ihrem Raben folgen, meinte sie, denn es sei alles noch viel schlimmer als gedacht. Da ist mir doch arg das Herz in die Hose gerutscht, als sie Bösewichte aus Finstertobrien erwähnte. Arg musste ich an die Schlacht in Eslamsbrück denken, bei der Du aus meinen Leben gerissen wurdest, und Furcht packte mich. Und kein Rondrianer, der mir Mut machen konnte, weit und breit. Auch kannte ich keinen der Weidener so gut, um mich ihnen mit meinen Nöten anzuvertrauen, also kämpfte ich diesen Kampf in meinem Innern allein.
Wir reisten tiefer und tiefer durch Wald und Wiese, bis wir an einen Fluss gelangten. Dort trafen wir dann auf andere Streiter Weidens, die etwas von einer Bedrohung gegen diese Fee Pandlaril erzählten. So wie ich das verstanden hatte, musste diese Fee wohl eine Schwester unseres Flussvaters sein, die von Kräften des Gegenherzogs Arngrimm angegriffen werden würde. Wir vereinten uns dann und fanden einen unheiligen Ritualort, wo hinter Hecken und seltsamen Wassern finstere Dinge geschahen. Und, weil ich es eingangs erwähnte, dort lernte ich dann endlich diesen überpräsenten Blauenburger Ritter kennen. Ein ganz liebenswerter Kerl befand ich, so nach kurzer Vorstellung.
Aber zurück zur Schlacht. Denn eine solche begann, aufgeteilt auf beide Flussufer kämpften wir uns durch und gegen die Feinde, um aufzuhalten, was immer sie da anstellten. Ich rief dann, in Gedenken an Rahjan, einen großen Segen der harmonischen Rahja auf alle herab – um gegen die Dunkelheit, wenn schon nicht Praios gleißendes Licht, dann wenigstens Rahjas und Travias heimelig berauschenden Feuerschein entgegen zu setzen. Die beiden Weidener Ritter wollten dann mit dem Kopf durch eine Dornenhecke, während eine Hexe, die ich interessanterweise schon aus Rommilys kannte, einfach darüber flog. Ich hangelte mich ebenso einfach am Fluss um die Hecke herum und so standen wir beiden Nichtkämpfer einem finsteren Druiden, einem hammerschwingenden Söldner und komischen Wurzelwesen entgegen. Denn die vielgerühmten Weidener Ritter und der Firun-Geweihte kämpften mit der Hecke, und der Elf kletterte auf einen Baum. Oh, das war knapp! Irgendwann hing ich mit meinem ganzen Gewicht und mit der Verzweiflung des Nichtkämpfers am Kriegshammer des bösen Söldners und versuchte zu verhindern, dass er mich damit einfach totschlug. Aus diesem Grund trage ich jetzt auf Reisen und anderen Veranstaltungen metallene Armschienen unter meinem Gewand. Denn ohne will ich keinem Kämpfer mehr gegenüberstehen müssen.
Naja, irgendwann haben es die drei Nahkämpfer dann doch durch die Hecke geschafft (das erste was ich sah, war die Nase eines arg ramponierten Pferdes!) und die Hexe und ich wurden gerettet. Doch der Druide, der dann auch bald zu Boden sank, konnte wohl noch im letzten Atemzug seine Formel beenden und in einen großen Baum fuhr unheiliges und verderbtes Leben! Er erwachte und stapfte mit gewaltigem Gebrüll zum Fluss, um dort irgendetwas Widerliches zu tun. Nur dank dem Segen der Herrin Rahja und Travia war die Furcht, welche der Anblick dieses dämonischen Baumes in mein Herz pflanzen wollte, beherrschbar und alle kämpften bald gegen die schwarze Borke.
Irgendwie, wohl mit Hilfe des Herren Phex, gelang es den Kämpfer Weidens den Baum zu fällen. Ein Biber erschien und verkündete, dass wir siegreich waren und der Schwester des Flussvaters erfolgreich geholfen hatten. Später erschien diese auch noch in einem Traum und bedankte sich bei mir. Das Weiden und seine Tierwelt.
Tja, und dann sind wir auch schon wieder gen Heimat aufgebrochen. Keine hohen Empfänge oder gar eine Entschuldigung der Rondra-Kirche. Und ich hatte doch gehofft, zumindest einmal diese Herzogin Weidens kennen zu lernen, so als Dank dafür, dass wir das Herz Weidens gerettet hatten. Am Ende war ich so froh wie nie zu vor, endlich wieder guten nordmärkischen Boden unter den Füßen zu haben.
Vielleicht sollte ich tatsächlich demnächst mal Almada besuchen, um zu sehen, wie nah oder fern wir uns denn stehen.
Bis dahin, sei Dir vielmals meiner Liebe versichert. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem wir uns in Travias Heim dereinst wieder sehen werden.
Dein Vieskar

Eisensteiner Ritter heiratet ins albernische Haus Herlogan ein.

Niederhoningen/Albernia, Travia 1042 BF: Am 14. Travia fand auf Schloss Andoain in der albernischen Baronie Niederhoningen nahe der nordmärker Grenze eine bemerkenswerte Doppelhochzeit statt: Sowohl Baron Ordhan Herlogan als auch seine erstgeborene Tochter Ciria gingen noch einmal einen Travia-Bund ein. Der Niederhoninger Baron heiratete Harlindis Unnia vom Berg, Baroness Ciria Herlogan den aus der Baronie Eisenstein stammenden Ritter Kilian Adlerkralle von Rickenbach.
Das Haus Herlogan ist in den Nordmarken durchaus ein Begriff. Sowohl im Bürgerkrieg als auch im Unabhängigkeitskrieg hatte Ordhan Herlogan sich auf die Seite der Isora Ulaman von Elenvina geschlagen. Die Baronie Niederhoningen gehört zudem zu einer der östlichen Ländereien des Fürstentums und grenzt im Norden an Tommelsbeuge sowie im Osten an Witzichenberg und Schweinsfold. Die Hochzeit des Barons mit Frau Harlindis stärkt die Bande des Hauses Herlogan in die Nordmarken, aber auch ins gesamte Reich, ist doch das Haus vom Berg eines der ältesten, mächtigsten und weit verzweigtesten des Heiligen Neuen Kaiserreichs vom Greifenthron zu Gareth.
Auch die zweite Hochzeit, die der seit einem Jahr geschiedenen Frau Ciria mit dem Edlen von Caerbroch, Kilian Adlerkralle von Rickenbach, könnte als Annäherung der Herlogans an die Nachbarprovinz gedeutet werden. Der Bräutigam, der seinerzeit als Knappe gemeinsam mit Hochgeboren Ciria Baron Ungolf vom Berg zum Berg auf Berg gedient hatte, stammt aus dem sehr rondragläubigen Haus Rickenbach, das es insbesondere durch die Pferdezucht zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat und zu den alten Nordmärker Rittergeschlechtern zählt.
Doch auch diese Hochadelshochzeit birgt einige Tatsachen spekulativen Interesses. So bestehen etwa Verwerfungen zwischen dem Haus vom Berg und dem Haus Stepahan, seit der heutige Bredenhager Graf Arlan Stepahan das Verlöbnis mit Frau Harlindis vor einigen Jahren löste. Weiterhin gilt das Haus vom Berg vielen derer, die in den Kriegen auf albernischer Seite standen, als Inbegriff des Feindes. Ebenfalls brisant ist die Tatsache, dass die Mutter des Herrn Kilian, Miranee von Rickenbach, der Vogtslinie des Hauses Bennain entstammt und Herr Kilian somit nicht nur Onkel der albernischen Baronin Marhada ni Bennain zu Hohelucht ist, sondern auch ein entfernter Verwandter des Fürsten.
Ob nun ein Nordmärker Turnierritter, der erst zwei Monde vor der Hochzeit von seiner eigenen Nichte mit einem kleinen Edlengut in Albernia belehnt worden ist, eine angemessene Partie für die Erbin eines der vier ältesten Adels-Geschlechter Albernias sei, darüber gibt es in den traditionalistischen Häusern des Fürstentums eine wenig zweideutige Antwort. Dennoch gibt es auch Stimmen, die sagen, ein so rondragläubiger Mann, dessen Vater und ältere Schwester der Sturmherrin geweiht gewesen seien, sei sicher genau der richtige Gemahl für die als sehr rondragläubig geltende einstige Rittmeisterin der Honinger Grafengarde. Und immerhin habe Rondra selbst ihn aus einer Reihe von Bewerbern ausgewählt, errang er doch bei einem Turnier um die Hand Frau Cirias den Sieg und somit dieselbe zur Braut. Romantische Seelen schwärmen gar, hier habe die Schöne Göttin den Sieg über Tradition und Heiratspolitik davongetragen. Sei der Herr Kilian nicht eine heimliche Jugendliebe der Baroness aus gemeinsamer Nordmärker Zeit? Habe der Bräutigam, der lange Jahre an der Seite einer vor einigen Jahren verstorbenen Rahjani verbracht haben soll, das unberührte Herz der pflichtbewussten Rittmeisterin a. D. nicht jetzt schon erweicht? Weitere erkennen in dem Turnier, das Ciria Herlogan selbst um ihre Hand ausrief, einen geschickten Streich der Baroness gegen ihren als unerbittlich und beinahe tyrannisch geltenden Vater, sich seiner Einflussnahme zu entziehen. Sicher ist, dass Ordhan Herlogan wünschte, seine Erstgeborene an einen anderen zu verheiraten. Nun wird es also ein Nordmärker Adelsspross sein, der später mal als Baronsgemahl an der Seite Frau Cirias über die Lande Niederhoningens herrschen wird.
Keara Lenahan von der Havena Fanfare, Praiodane Steinebach